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         Kapitel 7: ...und viel Blut wird die Erde tränken. 
        Karboda 08.05.2001 07:23 Uhr 
Am nächsten Morgen kehrten Mattscho und Scully mit einem halben Dutzend 
  Guerilleros zurück. Nach einer kurzen Begrüßung wurden alle 
  Söldner ins Hauptquartier gerufen, wo ein großer Teller mit Sandwichs 
  auf die hungrigen Leute wartete. Während sie aßen berichtete Mattscho 
  über seine Arbeit.  
  "Also zum Status der Basis, ich hab die Angriffsfahrzeuge überprüft, 
  jedes der Maschinengewehre ist mit 1000 Schuss geladen und die Fahrzeuge sind 
  komplett aufgetankt. Danach sind wir beide, Scully und ich mit den Rebellen 
  nach draußen gefahren, um die Sicherheit der Basis zu überprüfen. 
  Um diese ist es eher schlecht gestellt. Die Stellung an der Schlucht beim Eingang 
  ist Müll, da muss komplett neu gegraben werden, dort will ich das HK21E 
  hinhaben. An den Berghängen habe ich zwei Sniperstellungen ausgesucht, 
  von wo wir angreifende Gegner frontal beschießen können. Auch müssen 
  wir einige weitere Beobachtungsposten in der Umgebung ansiedeln, um bei einem 
  Angriff frühzeitig gewarnt zu werden," er nahm eine Karte hervor und 
  zeigte auf verschiedene Punkte, "hier, hier und hier jeweils eine Zweimannstellung 
  mit Funk die uns warnen können. Dann hier," er zeigte auf einen anderen 
  Punkt, "und hier zwei Scharfschützenteams im Falle eines Angriffs, 
  sowie hier und hier zwei Bazookastellungen, falls die Gegner mit schwerem Geschütz 
  kommen. Ich schlage vor, dass wir das so schnell wie möglich tun, da unsere 
  Sicherheit zur Zeit ziemlich gering ist. General, weisen sie ihre Männer 
  an hier am Eingang die Stellung zu graben, 150 cm tief, und eine feste Sandsackbarriere 
  davor sowie ein getarntes Dach, damit man die Stellung nicht sofort erkennt. 
  Ich werde die Arbeit beaufsichtigen und brauche dafür ein halbes Dutzend 
  Männer, schickt dann die weiteren Posten auf ihre Stellungen. Das wäre 
  alles." 
  Als er geendet hatte, gab der General sofort die nötigen Befehle, Phoenix 
  ging Longrifle besuchen, dem es bereits weitaus besser ging. Er ließ sich 
  von seinem Schüler den neuesten Stand ihres Krieges berichten, denn es 
  war Krieg den sie jetzt hier führten. Krieg, Hassobjekt aller normalen 
  Menschen, so glaubten diese jedenfalls, und Lebensunterhalt der Söldner, 
  ihr tägliches Brot, so wie andere Menschen täglich den Zug zur Arbeit 
  nahmen, schulterten sie täglich ihre Waffe. So wie andere Menschen täglich 
  ihrer Arbeit nachgingen so zerstörten sie täglich menschliches Leben. 
  Von Moral war den meisten nicht mehr viel geblieben, denn Gefühle waren 
  hier eine Last, bedeuteten sogar manchmal den Tod. Routine? Routine war tödlich. 
  Mitgefühl? Mitgefühl war noch tödlicher. Zögern? Zögern 
  war ebenso tödlich, genau wie Unaufmerksamkeit, Dummheit! Hass und Grausamkeit 
  retteten ihnen täglich das Leben. Sie waren abgestumpft! Wer einmal die 
  Wirkung einer Granate gesehen hat, verliert einen Teil seiner Gefühle. 
  Und mit jedem Toten verloren sie einen weiteren Teil der Gefühle, bis sie 
  leer waren bis nichts mehr da war. Nur noch leere Hülsen, in denen grausame 
  gefährliche Killermaschinen lauerten ohne Moral ohne Gefühl. Das waren 
  sie, nichts mehr und nichts weniger. Wer gab ihnen das Recht so zu sein, das 
  zu tun? Wer machte solche Menschen wie sie? Wie kam es zustande dass die zivilisierte 
  Menschheit solche Geschöpfe der Grausamkeit zuließ? Und auf diese 
  Fragen gab es nur eine Antwort. Es lag im Blut der Menschen Krieg zu führen, 
  grausam zu sein, immer mehr Macht zu wollen und das alles nur um seine Gene 
  weiterzugeben, das war das schlussendliche Ziel all dieser Gewalt. Seinen Nachkommen 
  so viel Macht wie möglich zu geben damit diese die besten Überlebenschancen 
  hatten und so auch sie die Gene weitergeben konnten. Und deshalb gab es Krieg, 
  und Krieg bedeutete Soldaten, in ihrem Fall Söldner, und da kamen sie ins 
  Spiel. Schlussendlich waren sie nur hier, damit machthungrige Menschen ihre 
  Gene weitergeben konnten. Der Urinstinkt des Menschen hatte sie geschaffen und 
  nichts, gar nichts würde das jemals ändern können. Es würde 
  immer solche geben wie sie. Nichts konnte sie ausrotten, denn nichts konnte 
  den ersten aller Urinstinkte auslöschen. Ein schlauer Mann sagte einmal: 
Kriege sind die Wunden dieser Welt, 
  Söldner sind das Salz in diesen Wunden... 
Dieser Tag war geprägt von den Arbeiten an den Verteidigungsstellungen. 
  Phoenix besuchte Mattscho am Nachmittag um sich mit ihm zu unterhalten. Jetzt 
  wo Longrifle ausgefallen war, wollte Phoenix Mattscho seinen Plan zeigen. Er 
  hatte am Morgen einige Skizzen von der Hauptbasis gezeichnet.  
  "Welche Strategie schlägst du vor?" fragte Phoenix den älteren 
  und größeren Söldner. 
  "Ein Frontalangriff wäre wohl nicht zu empfehlen, wir müssen 
  uns in mehrere Glieder aufteilen um dann mit verschiedenen Trupps anzugreifen. 
  Zuerst ein Schleicherteam über eine der Mauern in die Basis bringen. Dieses 
  wird einige Sprengladungen legen, und dann diese MG-Stellung an diesem Eingang 
  erledigen. Die andere Stellung wird durch einen Trupp Scharfschützen ausgeschaltet. 
  Und das dritte Team setzt sich in die Angriffsfahrzeuge und stürmt dann, 
  wenn die Verwirrung am größten ist. Wenn wir uns gut koordinieren 
  und den Überraschungseffekt komplett ausnützen haben wir eine Chance. 
  Was meinst du?" 
  "Respekt, darauf wäre ich nicht gekommen, aber wir müssen warten 
  bis die zwei nächsten Söldner hier angekommen sind, denn zur Zeit 
  haben wir nicht genug Leute. Auch werden wir wohl einige Rebellen als Verstärkung 
  mitnehmen. Lassen wir uns den Plan noch mal durch den Kopf gehen, dann finden 
  wir vielleicht noch Fehler, aber das hat noch Zeit." 
  Mattscho nahm seinen Muntermacher aus der Tasche, trank einen tiefen Schluck 
  und bot Phoenix dann die Flasche an. Dieser nahm sie skeptisch entgegen und 
  nahm dann einen Schluck von dem starken Getränk. Er hustete kurz auf, rang 
  nach Atem und blickte dann Mattscho entsetzt an, während ihm eine Träne 
  aus dem Auge lief: 
  "Was ist denn das für ein Teufelszeug? Wohl selbst gebraut oder was?" 
  Mattscho grinste ihn bloß an und nahm einen weiteren Schluck. Sein Muntermacher 
  hatte bisher jeden von den Füßen gehauen. 
 
  Karboda 09.05.2001 06:14 Uhr 
Ihre Tür wurde aufgerissen und eine aufgeregte Stimme brüllte ins 
  Zimmer: 
  "Alarm! Wir werden angegriffen!" Dann war er auch schon verschwunden, 
  mehr war auch nicht nötig um die beiden Söldner zu wecken. Phoenix 
  sprang aus dem Bett und zog sich blitzschnell seine Hose und die Kampfweste 
  über. Mit rekordverdächtiger Zeit hatte er die Stiefel geschnürt. 
  Fast gleichzeitig mit ihm wurde Mattscho fertig, der im gleichen Zimmer geschlafen 
  hatte, da Longrifle ja auf der Krankenstation lag. Im Hinauslaufen riss Phoenix 
  die P229 aus dem Gürtel und entsicherte sie. Das Lager war zu einem Ameisenhaufen 
  geworden, überall sah man Männer umherrennen, Munition oder Waffen 
  schleppend. Die Söldner sammelten sich vor dem Lager, wo der General bereits 
  seine Befehle brüllte. 
  "Was ist los?" fragte Mattscho. 
  "Die Truppen kommen! Vor ein paar Augenblicken wurden sie fünfzehn 
  Minuten von hier entfernt gesichtet, die Beobachtungsposten haben gute Arbeit 
  geleistet. Wir schätzen mit 80 Gegnern, und mehreren gepanzerten Personentransportern, 
  aber keine Panzer. Sucht euch eure Waffen und verteilt euch dann, los, los, 
  los!" 
  Alle blickten Mattscho an, dieser hatte das Kommando übernommen. Er hatte 
  die meiste Erfahrung und war sowieso nach Longrifle inoffizieller Anführer, 
  er überlegte kurz dann schossen seine Befehle hervor. 
  "Longrifle ist noch nicht einsatzbereit, Scheiße, Skye mit Phoenix, 
  ihr nehmt die linke Sniperposition ein. Master, Thor, rechts. Phoenix das ist 
  dein Kommando, du bist mein Auge und Ohr, entscheide selbst wenn es angebracht 
  ist! Ich nehme mir zwei Rebellen und bin im Bunker bei der HK21E. Scully, du 
  führst die Bodentruppen falls wir ausfallen müssen." Jeder riss 
  seine Waffen an sich. Dann ging es los. Die Söldner stürmten zu ihren 
  Stellungen. 
"Mattscho, bin in Position, das MG ist besetzt," ertönte die 
  angespannte Stimme aus den Kopfhörern. Mattscho befahl einem der Rebellen, 
  Lago, ihm beim Nachladen zu helfen, der Andere sollte sie decken. Lago nahm 
  mehrere Patronengurte aus einer großen Kiste und lud den Ersten in das 
  LMG. Dann bereitete er sein eigenes AKM vor und lehnte es an die Wand. Der andere 
  Rebell tat das gleiche. Auch Mattscho prüfte noch einmal sein G11 und das 
  LMG. 
  "Mattscho, wir sind bereit, wie steht es mit euch." 
  "Scully, bin bereit, habe einen Trupp von dreißig Männern hier 
  um das Lager zu verteidigen." 
  "Phoenix, haben unsere Stelle fast erreicht." 
  "Thor, gebt uns noch zwei Minuten." 
  "Hier Vorposten Gamma, Truppen treffen in drei Minuten beim Lager ein, 
  haben uns noch nicht bemerkt, alle Beobachtungstruppen haben Stellung hinter 
  den Soldaten bezogen, erwarten Angriffsbefehl." 
  "Hier Fandal, negativ, wiederhole negativ, erst bei Befehl angreifen. Ruhig 
  Jungs, wartet bis die Söldner alle in Stellung sind." 
Der junge Rebell hörte den Befehl. Einen kurzen Augenblick später 
  wurde ihm seine Dummheit bewusst. Wenn sie jetzt angegriffen hätten, wäre 
  der Überraschungseffekt verloren gegangen und sie wohl nur noch zersiebte 
  Fleischklumpen gewesen. Niemand schien sie bis jetzt bemerkt zu haben, vor ihnen 
  noch immer der sich schnell weiterbewegende Tross, die Soldaten gingen in einer 
  losen Formation, unruhig und besorgt musterten sie die Gegend vor und seitlich 
  von ihnen, aber niemand schaute nach hinten. Der Rebell blickte seinen Kameraden 
  an, dieser schaute zurück, in seinem Blick lag Angst, Wut, Unsicherheit, 
  und er wusste dass er selbst nicht besser aussah. Ein weiterer Blick durch das 
  Fernglas bestätigte seine Vermutungen, seitlich der Truppen waren jeweils 
  zwei einzelne Soldaten unterwegs. Der Rebell gab einen kurzen Funkspruch an 
  den General ab, um ihm die derzeitige Lage zu berichten. Dann schlichen sie 
  weiter, manchmal konnten sie links oder rechts eine kurze Bewegung sehen. Das 
  waren die anderen Rebellen die mit ihnen beobachtet hatten. Er selbst war so 
  angespannt das seine Finger bereits vor Stress zitterten. Das war ein ganz anderer 
  Krieg den sie jetzt führten, bis jetzt hatten sie bloß aus dem Hinterhalt 
  auf Patrouillen geschossen oder Minen und Molotowcocktails benutzt, um Lastwagen 
  zu zerstören. Aber dieser Kampf hatte nichts mehr mit ihren vorigen Aktionen 
  gemeinsam, das hier war Krieg geworden, richtiger Krieg und er wusste nicht, 
  ob er dazu bereit war. Er hatte bereits drei Männer getötet, aber 
  davon waren zwei durch eine Panzermine gestorben, und den Anderen hatte er aus 
  dreihundert Meter durch einen Glückstreffer getötet. Aber jetzt begann 
  der Krieg. Wie würde er reagieren, würde er standhaft bleiben und 
  seinen Freunden helfen? Oder würde er sich ängstlich verkriechen und 
  zitternd warten, dass die Schlacht vorüber war? Er konnte sich darauf keine 
  Antwort geben, auch fragte er sich was aus ihm werden würde, wenn er hier 
  anfing Menschen zu töten, vielleicht sogar im Nahkampf, dem brutalsten 
  Kampf den es gab. Er wusste, dass er für eine gute Sache kämpfte, 
  aber so sicher war er sich darüber auch nicht mehr.  
  Sein Kamerad, der neben ihm schlich hatte ganz andere Gedanken, in ihm war nur 
  Hass und Rache. Seine Familie war wegen diesen Leuten gestorben. Nichts, rein 
  gar nichts konnte ihm beweisen dass er nicht das Recht hatte diese Menschen 
  zu töten, auch wenn sie seine Familie getötet hatten. Aber welche 
  Rechte gab es in einem Krieg? Keine! Er erinnerte sich mit Schrecken an diese 
  Nacht, als sie kamen, seine Frau und seine fünfzehnjährige Tochter... 
  vergewaltigt von fünf solchen Bestien, wie diesen Soldaten, und dann gehängt. 
  Sein Sohn... gefoltert, bis zum Tod. Er selbst wurde in den Boden gegraben, 
  und musste die Leichen seiner Familie zwei endlos erscheinend lange Tage anblicken. 
  Seitdem war er kein Mensch mehr, er war bloß noch eine Hülle in der 
  nichts als Hass und Rache war. Er hoffte auf den Tag an dem er die Gesichter 
  der fünf Mörder sehen konnte. Er würde jeden einzeln töten, 
  ihren Tod genießen bis zum letzten Augenblick, bei diesen Gedanken blitzen 
  seine Augen gefährlich auf. Er war eine wandelnde Zeitbombe, die nur auf 
  den Zünder wartete um zu explodieren, und dieser Zünder waren fünf 
  grausame Bestien.  
 
  Karboda 09.05.2001 06:26 Uhr 
Quietschend kamen die Reifen zum Stehen, Staub wurde aufgewirbelt. Die Beifahrertür 
  wurde aufgerissen und heraus trat ein älterer Mann, dessen Namen nur mit 
  Ehrfurcht innerhalb der Reihen der Soldaten Karbodas genannt wurde. Steen, drittwichtigster 
  Kommandant der Infanterie, ein Genie! Unter den erfahrenen Soldaten hieß 
  es, dass er der beste Soldat Karbodas sei. Huang hatte ihn aus dem Ausland angeworben, 
  Steen war ein Söldner der sich seine Erfahrungen im Golf auf Seiten der 
  Iraker gesammelt hatte, und einer der Einzigen aus seinem Milieu, der rechtzeitig 
  abgehauen war. Und den Titel des Genies trug er mit Recht. Auch heute schien 
  sein Plan aufzugehen. Es lohnte sich immer Informanten zu haben, dachte er bei 
  sich, dieser hatte sich besonders gelohnt denn die Rebellen schienen noch nichts 
  von dem bevorstehenden Angriff zu ahnen: 
  "Diese Langschläfer, das wird ihnen heute den Kopf kosten." 
  "Hahahaha, jawohl, sie sagen es, Sir," pflichtete ihm sein schleimiger 
  Adjutant mit einem unnatürlichen Lächeln bei. Steen blickte ihn abfällig 
  an, sein Adjutant machte sich bereits bei jedem kleinsten Gefecht in die Hose, 
  ein Feigling wie er im Buche stand. Die Angst war ihm deutlich anzusehen. Aber 
  er war immer dabei, sein Vater war ein hohes Tier in Huangs Führungsstab, 
  insofern konnte man nichts dagegen unternehmen, und der Schleimscheißer 
  durfte auch nicht in eine Kugel fallen wie Steen immer mir Bedauern zu seinen 
  Kameraden sagte. Der Kommandant blickte durch sein Fernglas, keine Spur der 
  Rebellen zu sehen, das Lager war nicht einzublicken, er konnte nur in die dunkle 
  Schlucht sehen, keine Wachen, rein gar nichts. 
  "Sir, ihre Befehle?" 
  "Erster und zweiter Angriffstrupp starten, ich will, dass sich beide beim 
  Eintritt teilen, Trupp Blau geht im Talkessel nach links, Trupp Grün nach 
  rechts. Und dann eine Zangenbewegung, verstanden? Trupp Gelb wird nach ihnen 
  eindringen und den Eingang sperren. Trupp Orange erklimmt zu beiden Seiten die 
  Klippen und deckt von oben. Trupp Rot bleibt als Rückendeckung hier." 
  Der Plan war nicht besonders pfiffig oder außergewöhnlich, aber je 
  komplexer ein Plan desto mehr Probleme um ihn zu verwirklichen. Deshalb hatte 
  Steen sich für diese banale Zangenbewegung entschieden, sie würde 
  ihren Zweck sicher erfüllen. 
  "Was ist mit den Hummern? Und dem BMP?" 
  "Die bleiben hier, los jetzt." 
"Mattscho, alle bereit?" erklang die angespannte Stimme in den Kopfhörern. 
  "Scharfschützenteam Beta in Position," berichtete Master. 
  "Scully, Infanterie bereit."  
  "Scharfschützenteam Alpha bereit." 
  "General hier, wie sieht es draußen aus?" fragte der Rebellenanführer. 
  "Phoenix, sie scheinen sich zu formieren." Mattscho hörte den 
  Bericht seines Scharfschützen, und erteilte darauf seine Befehle. 
  "Scully schick die Hälfte deiner Männer rauf, damit ihr sie von 
  hinten in die Zange nehmen könnt, du führst sie an. General, Sie haben 
  das komplette Kommando im Lager." 
  "Scully, affirmativ." 
  "General, alles klar." 
  "Sniper, wartet bis die ersten in der Schlucht sind, bei Feuerbefehl zuerst 
  lohnende Ziele. Wir verstecken uns, warten ebenfalls. Verstanden?" befahl 
  Mattscho weiter von seinem MG aus. 
  "Roger at all!" flüsterte Master in sein Mikro. 
  "Wartet noch, ich zähle um die 60 nein 70 Mann die auf uns zukommen..." 
  "Nein, das sind mindestens 80, vier Trupps." Sprach Skye Master dazwischen. 
  "Okay, 80 Mann teilen sich jetzt auf, etwa 20 Soldaten kommen auf die Seiten 
  zu, der Rest geht in die Schlucht. Passt auf euch auf. Die Fahrzeuge sind noch 
  beim Befehlsstab." 
  Ein letzter Blick durch das Fernglas dann nahm Phoenix sein R93 hervor, lud 
  durch und setzte es an seine Schulter. Er blickte kurz zu Skye, strich ihr vorsichtig 
  über die Wange, in seinem Kopf schwirrten Tausende von Gedanken und Wörtern 
  die er sagen wollte, aber es blieb nur bei der Berührung. Denn die Schlagwörter, 
  die jetzt aufkamen, die durch die Situation die Oberhand gewannen, hämmerten 
  gegen seine Stirn, verdrängten jeden anderen Gedanken. Zielen, schießen, 
  TÖTEN, durchladen, zielen, schießen, TÖTEN, durchladen. Keine 
  Angst, benutze deine Stärken, TÖTEN, Disziplin, Härte, TÖTEN, 
  immer wieder das Wort TÖTEN, töte deine Feinde sonst töten sie 
  dich, sie wollen dich töten, du musst schneller sein. Wenn du zu langsam 
  bist, bist du TOT. Benutze deinen Verstand, um zu TÖTEN. Disziplin bedeutet 
  Macht, Macht bedeutet Kraft, Kraft hilft beim TÖTEN. Immer wieder das Gleiche. 
  Und immer wieder der Satz der ihm eingeprägt worden war, der sein Leben 
  bestimmte: DU MUSST SIE TÖTEN, DENN SIE WOLLEN DICH TÖTEN; DU MUSST 
  SCHNELLER SEIN! Er dominierte seine Gedanken, ein Adrenalinschub nach dem anderen 
  durchrannte seinen Körper, bis er wie Feuer brannte. Keine Zeit mehr zum 
  Überlegen, HANDELN, TÖTEN.  
  "Master, du den Rechten, ich nehme den linken Kommandeur bei den Wagen. 
  Klar?" 
  "Sir, verstanden." Erklang die raue Antwort, auch bei ihm hatten die 
  eingeprägten Befehle angefangen zu wirken. Er hatte unbewusst mit "Sir" 
  geantwortet, Phoenix war jetzt der Befehlshaber für beide Scharfschützenteams, 
  jetzt war keine Zeit mehr für Freundschaft, jetzt ging es um TÖTEN 
  ODER GETÖTET WERDEN! Kurze knappe, präzise Antworten, auf Befehlsverweigerung 
  steht der Tod, auch ein eingeprägter Satz der Oberhand gewonnen hatte. 
  "Master, hast du dein Ziel?"  
  "Affirmativ!" 
  "Mattscho, hast du Gegner im Ziel?" fragte Phoenix weiter. 
  "Ja, noch 110 Meter. Scharfschützenteams Feuer auf eigenes Ermessen. 
  " 
  "Nachdem du uns gehört hast, leg los. Master, Feuer." 
Steen wollte gerade den Sturmangriff befehlen als er einen schweren Schlag 
  an seinem Hals spürte. Er wollte aufschreien, aber von seinem Hals war 
  nicht mehr viel übrig. Seine Hände griffen instinktiv zu dem zerfetzten 
  Fleisch um das Blut zu stoppen, aber er sank bereits röchelnd zu Boden. 
  Seine Gedanken jagten durch seinen Kopf, was hatte er falsch gemacht? Wo war 
  die undichte Stelle gewesen, waren sie entdeckt worden? Wieso hatte er nicht 
  aufgepasst? Wieso hatte er nicht für seine Sicherheit gesorgt und war auf 
  offenem Feld stehen geblieben? Er spürte wie seine Kleidung bereits komplett 
  durchnässt war, das Blut spritzte ihm sprudelnd aus dem Hals. Ein letztes 
  Röcheln dann wurde alles schwarz. Das war das frühe Ende einer grandiosen 
  Soldatenkarriere, beendet durch eine zerschossene Kehle, beendet durch eine 
  Kugel im .308 Kaliber. Er sah bereits nicht mehr wie sein Adjutant sich schreiend 
  auf dem Boden wälzte. Wegen eines plötzlichen Geräusches hinter 
  ihm hatte sich Steens Adjutant kurz bewegt und so hatte der sichere Brustschuss 
  ihn nur am Arm getroffen, aber das Projektil hatte noch eine solche Kraft dass 
  es ihm den halben Arm abriss. Er wälzte sich vor Schmerz schreiend auf 
  dem Boden, auch er lag bereits in einer Pfütze seines Blutes. Nach mehreren 
  Minuten waren die Schmerzen und der Blutverlust so groß geworden, dass 
  er ohnmächtig wurde. Trupp Rot warf sich in Deckung und versuchte die Heckenschützen 
  zu lokalisieren 
Die Soldaten hörten die dumpfen Schüsse, was war passiert? Aus den 
  Kopfhörern drangen keine Befehle, hatten Steen denn nichts bemerkt? Was 
  die Anführer von Trupp Blau und Grün jedoch als Folge der Schüsse 
  sah, erschreckte sie furchtbar. Wo vorher noch eine verlassene, überdeckte 
  Sandsackstellung gewesen war, konnten sie jetzt drei Männer erblicken, 
  einer richtete ein Gewehr auf sie, der andere stand hinter einem Maschinengewehr, 
  während ein Dritter eine Patronenkette in den Händen hielt. Ein Soldat 
  schrie los und warf sich auf den Boden. Aber seine Warnung kam bereits zu spät. 
Mattscho blickte die ahnungslosen Soldaten mit zusammengekniffenen Lippen an, 
  er betätigte die Sicherung und stellte die Waffe auf Vollautomatik, seine 
  Bewegungen kamen ihm wie in Zeitlupe vor und waren doch blitzschnell. Es war 
  als würde er sich selbst zusehen, sehen wie er die Waffe mit dem Zweibein 
  ausrichtete und dann losfeuerte, einer der Soldaten blickte in ihre Richtung, 
  fing an zu schreien, das war das Startzeichen für Mattscho. Die angelernten 
  Reflexe begannen zu wirken. Bedächtig zog er seinen Zeigefinger nach hinten, 
  die Wirkung war unbeschreiblich auf beiden Seiten. Flammende Monster jagten 
  in die in Unordnung geratenen Truppen. Mattscho wurde durchgerüttelt während 
  die Waffe nach oben fuhr, doch nach diesem ersten Feuerstoß hatte er die 
  Waffe unter Kontrolle, er drückte wieder ab, kontrollierte die Waffe, hielt 
  die Mündung in Richtung der Gegner. Von diesen war nicht mehr viel zu sehen, 
  der erste Feuerstoß hatte drei der Soldaten kampfunfähig geschossen, 
  diese lagen brüllend und schreiend auf dem Boden. Die Soldaten waren für 
  einen kurzen Augenblick zu geschockt, um zu reagieren, die Schüsse dröhnten 
  in der engen Schlucht, als wäre eine Artillerie am Feuern, ein brüllendes 
  Stakkato, das seine Echos tausendfach zurückwarf, selbst die Schreie der 
  Verwundeten, und solche gab es viele, waren nur gedämpft zu hören. 
  Einige der Soldaten hoben ihre Waffen, andere warfen sich zu Boden, einige versuchten 
  nach hinten zu laufen, aber keinem gelang etwas, die mörderische Waffe 
  jagte Kugel um Kugel in die Körper, mit einer Feuerrate von ~800 Schuss 
  pro Minute hatten die Gegner keine Chance, ehe sie reagieren konnten oder überhaupt 
  realisieren konnten, was passierte, waren sie schon am Boden in ihrem eigenen 
  Blut. Ein Chaos sondergleichen. Mattscho brauchte nur zu schießen, Zielen 
  war nicht notwendig. Man sah wie Gegner hin und her gerissen wurden bis die 
  Kugeln sie endlich los ließen. Überall Blut, überall Tod, zerrissene 
  Körper, zerfetzte Gliedmaßen bedeckten bald den Boden der Schlucht. 
  Einige der Kugeln bannten sich ihren Weg durch mehrere Gegner hindurch, was 
  die Verwirrung noch erhöhte. Auf dem Boden lagen die jammernden Verletzen 
  und wälzten sich zwischen den Leichen. Überall klebte Blut, an den 
  Steinen, an den Pflanzen, an den Körpern. 
Chen sah wie sein Kamerad, links von ihm, sich um seine eigene Achse drehte, 
  und dann laut schreiend durch eine weitere Kugel nach hinten geschleudert wurde. 
  Der Soldat rechts von ihm bekam mehrere Schüsse in die Beine, so dass er 
  vornüber mit zerfetzten Beinen zu Boden stürzte. Aber diese Anblicke 
  waren noch nicht schlimm, der Lärm war weitaus schlimmer, er ließ 
  sich entsetzt zu Boden fallen, seine Hand berührte einen warmen blutüberströmten 
  Körper, er wagte nicht auf den Boden zu sehen. Die Waffe in seiner Hand; 
  er erinnerte sich wieder an den Gebrauch dieses Werkzeuges, ein Feuerstoß 
  zerfetzte die Luft. Dann blickte er nach rechts, sein Kamerad schrie seinen 
  Schmerz regelrecht aus dem Leib, dann griff eine blutüberströmte Hand 
  zitternd an sein zerfetztes Bein, er schrie auf als er seine Pistole hervor 
  zog. Das Schreien wurde zu einem Blubbern als er einen Schwall Blut rausspuckte. 
  Chen blickte entgeistert auf seinen Kameraden, dieser entsicherte die Waffe 
  mit zitternden Händen, während sein Mund unverständliche Laute 
  murmelte, dann hob er zögernd die Waffe und steckte sie in seinen Mund. 
  Chen schrie auf, aber da ertönte schon der Schuss. Er spürte nicht 
  wie sich die eklige Masse auf sein Gesicht ergoss, sein Geist hatte bereits 
  abgeschaltet, das war zuviel für ihn, sein Gehirn untersagte ihm jegliches 
  logische Denken um den Kopf zu schützen. Er hielt das nicht mehr aus. Weinend 
  warf er die Waffe weg, und schrie seine Angst hinaus. Als das Feuer verstummte, 
  und die Schreie in ihren tauben Ohren jetzt zehn Mal lauter erklangen drehte 
  er komplett durch. Er sprang auf und wollte nach hinten laufen, aber da hatte 
  der Rebell bereits einen neuen Gurt eingelegt. Chen kam genau drei einhalb Schritte 
  weit, dann wurde er mehrmals in den Rücken getroffen, sodass ihm die Gedärme 
  aus dem Leib gerissen wurden. Er hatte Glück denn eine der Kugeln bohrte 
  sich in sein Genick und zerstörte so sein kurzes, siebzehnjähriges 
  Leben. Diese Kugel ersparte ihm die Qual die er sonst noch erlebt hätte. 
   
   
  Mattscho fing an zu schreien, er brüllte all seine Wut aus seinem Leib, 
  ließ alles raus, die Qual, die Wut die er hier gesehen hatte, die Ungerechtigkeit, 
  den Frust, seine eigenen Sorgen. Alles verließ seinen Körper mit 
  dem endlos langen Schrei, sowie die Kugeln den Lauf der Waffe verließen. 
  Er feuerte weitere zweihundert Projektile ab, aber da war bereits nichts mehr, 
  auf das er hätte feuern können, das G21 hörte auf zu feuern, 
  nur noch das Klicken des Bolzens auf die leere Kammer war zu hören. Langsam 
  verhallte der Lärm, Staub lag in der Luft, überall Blut, nur noch 
  Blut, und Schreie, die Schreie waren das Schlimmste. In ihren Ohren rauschte 
  es, aber die Schreie hörten sie immer noch, deutlicher als sonst etwas, 
  die schlimmsten Töne die das menschliche Ohr wahrnehmen kann, es wird gesagt 
  dass der Schrei eines sterbenden Pferdes das schlimmste Geräusch ist das 
  es gibt, aber gegen diese Angst und Qual die sie hier hörten war der Schrei 
  eines Pferdes gar nichts. Mattscho überkam ein Zittern als sich der Staub 
  legte und er das Schlachtfeld vor sich sah. Er blickte seine verkrampften Hände 
  an, konnte nicht glauben was diese soeben verursacht hatten. 
  Plötzlich hörte er neben sich einen dumpfen Knall, er drehte sich 
  ruckartig um, dann ertönte eine donnernde Explosion. Der Rebell betätigte 
  lächelnd seinen M203 Granatwerfer und lud eine neue Granate in die Waffe. 
   
  "Mattscho, Schlucht gesichert," erklang die leicht zitternde Stimme 
  in ihren Ohren.  
Phoenix riss das Magazin heraus und schob ein neues in sein Scharfschützengewehr, 
  dann blickte er wieder durch das Zielfernrohr. Mit der sechsfachen Vergrößerung 
  blickte er zu dem Kommandostab der Gegner. Auf dem Boden lagen bereits acht 
  Gegner, darunter mindestens vier Offiziere. Sie hatten gute Arbeit geleistet, 
  und doch wollte sich keine Freude in ihm ausbreiten, wie konnte er Freude empfinden 
  nachdem er vier Menschen getötet oder verstümmelt hatte? Einer der 
  Gegner wälzte sich laut schreiend auf dem Boden. Phoenix konnte ihn natürlich 
  nicht hören, aber er konnte den Schmerz in seinem Gesicht sehen, die Pein 
  und die Qual. Er hatte eine große Wunde im Bauch. Mit sicheren Handgriffen 
  war der Söldner schussbereit, ein letzter gezielter Blick dann drückte 
  er ab, und beendete die Qual dieses Menschen, er war vielleicht ein blutrünstiger 
  Killer, aber kein Sadist. Er verabscheute Menschen mit solchen Neigungen, in 
  ihrem Milieu war es unumgänglich Menschen zu töten, aber es gab Unterschiede 
  zwischen einem sauberen Kopf- oder Herzschuss oder einem Bauchschuss, und dann 
  den Gegner langsam sterben lassen. Er duldete keine solche sadistischen Psychos 
  in seinem Team. Dann sah er, wie mehrere Gegner aus der Schlucht geflüchtet 
  kamen, sie versuchten zu den restlichen Gegnern zu kommen, die sich bei den 
  Fahrzeugen verschanzt hatten, zusammengerechnet noch etwa 30 Mann, eine harte 
  Nuss, wenn sich diese gut organisierten. 
Scully blickte zurück ins Lager, dort standen noch fünfzehn Mann 
  und deckten ihren Stützpunkt, ihre Sicherheit, die heute jeglichen Schutz 
  verloren hatte. Seine anderen fünfzehn Soldaten standen verteilt zwischen 
  den Gebüschen und Bäumen die hier am Kamm sehr dicht standen. Sie 
  hörten bereits wie die Gegner den flachen Hang heraufkamen, gut geschützt 
  durch die Vegetation die auch am Hang sehr dicht war. Noch 300 Meter, warten, 
  redete sich Scully zu. Der erfahrene Söldner gab einen kurzen Funkspruch 
  ab, um seine Männer zu informieren: 
  "Scully an Bodentrupps, wartet, erst auf mein Kommando schießen." 
  Keine Antwort bedeutete eine gute Antwort, seine Männer waren bereit. Weiter 
  warten, bis der Feind nah genug ist, seine eingeprägten Reflexe übertönten 
  bereits seine Gedanken. Er war bereit, noch 250 Meter, die Soldaten hofften 
  wohl der MG-Stellung in den Rücken fallen zu können. Aber da hatten 
  sie die Rechnung ohne ihn und seinen Trupp gemacht. Seine Muskeln spannten sich 
  an, die Atmung wurde flach. Er grinste grausam in die Richtung der Regierungstruppen, 
  die in ihr Verhängnis schlichen. Ihr Tod war bereits beschlossene Sache, 
  der Tod stand vor ihnen, die Sense in der Hand, jedoch noch unsichtbar für 
  sie, noch. Bald würde er sie schwingen, bald würde er neue Seelen 
  finden.  
Weshalb kämpfte er hier? War es für Huang, war es für sein Land, 
  seine Familie? War es für seine Ehre? Er wusste es nicht und doch wollte 
  er kämpfen, kämpfte er jetzt aus Rache? Die Rache war gekommen, als 
  er gesehen hatte wie seine Kameraden in der Schlucht regelrecht hingerichtet 
  wurden. Seine Rache würde blutig ausfallen, seine Rache würde reich 
  ausfallen, die Rebellen würden fallen, wie faule Äpfel von einem Baum 
  an dem man rüttelte. Er hatte nie besonderen Hass oder Wut für die 
  Rebellen empfunden, sie waren ihre Feinde war ihm in seiner kurzen Ausbildung 
  eingeprägt worden. Aber es war nicht das was ihn in der Armee hielt, man 
  würde seine Familie töten falls er nicht eintrat, man hätte ihn 
  als Sympathisant der Rebellen angeklagt, und ein Eintritt in die Armee war besser 
  als ein Erschießungskommando. Und die Bezahlung war gut, so konnte er 
  sein vierjähriges Mädchen und seine Frau durchbringen, sie brauchten 
  das Geld.  
Noch 200 Meter, Scully wollte den Feuerbefehl bei 150 Meter befehlen, als plötzlich 
  neben ihm jemand laut aufschrie. Ein lauter, langgezogener Schrei der noch mehrere 
  Sekunden in der Luft schwang: 
  "Freiheit!" 
  Dann brach die Hölle los. Ein nicht endendwollender Feuerstoß zerstörte 
  die Stille, zerfetzte die Blätter und nebenbei auch noch zwei Soldaten. 
  Scully fluchte innerlich und in seinem Kopf begann sich schon die Standpauke 
  zu bilden, die er dem Rebellen halten würde. Aber das war das Problem mit 
  den Rebellen, sie waren unberechenbar, was aber auch eine ihrer Stärken 
  war, manchmal jedenfalls. Aber jetzt war keine Zeit für Gedanken, jetzt 
  hieß es handeln um noch zu retten was zu retten war. Normalerweise hätte 
  eine einzige Salve ihrer Gruppe genügt um die Feinde zu erledigen oder 
  wenigstens den größten Teil davon. Aber jetzt war der Überraschungseffekt 
  fort, da half nur noch überlegte, brachiale Gewalt.  
  "Feuer, Feuer!" schrie er sein Team an, jetzt wurde es doch schwieriger 
  als erwartet. 
Der junge Mann spürte, dass etwas nicht stimmte, irgendetwas war hier 
  faul, und zwar gehörig faul. Jegliche Rachegedanken wichen einer vollkommenen 
  Aufmerksamkeit, die jedoch nichts mehr an ihrem Schicksal ändern konnte. 
  Plötzlich begann die Apokalypse, oder so kam es ihm vor, dreißig 
  Schuss peitschten durch die Büsche, ein langer Feuerstoß, der jedoch 
  mehr Bäume und Blätter zerfetzte als dass er Gegner traf. Ein Anfänger, 
  schoss es ihm durch den Kopf, niemand sonst würde sein komplettes Magazin 
  in einem Feuerstoß verschießen, die Trefferquote lag da bei gleich 
  null. Doch ehe er sich orientieren konnte, ertönten weitere Schüsse, 
  einer bohrte sich in seine Gedärme. Eine weitere Familie die zerstört 
  war, eine weitere Tochter, die ihren Vater nie wieder zu Gesicht bekam, eine 
  weitere Frau die ihren Ehemann nicht mehr in die Arme nehmen konnte. Seine letzten 
  Gedanken weilten bei seiner Familie, friedliche Gedanken, kein Hass, keine Wut, 
  er sah wie sein kleines Mädchen auf seiner Schaukel im Garten saß 
  und jedes Mal vor Freude aufjauchzte wenn er die Schaukel wieder anstieß. 
  Ein glockenhelles, fröhliches Lachen, dann wanderten seine Gedanken zu 
  seiner Frau. Die ihm mit einer einzigen Berührung mehr Freude im Leben 
  gegeben hatte als sonst irgendwas. Er hörte ihre aufheiternden Worte, aber 
  auch ihr Schluchzen als er in die Armee eingezogen wurde. Dann war da nichts 
  mehr, nur noch Leere, schwarze Leere, sonst nichts mehr. Er hörte nichts 
  mehr von dem Feuergefecht, er war jetzt erlöst, keine Qual, keine Angst, 
  keine Furcht, bloß noch Stille, schwarze dunkle Stille. Es passierte so 
  schnell, und wurde doch als nebensächlich angesehen. Der Tod eines Mannes 
  ist eine Tragödie, der Tod von Hunderten nur eine Zahl in einem Krieg, 
  wie ein großes Befehlshaber einst sagte. 
Scully fluchte innerlich als er sah wie seine Kugel einen Gegner um Millimeter 
  verfehlte. Der Rebell neben ihm drehte plötzlich total durch, er sprang 
  schreiend aus seiner Deckung und lief feuernd auf die Gegner zu, noch ehe der 
  Söldner reagieren konnte, zerfetzte eine wohlgezielte Salve den Rebellen. 
  Nichts mehr zu machen, tot. Weiter kämpfen, schoss es Scully durch den 
  Kopf. Immer weiter kämpfen, keine Schwäche zeigen, Schwäche ist 
  der Tod, benutz deinen Verstand, überrasche den Gegner, verwirre ihn, benutze 
  deine Fähigkeiten. Die Rebellen fielen wie die Fliegen, in einem offenen 
  Kampf hatten sie keine Chance, nichts zu machen. Von seinen ursprünglichen 
  fünfzehn Kämpfern lagen bereits neun am Boden, die anderen verteidigten 
  sich so gut es ging. Die Soldaten hatten bloß sieben Leute verloren. 
  "Scully, Unterstützung hierher SOFORT!"  
  "General, Verstärkung gleich unterwegs." 
  "Nicht gleich, SOFORT!" brüllte Scully zurück. Der Söldner 
  sah den Gegner zu spät, der Schuss riss den knienden Söldner um, wieder 
  in sein Bein. Er verwünschte die Gegner, war sein Bein so leicht zu treffen 
  oder warum wurde ihm immer wieder ins Bein geschossen? Dann erreichte der Schmerz 
  sein Gehirn, seine Nerven signalisierten ihm die Zerstörung des Gewebes. 
  Aber Schmerz konnte man verdrängen, bekämpfen. Schmerz war relativ, 
  entweder man spürte es und ging darauf ein, oder man konzentrierte sich 
  auf etwas anderes und ignorierte die Qual und Pein. Er musste sich konzentrieren, 
  auf den Gegner, Schmerz war unwichtig, Überleben war wichtiger. Schmerz 
  machte ihn verwundbar, unaufmerksam, was tödlich war, muss den Schmerz 
  verdrängen. Wieder ein Feuerstoß, diesmal knapp über seinen 
  Kopf, aber Scully hatte das Mündungsfeuer gesehen. Vier Sekunden später, 
  die ihm unter Dauerfeuer viel länger vorkamen, rollte eine Granate den 
  Hang hinunter. Eine Explosion, dann, einige Zehntelsekunden später noch 
  eine Explosion eine größere und dann noch eine, ein Feuerball der 
  zwei Bäume mit sich riss. Der Gegner den er gerade in die Luft gesprengt 
  hatte, war wohl das mobile Sprengstofflager der Truppe gewesen. Aber jetzt war 
  nicht mal mehr Asche von ihm übrig. Die Druckwelle riss ein halbes Dutzend 
  Soldaten aus ihrem Versteck, ein schweres Schicksal, einer der Sechs konnte 
  sich wieder in Deckung bringen die Anderen überlebten das tödliche 
  Dauerfeuer das auf sie einprasselte nicht. Jetzt waren die beiden Fronten wieder 
  ausgeglichen, sieben gegen sechs, das war zu schaffen. Scully schmiss eine weitere 
  Granate, wieder eine Explosion, diesmal jedoch Schreie, die nicht aufhören 
  wollten, eine Mischung zwischen einem schrillen Kreischen und einem schmerzerfüllten 
  Stöhnen. Zwei weitere Granaten kullerten den Hang hinunter, explodierten 
  und zerrissen neben zwei Gegnern auch noch etwas Vegetation. Drei Gegner übrig, 
  aber keine Granaten mehr 
Was war passiert? Er schüttelte stöhnend seinen Kopf, in seinen Ohren 
  war ein grelles Pfeifen. Was war das für eine Explosion gewesen, er rieb 
  sich den Schmutz aus dem Gesicht, dann blickte er sich um, neben sich lag die 
  Leiche eines Soldaten, oder das, was von der Leiche übrig war. Die ganze 
  Haut war mit Verbrennungen dritten Grades überzogen, obwohl er wohl nicht 
  mehr viel Haut hatte. Jedoch, was ihn noch mehr erschütterte, war der fehlende 
  Arm des Soldaten, ein Blick nach unten zeigte ihm dass das fehlende Glied zwei 
  Meter weiter weg lag. Der Anblick war so ekelerregend, dass ihm der Mageninhalt 
  hochkam, der Schwall halbverdauten Essens verließ seinen Körper mit 
  einem ekligen Geräusch. Hustend versuchte er zu Atem zu kommen. Du musst 
  kämpfen, die Gegner töten, die Stimmen in seinem Kopf wurden immer 
  schwächer, konnten die ansteigende Angst nicht mehr besiegen. Die Furcht 
  besiegte ihn, es waren nicht die Rebellen, nicht die Söldner, es war seine 
  eigene Furcht. Aber sterben sollte er trotzdem.  
  "Nicht schießen, ich ergebe mich!" ertönte seine Stimme 
  über das Schlachtfeld, er warf die MP weg und erhob sich, langsam schritt 
  er aus seinem Gebüsch, die Hände hoch über dem Kopf. Ein Zeichen 
  das jeder verstand aber nicht jeder respektierte. Die Rebellen schienen ihn 
  zu verstehen, denn niemand schoss auf ihn, obwohl er auf offenem Feld und keine 
  Deckung hatte. 
  "Knie nieder, Hände hinter den Kopf," rief ihm Scully mit heiserer 
  Stimme zu. Das Feuergefecht war zum Stillstand gekommen, der Soldat kniete sich 
  ängstlich auf den Boden. Die Rebellen wollten gerade vorrücken um 
  ihn gefangen zu nehmen, als jemand anfing aus einem Busch zu schreien: 
  "Du verdammter Verräter, stirb!" das letzte schrille langgezogene 
  Wort verschwand in einem krankhaften Grölen, woraufhin ein kurzer Feuerstoß 
  folgte, der den jungen Verräter in Stücke riss. Auf zehn Meter Entfernung 
  ließ eine Salve 7.62er Geschosse aus einer MP nicht mehr viel übrig 
  von dem ungeschützten Körper des Soldaten, er starb nicht durch Feindbeschuss, 
  nein, er wurde durch eigene Kugeln getötet, nicht etwa Friendly Fire, nein 
  gezieltes Feuer auf die eigenen Leute tötete ihn, und bloß, weil 
  er sein armseliges Leben retten wollte, aus einer ausweglosen Situation. Das 
  war Huangs Moral, kämpfen bis zum Tod, mit der Betonung auf Tod. Leider 
  hatte der Henker nicht mit den Konsequenzen seines Handelns gerechnet, denn 
  er überlebte seine Kamikazeaktion ebenfalls nicht. Der erste Soldat, bei 
  dem die Rebellen die Chance hatten ihn festzunehmen starb durch eigenes Feuer. 
   
  "Scully, der Hang scheint sicher zu sein, erwarte weiter Befehle, haben 
  jedoch schwere Verluste zu verzeichnen, ich hab hier oben nur noch drei Mann. 
  Wo bleibt die Verstärkung?"  
Die Verstärkung kam, wenn man es so nennen konnte, ein Dutzend Leute, 
  nicht gerade die Besten, aber heute war jeder gut genug. Man hörte das 
  keuchende Laufen, die Ausrüstung klimperte und klirrte, sonst war da Stille, 
  kein Schüsse mehr, nichts mehr. Die Stille nach dem Kampf. Die Stille wurde 
  nur durch einige lästige Geräusche gestört, die ebenfalls typisch 
  nach einem Kampf waren. Die Schreie, das Stöhnen, das Weinen, und die Raben 
  die krächzend am Himmel kreisten und warteten. Sie hatten Zeit, die Verletzten 
  unten nicht.  
Phoenix musterte die Gegner weiter durch sein Zielfernrohr. Sollten sie angreifen? 
  Das wäre Selbstmord für die Rebellen, hier auf dem offenen Feld. Und 
  sie konnten die Gegner auch nicht aus ihren Verstecken hier erschießen, 
  man würde sie bemerken und es waren nur 450 Meter, da würden die Gegner 
  treffen. Er blickte Skye neben sich an: 
  "Ideen?" 
  "Wir haben doch noch die Wachposten die sich im Rücken der Gegner 
  befinden?" 
  "Genau, gut aber wie können wir es anstellen, rechtzeitig dort zu 
  sein um ihnen zu helfen? Die Kampfbuggis," fragte Phoenix sich selbst. 
  Ein schneller Flankenangriff müsste funktionieren. 
  "Phoenix, Mattscho besetz die Buggies, schnell!" 
  "Roger." 
  "Phoenix an die Vorposten, könnt ihr mich hören?" 
  "Klar und deutlich, Ihre Befehle?" Er hatte den Überblick, er 
  befahl. Als zweiter Mann der Söldner konnte er selbst entscheiden und musste 
  Mattscho nicht um Rat fragen. 
  "Bei meinem Befehl macht ihr den Jungs vor euch die Hölle heiß, 
  okay?" 
  "Wird erledigt," kam die Bestätigung, dann befahl der Anführer 
  der kleinen Beobachtungstruppe seinen Männern. 
  "Jungs, ihr habt den Kommandanten gehört, wenn er das Zeichen gibt 
  legen wir die Jungs da vor uns um, verstanden?" Kurze Worte bestätigten 
  ihm dass er die volle Aufmerksamkeit der Truppe hatte.  
  Plötzlich kam Bewegung in die Regierungssoldaten, sie bestiegen die Fahrzeuge 
  und fingen an zu flüchten. 
  "Vorposten Gamma an alle, die Truppen hier vorne flüchten, was sollen 
  wir tun?" 
  "Gut! Nicht angreifen lasst sie fahren, wir haben heute einen großen 
  Sieg errungen. Wenn sie weg sind, kommt zurück. An alle, Feinde erledigt, 
  wir haben gewonnen... aber lasst äußerste Vorsicht walten, vielleicht 
  lebt noch einer."  
         
        Von Phoenix 
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