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Kapitel 12: Nachspiele 
        Karboda 14.05.01 06.28 Uhr 
Das mattschwarz getönte Metall der Waffe blitzte in unregelmäßigen 
  Abständen durch die lodernden Flammen auf. Die verkrampfte Hand, die um 
  den Griff der TMP gekrallt war, entspannte sich langsam. Mit dem Daumen sicherte 
  Skye ihre Waffe und hängte sie sich um den Hals. Die Kämpferin erhob 
  sich langsam, mit den wachsamen Augen umherblickend. Sie atmete tief ein, die 
  Luft roch schlecht. Ein stickiger Blutgeruch, vermischt mit Schießpulver 
  und Rauch hing über dem Lager. Aber Skye roch auch etwas anderes, es roch 
  nach Urin und Kot. Sie blickte zu Boden, neben ihr lag eine zerfetzte Leiche, 
  dessem aufgerissenen Bauch ebenfalls schlechte Düfte entwichen. In seinem 
  Todeskampf hatte sich die Schließmuskeln seines Darms und seiner Blase 
  geöffnet, eine natürliche Reaktion, die manchmal vorkam. Der bestialische 
  Gestank schien wie eine Wolke über dem Lager zu hängen, besonders 
  der süßliche Geruch von verbranntem Fleisch stieg den Überlebenden 
  in die Nase, und zwang einige sich zu erbrechen. 
  Skye schritt zum Hauptquartier des Lagers an dem per Funk der Treffpunkt der 
  Überlebenden befohlen worden war. Das Gebäude war fünfzehn Meter 
  entfernt. In ihrem Ohr hörte sie die ruhigen Stimmen von Scully und Master 
  wie sie sich gegenseitig Deckung gaben und das Lager sicherten. 
Eine Rebellin aus dem Charly-Trupp presste beide Hände auf ihren linken 
  Oberschenkel um eine Blutung zu stoppen. Irgendeine Kugel hatte sie ins Bein 
  getroffen und eine hässliche Fleischwunde verursacht. Mit der linken Hand 
  zog sie einen Verband aus einer Gürteltasche und wickelte ihn sich um ihre 
  Wunde. Das Blut sickerte jedoch schnell durch die Mullbinde und färbte 
  das weiße, flauschige Material bereits dunkelrot.  
Skye erblickte plötzlich eine Gestalt die aus dem Hauptquartier geschlüpft 
  kam. Sie erkannte die Person sofort. Sie hatte diesen Mann so oft gesehen, er 
  war fast ein Teil der Familie gewesen. Sie wusste sofort wer er war. Ihre Reaktion 
  schrieb sie später auf ihre Instinkte zurück. Sie konnte ihre Handlung 
  nicht erklären, sie tat es einfach, sie wusste einfach, was dieser Mann 
  ihr angetan hatte.  
  Die Hand wanderte nach oben. Ergriff die Waffe. Zog sie hervor. Entsicherte 
  sie während der Bewegung. Die Mündung wanderte zum Ziel. Während 
  des ganzen Vorganges, der nicht mal drei Sekunden dauerte, brachten sie ihre 
  Schritte zielstrebig nach vorne.  
  Später würde man sich erzählen, dass sie einfach auf ihn zugeschritten 
  sei und abgedrückt hätte.  
  Die Hand mit der Waffe bewegte sich noch kurz, dann zog der Zeigefinger den 
  Abzug durch. Ein einziges Mal, einmal und doch genug. Auf dem Gesicht war keine 
  Reaktion zu sehen. Nichts. Es war ein Akt der vollzogen werden musste, ganz 
  banal. Er war der Mörder ihres Vaters, er hatte die Rebellen verraten, 
  wegen ihm gab es viele neue Gräber im Talkessel der Rebellen, wegen ihm 
  gab es weitere zerstörte Familien. Opfer die nicht hätten gebracht 
  werden müssen, es war ganz einfach, er durfte nicht weiterleben. Ihre Logik 
  war nicht komplexer, und so erfüllte sie ihre einfache Aufgabe. Aber ihre 
  Tat würde noch weitere Ereignisse auslösen, die sie nicht vorhersehen 
  konnte. 
  Alex sah im Augenwinkel etwas Dunkles auf sich zukommen und drehte herum, er 
  wollte so schnell und unauffällig wie möglich weg, die Situation wurde 
  ihm entschieden zu brenzlig. Beim Anblick der Waffe wollte er noch in Deckung 
  gehen, aber es war zu spät. Er sah den Mündungsblitz des Schusses, 
  konnte das Gesehene jedoch nicht mehr verarbeiten bevor die Kugel in seinen 
  Schädel eindrang, auch wäre jegliche Reaktion zu langsam gewesen. 
  Die Knochen seines Schädels gaben unter dem entstehenden Druck nach und 
  die obere Hälfte seines Kopfes verschwand in einer Wolke aus Blut, Knochensplittern 
  und Hirnmasse. Dickflüssiges Gewebe rann an der Mauer hinter seinem Körper 
  langsam zu Boden. 
  Skye ließ ihre Waffe langsam zu Boden sinken und blickte den umfallenden 
  Körper an. Sie hatte keinerlei Beweise dafür, dass Alex der Mörder 
  ihres Vaters und der Verräter der Rebellen war. Sie wusste es einfach. 
Die verwundete Rebellin durchsuchte gerade den Körper eines toten Soldaten 
  nach Verbandszeug, aber das einzige was sie fand, war von dessen Blut bereits 
  durchtränkt. Skyes Schuss ließ sie auffahren, sofort fuhren ihre 
  Hände nach ihrem Sturmgewehr das noch immer neben ihr lag. Die junge Frau 
  sah nur eine dunkelgekleidete Person ein Dutzend Meter vor sich stehen, eine 
  erhobene Waffe in der Hand. Die Kleidung erinnerte sie an die Uniform der Elitetruppen. 
  Sie überlegte nicht lange, sondern rammte sich die Waffe gegen die Schulter, 
  zielte ungefähr und drückte den Abzug durch. 
Die drei Geschosse verließen den Lauf mit 3500 Joule, die beiden ersten 
  Kugeln trafen den unvorbereiteten Körper mit brachialer Kraft. Es fühlte 
  sich an, als hätte sie jemand getreten, kein wirklicher Schmerz, nur die 
  Wucht die sie nach vorne schleuderte. Alles verschwand vor ihr, und der Boden 
  raste plötzlich auf sie zu, kam immer näher und näher. Sie landete, 
  ohne Möglichkeit sich abzufangen, der Länge nach auf dem staubigen 
  Boden. Aber der Aufprall schmerzte nicht einmal, ihr linkes Bein wirkte merkwürdig 
  taub und schwer, sie konnte nicht die Kraft sammeln es zu bewegen oder aufzustehen. 
  Skye war zu schwach für jegliche Bewegung. Ihr Brustkorb schmerzte ein 
  wenig, nicht viel, es schien als wäre der Schmerz weit weg und doch überall. 
  In ihren Ohren rauschte es, und sie hörte Schreie, aber die Schreie waren 
  dumpf und undeutlich, als wäre sie in einem geschlossenen Raum gefangen, 
  und die Stimmen würden nur leise durch die Wände dringen. Sie hörte 
  das schnelle Pochen ihres Herzens in ihren Ohren, spürte wie das Blut rasend 
  schnell durch ihren Körper gepumpt wurde. Aber da war auch etwas anderes. 
  Dieses dumpfe Gefühl, das sich langsam in ihrem Körper ausbreitete, 
  ihre Glieder wurden schwerer, es schien ihr, dass sie gleich im Boden versinken 
  würde. Die Frage nach dem Warum? nach dem Wie? war nicht in ihrem Kopf. 
  Ihr Blick begann sich langsam zu trüben. Von den Augenwinkeln aus wurde 
  alles ein eintöniges Grau, verschwommen.  
  Ein Ruck an ihrem Körper riss sie aus ihren Gedanken, sie sah das verzerrte, 
  vor Besorgnis gezeichnete Gesicht von Phoenix, neben ihm war eine andere unerkennbare 
  Person.  
Thor schritt mit geschulterter Waffe zur Mitte des Lagers, ihre Aufgabe schien 
  erfüllt. Das Fiasko das sich dann ereignete beobachtete er mit einer Mischung 
  von Unglauben und Entsetzen. Erst ein Schrei Phoenix in sein Funkgerät 
  brachte ihn zurück in die Realität. Er lief so schnell los wie er 
  konnte. 
Mit einem kräftigen Ruck riss Phoenix die Tür auf, hinter sich trug 
  Thor Skye in seinen Armen. Der junge Söldner suchte den Raum mit einem 
  schnellen Rundumblick nach Gefahren ab, sie waren hier im Hauptquartier der 
  Basis, wo sich auch die medizinische Notfallstation befand.  
  In einer der Ecken kauerte ein Mann in einem weißen Kittel, als er die 
  Söldner sah erhob er sich mit schlotternden Knien und richtete seine Waffe, 
  einen kleinen Revolver, auf die einrückenden Söldner. Phoenix riss 
  eine seiner großkalibrigen Pistolen hoch und visierte den Kopf des Doktors 
  an während er ihm zubrüllte: 
  "Wirf die Scheißknarre weg! Mach schon! Ich blas dir den Schädel 
  in drei Sekunden weg, wenn du die Waffe nicht sofort fallen lässt!" 
  Der Mann in Weiß blickte sich ängstlich um, er suchte nach Hilfe, 
  es gab jedoch niemanden mehr der ihm hätte helfen können. 
  "Eins!" Die Zahl die Phoenix ihm zurief ließ ihn aus seiner 
  Lethargie erwachen, seine Hände lösten sich von der Waffe die mit 
  einem lauten Klappern zu Boden fiel. Mit vor Angst weit aufgerissenen Augen 
  sank der Mann auf die Knie und begann um sein Leben zu betteln. Mit ein paar 
  schnellen Schritten stand der Söldner vor ihm, kickte die Waffe unter ein 
  Pult auf dem ein Teller mit einem jetzt erkalteten Essen stand. Reis mit Hünchen 
  und Ananas. Phoenix griff das Hemd des älteren Doktors und riss ihn nach 
  oben auf die Füße, er blickte ihm in die panischen Augen, bemerkte 
  den Schweiß der dem Mann in Strömen über das Gesicht lief und 
  flüsterte ihm dann mit heiserer Stimme zu: 
  "Wenn du überleben willst, dann schaff es, dass sie überlebt. 
  Ist das klar? Ich frage nur einmal!" 
  "Klar..."  
  "Gut, dann fang an, und ich wiederhole noch mal, wenn sie draufgeht bist 
  du ein toter Mann."  
  Er ließ das Hemd los, sodass der Mann zu Boden stürzte, dieser rappelte 
  sich auf, zog seine Mundmaske und Gummihandschuhe über und trat zu dem 
  Tisch auf den Thor Skye gelegt hatte. Der Söldner hatte während des 
  Gesprächs bereits Skye die Weste abgenommen und das T-Shirt aufgeschnitten 
  um die Wunden zu begutachten, und kommentierte seine Beobachtungen: 
  "Hmm, die Wunde am Oberschenkel sieht schlecht aus, aber nicht lebensgefährlich. 
  Die Bauchwunde ist dagegen eine ganz andere Sache. Sie ist in den Rücken 
  eingeschlagen, wurde jedoch durch die schwere Schutzkleidung abgebremst. Sieht 
  so aus als ob es die Milz oder den Magen erwischt hat. Wir müssen sofort 
  operieren!" 
  Mit einem gleichgültigen Gesicht stand Phoenix noch immer hinter dem Arzt, 
  die Pistole gen Boden gerichtet. Aber in seinem Innern war er überhaupt 
  nicht ruhig, oder im Gleichgewicht... 
 
  Karboda 14.05.01 13.58 Uhr  
  Guten Tag 
  Es tut mir leid, dass seit der letzten Nachricht meinerseits so viel Zeit 
    verstrichen ist, aber wir hatten hier einige Probleme. Wir haben heute früh 
    die Hauptbasis Südost gestürmt und erobert. Unter den Opfern war 
    auch Präsident Lon Huang. Womit ein erster Teil des Vertrags erfüllt 
    wurde. 
    Wir haben schwere Verluste unter den Rebellen und einen Todesfall unter den 
    Söldnern zu verzeichnen, wir brauchen insofern weitere Unterstützung, 
    wenn wir weiterkämpfen sollen. Sind Sie bereit weitere Söldner zu 
    finanzieren? 
    Mit freundlichen Grüßen  
    Phoenix 
 
 
  Die Mail erreichte Schwerdel fünfzehn Sekunden später. Schnell öffnete 
  er die Nachricht und las sie, seine Stimmung wurde immer besser, er wurde aufgeregter. 
  Sofort schickte er die Nachricht an seinen Boss und leitete selbst die nächsten 
  Schritte ein. Das waren eine Email an die Söldner, sowie eine Email an 
  das Alphateam das in der Hauptstadt von Karboda stationiert war. Und der letzte 
  Schritt bestand darin, dass er Trupp Charlie in China alarmierte und selbst 
  den Firmenjet nach Hongkong nahm.  
  Phoenix erhielt kurz darauf eine Antwort die ihn verwirrte: 
  Glückwunsch 
  Ihre Aufgabe ist erfüllt! Ich gratuliere Ihnen, Sie haben Ihren Teil 
    des Jobs planmäßig erfüllt. Alle weiteren Schritte, die zur 
    Aufstellung der neuen Regierung nötig sind, habe ich in die Wege geleitet. 
    Der Tanker Andosia wird am 16.05.01 um 0900 ein Transportschiff zur üblichen 
    Anlaufstelle schicken, seien Sie pünktlich, damit wir Sie nach Hongkong 
    bringen können, wo ich Sie bereits erwarten werde, um Ihnen Ihren Bonus 
    auszuzahlen. Ich melde mich wieder. 
    Gute Arbeit!  
    Hochachtungsvoll 
    Markus Schwerdel 
 
 
  Karboda 15.05.01 10.15 Uhr 
Alpha 1 blickte zur Heckscheibe des großen Vans hinaus. Keine Passanten 
  zu sehen. Er murmelte etwas in sein Funkgerät. Einige Sekunden später 
  stürzten die beiden Wachen am Hintereingang des Palastes zusammen. 
  "Los! Los! Los!" ertönte seine Stimme. Die Tür wurde aufgerissen 
  und heraus sprangen ein halbes Dutzend Männer in schwarzer Kampfkleidung. 
  Die Gesichter waren von Sturmhauben verdeckt, man sah nur die kalten, furchteinflößenden 
  Augen. Ihre Ausrüstung war das neueste des Marktes, in den Händen 
  trugen sie wahlweise UMP Maschinenpistolen im Kaliber .45ACP mit Schalldämpfer 
  und Laserpointer oder das kurze Sturmgewehr G36C mit integriertem Zielfernrohr, 
  beide Waffen Meisterwerke auf dem Gebiet der Waffentechnik von Heckler & 
  Koch. 
  "Romeo 1.1, Romeo 1.2 Feuerschutz, Alpha los!" 
  Alpha 1 sah drei reguläre Soldaten angelaufen kommen, hinter sich hörte 
  er das gedämpfte Knallen der Scharfschützen, er hob sein kompaktes 
  Sturmgewehr und jagte eine kurze Salve in Richtung des dritten Gegners, der, 
  von mehreren Kugeln getroffen, zusammenbrach. Alpha stürmte auf den Hintereingang 
  des Palastes zu, hier befand sich der Führungsstab, ihr Ziel. Sich gegenseitig 
  Deckung gebend durchquerten die Männer den Garten und stellten sich neben 
  die Tür. Alpha 2 öffnete sie und warf 2 Blendgranaten ins Zimmer, 
  die mit lautem Getöse und einem grellen Lichtblitz explodierten. Der Trupp 
  stürmte in den Raum und erledigte die drei benommenen Männer der Wachmannschaft. 
   
  Sie rannten die Feuertreppe in den dritten Stock hinauf, den Lageplänen 
  nach war hier ein Besprechungsraum, und um diese Zeit war eine Besprechung angesagt 
  wie ihnen ihr Informant mitgeteilt hatte.  
  Alpha 2 sah plötzlich wie ein Gegner aus einem Raum gerannt kam, wild mit 
  einem G3 feuernd. Die Kugeln schlugen um sie herum in die Wände. Der Elitekämpfer 
  ließ sich zu Boden fallen und jagte drei Einzelschüsse aus seiner 
  UMP in den Torso des Mannes. Bluteruptionen zeigten die Einschusslöcher 
  und färbten die Uniform blitzschnell dunkelrot. Alpha 2 richtete sich wieder 
  auf, löste das fast leere Magazin und lud ein Neues nach. Das Klappern 
  des Magazins auf dem Boden war aufgrund der Alarmsirenen nicht zu hören. 
  Er sah wie Alpha 4 auf dem Boden lag, sein Kopf war zertrümmert. Der Helm 
  hatte das schwere Geschoss nicht abhalten können.  
  "Los, weiter!" ertönten wieder Alpha 1 Befehle. 
  Alpha 3 befestigte den Sprengstoff an der Tür, und trat dann zurück 
  und ging hinter einer Wandecke in Deckung. Alpha 1 signalisierte ihm mit erhobenem 
  Daumen, dass er loslegen durfte. Dieser nahm eine kleine Fernbedingung aus einer 
  Westentasche, drückte zwei Knöpfe, und die Tür explodierte in 
  einem Splitterregen aus Holz und Metall, der zwei der Rauminsassen tötete. 
  Die Elitekämpfer stürmten nach vorne und schwärmten in den Raum. 
  Ihre Gewehre gaben Dauerfeuer, und zerfetzen alle Insassen des Raumes. 
 
  Hongkong 16.05.01 17.57 Uhr 
Das monotone Prasseln des Frühlingsregen an der Fensterscheibe hatte sie 
  endlich einschlafen lassen. Phoenix stand erschöpft auf und streckte seine 
  steifen Glieder, sein Blick klebte weiterhin an ihr, das bleiche Gesicht, die 
  eingefallenen Züge. Sie hatte die Operation überlebt, aber man hatte 
  ihr die zerfetzte Milz entfernen müssen und der schwere Blutverlust würde 
  sie noch lange ans Bett fesseln. Sie hatte unheimlich Glück gehabt, wäre 
  die Kugel etwas höher oder tiefer eingeschlagen wäre sie sicherlich 
  tot, denn dann wäre der Magen oder die Lunge getroffen worden. Aber sie 
  hatte Glück gehabt, und es half nichts darüber nachzudenken was hätte 
  sein können. Phoenix rüttelte sich aus seinen Gedanken, und schritt 
  mit müden Schritten ins Bad. Er erfrischte sich mit etwas Wasser und blickte 
  dann sein Gesicht im Spiegel an. Sein Haar war gewachsen, die Haut war dunkler 
  geworden, aber das Gesicht auch schmaler und eingefallener. Die einseitige und 
  magere Ernährung, sowie die Anstrengungen in Karboda hatten ihn abgemagert. 
  Er brauchte unbedingt Ruhe, und die würde er jetzt endlich bekommen. Er 
  konnte noch immer nicht glauben, dass es vorbei war. Es war einfach so vorbei, 
  wie die Angst vor der Dunkelheit, nachdem man das Licht angeschaltet hat.  
  Er trat, eine Zigarette anzündend, zurück ins Schlafzimmer und blickte 
  zum Fenster hinaus, das Wasser floss in Strömen am Fenster hinab, genau 
  wie die Strassen zu Bächen mutierten. Der Regen wusch all den Dreck weg, 
  und auch in ihm wusch der Regen alles sauber. All die Grausamkeiten, der Schmerz, 
  die Trauer wurden weggeschwemmt, so einfach war das. Moralische Probleme verschwanden 
  gänzlich aus seinem Innern. 
  Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken, er drehte sich herum, 
  die Hand wanderte nach hinten zu seinem Halfter. Er öffnete die Tür 
  ihres Hotelzimmers, recht teuer aber dafür sehr gemütlich und absolut 
  verschwiegen. Es wurden keine Fragen gestellt, der Service stimmte, falls das 
  Geld reichte, dann gab es keine Probleme. Herein traten Longrifle und Master 
  die sich in der Stadt umgesehen hatten. Phoenix führte sie ins geräumige 
  Wohnzimmer, beide hängten ihre langen, patschnassen Mäntel auf. Die 
  drei setzten sich in die Couchecke, Longrifle trat zur Minibar des Hauses und 
  nahm drei Gläser hervor die er mit Whisky füllte, der Tropfen schmeckte 
  wunderbar nach dem billigen Fusel den sie in Karboda getrunken hatten.  
  "Lies dir das mal durch!" Mit diesem Wort legte er Phoenix eine Tageszeitung 
  vor die Nase 
Karboda 
Blutiges Ende einer Rebellion 
Weltweite gesuchte Söldner 
  im Land gesichtet 
Karboda -Mehrere Monate lang befand 
  sich das Land Karboda im Bürgerkrieg. Die kleine Insel war vor kurzem Opfer 
  eines Putches geworden wodurch General Lon Huang an die Macht gelangte, ein 
  ehemaliger, hochdekorierter Militär des Landes. Eine kleine Rebellengruppe 
  leistete erbitterten Widerstand, der in den letzten Wochen an Intensität 
  zugenommen hatte. 
  Am späten Morgen des fünfzehnten Mais erstürmten schwer bewaffnete 
  Truppen den Regierungspalast und ermordeten sämtliche politische Führungsrollen 
  des Inselstaates Karboda. Zeugen sprachen von schwarz gekleideten, professionell 
  agierenden Männern mit modernen Maschinengewehren. 
  Kurz nach der Militäraktion betrat der neue Regierungsführer auch 
  schon das Feld, er verteilte sofort Nahrungsmittel und Kleidung aus Militärbeständen 
  unter der Bevölkerung um sich ihr Wohlwollen zu sichern, aber auch um zu 
  zeigen, dass er gleich gegen die Probleme im Land vorgehen möchte. Man 
  kann nur Gutes hoffen. 
Uns wurde aus mehreren Quellen die 
  Information zugespielt, dass der Putsch durch Söldner ausgeführt worden 
  ist. Ein Gespräch eines begeisterten, leicht angetrunkenen Rebellen wurde 
  uns zugeschickt; "...ohne sie hätten wir es nicht geschafft... 
  die Söldner haben uns geholfen, ohne Longrifle, Mattscho und die Anderen 
  würden wir noch immer in unserem Versteck sitzen..." Auch aus 
  anderen Quellen wurde uns berichtet, dass die Aktion im Palast zu professionell 
  war, als dass Rebellen sie ausgeführt hätten. Informationen einiger 
  Behörden zufolge sind "Mattscho" und "Longrifle" zwei 
  bekannte Söldner aus Deutschland. China hat weitere Nachforschungen angekündigt. 
   
(Siehe auch Seite 
  4) 
 
  Phoenix blätterte schnell weiter zu Seite 4, sah ein Fahndungsphoto von 
  Mattscho und musste grinsen. Es war ein unscharfes Bild das nur die verschwommene 
  Wange und ein Auge, sowie einen großen Teil des Hinterkopfes zeigte. Der 
  Mann auf dem Bild sowie die Beschreibung die beilag passte auf ungefähr 
  jeden größeren, braunhaarigen Mann Anfang bis Mitte Dreißig 
  zu. Sie mussten sich keine Sorgen machen. Nur etwas irritierte Phoenix: 
  "Wer war der Trupp im Palast? Wenn es keine Rebellen waren, wer dann?" 
  "Sieht so aus als wären wir nicht die einzigen im Land gewesen, Schwerdel 
  hat wohl mehrere Trupps angeheuert. Fragt sich nur wofür wir gut waren, 
  wenn er den Palast von einer Truppe innerhalb von fünfzehn Minuten erstürmt 
  und sichert. Muss ne grandiose Arbeit gewesen sein." 
         
        Von Phoenix 
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