Kapitel 6
Radarstation
Cambria, Awano
4. August 2002, 20:17 Ortszeit
Rick verfluchte das Wetter und schauderte, als ihm ein kaltes Regenrinnsal
in den Kragen und den Rücken hinunterlief. Donner beantwortete seine Worte
und erinnerte in daran, daß das Wetter sein Freund war. Er beruhigte sich
innerlich und versuchte, die Kälte und Nässe zu ignorieren. Er hatte
sein körperliches Unbehagen gerade aus seinen Gedanken verdrängt,
da rumpelte ein Transporter vorbei und durchnäßte ihn völlig,
als er durch eine tiefe Pfütze rollte.
Rick machte einen Schritt zur Seite und lief direkt in einen Soldaten, der neben
der Kolonne herging. Der Hell Reaper, ein Leutnant, unter dessen Befehl die
Wachabteilung stand, schob Rick mit einer Verwünschung von sich und murmelte
etwas in seinen Regenmantel hinein. Rick bekam nur etwas von Einheimische und
den übellaunigen Ton mit, aber er faßte es als Beleidigung auf.
Ein Knuff in den Rücken von einem seiner Begleiter erinnerte ihn daran,
daß er sich eingeschüchtert zu benehmen hatte. Er sah sich flüchtig
um und fing ein unmerkliches Kopfschütteln von Kamiru auf. Er hatte recht.
Die Regierung brauchten regelmäßig billige Arbeitskräfte, die
beim Transport der Nahrungsmittel und Ersatzteilen für die Militärs
in der Kommunikationsanlage auf dem Berg etwas außerhalb von Cambria mitanpackten.
Rick und die anderen getarnten Rangers galten als Teil dieser Gruppe, die sich
dafür gemeldet hatten. Um sich auch weiterhin gefahrlos unter den Arbeitern
verstecken zu können, durften sie keinen Argwohn erregen. Wenn einer der
Soldaten neugierig werden und sie durchsuchen sollten, war alles vorbei. Alsbald
ihre Tarnung fiel, sanken ihre Überlebenschancen mitten im Herzen des Feindgebietes
irgendwo gegen null, auch wenn sie unter ihren Regenponchos vollbewaffnet waren.
"Vorwärts, ihr Faulpelze! Ich habe nicht vor, die ganze Nacht mit
euch Bastarden zu verbringen", fauchte der Leutnant, dessen Stimmung genauso
schlecht war wie das Wetter. Der Offizier stieß einer Ortsansässigen
seinen Karabiner in den Rücken, um die verängstigte Frau anzutreiben.
"Macht schon, vorwärts. Je schneller ihr ins Lager kommt, desto eher
seid ihr aus dem Regen raus."
Mühsam schleppten sich die Leute weiter. Der Weg war steil und holprig,
so daß keine normalen Lastwagen für die Versorgung eingesetzt werden
konnten, und bevor man viel Geld für teure Spezialtransporter mit ebenso
hohen Instandhaltungskosten ausgab, heuerte man lieber alle paar Tage ein paar
Einwohner an, die den Job zwar nicht so effektiv, doch immerhin billig erledigten.
Hin und wieder kam aber auch einer dieser Transporter vorbei, wie der, der Rick
vorhin naßgespritzt hat, um hohe Persönlichkeiten oder andere wichtige
Dinge zwischen der Kommunikationsanlage und der Kaserne am Fuße des Berges
zu befördern.
Schließlich erreichten sie den Eingang des Gebäudekomplexes. Er lag
oben auf dem Plateau, gut geschützt gegen eventuelle Angreifer, und konnte
innerhalb von Minuten mit Verstärkungen aus dem Tal versorgt werden. Diese
Sicherheit machte aber auch die Wachen unvorsichtiger, so hoffte Rick es zumindest.
Während sie zusammengedrängt im Regen standen, sprach ihr Aufpasser
mit den Torwächtern. Man hörte, wie sich die Wachen über die
Unpünktlichkeit ihrer Ablösung beschwerten. Der Aufseher, gegen den
er gestolpert war, schlug ihnen vor, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen
und die faulen Ärsche eigens zu der Kaserne zu bewegen, um sich ihre Ablösung
zu holen.
Die Wächter öffneten die Tore, und ihre Kolonne betrat den Innenhof
der Anlage. Am anderen Ende des Hofes drang aus den Fenstern des mehrstöckigen
Gebäudes mit einer großen Satellitenschüssel auf dem Dach nur
noch wenig Licht. Die Angestellten hatten anscheinend schon Feierabend gemacht,
und nur die Soldaten waren noch zum Aufpassen dageblieben. Das war an sich schon
ungewöhnlich genug, denn diese Angestellten waren nicht etwa Bürohengste,
sondern auch Militärs. Hinzu kam noch, das die übriggebliebene Bewachung
auch nicht sonderlich stark war. Allzu sehr verließen sie sich auf ihre
Sicherheit und die Möglichkeit der Verstärkung. Weiter links war ein
niedriges Gebäude ohne Fenster. Dies war die eigentliche Schaltzentrale
für die Schüssel, wie er von Trent wußte. Manchmal war ihm der
Kerl etwas unheimlich. Er wußte Sachen, die eigentlich nur dem Feind vorbehalten
sein sollten. Könnte er möglicherweise ein Doppelagent sein, der sein
eigenes Spielchen spielte?
Mehr Zeit zum Nachdenken und Auskundschaften hatte er nicht mehr, denn sie waren
endlich am Vorratsschuppen angelangt. Einer nach dem anderen wurde hineingeführt.
Als Rick sich umblickte, bemerkte er, daß die Wachen schon abgezogen sind
und in den kleinen Hütten - Unterkünfte für die Wachen, wie Trent
erzählte - Schutz vor dem Regen gesucht hatten. Nur der Leutnant war noch
geblieben, der an der Türschwelle mit seiner Stablampe jedem ins Gesicht
leuchtete, bevor er ihn hineinließ.
"Oho", rief er plötzlich aus und zog eine der gebeugt gehenden
Gestalten aus der Reihe. Er schlug die Kapuze des Ponchos zurück. Rick
hielt den Atem an, als er sah, daß es sich um Jacqueline handelte. "Sehr
nett. Vielleicht war ich ein wenig voreilig, als ich mir überlegt habe,
mit wem ich heute die Nacht verbringen werde. Es gibt eine ganze Menge Privilegien
für solche, die entgegenkommend sind", sagte der Leutnant zu ihr,
während er eine Hand unter ihren Poncho gleiten ließ.
In dem schwachen Widerschein, der aus der Tür fiel, sah Rick, wie sich
die Augen des Aufsehers weiteten. Vermutlich war er beim Herumtasten nach weichem
Fleisch auf das harte Metall von Jacquelines Maschinenpistole gestoßen.
Der Mann trat einen Schritt zurück, aber nicht schnell genug, um Jacquelines
vorstoßender Hand zu entgehen, die sich um seine Kehle legte. Gleichzeitig
zog sie ihre MP5SD heraus und drückte sie in dessen Magen. Mit einem leisen
Ploppen bohrten sich die Kugeln in seinen Körper hinein, und genauso lautlos
ging er zu Boden.
Alle Rebellen erstarrten und warteten ab, ob sie entdeckt worden waren. Nichts
ließ darauf schließen, daß irgend jemand etwas bemerkt hätte.
Die Arbeiter im Lager machten weiter, als wäre nichts gewesen, der Rest
der Aufseherschaft hielt weiterhin grölend auf die Schlafstätten zu.
"Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren", verkündete Jacqueline.
Die anderen Rangers nicken und streiften ihre Regenponchos ab. Unter ihnen kam
ihre Gefechtskleidung zum Vorschein, beladen mit Waffen und Munition. Die anderen
Arbeiter der Kolonne machten große Augen, als sie die ganzen Gewehre sahen,
doch sie streckten ihnen einen erhobenen Daumen entgegen.
"Keine Sorge", meinte einer von ihnen, ein muskelbepackter Arbeiter.
"Wir haben schon von euch gehört. Wir werden unsere Ladung abliefern
und so tun, als wäre nicht geschehen. Macht, was immer ihr vorhabt. Für
Awano!"
Rick murmelte noch schnell ein "Danke", bevor er den anderen hinterhereilte,
die schon im Galopp auf das unscheinbare, einstöckige Gebäude zuhielten.
Mit einer Tasse Kaffee in der Hand legte Manuel seine Füße hoch
und blickte auf die Monitore vor ihm. Er fühlte sich so entspannt wie schon
lang nicht mehr. Den Vorsteher der Station, Hektor Rivera, hatte er überredet,
bei Sanchez nachzufragen, als er vor den Toren des Komplexes stand. Eine kurze
Anfrage genügte, und schon wurde er wie ein VIP behandelt. Sanchez hatte
Rivera versichert, daß Manuel in seinen Diensten stünde und ein wichtiger
Agent sei. Man hatte ihn daraufhin hier in die Schaltzentrale der Anlage gebracht
und ihn tun und machen lassen, was er wollte.
Nun, nach Feierabend, war er allein hier drinnen geblieben und genoß seine
Ruhe. Am Tage waren die ganzen Angestellten um ihn herumgewuselt, haben Daten
gesammelt und verschickt, Meldungen weitergeleitet. Nirgendwo hatte man sowas
wie eine Privatsphäre, denn das Tunnelsystem hier unten war nicht sonderlich
groß. Man konnte es über einen Aufzug erreichen, der versteckt vom
Erdgeschoß des unauffälligsten Gebäudes des Hofes bis hier in
etwa hundertfünfzig Meter Tiefe reichte.
Lächelnd erinnerte er sich an das Gespräch mit Sanchez zurück.
Er hatte ihm zwar berichtet, daß die Söldner noch vollauf sind, doch
als er ihre neue Zufluchtsstätte erfahren wollte, hatte er auf sein lückenhaftes
Gedächtnis hingewiesen und ihm erklärt, daß man diese Lücken
aber mit Geld füllen konnte. Obgleich er sofort darauf aufgelegt hatte,
konnte er sich Sanchez' stinkige Laune bildlich vorstellen. Wenn dieser Job
vorbei war, würde er ein reicher Mann sein. Mit diesem Gedanken wollte
er allein sein.
Er ließ seinen Blick beiläufig über die Bildschirme wandern
und nahm noch einen tiefen Schluck aus der Tasse. Er verschluckte sich und hätte
beinahe den restlichen Tasseninhalt über die gesamte Konsole verschüttet,
als er sah, wie eine Gruppe von bewaffneten Menschen in das Gebäude über
ihm eintrat. Er legte die Tasse zur Seite und zoomte mit der Überwachungskamera
näher an die Eindringlinge heran. Tatsächlich, es waren die Awano
Ranger, und allen voran seine Söldnerkollegen.
Wie hatten sie ihn gefunden? Wurde er verraten? Seine Gedanken rasten und er
geriet in Panik. Was würden sie mit ihm anstellen, wenn sie ihn in ihre
Finger bekämen? Doch dann beruhigte er sich. Er war nicht so weit gekommen,
um sich von den paar lästigen Unruhestiftern seine Pläne durchkreuzen
zu lassen. Gefaßt legte er die Hand auf die Konsole und löste den
Alarm aus, der in der Kaserne in Cambria dafür sorgen würde, daß
sie ihm ein paar Leute schickten. Sie würden sich um die Rebellen kümmern.
Sie konnten gar nicht entkommen. Selbst wenn sie den versteckten Eingang finden
würden, hätten sie nicht die Autorisierungscodes, um den Fahrstuhl
zu holen. Er fragte sich, ob sie schon ahnten, daß sie bald tot sein würden.
Kamiru trat die Tür ein, und die anderen strömten hinter ihm herein.
Der Raum war absolut leer, keine Soldaten, keine Möbel, kein gar nichts.
Trent hatte ihnen gesagt, daß die Kommandozentrale unterirdisch lag, der
Zugang war hier in diesem Haus. Das Bedienungspaneel soll irgendwo unter einer
losen Bodenplatte liegen. Genauere Angaben konnte er auch nicht machen. Entmutigt
blickte Rick sich im Raum um. Das Zimmer war riesig, jedenfalls, um eine kleine
Bedienungstafel zu finden.
"Okay, Leute, fangt an zu suchen."
Die zehn Rangers knieten sich alle auf den Boden und klopften jeden Zentimeter
nach einem Hohlraum ab. Mit jeder verstrichenen Minute wuchs die Unruhe in Rick.
Seit sie den Aufseher getötet hatten, liefen seine inneren Alarmsirenen
auf Hochtouren. Aus seiner Erfahrung beim Militär hat er gelernt, daß
es wichtig war, seinem Bauchgefühl zu vertrauen, sogar noch wichtiger,
als eine Waffe zu haben. Der Instinkt sagte einem, Kugeln auszuweichen, sich
zu verstecken, wenn der Feind in der Nähe war, wann man zu warten hatte
und wann zu handeln. Das Problem war nur, wann wußte man, ob es Instinkt
oder nur die überdrehten Nerven waren? Er wußte es nicht. Er wußte
nur, daß er sich nicht gut fühlte bei der Sache. Er war völlig
durchnäßt und ihm war kalt, und er hatte ein ungutes Gefühl
in der Magengegend, und er konnte den Gedanken nicht loswerden, daß etwas
schlechtes passieren würde. Auf der anderen Seite gab es einen guten Grund,
daß er sich fürchten sollte. Sie alle sollten.
Was sie taten war gefährlich, mitten unter den Feinden herumzuhuschen.
Es konnte tatsächlich etwas schiefgehen, es einzusehen war nicht paranoid,
sondern realistisch.
"Hey, ich glaube, ich hab hier was!" rief einer der Rebellen. Sie
standen auf und gingen zu ihm hinüber. Er war gerade dabei, eine Kachel
hochzuheben und legte etwas metallisch glänzendes frei. Das Kontrollpaneel
hatte nur ein Zahlenfeld und zwei Knöpfe.
"Saubere Arbeit", sagte Rick, bevor er sich an den Kontrollen zu schaffen
machte. Trent hatte ihm vierzehn achtstellige Codes genannt, die alle paar Tage
ausgetauscht wurden. Er hatte sich alle auswendig gelernt, um sie nicht auf
einem Zettel aufschreiben zu müssen, den er möglicherweise verlieren
konnte.
"Es wird garantiert der letzte sein, ihr werdet's schon sehen", meinte
Thor. Rick hätte aufgelacht, wenn er sich nicht hätte konzentrieren
müssen. Er fing an, die erste Zahlenfolge einzutippen.
Manuel legte den Hörer auf. Er hatte Sanchez angerufen und ihm erzählt,
daß die Störenfriede hier in Cambria waren. Dieser hatte ihm zugesagt,
ein paar Truppen zu schicken. Einigermaßen erleichtert sah er wieder auf
den Monitor. Er hatte sich mittlerweile beruhigt, indem er sich ständig
eingeredet hat, daß sie ohne die Codes keinen Zugang hatten. Er brauchte
nur ein paar Minuten zu warten, bis sie die Jungs von der Armee sich der Sache
annahmen. Er holte tief Luft und ließ sie geräuschvoll wieder aus
seinen Lungen entweichen.
Und vergaß einzuatmen, als er sah, wie einer der Rebellen die Kachel anhob
und beiseite schob. Er wußte immer noch nicht, woher sie von der Kommandozentrale
wußten, und Rick kniete sich über das Paneel und fing an, Zahlen
einzutippen.
"Zufällige Zahlen, er rät nur, das kann nicht sein", wisperte
er brabbelnd zu sich. Er griff wieder nach dem Hörer, um Hilfe anzufordern,
doch dann besann er sich. Sie waren schon auf dem Weg, und es nützte nichts,
wenn er sie drängte. Außerdem blamierte er sich so, wenn er wie ein
wimmerndes Kind bettelte. Er würde das alleine regeln. Aber wenn sie wirklich
die Codes haben, dann hätte er keine Zeit für...
"Override!" stieß er aus. Er wandte sich von den Monitoren ab
und eilte los zum Fahrstuhl, sich selber verfluchend, daß er nicht eher
daran gedacht hatte. Es gab einen Schalter für manuellen Override am Bedienungsfeld
für den Aufzug. Er konnte die Kontrolle übernehmen und ihn hier unten
halten, selbst wenn sie die Zugangscodes haben sollten.
Und das Säuberungsteam würde kommen und sie ausschalten. Manuel lächelte
und verfiel in einen Spurt.
Gespannt beobachtete Kamiru, wie Rick weitere Ziffern eingab. Er hoffte, daß
ihre Anwesenheit noch nicht bemerkt worden war. Zwar hatte er keine Überwachungskameras
entdecken können, doch das hatte nicht viel zu heißen. Wenn sie eine
unterirdische Anlage errichten konnten, konnten sie auch Kameras verstecken.
Rick drückte die letzte Taste, und es gab ein Geräusch, das tiefe
Pfeifen verborgener Hydraulik. Ein gewaltiges Wandstück neben ihnen schob
sich beiseite. Gleichzeitig richteten sie ihre Gewehre darauf - und ließen
sie wieder sinken, als sie die dicken Metallgitter sahen und den leeren Aufzugsschacht
dahinter.
"Heilige Scheiße", kam es von Thor, ein Ton von Erleichterung
in seiner Stimme. Kamiru nickte. Alle hatten schon das schlimmste erwartet,
als die Wand innerhalb Sekunden verschwunden war.
"Was ist das?" fragte Jacqueline, und Kamiru hörte es auch, das
entfernte Summen eines Motors. Augenscheinlich hatte der Zugangscode gleichzeitig
den Aufzug gerufen. Sie konnten ihn aufsteigen hören, das wachsende Echo
einer gutgeölten Maschinerie in der klirrenden Kälte. Er kam schnell
hoch, doch es war trotzdem ein langer Weg hinauf.
"Vielleicht haben wir einen Alarm oder so ausgelöst", merkte
Rick an. "Mag sein, daß der Fahrstuhl nicht leer ist." Sie nickten
rundum. Leise und angespannt warteten sie auf den Aufzug, die Waffen auf das
Metallgitter gerichtet.
Manuel fand das Bedienungsfeld neben dem Fahrstuhl und betete, daß es
sich ohne Probleme öffnen lassen würde. Aber es befand sich eine Verriegelung
am Schalter, ein Bolzen, der verhinderte, daß der Schalter umgestellt
wird. Erst bei diesem erinnerte er sich daran, daß Rivera ihm davon erzählt
hatte. Eine der Sicherheitsmaßnahmen hier in der Anlage. Eine, die ihm
im Moment vollkommen hirnrissig vorkam.
Hektor Rivera hatte ihm einen Schlüsselbund mit allen nötigen Schlüsseln
gegeben, doch er hatte sie irgendwo verlegt, in der Überzeugung, daß
er sie nicht brauchen würde. Wo zur Hölle hatte er sie hingeschmissen?
Sekunden später hörte er, wie der Lift gerufen wurde und empor stieg.
Hastig hämmerte er auf den Rufknopf, doch er würde nicht umkehren,
bevor er oben ankam. Das dauerte zwei Minuten, er hatte noch zwei Minuten, und
die Schlüssel sind...
Nichts. Sein Gedächtnis war wie leergeputzt. Er konnte sich absolut nicht
daran erinnern, und die Sekunden vergingen unbarmherzig. Vielleicht könnte
er ja den Schacht in die Luft jagen, wenn er Sprengstoff finden würde,
oder...
Kontrollraum! Sie waren im Kontrollraum! Manuel drehte sich um und rannte zurück.
Er hatte sie in eine Schublade gelegt, nachdem Rivera sie ihm überreicht
hatte. Manuel entschied, daß er sich später in den Hintern dafür
treten konnte. Nun galt es erst einmal, die Schlüssel wiederzufinden. Er
wunderte sich, wie Dinge in so kurzer Zeit außer Kontrolle geraten konnten.
Noch vor zehn Minuten hatte er gemütlich gesessen und seinen Kaffee gesüffelt.
Und in zehn Minuten konnte er tot sein. Manuel beeilte sich.
Der Aufzug war geräumig, etwa zehn Quadratmeter. Thor blinzelte, als er
in das Licht der nackten Glühbirne sah, die an der Decke angebracht war.
Wenigstens war er leer. Jetzt mußten sie nur noch aufpassen, daß
sie nicht in einen Hinterhalt gerieten, wenn sie unten ankamen. Langsam kam
der Lift zum stehen. Ein leises Klicken, und die Gittertüren öffneten
sich.
"Erster Stock, Schuhe, Unterwäsche, Soldatenärsche", kommentierte
Thor und störte sich nicht im geringsten daran, daß niemand lachte.
Jeder hatte seine bevorzugte Methode, mit Spannung umzugehen. Er hielt sich
damit bei Laune, es hielt ihn davon ab, zu erstarren und sich in einen unbeweglichen
Klotz zu verwandeln.
Thor ließ seinen Blick über die Kabine wandern, die Wände, die
Decke. Der Aufzug sah in Ordnung aus, etwas staubig, aber robust genug. Vorsichtig
schritt er hinein, die anderen Söldner hinterher. In dem Moment, als sie
einen merkwürdigen Lärm hörten, fingen auch rote Lichter über
ihnen an zu blinken.
"Wartet", meinte Thor und hielt seine Hand hoch. Er wollte nicht,
daß noch weitere hinterherkamen, bis er wußte, wofür dieses
Licht war.
Und dann schnappten die Gittertore zu. Er wirbelte herum und sah, daß
alle Söldner drinnen waren, die Rangers aber noch draußen geblieben
waren. Einer von ihnen eilte zurück zum Kontrollpaneel, und sie konnten
einen letzten Blick auf die ratlosen Gesichter der Rebellen erhaschen, bevor
die Wand herunterkrachte.
Der Lift fuhr abwärts, obwohl sie nichts angefaßt hatten. Kamiru
entdeckte ein paar Knöpfe und drückte hastig auf ihnen herum, bis
er sah, was die Lichter bedeuteten.
"Manueller Override", stellte er nachdenklich fest und schaute die
anderen an. Er wußte nicht was er sagen sollte. Ihr Plan hatte eine unerwartete
Wendung genommen.
"Shit", meinte Jacqueline leise, und die anderen nickten. Sie hatte
es perfekt zusammengefaßt.
"Runter", sagte Rick, wobei er sich selber flach auf den Boden legte
und dabei die ganze Zeit mit dem komischen Medaillon an seinem Hals herumspielte.
"Falls es ein Hinterhalt sein sollte, werden sie hoch zielen, wenn sich
die Tür öffnet. Wir werden uns ihre Knie vornehmen. Funktioniert immer.
Okay gut, fast immer."
Sie taten es ihm gleich und legten sich ebenfalls hin, die Maschinenpistolen
vor sich haltend auf die Tür gerichtet. In der Dunkelheit zogen die Wände
des metallenen Schachtes vorbei. "Und was, wenn nicht?" fragte Kamiru
nach.
"Aufstehen, du und Claus nehmt die linke Seite, Jacqueline und Thor rechts,
ich hinten und oben. Wenn jemand gegen eine leere Wand blickt, umdrehen und
ducken."
Thor wandte sich zu ihnen, ein Grinsen auf den Lippen. "Stellt euch vor,
was die Jungs dort oben alles verpassen werden. Wir werden hier ein paar Hell
Reaper aufmischen und die frieren sich dort oben ihren Hintern ab."
"Tja, wir sind eben Glückspilze", brachte Claus hervor.
"Wir wollten so oder so hier hinunter, also machen wir das beste daraus",
meinte Rick. Er hatte recht. Zu wünschen, nicht hier zu sein, änderte
nichts an der Lage.
Die Fahrt ging weiter hinunter, und es wurde leise in der Kabine. Thor mochte
zwar gerne Witze reißen, aber er war keiner, der Gefahren auf die leichte
Schulter nahm. Er drückte die PDW enger an seine Schulter und machte sich
bereit für das, was auf sie warten würde.
Der Aufzug hielt an. Ein helles Glockenläuten ertönte, und die Tür
ging auf. Niemand war zu sehen. Eine polierte Betonwand in einigen Metern Entfernung,
polierter Betonboden. Graue Leere.
Sie krabbelten auf ihre Füße und wirbelten um die Ecke. Wieder nichts
außer einem langen Korridor. Er drehte sich um und sah, daß es bei
den anderen auch nicht viel anders aussah. Rick fand ein Bedienfeld und drückte
die Hochtaste, doch es tat sich nichts. Ratlos sah er sich um.
Wenn jemand vorgehabt hatte, sie herunterzuholen, wieso wollte er sie nicht
empfangen? Momentan sah es so aus, wie Trent es vermutet hatte: verlassen.
"Vielleicht war es ja gar keine Falle", vermutete Claus. "Sonst
hätte sie versucht, uns alle zu erwischen. Eine Fehlfunktion gar?"
"Unwahrscheinlich", meinte Rick. "Aber eine bessere Erklärung
fällt mir ehrlich gesagt auch nicht ein."
"Und was nun?" wollte Jacqueline wissen.
"Wir machen das, was wir eigentlich vorhatten. Suchen wir den Kontrollraum."
Erleichtert atmete Manuel auf, als er hörte, daß sie nicht hinter
ihm her waren. Wahrscheinlich wußten sie nicht einmal, daß er hier
war. Vorsichtig preßte er sein Ohr noch stärker gegen die Metalltür,
um mehr von ihrem Gerede mitzubekommen.
Er hatte sich in einem Zimmer in der Nähe des Fahrstuhls eingeschlossen.
Da er nicht wußte, ob er es noch geschafft hatte, den Lift noch rechtzeitig
herunterzuholen, mußte er erst einmal sichergehen. Für den Fall,
daß sie ihn finden sollten, hatte er sich schon ein Alibi ausgedacht.
Aber nun zögerte er. Wollte er überhaupt gefunden werden? Sie wußten
nicht, daß er hier war, und wenn er einfach warten würde, bis sie
ihre Sache erledigt hatten - was auch immer das sein mochte - und gegangen waren,
würden sie es auch nie erfahren. Er wägte noch die Argumente ab, als
sie an der Tür seines Zimmers vorbeikamen.
"Hilfe! Hört mich jemand? Laßt mich aus!" schrie er, so
laut er konnte. Die Schritte verhallten, und die Söldner blieben vor der
Tür stehen.
"Hallo, ist da drin jemand?", fragte Claus.
"Claus? Bist du das Claus? Ich bin's! Manuel!" rief er mit gespielter
Aufregung.
"Hey, Rick! Da drin ist Manuel."
"Manuel? Was macht der denn da drinnen? Holt ihn raus."
Die Tür wackelte ein paar Mal in ihrem Rahmen, doch sie gab nicht nach.
"Geh zur Seite, Manuel, ich schieß sie auf."
Manuel tat wie befohlen, und kurze Zeit später zierten sechs Löcher
um das Schloß die Tür. Sie schwang auf, und vor ihm standen die fünf
Söldner. Manuel warf seine Arme hoch und warf sich auf Thor.
"Juchu, ihr habt mich befreit", schluchzte er. "Danke, danke,
danke."
"Ist ja schon gut", beruhigte ihn Thor. "Ist doch kein Grund
so zu heulen."
"Erzähl mal", forderte ihn Rick auf. "Was machst du hier?"
Manuel wischte sich eine Träne aus dem Auge und begann, seine vorbereitete
Geschichte zu erzählen: "Als wir auf dem Weg nach Estoni waren, haben
mich Sanchez' Häscher geschnappt. Sie haben mich dann hierher gebracht,
damit ich ihm über Satellit auspacke." Er war ein Risiko eingegangen,
die Satellitenverbindung mit ins Spiel zu bringen, doch er nahm an, daß
sie schon davon wußten, ansonsten wären sie sicher nicht hier. "Aber
sie sind noch nicht dazu gekommen, mich zu verhören. Und jetzt seid ihr
ja endlich hier und habt mich befreit. Woher wußtest ihr, daß ich
hier bin?"
"Wir wußten es nicht", entgegnete Rick. "Trent hat uns
von der Kommunikationsanlage hier erzählt, und mir ist da eine Idee gekommen,
wie wir sie nutzen könnten."
Beim Reden waren sie derweil weitergegangen und hatten das Kontrollzentrum erreicht.
Kamiru setzte sich sofort an die Schaltkonsole und fing an, sich mit dem System
vertraut zu machen. Dieser verdammte Trent wurde noch zu einer echten Plage.
"Und was habt ihr jetzt vor?" erkundigte Manuel sich.
"Wir werden Hilfe von außen holen. Ich habe noch ein paar Beziehungen
zu ein paar Freunden in Söldnereinheiten, die werde um Unterstützung
bitten."
"Und du meinst das hilft?"
"Ich erwarte das Schlimmste und hoffe das Beste. Einen Versuch ist es wert.
Alleine haben wir keine Chance gegen die Armee."
"Rick, ich hab jetzt eine Verbindung."
"Danke, Kamiru. Dann wollen wir mal."
Schnell klapperte er alle seine Freunde ab und sicherte sich die Mithilfe der
meisten von ihnen. Sie würden übermorgen mittags mit einem Helikopter
ankommen. Sie arbeiteten noch schnell einen Plan aus, in der sie eine entscheidende
Rolle spielen sollten. Dann bedankte er sich bei ihnen und verabschiedete sich.
Lange konnte es nicht mehr dauern, bis die Soldaten aus der Kaserne eintreffen
würden.
Zu sechst fuhren sie wieder mit dem Lift hoch. Kamiru hatte einen Weg gefunden,
den manuellen Override zu umgehen, und so standen sie nun wieder in dem stickigen
Aufzug. Als sie oben angekommen waren, warteten die zurückgelassenen Rebellen
immer noch auf sie. Aber es waren noch andere hinzugekommen. Mit fragendem Gesichtsausdruck
deutete Rick auf die Neuen.
"Sie haben sich uns angeschlossen", antwortete Pedro Garcia mit einem
Lächeln. "Ich glaube, wir haben wieder neue Rekruten. Mit Waffen haben
wir sie schon ausgestattet. Wir haben die Wachen hier einfach mal ein bißchen
aufgescheucht, während ihr euch da unten vergnügt habt."
"Gute Arbeit, Pedro. Wir müssen jetzt zur Satellitenschüssel.
Auf geht's."
"Was wollen wir da?" wollte Manuel wissen.
"Dafür sorgen, daß Sanchez sie nicht mehr nutzen kann."
Im Eilschritt begaben sie sich zum hohen Gebäude mit der Satellitenschüssel.
Sie traten in ein großes Foyer ein, daß recht bunt eingerichtet
war, zumindest im Vergleich mit dem Rest des Komplexes. In der Mitte des Raumes
stand ein älterer Mann mit schon angegrautem Haar und Geheimratsecken.
Als er Manuel erblickte, weiteten sich seine Augen, und er setzte zu einem Protest
an, doch dieser stürzte sich auf ihn und schlug ihn nieder.
"Sie verdammter Hund! Mich einfach so gefangenzunehmen und mich foltern
zu wollen!" brüllte er ihm ins Gesicht. Leise flüsterte er in
sein Ohr: "Ich habe Alarm geschlagen. Halten Sie sie hin, dann sind wir
sie los."
Eilig zerrten Claus und Rick Manuel von dem Mann los. Dann sprachen sie ihn
an.
"Ich bin Hektor Rivera, Vorsteher dieser Anlage. Ich habe das Sagen hier.
Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?"
"Wir sind von den Awano Rangers. Wir wollen eben diese Anlage in unseren
Besitz nehmen."
"Oh, ich verstehe. Nun gut, ich habe nicht dagegen. Mir ist es egal, für
wen ich hier arbeite. Aber kommen Sie doch bitte mit und lassen Sie uns das
Geschäftliche in meinem Büro klären."
"Das gefällt mir nicht", raunte Claus in Ricks Ohr. "Der
Kerl ist mir zu aalglatt."
"Ach komm", erwiderte Rick laut. "Ich bin sicher, wenn Herr Rivera
uns etwas antun würde, wäre er nicht so freundlich und würde
sich uns noch vorstellen. Er kooperiert doch hervorragend mit uns. Herr Rivera,
fahren Sie bitte fort."
"Vielen Dank. Wenn Sie mir bitte folgen würden."
Die sechs Söldner folgten ihm in einen kleinen Fahrstuhl. Dicht gequetscht
fuhren sie langsam hoch. Oben waren sie dann in Riveras Büro angelangt,
gut ausgestattet und schön möbliert.
"Bitte, nehmen Sie doch Platz", sagte Rivera und bot ihnen Stühle
an, während er sich selber in seinen Sessel setzte. "Nun, wo waren
wir stehengeblieben? Ach ja, jetzt fällt's mir wieder ein." Er holte
aus der Schublade einige Formulare hervor. "Sie müssen wissen, man
braucht für diese Branche eine Menge Bürokratie. Zuallererst einmal
brauchen wir Ihre Versicherungsnummer, denn nach der Klausel in Paragraph 7
ist es vonnöten, daß Sie..."
Das Geplapper des Vorstehers verschmolz in Ricks Ohren zu einem monotonen Brei.
Er ließ sich das Gerede ein paar Minuten über sich ergehen und stützte
seinen Kopf schwer auf seine Hand, um sich vor dem Einnicken zu bewahren. Auf
einmal schreckte er auf, als er ein verdächtiges Geräusch vernahm.
"Ah, ich sehe schon, ich muß leider Schluß machen. Ich werde
Sie unter Arrest stellen. Wenn ich um Ihre Waffen bitten dürfte."
Rick griff nach seinem Gewehr, um es Rivera unter die Nase zu halten, aber im
selben Augenblick hörte er ringsum im Raum des Schnappen von Gewehrbolzen.
Die kleine Gruppe von Söldnern war auf allen Seiten von schwarz-blau gepanzerten
Soldaten umstellt, die Waffen im Anschlag.
"Woher sind die denn gekommen?" fragte Thor.
Der Anführer des Hell Reaper Trupps deutete mit dem Daumen hinter sich.
"Durch den Hintereingang der Anlage. Dann die Nottreppe hoch. Tja, und
hier sind wir. Danke, daß Sie sie so lange hingehalten haben, bis wir
da waren, Senor Rivera."
"Gern geschehen. Und nun schaffen Sie sie mir aus den Augen."
"Mit Vergnügen. Los, bewegt euch." Er trieb sie in den Fahrstuhl.
Weil nicht alle hineinpaßten, fuhren Rick, Manuel, Claus, der Anführer
und zwei andere Soldaten zuerst hinunter. Als der Aufzug zum Stillstand kam,
drehte sich Rick zu Claus um.
"Sergeant Major Rothman?"
"Ja, Sir?"
"Mir reicht dieses Gezanke allmählich. Wie geht es Ihnen?"
"Ich hätte es nicht besser ausdrücken können, Sir."
Die Tür glitt zischend auf, und Rick stieg aus, dicht gefolgt von Claus
und Manuel. "Sicherheit", sagte Rick leise zu den umstehenden Rangers.
"Festnehmen. Jetzt."
Fünf Rebellen in nahmen die Lifttüren mit den Mündungen ihrer
Maschinenpistolen ins Visier. Die beiden Soldaten keuchten überrascht und
ließen augenblicklich ihre Waffen fallen, bevor sie die Hände über
den Kopf hoben. Claus nahm dem Anführer das Gewehr aus der Hand und untersuchte
die drei nach anderen Waffen.
"Sie sind sauber."
"Gut", meinte Rick und holte sich seine eigene Waffe zurück.
"Ihre Befehle, Lieutenant?" erkundigte sich Pedro Garcia.
"Haben Sie dieses Stockwerk gesäubert?"
"Ja, Sir. Ein Teil von ihnen hat, ähm, Widerstand geleistet. Ich fürchte,
wir waren nicht allzu sanft mit ihnen umgegangen."
"Wissen Sie", wandte sich Rick an den Hell Reaper Anführer, "ich
mag es nicht, wenn eine Militäreinheit in einem Gebäude ist, der ich
nicht vertraue. Deshalb mußten wir erst einmal für eine gewisse Übereinstimmung
sorgen." Dann drehte er sich wieder zu Garcia. "Oben im Büro
sind fünf von den Soldaten und halten drei unserer Leute gefangen. Ein
Teil ist möglicherweise schon mit dem Aufzug unterwegs nach unten. Holen
sie unsere freiwilligen Mitkämpfer und schicken sie ein Team rauf."
"Schon geschehen, Sir. Rebeiro hat sich ein paar Männer geschnappt
und ist die Treppe hinauf. Ich habe mir gedacht, Sie sind ein bißchen
zu lange dort oben."
"Sehr gut."
Wenige Minuten später kamen die Soldaten entwaffnet wieder herunter, von
mehreren Rebellen bewacht. Auch Hektor Rivera führten sie herbei. Die anderen
Söldner waren wieder frei und kamen die Treppe herunter.
"Sir, wir haben von dort oben eine Menge Soldaten beobachtet, die durch
einen rückwärtigen Eingang in die Anlage hereingekommen sind"
meldete Cynthia Rebeiro. "Wir sollten uns schleunigst aus dem Staub machen.
Der Hintereingang ist jedenfalls wieder unbewacht, dort können wir fort."
"Alles klar. Verstauen Sie hier unseren Ballast und dann nichts wie weg."
Sie sperrten ihre Gefangenen in einem kleinen, fensterlosen Raum ein und verriegelten
die Tür, indem sie die Klinke an einer Granate festbanden, so daß
sie die Tür nicht gefahrlos öffnen konnten. Sie kletterten aufs Dach
und brachten an zentralen Stellen des Metallgerüstes der Satellitenschüssel
Sprengstoff an und zerstörten sie. Dann verließen sie das Gebäude
durch die Nottreppe und verließen die Anlage durch den Hintereingang.
So, wie es aussah, hatten sich die Soldaten nicht weiter darum gekümmert,
ob jemand dort durchkommen könnte, wo sie hergekommen sind. Hurtig entfernten
sie sich von Cambria und verschwanden in der Nacht.
Elliot Sanchez trommelte unruhig mit seinen Fingernägeln auf seinem Schreibtisch
aus Mahagoniholz herum, den Kopf auf die andere Hand gestützt, und blickte
zu Steve Malloy hoch, der stramm vor ihm stand.
"Wieso fange ich an, mich langsam vor unseren kleinen Treffen zu fürchten,
Malloy? Sie werden langsam der Inbegriff für schlechte Neuigkeiten. Also
raus damit, Sie Hiobsbote, was haben Sie mir diesmal zu berichten?"
"Wollen Sie zuerst die gute oder die schlechte Nachricht hören?"
"Oho, es gibt sogar mal was positives zu berichten? Dann erst die schlechte,
damit ich mich noch mehr über die guten freuen kann."
"Sir, die Rebellen haben unsere Kommunikationsstation in Cambria angegriffen
und die Satellitenschüssel zerstört. Unsere Langstreckenkommunikationskapazität
ist somit erheblich eingeschränkt. Kurz vorher konnten die Rebellen aber
noch einen Funkspruch abgeben."
Sanchez ballte seine Hand zu einer Faust und biß die Zähne zusammen.
"Und was ist die gute?"
"Wir konnten sofort reagieren und haben um Cambria herum Stellung bezogen.
Ich hab mir erlaubt, von unserer eisernen Reserve etwas Artillerie auszuborgen
und so aufzustellen. Gräben wurden ausgehoben, und ungeschoren kommen diese
Rebellen nicht daran vorbei."
"Naja, so berauschend ist diese Neuigkeit auch nicht."
"Und wir konnten den Funkspruch der Rebellen auffangen. Sie haben weitere
Söldner um Hilfe gebeten. Sie werden mit Helikoptern ankommen. Wir kennen
Zeitpunkt und Ort, wo sie eintreffen werden. Wir können ihre Verstärkungen
abfangen."
Mit einem Ruck stand Sanchez auf und schlug mit der flachen Hand auf dem Tisch.
"Das ist doch mal was Gutes! Schade, daß der Vertrag
mit den Knightsabers ausgelaufen ist, aber dann werden Sie das eben übernehmen.
Leiten Sie sofort alles Notwendige dafür in die Wege. Holen Sie diese Söldner
vom Himmel. Wenn einer überleben sollte, bringen Sie ihn mir. Ich würde
gerne mehr über die anderen wissen."
"Jawohl, Sir!"
Von Zhizhou Fang
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