Kapitel 13: Marionetten
Hongkong 20.05.01 22.21 Uhr
Eine Falle! Es bestand kein Zweifel, Longrifle blickte schweigend durch sein
Zielfernrohr. Die Ereignisse überschlugen sich. Es hatte der Verdacht bestanden,
dass Schwerdel sie reinlegen wollte, und der wurde gerade bestätigt. Sie
hatten sich vorsorglich bei einem von Longrifles Kontakten mit etwas Ausrüstung
versorgt. Zwei G3/SG-1 für Longrifle und Master die den andern Beiden Deckung
geben würden. Phoenix und Mattscho, die vier restlichen Söldner die
in Hongkong geblieben waren. Sie sollten sich um 2300 mit Schwerdel in einem
Park treffen. Die beiden Scharfschützen hatten soeben auf einem Dach außerhalb
des Parks Stellung bezogen. Der Treffpunkt war ein hübscher Springbrunnen,
ungefähr in der Mitte der Grünanlage, um die 450 Meter von ihrer Position
entfernt. Und gerade sah er mehrere bewaffnete Gestalten sich in den umliegenden
Büschen verstecken. Er nahm das Fernglas ab und blickte Master an. Er hatte
sie ebenfalls gesehen. Ersterer berichtete an die anderen:
"Longrifle, haben gerade drei Tangos gesichtete die sich in den Büschen
verstecken. Scheint wirklich eine Falle zu sein." Er trug wie alle einen
kleinen Stecker im Ohr und ein Mikrofon am Kragen seiner Jacke mit dem sie sich
verständigen konnten.
"Mattscho, haben verstanden, wir werden trotzdem dorthin gehen," ein
Blick auf seine Uhr, "noch 38 Minuten. Bestätigen."
"Roger, 38 Minuten. Longrifle aus."
"Ende"
Mattscho kletterte in den hinteren Teil des gemieteten Vans, wo Phoenix bereits,
über seine Ausrüstung gebeugt, saß.
"Sieht nach Action aus. Er streifte sein T-Shirt ab, und zog eine Kevlarweste
an. Dann öffnete er den Reißverschluss einer großen Nylonsporttasche
und nahm ihre Waffen hervor. Eine Walther P99 wanderte in sein Hüftholster,
dann steckte er sich mehrere Ersatzmagazine in die vielen Taschen seines Trenchcoats.
Hongkong 20.05.01 22.51 Uhr
Die zwei Söldner schritten rasch und unauffällig durch den dunklen
Park, hatten jedoch keine Augen für die schönen Gartenanlagen. Ein
kleiner Bach gluckste fröhlich neben dem Weg, der Wind rauschte in den
Bäumen, es war eine bewölkte Nacht und es sah nach Regen aus. Nach
einigen Minuten ereichten sie den Treffpunkt. Die große Lichtung wurde
von mehreren Straßenlampen spärlich erhellt. Mattscho trug eine leere
Sporttasche über der Schulter. Im Schutze eines Baumes warteten die Beiden
auf Schwerdel, während feine Regentropfen vom Himmel fielen.
"Phoenix, seht ihr uns?"
"Longrifle hier, ja. Noch keine Spur von der Zielperson." Die Zeit
verstrich langsam weiter.
"Master hier, er kommt. Macht euch bereit. Viel Glück Jungs."
"Pass auf uns auf, Schutzengel."
Phoenix und Mattscho traten aus dem Schatten und schritten Schwerdel entgegen,
immer darauf bedacht ihren beiden Scharfschützen nicht in der Schusslinie
zu stehen.
Master machte es sich auf seiner Decke bequem, legte das Fernglas beiseite
und griff zu seinem Gewehr. Er lud die Waffe durch und entsicherte sie. Dann
klappte er das Zweibein aus und blickte durch das Zielfernrohr.
Schwerdel schritt, mit einem falschen Lächeln auf den Lippen, zu den beiden
Söldner. Sein Plan war banal gewesen, jetzt mussten nur noch die überflüssigen
Zeugen verschwinden, und diese beiden waren endlich die letzten. Mit freundlicher
Stimme fragte er:
"Guten Abend meine Herren, schön Sie lebend wiederzusehen. Wo ist
denn Herr Longrifle? Und wer sind Sie?" Dabei nickte er gen Mattscho. Phoenix
antwortete mit ruhiger, leiser Stimme.
"Herr Longrifle liegt auf einem Dach 450 Meter entfernt, mit einem Gewehr
in den Händen das auf Ihren Kopf gerichtet ist," Schwerdel wurde bleich,
und schluckte mühsam, "ich will, dass Ihre drei Leute jetzt aus den
Büschen kommen, ihre Waffen in Mattschos Tasche legen, genau wie Ihr Bodyguard
und dann verschwinden. Und zwar jetzt! Danach können wir gerne reden."
Schwerdel schluckte ein weiteres Mal, das vorhin so selbstsichere Grinsen war
aus seinem Gesicht verschwunden. Seine Hautfarbe wurde noch bleicher, Schweißtropfen
glitzerten auf seiner Stirn. Was sollte er tun? Es bleib ihm keine Wahl, er
musste seine Niederlage einsehen, alles hatte so gut bis hierhin geklappt, die
dummen Söldner hatten die Drecksarbeit erledigt. Aber jetzt? Er nahm tief
Luft und rief den Leuten in den Büschen auf Englisch zu:
"Kommt raus. Aber auf keinen Fall angreifen. Macht schnell!"
Die angeheuerten Mafiakiller blickten sich an, das war nicht der Plan. Aber
sie wurden nicht fürs Fragenstellen bezahlt. Deshalb kamen sie mit erhobenen
Händen aus dem Gebüsch, schritten zu Mattscho, legten ihre Waffen,
drei schallgedämpfte Maschinenpistolen, in dessen Sporttasche und blickten
dann schweigend ihren Auftraggeber an. Dieser befahl nur:
"Sie sind von Ihrem Auftrag befreit, Sie dürfen gehen." Der Anführer
der drei Killer nickte und verschwand dann mit seinen zwei Kollegen in die dunkle
Nacht.
Phoenix nahm tief Luft, das ging besser als er erwartet hatte. Er hatte sich
auf ein schweres Gefecht vorbereitet, dass es so glatt ablaufen würde hatte
er sich nicht mal vorgestellt.
"Der Bodyguard!" hörte er Mattschos Befehl.
"Heinrich, geben Sie Ihre Waffen ab, es ist alles in Ordnung. Und verschwinden
sie dann." Mit stoischer Miene trat der große muskulöse Mann
zu Mattscho, zog seine Glock aus einem Schulterholster, bückte sich dann
und nahm eine kleine 22er aus einem Knöchelholster. Er legte beide Waffen
in die Tasche und entfernte sich dann zehn Meter. Er war noch immer präsent,
störte aber das Gespräch nicht. Er war ein Profi, er war da, aber
nicht im Weg. Er befolgte Befehle ohne mit der Wimper zu zucken, beschützte
seinen Arbeitsgeber zu jeder Zeit. Und jetzt rettete er ihm das Leben, indem
er seine Waffen abgab und nichts tat. Eine komische Logik, aber er befolgte
nur die Befehle, die Fragen durften andere stellen.
"So, jetzt sind wir allein, setzen wir uns doch auf die Bank hier. Wir
wollen nur kurz reden. Danach verschwinden wir. Sie dürfen Ihre Waffen
gerne wieder an sich nehmen, aber Sie verbleiben eine weitere Viertelstunde
hier. Ist das klar? Herr Longrifle wird ansonsten eingreifen müssen,"
erklärte Mattscho kurz.
"Eine Viertelstunde? Kein Problem."
"Gut," ergriff Phoenix das Wort, er griff in seinen Mantel, sah Schwerdel
zusammenzucken, zog eine Zeitung hervor, und knallte sie ihm auf den Schoss,
"was soll das bitte schön sein?" er zeigte auf den Artikel den
er am Mittag in der Zeitung gelesen hatte.
"Die Regierung wurde gestürzt. Ja und?"
"Verdammt, also noch mal für die weniger schnellen. Wir wurden von
Ihnen angeheuert die Regierung des Landes mit Hilfe der Rebellen zu stürzen
und für Sicherheit im Land zu sorgen, was hat dann diese zweite Truppe
da zu suchen, man hätte uns informieren müssen!"
"Ich denke Sie haben das nicht richtig verstanden. Wie sagt man so schön,
Sie waren die Marionetten. Sie haben sich wirklich nicht gedacht, dass sie nur
Ablenkung waren?" Schwerdel brach in schallendes Gelächter aus, nur
mit Mühe konnte sich Phoenix beherrschen.
"Während Sie die Streitkräfte des Feindes auf den Süden
konzentrierten, habe ich eine zweite Truppe, zur Säuberung, in den Palast
geschickt. Ganz einfach, Sie waren nur Ablenkung. Der Fakt, dass Sie den Präsidenten
töteten war ein glücklicher Zufall, so war die Leibwache aus dem Palast
entfernt worden. Wirklich praktisch, es machte uns alles einfacher.
Sie waren nur Ablenkung! Sie machten die Drecksarbeit..."
Ende
Für André Mouris
verstorben aber niemals vergessen
Danksagung:
Ich danke meinen Testlesern für ihre tolle Arbeit, Dactylartha, icecoldMagic,
Job, Ypsilon und natürlich mattscho, ohne deren moralische Unterstützung
und Hilfe, wie auch Kritik die Story wohl nie fertiggeworden wäre.
Natürlich auch ein großer Dank an Euch Leser die mir im Forum und
in Mails ihre Meinung zur Story geschrieben haben, und mich immer wieder zum
Weitermachen angespornt haben. (Verzeiht mir, dass ihr so lange warten musstet)
Ich hoffe meine War Story hat Euch gefallen, und ich freue mich natürlich
auch weiterhin über jeden Kommentar von Euch.
© 2003 by Phoenix
Von Phoenix
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