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Paladin - Zyklus 4: Allianzen
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Teil 7 – Wüstenbluter

„Es gibt keine Grenze dafür, wie schlimm es noch werden kann.“


Über einem größtenteils unbedeutenden Landstrich Südafrikas zogen Wolken auf, verdunkelten den stählernen Himmel, und bombardierten den gemarterten Sand unter ihnen mit Milliarden von Wassertropfen. Dieser Regenguss erreichte auch die Ausgrabungsstätte, und der Strom von Wasser prasselte im Besonderen auf einen Berg von Leichen herab, wobei das angetrocknete Blut der unzähligen Wunden wieder verflüssigt wurde. Diese bizarre Mixtur saugte sich nun durch den Hügel von Körperteilen, erreichte schließlich den Boden und färbte den Sand in ein unappetitliches Rot. Allerdings zwängte sich der Strom auch in das Innere des Berges, durchweichte Klamotten und sickerte in Körperöffnungen – natürliche und unnatürliche -, und somit auch in den halboffenen Mund eines weiblichen Körpers. Der metallene Geschmack auf der Zunge dieser Person löste erstaunlicherweise eine Reaktion aus; der Mund schloss sich und spuckte die Brühe auf eine benachbarte Leiche. Die Person regte sich, fand nur Dunkelheit, roch aber sofort den Geruch der Verwesung um sich. Durch das Tal hallte ein stark gedämpfter Aufschrei.


Sharon war wieder aufgewacht.


Unter einiger Anstrengung wühlte sich die Kriegerin durch den Haufen nach oben, was angesichts der Menge und Masse der Leichen über ihr kein besonders leichtes Unterfangen darstellte. Nach einigen Minuten reckte sich ihre rechte Hand dem verdeckten Himmel entgegen, und eine weitere Minute später war sie vollständig befreit, stand mit schlotternden Beinen auf dem Berg von Toten, und beäugte die Umgebung. Ihre Kleidung war mit Dutzenden von Löchern gespickt und hatte sich fast überall mit stinkendem, schimmelndem Blut voll gesaugt. Sie selbst sah auch nicht gerade besser aus; ihre Haare klebten an ihrem verdorrten Schädel, und an den freigelegten Stellen ihres Körpers konnte sie eine Vielzahl frischer Narben ausmachen. Ihr Blick schweifte über die Landschaft, und sie fand ihr Sturmgewehr einige Meter weiter, verweht vom Sand. Mit einem schnellen Satz wuchtete sie sich von dem Hügel, landete auf dem Boden, und griff nach ihrer verstreuten Ausrüstung. Sie fand ihre Schachtel Zigaretten begraben unter dem abgetrennten Bein eines Soldaten (oder zumindest eines Tarnkleidungsträgers), zog sich eine Kippe aus der Packung und tastete in ihrer Manteltasche nach einem Feuerzeug. Mit Mangel an Erfolg gestraft durchsuchte sie die nähere Umgebung, fand ein paar wegführende Reifenspuren, und kam zu dem Schluss, dass jemand ihr Feuerzeug geklaut hatte. Mit einem Achselzucken griff Sharon nach dem im Boden steckenden Kampfmesser neben ihr und schlenderte zur Ausgrabungsstelle. In der Grube fand sie einen weiteren Haufen von Leichen, und mit kaum verhülltem Ärger machte sie sich daran, die Körper zur Seite zu räumen. Nach einer halben Stunde schwerer Arbeit kam sie zu dem Schluss, dass das Objekt ihrer Begierde – das Siegel – auf irgendeine rätselhafte Weise entfernt worden war. Vermutlich, so dachte sie sich, von selbigen Idioten, die ein ganzes Forschungscamp ausgelöscht hatten und von denen einer jetzt ihr Feuerzeug hatte. Mit einem weiteren Achselzucken griff sie in eine andere Tasche, holte eine Packung Streichhölzer heraus und befreite den letzten intakten Holzstab aus seinem Pappgefängnis. Das Hölzchen zündete beim ersten Versuch, und mit einem dem einzigen guten Erlebnis dieses Tages geltenden Lächeln führte Sharon die Flamme in die Nähe der Zigarette. Dann jedoch fiel ein einzelner Wassertropfen des nachlassenden Regens auf das Feuer, und innerhalb des Bruchteils einer Sekunde war das Streichholz nicht mehr zu gebrauchen. Mit einem verwunderten Gesichtsausdruck starrte sie auf das gelöschte Hölzchen, dann schnippte sie es zu Boden und spuckte die jungfräuliche Zigarette auf das nahe gelegene Resultat ihrer Arbeit.


Durch einen kehligen Kriegsschrei artikulierte sie ihre Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation.


Der Regen verwischte die Spuren, denen sie folgte, aber es war ihr egal; sie sah die Spur des Siegels vor sich, klar wie das Kerzenlicht einer Nacht ohne Sterne. Der Motor ihres Fahrzeuges protestierte lautstark gegen ihren Fahrstil, aber sie ignorierte die Maschine unter sich. Sie war irrelevant; wenn sie aufhörte, zu fahren, würde sie den Rest des Weges laufen. Ab und zu klemmte sie das Lenkrad auf einer langen Gerade fest und beäugte ihren rechten Arm, sah den Wunden bei ihrer Heilung zu, und fragte sich, wann der Tag kommen würde, an dem sie nicht mehr aufstehen würde.


Außer diesen Momenten der stillen Introspektive blieben die Stunden leer und ereignislos, nur erfüllt von dem Dröhnen der Kolben, getrieben von einem ewigen Gedanken.


Im Licht der Scheinwerfer zeigte sich eine Art Schranke, umringt von Soldaten. Sharon evaluierte ihre Möglichkeiten, aber letztendlich fiel die Entscheidung auf Untätigkeit – was unter der Bedingung eines weit nach unten gedrückten Gaspedals auf eine Variante des alten „Angsthase“-Spielchens hinauslief. Dass dabei die Schranke nicht gewinnen konnte, stand von Anfang an außer Frage, aber der schwere Geländewagen ließ nicht von seinem Ziel ab, und schließlich durchbrach das schwarze Monster die Straßenblockierung mit einem metaphorischen Schulterzucken, zwar verfolgt von den Salven einiger wütender Sturmgewehre, aber bereits zu weit gefahren, um sich jetzt von ein paar kleinen Metallstücken aufhalten zu lassen. Einige Projektile dezimierten die verfügbaren Reifen, aber die Massenträgheit ließ nicht von ihrem neuen Lieblingskind ab und trieb das Wrack weiter in das Sperrgebiet trotz Mangels eines ersichtlichen motivatorischen Systems.


Schwer bepackt mit allem, was sie greifen konnte, wuchtete sich Sharon durch das Sonnendach nach draußen, während ihr Fortbewegungsmittel den Weg allen Treibstoffes in einer durchaus Neid erregenden Kollision und Explosion ging.


Sie eröffnete das Feuer, bevor sie richtig gelandet war, und ihr teutonischer Witwenmacher pflanzte ein erratisches Muster von Einschusslöchern durch die leichten Kevlarwesten ihrer Antagonisten. Das Gewehr spuckte weiter Blei, während sie sich auf den Weg zum nächsten Gebäude schleifte. Nach dem Verschwinden hinter der Deckung einer Stahlbetonmauer und dem Wechsel des Magazins wurden ihre Salven kontrollierter, kürzer und präziser, was die ohnehin schon bemerkenswerte Verlustrate der gegnerischen Mannschaft in die Gefilde des durch und durch unwahrscheinlichen steigerte. Auf dem Platz vor ihr bildete sich langsam ein Kreisbogen von – den Appetit zügelnd zugerichteten – Leichen, womit wir wieder beim Thema Gemetzel wären. Obwohl Sharon keine bewusste Erinnerung an die Schlacht vom Vortag hatte, kam ihr diese Anordnung von toten Menschen bekannt vor, aber da sie nicht in der Stimmung für eine sentimentale Retrospektive ihrer Kriegserlebnisse war, wurde der Gedanke schleunigst wieder auf Talfahrt geschickt. Schließlich musste sie aber einsehen, dass sie ihre nominale Feuerrate bald nicht mehr durch Munitionsnachschub versorgen konnte, was ihr glücklicherweise dadurch verdeutlicht wurde, dass ihr G36 aufhörte, Feuer zu spucken. Kommentarlos lies sie das Sturmgewehr fallen und zog ihren Colt aus dem Mantel. Weiterhin wortlos griff sie nach ihrem Messer, ritzte eine neue Wunde in ihren Arm, und ließ ihr Blut in die Kammer der Pistole tropfen, bevor sie mit einer schnellen Handbewegung die Waffe durchlud und sich wieder an ihrer persönlichen kleinen Schlacht beteiligte.


Sechs Gegner. Sechs Schuss. Sechs Tote.


In weiter Entfernung sah sie einen weiteren Trupp von Soldaten anrücken. Fünf Gegner. Eine Granate. Vier Tote. Ein Schuss. Mit einem kritischen Auge beäugte sie ihre Arbeit, lud ihren Colt nach, und bewegte sich auf die nächste Tür zu. In der Dunkelheit war zwar nicht viel zu erkennen, aber das Schloss gab nach ein paar Generalschlüsseln Kaliber 45 auf, ihren Weg frei, und sie dem nächsten Gegner frei. Vor ihr fand sie einen wahren Riesen, gekleidet in einem schwarzen Overall, fies grinsend, übel riechend, und bewaffnet mit einer Katana. Sie hob den Colt und ihre rechte Augenbraue.


„Ach, *bitte*. Ist das alles?“


Ihr Gegner antwortete, indem er sich ihr entgegen warf. Sie eröffnete das Feuer auf ihn, aber anscheinend reichte sein nahezu lachhaft wirkendes Rumgewirbel mit der Klinge, die Projektile von ihm abzulenken. Mit einem gewaltigen Streich erwischte er ihre Waffe und trennte den vorderen Teil der Pistole ab, während Sharon ihre Hand zurückzog und ihr Messer gerade noch rechtzeitig nach oben brachte, um seinen zweiten Angriff zu parieren. Der Colt in ihrer anderen Hand fiel auseinander, und sie fühlte eine neue Wunde an ihrer Hand, ein oberflächlicher Schnitt. Eine Herausforderung. Der Schwertkämpfer funkelte sie mit seinen gelblichen Augen an.


„Noch lange nicht!“


Mit zwei weiteren Streichen spaltete er die Klinge ihres Messers – und das auch noch längs – sowie einen Teil ihrer Frisur, der nun lautlos als Haarballen auf dem Boden landete. Während er sein Schwert wieder etwas in seiner Hand wirbelte, reagierte sie, indem sie ihre Hände hob, anscheinend zu einer Art Gebet. Allerdings trennte sie ihre Finger wieder, und die Hände stoben auseinander, fast so, als wolle sie sich ergeben. Ihr Gesichtsausdruck schien hingegen mit dieser Geste nicht ganz im Einklang zu stehen.


„Nicht schlecht, Bubi, aber schaffst du es auch beim dritten Angriff?“


Ihre Antwort erhielt sie in Form eines weiteren Streiches, den er von einer hohen Haltung vertikal nach unten führte, anscheinend durch ihre getrennten Hände hindurch. Allerdings kam die Klinge nicht dort an, wo sie schneiden sollte; Sharons Hände schmetterten aneinander vorbei, trafen beide die Katana mit ihren Handflächen, und das rasiermesserscharfe Schwert musste sich nun damit abfinden, dass seine Klinge sich rapide in mehrere Bruchstücke zerteilte. Der Schwertkämpfer heilt verdutzt inne, bis ihm seine Opponentin einen Nasenbeinbrechenden Tritt in sein Gesicht versetzte, was ihn mit großer Eile auf den Boden der Tatsachen transportierte. Zufrieden mit ihrer Arbeit griff sie sich ein Stück der Schwertklinge und rammte es dem liegenden Körper in die Brust. Durch das Dahinscheiden der Wache erheitert, sah sie sich nach ihren zerschmetterten Waffen um, schüttelte ihren Kopf und zog ihre verkürzte Schrotflinte aus ihrem anscheinend endlosen Mantel.


„Arschloch.“


Betrachten wir nun die unerträgliche Polarisierung allen Strebens und ihre Auswirkungen auf das vorliegende Geschehen. In den nächsten Minuten regte sich nichts, was der Rede (oder eine Kugel) wert gewesen wäre, und allmählich gelangte Sharon zu der Überzeugung, dass sie entweder bereits den gesamten Widerstand eliminiert hatte (wobei ihr dieser Gedanke sauer aufstieß, da sie nach eigenem Empfinden sich gerade erst aufgewärmt hatte), oder dass sie die falschen Leute massakriert hatte, was sie noch mehr aufregte aufgrund des Verlusts an Ausrüstung und Zeit, ganz zu Schweigen von Nerven. Glücklicherweise (relativ zu ihrer Besorgnis, nicht zu ihrer eigentlichen Lage) eröffnete ihr die nächste Tür den Wiedereintritt in das Stakkato von Teflon-Beschichteten Projektilen, die sich redliche Mühe gaben, ihre Silhouette in die Wand hinter ihr einzustampfen. Mit entsprechend geschulter Agilität warf sie sich hinter die nächste Deckung und wiederholte ihren ersten Eindruck des Raumes in Zeitlupe vor ihrem geistigen Auge. Sie erinnerte sich an ein halbes Dutzend Männer mit Kevlarwesten und den anscheinend omnipräsenten Heckler & Koch MP5 im Anschlag. Mit hektischer Betriebsamkeit repetierte sie die Schrotpatronen aus ihrer Flinte und ließ sie klingelnd auf den kalten Betonboden fallen; aus ihrem Mantel fischte sie eine staubige Schachtel und versicherte sich anhand des Etiketts, dass sie die richtige Ausrüstung in den Händen hielt.


Auf der Schachtel stand „Drachenatem“. Mit einem bösen Grinsen lud sie die grün markierten Patronen in ihre Flinte und entsicherte die Waffe. Ohne Sichtkontrolle zielte sie um die Ecke des Deckung spendenden Schreibtisches und feuerte die Waffe ab. Sofort entlud sich die hoch entflammbare Zuladung der Hülse in einen heißen Flammenstrahl; Sharon schwenkte die Waffe herum, um möglichst viel Volumen abzudecken, dann zog sie die Flinte mit ihrer verbrauchten Patrone zurück und repetierte. Die ausgeworfene Hülse klingelte kaum hörbar, rollte auf einen Papierstapel zu und entzündete diesen ohne großes Vorspiel. Um sie herum verstärkte sich das Sperrfeuer ihrer anscheinend unbeirrten Feinde; dann bemerkte sie, wie das Feuervolumen wieder abnahm, während sich einzelne, Schallgedämpfte Schüsse zu der akustischen Kollage hinzugesellten. Schließlich kehrte Ruhe ein, paradoxerweise Unruhe bei Sharon hervorrufend, und verlockte sie dazu, sich von dem inzwischen verschrotteten Möbelstück zu lösen. In aufrechter Haltung bemerkte sie einige wesentliche Details, die sich an der Raumkomposition verändert hatten. Zum einen sah sie die Auswirkungen ihres Spiels mit dem Feuer in Form eines brennenden Papierstapels und einer Leiche mit einigen Brandwunden. Ebenfalls fiel ihr auf, dass sämtliche feindlich gesinnten Personen nun ein drittes Auge schmückte, während sie in unbeweglicher Fötalhaltung den Verlust ihres Blutes observierten.


Am auffälligsten war jedoch der Anzugträger in der Mitte des Raumes, der eine schallgedämpfte Walther P8 in der rechten Hand hielt und sie mit einem neutralen Gesichtsausdruck bedachte. Sie blickte ihn gleichfalls verschlossen an, bemüht, zu erklären, warum ihr sein Gesicht bekannt vorkam. Schließlich gab sie auf und ging zur verbalen Kontaktaufnahme über.


„Wer sind sie?“


Der Mann lächelte, legte seinen linken Arm vor die Brust und verbeugte sich geschnörkelt.


„Thomas Simmons, zu ihren Diensten.“


In Sharons Gehirn klickte eine ganze Armee von Neuronen im gleichen Takt, und ein Ausdruck der Erkenntnis huschte über ihre sonst indifferente Mimik.


„Sie sind…“

„Genau.“


Er stellte sich wieder aufrecht hin, wobei er die Waffe sorgfältig unter seinem Sakko verstaute und dann einen kurzen Blick auf seine Arbeit warf.


„Marks Vater. Was von ihm übrig ist, zumindest.“


Von Gatac


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