Epilog
Meduna, Awano
6. August 2002, 13:25 Ortszeit
Ohne besonderen Widerstand waren die Rebellen in den Palast eingedrungen, hatten
die Wachen überwältigt, die ohne große Lust, ihre Gesundheit
in einem von vornherein aussichtslosem Kampf zu gefährden, ihre Waffen
niedergelegt hatten. Sie hatten das gesamte Gebäude durchkämmt und
Elliot Sanchez letztlich in seinem Büro gefunden, zusammengekauert hinter
seinem Schreibtisch, wie in Trance. Melissa Kell hatte nicht verhindern können,
daß sich die Rebellen ihn schnappten und lynchten.
Nun saßen Rick, Thor und Jacqueline in einem Büro im zweiten Stockwerk
des Palastes und sahen ihren Gegenüber an. Wenn es stimmte, daß ein
guter Spion Schwierigkeiten hatte, im Restaurant die Aufmerksamkeit des Kellners
zu erregen, dann war ihr Gastgeber so einer. Gustavo Chivaldori, wie er sich
ihnen vorgestellt hatte, oder noch besser bekannt als Trent, legte seine Hände
auf den Tisch und blickte aufmerksam in die Runde.
"Ich schätze, daß ich euch, euch allem, zum großen Dank
verpflichtet bin. Endlich hat dieses schreckliche Regime ein Ende, was hauptsächlich
euer Verdienst ist. Wißt ihr, mein Vater war eigentlich gar kein so schlechter
Herrscher. Er war nur verblendet durch den Einfluß dieser falschen Schlange
von Sanchez. Aber jetzt kann das Volk von Awano wieder beruhigt aufatmen."
"Wollen wir hoffen, daß uns keine Klagen über dich kommen",
scherzte Thor. "Sonst kommen wir zurück und versohlen dir den Hintern."
"Keine Sorge, das wird nicht geschehen. Morgen werde ich an die Öffentlichkeit
gehen und mich meinem Volk präsentieren. Erst einmal werde ich ein Jahr
lang regieren, bis die Ordnung wieder einigermaßen hergestellt ist. Ab
dann lasse ich die Bürger ihren Präsidenten wählen. Ich würde
mich freuen, wenn ihr auch da wärt. Laßt mich dann noch einmal meinen
Dank vor allen Awanern aussprechen."
"Wir würden mit Vergnügen da sein", meinte Rick.
"Fein. Ich habe auch schon mit der Flughafenaufsicht gesprochen. Sie kann
euch ein Flugzeug zur Verfügung stellen und euch hinfliegen, wo immer ihr
wollt."
"Danke, Trent... äh, Gustavo. Ich hoffe, du wirst es nicht unhöflich
finden, wenn wir dann so bald wie möglich abfliegen werden, aber wir waren
jetzt schon so lange hier in Awano, ständig im Krieg, da wollen wir auch
etwas zuhause ausspannen."
"Selbstverständlich. Und wenn ihr euch entscheiden solltet, Awano
einen Besuch abzustatten: ihr seid jederzeit willkommen."
Einsam wanderte Rick über das Schlachtfeld vor Meduna. Hier und da loderten
noch die brennenden Wracks von zerstörten Jeeps, Artillerieanlagen und
MG-Stellungen. Der Geruch von verbranntem Öl und Metall lag über der
Szenerie, und zusammen mit dem allerorts aufsteigenden Rauch sorgte er für
eine Art surreales Empfinden. Alles wirkte so lang vergangen und vorbei.
Ein Glitzern im Gras erregte seine Aufmerksamkeit. Er bückte sich danach
und hielt ein goldenes Medaillon in den Fingern. Sein Medaillon. Er hatte seinen
Glücksbringer wiedergefunden. Er schaute es lange an.
Dann warf er es über seine Schulter und ging weiter.
Credits
Autor
Zhizhou Fang
QA-Management
Laura Reitz
Beta Testing
Igor Wei, Claudia Jacobasch, Laura Reitz
Von Zhizhou Fang
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