Kapitel 3
18. Juni 1999, 16:45 Uhr, Farm südwestlich von Omerta
"Wieso schneiden wir diesen dämlichen Touristen nicht einfach die
Gurgel durch?" fragte Razor, "Cutter hat mir kürzlich geschrieben,
in diesem Land kann man so ziemlich alles ungestraft tun."
"Na, ich glaub' die anderen sind ziemliche Weicheier. Keine Ahnung, wie
diese Jane Doe ihre Leute auswählt." antwortete Haywire. Die erwähnten
Personen konnten die beiden im Moment nicht hören, die Truppe war etwas
auseinandergezogen auf dem Marsch.
Die beiden waren vor vier Tagen in dieses Land gekommen, in dem ihr gemeinsamer
Freund Cutter seit langem seinen Dienst versah und viel Spaß hatte.
Sie waren von Cali aus mit dem Hubschrauber direkt zu einer Raketenstellung
im Nordwesten Arulcos geflogen worden, gemeinsam mit einem Kerl der Steroid
hieß und auch so aussah.
Am Ankunftsort trafen sie sechs weitere Söldner oder Rebellen, die gerade
einige Einheimische an Waffen trainierten.
Razors und Haywires Aufgabe bestand zunächst im Wache schieben. Wie wichtig
das war stellten sie schon am nächsten Morgen um neun fest, als Soldaten
der Königin die Stellung angriffen.
Sieben Angreifer waren über den Strand gekommen, wenig später waren
sie zurückgeschlagen. Zwei von ihnen blieben tot im Wasser zurück.
Einige der Verteidiger hatten Verletzungen erlitten, doch insgesamt war die
Sache glimpflich abgelaufen.
Danach ließen die Truppen die Raketen zunächst in Ruhe, wie die
Söldner später erfuhren griffen sie statt dessen die Stadt Chitzena
im Norden an.
Auch hier wurden die Angreifer abgewehrt. Drei Soldaten, darunter ein Offizier,
wurden getötet, die meisten anderen verwundet. Doch auch die Milizionäre
hatten zwei Tote zu verzeichnen.
Am nächsten Morgen kamen zwei Leute, die erst recht nicht in Razors und
Haywires Bild vom Söldner paßten, aus Chitzena zu den Raketen. Die
Miliz in der Stadt konnte nun offenbar auf eigenen Beinen stehen.
In der folgenden Nacht zog das ganze Team nach Norden und überließ
die Bewachung der Raketen (und eines gefangenen Soldaten) den frisch ausgebildeten
Milizionären.
Nachdem sie sich ausgeruht hatten zogen sie am Nachmittag in Richtung San Mona
weiter, und mit ihnen diese beiden Touristen. Die hatten wohl die Steine besichtigt
(den goldenen Kelch, den es dort mal gab, hatte man ins Museum gebracht - vielleicht
würden ihn die Söldner ja herausholen) und waren in den Kriegswirren
nicht mehr zum Flugplatz gekommen.
Vielleicht hätte man sie den Bloodcats überlassen sollen, gleich einem
halben Dutzend davon waren sie an diesem Abend noch begegnet.
"Was hältst du übrigens von diesem Bull?" wollte Haywire
wissen.
"Der ist mit den Fäusten fast so gut wie wir mit dem Messer. Hast
du gesehen, wie er, gleich nach dem er angekommen war, diese drei Typen im Ring
mit bloßen Händen fertiggemacht hat?"
"Klar, Razor, aber bloße Hände? Der hatte 'nen Schlagring unterm
Handschuh! Echt Spitze!"
Bei Bull hatten sie auch die überzähligen Waffen zurückgelassen
(es waren ja etliche Gewehre verschiedener Kaliber erbeutet worden), ebenso
die Felle der Bloodcats (leider konnten sie nur die Hälfte sauber ablösen,
es fehlte einfach an der nötigen Zeit).
"Dieser Ira würde ich gern mal meine Initialen einritzen. Die hat's
Jane Doe doch tatsächlich ausgeredet, uns einen Besuch im Puff zu finanzieren.
So eine blöde Zicke!"
"Ich glaub', der fette Kerl wäre auch gern mitgekommen. Aber da hätte
wohl seine Alte was dagegen."
Plötzlich hielt der am Anfang laufende Dimitri inne und zeigte auf die
Farm direkt vor ihnen.
"Es ist Feind." sagte er nur.
Sofort schwärmten die Söldner aus und warfen sich flach auf den Boden.
Der Soldat hatte sie bereits erspäht und feuerte sofort auf Buns. Im selben
Moment war südlich des ersten Soldaten ein zweiter zu sehen. Mehrere Söldner
eröffneten das Feuer, der erste Gegner legte sich hin und war nicht mehr
zu sehen.
Der andere schoß weiter, die Kugel pfiff knapp an Buns' Kopf vorbei.
"Meine Güte!" Ein dritter erschien, wiederum etwas weiter südlich.
Nach zahlreichen Fehlschüssen schickte ein 7.62 NATO-Geschoss aus Steroids
Waffe den mittleren Soldaten zu Boden, offenbar schwer am Bein verletzt.
Der südliche verlor die Nerven, sprang auf und wurde von mehreren Kugeln
getroffen. Tödlich verletzt sank er zu Boden.
Langsam rückten die Angreifer weiter vor.
Plötzlich war Soldat Nummer eins wieder da, und nach einem schmerzhaften
Streifschuß am Hinterteil fluchte Steroid laut auf polnisch.
Dimitri gab einen Feuerstoß ab, der Mann ging sofort zu Boden und kroch
hinter einen Felsbrocken. Von dort zog er sich vermutlich weiter in Richtung
des Farmhauses zurück.
'Ausgerechnet mir muß das passieren!' Sergeant Noriega, der immer auf
Sicherheit achtete, war völlig überrascht worden. Mit vier Soldaten
hatte er das Farmhaus nach Lebensmitteln für die beiden zentralen Patrouillen
durchsuchen sollen, mit Rebellen wurde zu dieser Zeit hier nicht gerechnet.
Die wurden in Drassen und Chitzena vermutet.
Das war offensichtlich ein Fehler, und jetzt lagen bereits zwei seiner Männer
niedergeschossen im Gras, ein dritter kam blutend angerannt.
"Deckung!" schrie er noch seinem Stellvertreter zu, doch der Corporal
rannte bereits mit der Waffe im Anschlag auf die Rebellen zu. Wieviele Angreifer
es waren konnte der Sergeant nicht erkennen, doch man mußte mit allem
rechnen, soviel hatte er in den letzten Wochen gelernt.
Obwohl er wußte, daß es nicht sehr klug war, rannte der Sergeant
seinem Kameraden zu Hilfe. Dieser war bereits unter Beschuß geraten und
hatte sich auf den Bauch gelegt. Doch im offenen Gelände hatte er keine
Deckung, während die Rebellen hinter Bäumen und Steinen oder im hohen
Gras schwer zu erkennen waren.
"Rückzug!" brüllte er den Mann an, er wollte nicht noch
mehr Soldaten verlieren. Sofort kroch der Corporal in Richtung des Hauses, während
neben ihm die Kugeln einschlugen.
Doch dann verspürte Noriega selbst einen fürchterlichen Schlag ins
Gesicht. Sofort war es dunkel, seine Augen waren nicht mehr vorhanden. Die Schrotladung
hatte ihn mitten ins Gesicht getroffen. Instinktiv preßte er die Hände
auf das, was gerade noch sein Gesicht gewesen war, dann sank er auf die Knie
und kippte vornüber.
Er bemerkte nicht mehr, daß der angeschossene Soldat zu ihm rannte und
sich einen kurzen Schußwechsel mit den Rebellen lieferte. Er bemerkte
auch nicht, daß ein panzerbrechendes 45er Projektil die Weste dieses Soldaten
durchschlug und seinem Leben ein Ende setzte während dem Corporal als einzigem
der fünf die Flucht gelang.
"Die Chefin scheint's ja ziemlich mitzunehmen." stellte Haywire fest.
Jane Doherty stand einen Moment unschlüssig neben dem Mann mit dem zerschossenen
Gesicht. Dann beendete sie seinen Todeskampf mit einem gezielten Kopfschuß.
"Jane Doe sollte von uns was lernen." bemerkte Razor, der neben dem
Soldaten kniete dem Steroids Schuß das Bein beinahe abgetrennt hatte.
Es war ein sehr blasser, dürrer Bursche, vielleicht achtzehn Jahre alt,
der leise vor sich hin wimmerte.
Dann schrie er laut auf.
Razor schnitt ihm gerade seine Initialen in die Haut.
"Ich glaub', den Weicheiern gefällt das nicht." bemerkte Haywire
als die anderen Söldner herbei gerannt kamen. Dann rammte er dem Verwundeten
kurzerhand die Machete in den Brustkorb.
"Tut sowas nie wieder!" brüllte Jane.
"Ich habe übrigens ein Erinnerungsstück an meinen letzten Vorgesetzten
in der Tasche." erwähnte Haywire beiläufig, ohne direkt auf ihre
Aufforderung zu antworten, "Willst du sein Ohr mal sehen, Jane Doe?"
Dann ließen die beiden Messerhelden ihre Anführerin einfach stehen.
Ira kam hinzu. "Die beiden Knallköppe sind mir zwar auch unheimlich,
aber warum sollen die Schweine von Deidrannas Mörderbande eigentlich keine
Probe ihrer eigenen Medizin bekommen?"
'Mein Gott,' dachte Jane, 'worauf hab' ich mich hier nur eingelassen?'
18. Juni 1999, 21:00 Uhr, Drassen
"Sind die Kämpfer bereit?"
Bull stieg in den Ring, mal wieder waren Kingpin und einige amerikanisch und
reich aussehende Typen anwesend. Wie üblich hatte er die vollen fünftausend
Dollar gesetzt.
Den Mann, der nach ihm in den Ring stieg, hatte er vor zwei Tagen schon geschlagen.
Diesmal konnte er sogar den ersten Schlag landen, Bull begann sofort aus dem
Mund zu bluten.
Doch weiter kam er nicht, Bulls Faust traf seine Magengrube. Ächzend sank
er zu Boden und schnappte nach Luft. Seine Kollegen zogen den Geschlagenen aus
dem Ring.
"Wollen Sie noch einen Kampf wagen?" fragte Darren Van Haussen, als
er Bull die zehn Riesen übergab.
"Sicher. Ich brauche nur ein paar Minuten." antwortete der irische
Söldner. Die Verletzung im Mund war harmlos.
Kenny hatte ein flaues Gefühl im Magen, immerhin hatte dieser Bull bereits
vier Kämpfe gewonnen. Wenigstens kämpfte Kenny ja nicht um sein eigenes
Geld. Es war ihm schleierhaft wie Darren die großen Verluste verkraftete,
doch wahrscheinlich brachten die reichen Zuschauer, die auf Kämpfe in der
Bloodcatarena warteten, genug Geld in die Kassen. Auch verdienten Darren Van
Haussen und Peter Klaus an den Wetten mit und ließen ihre Kämpfer
gelegentlich auch absichtlich verlieren.
Kenny ein muskelbepackter rothaariger Bursche von zwanzig Jahren, wie die meisten
Faustkämpfer in Arulco von Rick Warren trainiert. Sicher, dieser Bull war
gefährlich. Doch er war zu schlagen, so hoffte er wenigstens.
"John 'The Bull' Peters" wurde angekündigt und stieg in den
Ring, begeistert bejubelt.
Bei Kenny Namen jubelten sie nicht, doch das sollte sich ändern!
Er sprang in den Ring, stürmte vorwärts, landete einen Schlag.
Er holte weit aus, der nächste Schlag sollte mit aller Kraft folgen - da
traf Bulls Faust, mit dem verborgenen Schlagring, seine Kehle.
Kenny ging zu Boden, rang nach Luft. Doch der gewaltige Schlag hatte seinen
Kehlkopf zerschmettert.
"Oh mein Gott, er hat Kenny getötet!" versuchte ein Zuschauer
lustig zu sein.
"Du Schwein!" rief ein anderer.
"Stacy, hast du's drauf?" fragte Kingpin das Mädchen mit der
Videokamera.
"Natürlich, Boss." Die pummelige Schwarzhaarige machte das ja
nicht zum ersten Mal.
"Das Video bringt uns mehr ein als wir je an diesen Bull verlieren können."
grinste der König von San Mona.
"Und die Zuschauer werden in Scharen kommen." ergänzte Darren.
"Unser Martial-Arts-Kämpfer könnte ihn allerdings schlagen."
"Sag ihm, er soll den 'Job' für ihn machen. Eine Niederlage würde
den Ruf dieses Iren schädigen, und der ist mehr als weitere Fünftausend
wert." entschied Kingpin. Mit Bull ließ sich noch eine Menge Geld
machen.
19. Juni 1999, 12:00 Uhr, Alma, Hauptquartier
General Theo Humphey haderte mit seiner Entscheidung, Brennan nach Grumm zu
schicken und sich um Drassen selbst zu kümmern.
Seit Deidranna den Offizier der Grenztruppe zum General gemacht hatte, hatte
er sich einen Ruf erarbeitet. Obwohl er nur ein paar hundert Halsabschneider
kommandierte hatte er die Macht der Herrin gesichert. Mit Brutalität und,
so glaubte er zumindest, mit militärischem Geschick.
Die Zerstörung Omertas betrachtete er als strategisches Meisterstück,
die Rebellen waren total überrascht worden.
Doch da hatte er auf fast sämtliche Soldaten Arulcos zurückgreifen
können, man hatte die Panzer flott gemacht und sogar das Flugzeug zum Fliegen
gebracht.
Das konnte er nicht von Deidranna erbitten ohne sein Gesicht zu verlieren.
Also hatte er nur die bereits erheblich geschwächten Patrouillen und die
Reste der vertriebenen Stadtbesatzung zur Verfügung. Dazu kamen die zwanzig
von Leutnant Gillitt ausgebildeten Rekruten, die unter Führung des ehemaligen
Adjutanten Oberst Brennans die Stadt zurückerobern sollten.
Das war gründlich fehlgeschlagen, am Morgen des sechzehnten Juni griffen
die Rekruten zum ersten Mal an. Sie verloren fünf Mann und mußten
flüchten.
Am Abend erfolgte ein weiterer Angriff, diesmal kehrten acht Männer nicht
zurück, darunter Romero selbst.
Damit war die Rekruteneinheit praktisch vernichtet, die Reste wurden der Drassen
& Nordostpatrouille zugeteilt.
Und es fanden sich fast keine neuen Rekruten mehr, zu viele Soldaten waren in
den letzten Wochen gestorben.
Streng genommen hatte es nur einen Bewerber in letzter Zeit gegeben, doch dieser
war sehr begeistert und auf vielen Gebieten brauchbar. Gillitt hatte ihn für
die Sondereinheit empfohlen.
Gleichzeitig schien Brennan im Westen einigermaßen erfolgreich zu sein.
Mit den Patrouilleneinheiten aus Chitzena und Grumm, verstärkt durch den
Rest der Nordwestpatrouille, hatte er die Raketenstellung angegriffen. Er hatte
den Rebellen schwere Verluste zugefügt, die Basis gewissermaßen sturmreif
geschossen.
Doch er hatte auch einen hohen Preis zu zahlen, unter den acht verlorenen Soldaten
waren auch der Kommandeur der Grumm-Patrouille und sein Sergeant. Außerdem
waren die letzten beiden Männer der Nordwestpatrouille gefallen, damit
war diese Einheit praktisch aufgelöst. Darüber hinaus waren zwei Soldaten
erheblich verletzt worden, einen hatten sie allerdings auch aus der Hand der
Rebellen befreien können.
Doch Humphey wußte, daß Brennan für seine Karriere jeden seiner
Männer opfern würde (genau wie der General selbst). Brennan würde
sofort eine neue Angriffstruppe zusammenstellen und die Basis endgültig
erobern.
19. Juni 1999, 14:00 Uhr, Drassen, Herve Santos' Bar
"Es freut mich, daß Sie wieder hier sind." begrüßte
Hector Perez die Söldner, "Wir hatten hier alle Hände voll zu
tun."
"Wir auch." sagte Jane, "Wir waren sehr erfolgreich im Westen.
Außerdem haben wir jetzt genug Geld in der Kasse für einige Verstärkungen."
Vor wenigen Stunden waren Frank 'Hitman' Hennessy und Norma 'Meltdown' Jessop
zum Team gestoßen.
"Auch wir könnten Verstärkung gebrauchen. Wir haben mehrere
Milizionäre begraben müssen, andere waren zu schwer verletzt und mußten
aufhören. Und für manchen ist es einfach zu viel."
"Wir werden euch natürlich beim Ausbilden helfen. Wie ist es sonst
so gelaufen?"
"Die Lebensmittelversorgung für Omerta steht weiterhin, die Soldaten
haben ja jetzt genügend andere Sorgen. Die Mine arbeitet hervorragend,
in der Textilfabrik sind jetzt Erwachsene beschäftigt. Es gibt sogar schon
eine behelfsmäßige Schule, die Kinder haben viel nachzuholen.
Wir haben übrigens sieben Gefangene, darunter ein recht hohes Tier. Es
ist der Adjutant des Kommandeurs der regulären Truppe. Wir haben ihn natürlich
verhört, in der Armee muß ja das blanke Chaos herrschen. Neid und
Konkurrenzkampf überall. Ich denke, darum greifen sie so unkoordiniert
an."
"Hoffentlich bleibt es dabei. Wir werden als nächstes den Hubschrauberpiloten
suchen, von dem dieser Waldo sprach. Und dann holen wir uns die nächste
Stadt!"
19. Juni 1999, 19:30 Uhr, Nordwestliche Raketenbasis
"Was ist das eigentlich für eine Truppe, für die wir hier arbeiten?"
Florence Gabriel war zuversichtlich nach Arulco gekommen, doch kaum hatte der
Hubschrauber die beiden Söldner hier abgesetzt rutschte ihr das Herz in
die Hose. Es lagen etliche Tote herum, einige davon offenbar schon seit Tagen
im Wasser. Viele der Milizionäre, die sie trainieren sollten, waren verwundet.
Und mit einem weiteren Angriff war jederzeit zu rechnen, die Frau die sie anwarb
hatte zu höchster Eile geraten.
"Hauptsächlich Leute von dieser A.I.M.-Truppe, Kanonenfutter halt.
Zum Glück aber auch drei Spezialisten von M.E.R.C. Es wäre gut wenn
sie noch mehr von uns holten." antwortete Biff.
"Und was tun wir bis dahin?"
"Die Milizionäre hier trainieren, man hat mir gesagt es kämen
noch einige Freiwillige dazu. Wenn sie sich nur einen Bruchteil von meiner Kampferfahrung
und deinem Wissen über Waffen aneignen werden sie im Handumdrehen besser
sein als die Deppen von A.I.M."
Flo hoffte daß Biff recht hatte. Die Französin war erst seit kurzem
Söldnerin, dies war ihr erster Einsatz. Sie hielt zwar Biff Apscott für
einen Spitzensöldner, doch wenn die Soldaten zurück kamen wären
die beiden ohne die Miliz verloren.
19. Juni 1999, 22:20 Uhr, Chitzena Mine
Jean-Pierre Viau, genannt 'La Malice', lag unbeweglich im Gras und wartete.
Auch die beiden anderen warteten.
Sie warteten auf die Rückkehr des vierten, des Mannes den man Shadow nannte.
Worum ging es hier eigentlich? Einen Kampf zwischen einer Diktatorin und einer
Rebellenbewegung, typisch lateinamerikanisch. Die Motive waren nebensächlich,
solange das Geld im Voraus überwiesen wurde stellte A.I.M. seine Söldner
zur Verfügung.
Seltsam an dieser Operation war allerdings, daß der offizielle Landungsort
Tracona hieß. Doch offensichtlich hatte der Auftraggeber von Anfang an
einen Einsatz in Arulco geplant. In Arulco waren bereits andere A.I.M.-Söldner,
doch mit dieser Gruppe hatten Malice und Shadow nichts zu tun.
Zur gleichen Zeit hatte sich Kyle 'Shadow' Simmons bereits einen Überblick
verschafft. Es gab fünf Wachposten, vier Männer und eine Frau. Keiner
von ihnen würde für einen Mann wie ihn ein Problem darstellen.
Zwei standen direkt vor der Mine und unterhielten sich.
Die Frau stand etwas abseits und rauchte.
Einer stand weniger als drei Meter von Shadow entfernt, der letzte bewegte sich
auf die drei anderen Mitglieder von Shadows Kommando zu.
Der Mann direkt neben Shadow war groß und muskelbepackt, doch das würde
ihm nichts nützen. Er bemerkte den Eindringling erst als dieser ihm von
hinten den Mund zuhielt. Gleich darauf lag er bereits am Boden, ein Schlag auf
den Kopf nahm ihm das Bewußtsein.
Maurice Duvall, der Anführer des kleinen Trupps, sah den Posten direkt
auf sich zukommen. Duvall war mehr ein Stratege als ein Nahkämpfer, also
gab er Viau ein Zeichen. Der würde sich den Kerl schnappen. Hoffentlich
war bei Shadow alles klar, schließlich war er ja auch für seine Kameraden
meist unsichtbar.
Hier ging jedenfalls alles glatt, der erfahrene Straßenkämpfer La
Malice verpaßte dem Mann einen gezielten Schlag zum Hals, der ihm den
Atem raubte. Gleichzeitig führte er mit dem Messer in seiner linken Hand
einen schnellen Stich zum rechten Arm des Postens aus. Dieser ließ seinen
Karabiner fallen. Es folgten ein Schlag ins Gesicht und ein Stich ins Bein.
Ein weiterer Schlag knockte ihn aus.
Malice deutete mir dem Messer auf seine Kehle, doch Duvall schüttelte den
Kopf. Er hatte schon einige Menschen getötet, doch Spaß machte es
ihm nicht. Den Mann kampfunfähig zu machen reichte aus.
Die Frau war als nächste fällig. Sie hatte nichts bemerkt und Shadow
konnte sich ihr ohne Probleme nähern. Sie war ungefähr zwanzig Jahre
alt, athletisch gebaut, hatte dunkelblondes Haar. Sie trug Jeans und ein blaues
Hemd, unter ihrer Mütze schauten zwei Zöpfe hervor. Nervös steckte
sie sich die nächste Zigarette an. All das konnte Shadow beobachten, ohne
das sie auch nur ahnte wie nahe der Feind war.
Das rettete ihr allerdings auch das Leben, sie bekam gar nicht mit was sie da
niederschlug. Shadow ließ sie geräuschlos zu Boden gleiten und löschte
dabei ihren Glimmstengel. Ein leuchtender Punkt am Boden hätte die anderen
zwei womöglich gewarnt.
Danach bewegte sich der Schatten ohne ein Geräusch zu seinen Kameraden
und bedeutet ihnen, ihm zu folgen.
Auch die beiden an der Mine bemerkten die Angreifer erst als es zu spät
war. Aus der Dunkelheit heraus packte Shadow den linken. Der rechte wollte noch
schreien, doch da hatte Malice bereits seine Kehle durchschnitten.
"Alles sauber." stellte Duvall fest. Dann wandte er sich an den vierten
im Bunde: "Du bist dran, Ralph."
Ralph Morris hatte seine Dragunov dabei, doch die konnte er bei Duvall lassen.
Wie geplant war die Sache ohne einen Schuß abgelaufen. Morris war nicht
als Scharfschütze, sondern als Bergbauexperte mitgenommen worden. Er schnappte
sich sein Werkzeug und stieg hinab. Nachts wurde in der Mine nicht gearbeitet.
Nach einer knappen Stunde kam er zurück. Draußen war in dieser Zeit
kein weiterer Wächter oder sonstiger Einwohner aufgetaucht.
"Alles erledigt." meldete Ralph, "Die Grundwasserpumpe ist hin,
die kann selbst der beste Mechaniker Arulcos nicht mehr reparieren. Eine neue
werden sie hier nicht bekommen. In ein paar Tagen können sie dichtmachen,
dann ist die Mine überschwemmt."
Damit würden die Rebellen eine ihrer Einnahmequellen verlieren.
Maurice Duvall war zufrieden.
Es war damit zu rechnen daß auch Humphey, Elliot und Deidranna zufrieden
waren.
Und das bedeutete, Maurice Duvall würde die notwendigen finanziellen Mittel
erhalten, die Sondereinheit mit weiteren internationalen Söldnern aufzustocken.
Was die Rebellen konnten konnte Arulcos Armee schon lange.
20. Juni 1999, 13:00 Uhr, nördlich von Drassen
"Ich sehe die bösen Leute!" Steroid hatte kurz einen Soldaten
zwischen den Bäumen entdeckt.
Sofort gingen die elf (Dimitri und Gasket waren in der Stadt geblieben um Ausrüstungsgegenstände
zu reparieren) in Deckung.
Sie befanden sich in einer Lichtung mit vereinzelten Baumgruppen. In einer von
diesen lagen sie jetzt, vor ihnen eine unbekannte Zahl von Deidrannas Männern.
Das Gelände war übersichtlich, so wurden sie sofort entdeckt. Aus
nordwestlicher Richtung eröffnete der erste Soldat das Feuer. Auch aus
dem Nordosten sah Grunty einen Mann herbeistürmen, zwischen Sträuchern
und Steinen gab er allerdings kein gutes Ziel ab. Die Kugeln der Soldaten schlugen
aber dicht neben dem deutschen Söldner ein.
"Wieviele sind den das?" Auf der Nordwestseite konnte Jane einen
zweiten Soldaten aufs Korn nehmen, der Schuß ging allerdings daneben.
Sie legte die schallgedämpfte MP5K beiseite und machte das SKS bereit.
Auf große Entfernung war das mit Sicherheit die bessere Waffe.
Neben ihr jagten Razor und Haywire, mehr oder weniger blindlings, MP-Salven
in Richtung der Gegner.
Schon erschien auf der östlichen Seite ein weiterer Feind. Immer knapper
pfiffen die Kugeln an den Söldnern vorbei. Doch wenigstens konnte Steroid
einen Treffer landen. Der Getroffene verschwand aus dem Blickfeld, das 7.62
NATO-Geschoss hatte sicher erheblichen Schaden angerichtet.
Auch den zweiten der Gegner im Westen konnte der Pole niederschießen,
doch der rollte sich danach zur Seite weg ins Gebüsch. Seine Weste hatte
gehalten.
Auf der Ostseite konnten Buns und Meltdown wenigstens einen Gegner mit gezielten
Schüssen zur Flucht hinter einen Felsen zwingen. Von dort konnte er nicht
auf sie schießen.
Der andere östliche Gegner lag gut gedeckt zwischen den Bäumen und
konnte die Söldner ohne großes Risiko unter Feuer nehmen.
Leutnant Bandell lag zwischen zwei Bäumen und versuchte, sich einen Überblick
zu verschaffen.
Direkt vor ihm, in einer kleinen Baumgruppe, befand sich eine Anzahl Rebellen
und nahm seine Männer unter Beschuß. Wieviele es waren konnte er
nicht feststellen, vermutlich etwa fünf bis zehn.
Bandells Einheit bestand aus den letzten fünf Männern der Drassener
und der Nordostpatrouille. Dazu kamen sechs unerfahrene Rekruten, die ihrerseits
der klägliche Rest einer zwanzigköpfigen Einheit waren.
Alle elf Soldaten hatten also in den letzten Tagen schon Feindkontakt gehabt
und konnten sich glücklich schätzen, noch am Leben zu sein.
Die Angriffe auf Drassen waren ja alle fehlgeschlagen, doch jetzt wurden sie
hier draußen im Gelände angegriffen. Bandell hatte Angst. Angst um
seine Männer, doch vor allem um sein eigenes Leben. Er war, wie viele andere,
der Truppe in dem Bewußtsein beigetreten, daß sie zur Unterdrückung
einer weitgehend wehrlosen Bevölkerung diente. In den letzten Jahren hatte
es so gut wie keine Verluste gegeben, selbst beim Sturm auf Omerta waren nur
wenige Soldaten getötet oder ernsthaft verletzt worden. Doch nun war der
Beruf des Soldaten in Arulco in weniger als drei Wochen zum gefährlichsten
geworden, den man sich vorstellen konnte.
Gleich darauf merkte der Leutnant wie recht er mit seinen Befürchtungen
hatte, er verspürte einen mächtigen Schmerz als eine Kugel seinen
linken Oberarm durchbohrte.
Links von ihm tauchte einer seiner Soldaten auf und nahm die Rebellen unter
Feuer. Das erlaubte es ihm zurückzukriechen um seine Wunde notdürftig
zu verbinden.
Auch der Soldat wurde getroffen und zog sich zurück, bei ihm war es zum
Glück nur ein Streifschuß.
"Der zählt für uns." Auf der Westseite war ein weiterer
Soldat aufgetaucht, MD hatte ihm mit seinem SKS eine Kugel auf den Pelz gebrannt.
Doch vermutlich war er nur verwundet, jedenfalls verschwand er erst einmal aus
dem Blickfeld.
Danach war es still. Waren schon alle Feinde besiegt oder geflohen?
Langsam, immer schußbereit, krochen die Söldner zu der Baumgruppe
wo die Soldaten gelegen hatten. Es war äußerst gefährlich, darum
bewegte sich immer nur einer während die anderen sicherten.
Plötzlich eröffnete Steroid das Feuer auf einen einzeln stehenden
Busch.
Ohne einen Feind zu sehen taten es ihm die anderen gleich.
Eine Sekunde später kippte aus dem Busch ein völlig von Kugeln durchsiebter
Soldat vornüber.
Dennoch wurden die Söldner wieder aus nordwestlicher Richtung beschossen,
auch im Osten erschien ein schießender Soldat. Dieser konnte sogar Grizzly
eine Kugel in die linke Schulter jagen.
Doch Hitman konnte ihn schließlich mit seiner SKS erwischen, verwundet
zog er sich zurück.
Der Bursche im Westen hatte ebenfalls sein Heil in der Flucht gesucht.
"Verfolgen wir sie nicht?" fragte Meltdown, nachdem die Soldaten offenbar
vollständig in den nahen Wald geflohen waren.
"Nein." antwortete Jane, "Da geraten wir womöglich in einen
Hinterhalt. Wir werden sie schon irgendwann erwischen."
Die Ausbeute an Waffen war nicht ganz schlecht, neben der MP5K des toten Soldaten
fanden die Söldner auch noch eine Ruger Mini die ein Verwundeter fallen
gelassen hatte.
Jetzt mußte zunächst die Verletzung versorgt werden, Grizzlys Schulterwunde
war weniger dramatisch als zunächst angenommen. Die Söldner konnten
ihren Marsch fortsetzen, und die Aussicht, einen Piloten für den Hubschrauber
zu finden und nicht mehr alle Wege laufen zu müssen war eine zusätzliche
Motivation.
20. Juni 1999, 20:00 Uhr, Wald nordöstlich von Drassen
"Schnappen wir uns die verdammten Rebellen!"
Obwohl Leutnant Bandell, genau wie drei seiner Männer, verwundet war hatte
er sich zum Gegenangriff entschlossen. Vor sechseinhalb Stunden hatte die kleine
Truppe ja nur einen der Rekruten verloren, verglichen mit anderen Kämpfen
der letzten Wochen war das schon fast ein Erfolg.
Die Soldaten waren in der Nähe der Rebellen geblieben und jetzt, wo diese
eine Rast einlegten, war die Gelegenheit günstig.
Von Süden her näherten sie sich dem Lager ihrer Feinde.
"Jetzt geht's los!" Hitman entdeckte die Angreifer zuerst, leider
erst nachdem sie ihn entdeckten. Aus dem Süden eröffneten zwei Soldaten
das Feuer, eine Kugel streifte ihn leicht am Arm.
Sofort wandten sich die Söldner den beiden zu und erwiderten das Feuer.
Aus südöstlicher Richtung schoß ein dritter Soldat, knapp an
Buns vorbei.
"Hier ist die Kacke ja mächtig am Dampfen!" stellte Hitman Hennessy
fest.
Doch gleich darauf sah es etwas besser aus, Grunty konnte einen der Männer
im Süden mit einem gezielten Schuß zur Strecke bringen. Trotzdem
pfiffen den Söldnern die Kugeln um die Ohren, direkt hinter dem Soldaten
im Südosten erschien ein weiterer. Gleichzeitig konnte Steroid dem zweiten
Soldaten im Süden die Waffe aus der Hand schießen. Vermutlich erheblich
verwundet verschwand er zunächst aus dem Blickfeld.
Dafür tauchte im Südosten ein dritter auf.
Wegen des massiven Gegenfeuers der Rebellen mußte sich allerdings der
erste der drei etwas zurückziehen.
Das Feuer aus elf Waffen hielt die Angreifer auf Distanz. Auch der zweite zog
sich etwas zurück.
Der dritte kam dazu nicht mehr. "Du bist die längste Zeit in deiner
Stammkneipe verkehrt!" kommentierte Meltdown sein Ableben.
"Noch mehr böses Volk!" Gleich zwei Soldaten rannten im Südosten
zur Unterstützung ihrer Kameraden herbei.
Steroid schoß als erster. Buns schoß ebenfalls, traf den ersten
der beiden, zwar nicht tödlich, doch er mußte erst mal seine Wunde
versorgen.
Den anderen erwischte eine Kugel aus Haywires Waffe (ein blindes Huhn findet
auch mal ein Korn), auch er verschwand blutend hinter einem Baum.
Dafür kam einer der kurz zuvor zurückgejagten Soldaten wieder, doch
nur um von Grunty erschossen zu werden.
Einer der Verwundeten kam hinter seinem Baum hervor, ein Schuß von Buns
in seine Weste ließ ihn wieder verschwinden.
Als er wenig später noch einmal hervorlugte erschoß in Steroid.
Damit hatten Deidrannas Männer genug, die restlichen verschwanden im Wald
und kamen nicht wieder.
Auf Seiten der Rebellen hatte es keine Schäden gegeben, dafür war
die Armee der Herrin mal wieder um vier Köpfe geschrumpft.
24. Juni 1999, 15:00 Uhr, San Mona
Bull betrachtete diesen Dr. Q mit gemischten Gefühlen. Persönlich
hatte er nichts gegen den Chinesen, doch er wußte daß sein Freund
Grizzly ihn strikt ablehnte und das Team seinetwegen wahrscheinlich bald verlassen
würde.
Vor vier Tagen hatte Bull wieder drei Kämpfe am Stück gewonnen, doch
der letzte Gegner hatte ihm mit einem Karatekick zwei Rippen gebrochen. Bull
revanchierte sich indem er ihm einen Schneidezahn ausschlug.
Doch obwohl er diesen Kampf noch gewinnen konnte fiel er aufgrund der Schmerzen
für weitere Kämpfe aus.
Wegen Bulls unzureichenden medizinischen Fähigkeiten hatte Jane Doherty
sofort diesen Dr. Q. Huaong einfliegen lassen. Er konnte nicht nur Bulls Rippen
so bandagieren, daß er nach wenigen Tagen wieder einsatzfähig war,
er konnte mit seiner Kampfkunst auch selbst am Turnier teilnehmen. Auf die Einnahmen
konnten die Söldner nicht verzichten, besonders seit die Mine von Chitzena
nach einem Sabotageakt abgesoffen war.
Gestern hatte Dr. Q seinen ersten Kampf gewonnen, heute wollte er das volle
Pensum von drei Kämpfen absolvieren.
Dr. Q. Huaong kannte Bulls Bedenken, doch er wußte auch nicht, wieso
Steve Bornell Chinesen ablehnte. Überhaupt gab es unter den Söldnern
viel Mißtrauen. Biff Apscott, der zusammen mit der unscheinbaren Florence
Gabriel die Miliz in Chitzena und der Raketenstellung in den letzten Tagen trainiert
hatte, wurde zum Beispiel von John 'Bull' Peters gehaßt (von anderen wohl
auch). Nicht zuletzt deshalb waren die beiden nach getaner Arbeit wieder entlassen
worden.
Immerhin hatte die Anführerin Q. für zwei Wochen im Voraus bezahlt.
Jetzt hatte er einen dunkelhaarigen Kerl vor sich, der in den letzten Wochen
bereits viermal den Kürzeren gezogen hatte. Die fünfte Niederlage
würde für einige Zeit die letzte sein, mit einem harten Tritt brach
Dr. Q den rechten Unterarm des Mannes.
Nat wußte daß der Chinese nicht weniger gefährlich war als
der Ire. Gegen so einen Gegner hatte er noch nie gekämpft, meist waren
es Soldaten oder Minenarbeiter, gelegentlich auch Bauern. Nat, ein dunkelhäutiger
Mann mit athletischer Figur, hatte die Kämpfe gegen diese Typen fast alle
gewonnen. Doch in den letzten Tagen hatte er gleich zweimal verloren, das erste
Mal gegen einen Kerl den man Grizzly nannte, das zweite mal gegen diesen Bull.
Beide waren Schläger, die auf Kraft setzten (genau wie Nats frühere
Gegner). Doch dieser kleine, flinke Mann?
Nat stürmte vor, landete einen Schlag der den Chinesen fast zu Boden brachte.
Als er zum entscheidenden Hieb ausholen wollte brachte ein Tritt von Dr. Q seine
Kniescheibe zum Verrutschen.
Unter Schmerzen ging er zu Boden. Der Kampf war vorbei.
Dr. Q's dritter Gegner war ein Karatekämpfer, der auch schon einmal gegen
Bull verloren hatte.
Er schaffte es, dem Chinesen ernsthaft zuzusetzen. Dr. Q begann aus Mund und
Nase zu bluten, doch der Mann freute sich zu früh. Mit dem Ellbogen schlug
Dr. Q. Huaong ihm gleich mehrere Zähne aus. Das brachte völlig aus
dem Konzept, wenige Sekunden später lag er K.O. auf der Matte.
"Gut. Gut." sagte Bull, "Aber nächstes mal mische ich auch
wieder mit." Schließlich war Faustkämpfer gewissermaßen
sein Traumjob.
24. Juni 1999, 17:00 Uhr, südlich von Drassen
Leise rückten Hector Perez und seine Milizionäre vor. Zum Glück
hatten spielende Kinder den bevorstehenden Angriff bemerkt, sofort hatten sich
zwanzig Angehörige der Miliz auf den Weg gemacht. Diesmal würden sie
die Soldaten bereits vor der Stadt abfangen.
Captain Lawrence war froh über die neue Taktik des Generals. Der Befehl
lautete am Stadtrand zu bleiben und alles was sich bewegt unter Feuer zu nehmen.
So würden sie jeweils einige Milizionäre oder sonstige Rebellen töten
und Panik unter den anderen auslösen.
Das Risiko für die Soldaten blieb gering, die Rebellen waren über
größere Entfernungen meist keine guten Schützen.
"Sie kommen!" flüsterte Perez, "Na, die werden sich wundern."
Der Kommandeur der Drassener Miliz wartete bis die Soldaten in Schußweite
kamen. Er wußte um die Schwächen seiner Leute, doch leider hatte
er keine besseren Schützen. Es wäre gut gewesen ein paar der Söldner
dabei zu haben, doch waren anderweitig beschäftigt.
Ein Teil war auf der Raketenbasis östlich von Drassen im Einsatz, die anderen
sicherten gerade die Route nach Omerta. In Drassen war lediglich dieser Mechaniker,
den sie Gasket nannten, zurückgeblieben. Und der schoß noch schlechter
als die Milizionäre.
Jetzt waren die Soldaten nahe genug gekommen.
Hector Perez visierte den ersten Soldaten an und drückte ab.
Gerade in diesem Moment stolperte der Mann, die Kugel verfehlte ihn. Doch es
war das Signal für die anderen Milizionäre, aus zwanzig Waffen wurden
die Angreifer unter Beschuß genommen.
Hector sah einen Soldaten die Hände auf seinen Bauch pressen und zu Boden
sinken, die anderen suchten erschrocken Deckung.
"Deckung!" brüllte Lawrence, auch ihn hatte bereits eine Kugel
gestreift. Auch ohne diesen Befehl suchten seine Leute Deckung, doch sie waren
hier wie auf den Präsentierteller, während die Rebellen zwischen den
wenigen Bäumen versteckt lagen. Der Sergeant und ein Soldat schafften es
hinter einen Felsen, ein weiterer Soldat bekam eine Kugel in den Oberarm. Ein
direkt neben Lawrence stehender Corporal wurde genau zwischen die Augen getroffen.
Und selbst der erfahrene Victor konnte nicht schnell genug in Deckung gehen.
Ein Geschoß zerriß seinen rechten Lungenflügel, blutüberströmt
sank er zu Boden.
"Wie gefällt euch das, ihr Schweine?!!!" Langsam schossen sich
Hectors Leute auf ihre Ziele ein.
Ein dunkelhaariger Soldat hatte beinahe den rettenden Baum erreicht als er von
mehreren Schüssen getroffen wie vom Donner gerührt stehen blieb. Dann
kippte er vorwärts gegen den Stamm und rutschte langsam auf die Knie, eine
Blutspur auf der Rinde hinterlassend. Er fiel nicht um sondern blieb sterbend
an den Baumstamm gelehnt.
Doch auch einige der Soldaten kamen zum Schuß, entsetzt mußte Hector
mit ansehen wie einer seiner Milizionäre nach einem Brustschuß zu
Boden sank. Ein weiterer Milizionär erlitt einen Armdurchschuß, ein
dritter wurde mitten ins Gesicht getroffen.
Gleich darauf fiel ein Milizionär, der als Späher in einer Baumkrone
saß, hinunter und brach sich das Genick.
Einer Milizionärin wurde in die Schulter geschossen.
"Aaahh!" Links von Hector preßte Adela ihre Hände auf den
Unterleib, Blut schoß aus ihren Mund. Die junge Witwe aus Omerta sank
auf die Knie und fiel stöhnend vornüber.
Doch jetzt gab es kein Halten mehr, die Milizionäre stürmten schießend
vorwärts, durch das Gelände immer noch im Vorteil.
Ein Soldat wurde in die Schulter getroffen, ein anderer in den Kopf. Den nächsten
erlegte Hector mit einem sauberen Herzschuß. Ein fliehender Soldat bekam
gleich mehrere Kugeln in den Rücken.
"Rückzug!" befahl Captain Lawrences Befehl als seine Leute schon
längst auf der Flucht waren. Auch der Hauptmann selbst rannte so schnell
er konnte. Er sah wie der neben ihm rennende Mann plötzlich vornüber
stürze. Eine Kugel hatte seinen Hinterkopf durchschlagen.
Grinsend betrachtete Rodrigo die Sanitätssoldatin, die sich um einen Bauchschuß
gekümmert hatte und zu spät zu fliehen versuchte. Alle anderen Feinde
waren erledigt oder entwischt.
"Bitte, nicht..." flehte sie ihn an.
"Das ist für Pancho, Adela, und all die anderen!" Dann jagte
er ihr eine Kugel in den Leib. "Diesmal machen wir keine Gefangenen!"
'Verdammt.' dachte Hector, 'Was macht der Krieg nur aus den Menschen?'
25. Juni 1999, 10:00 Uhr, Meduna, Hauptquartier der Eliteeinheit
Colonel Cloe Nazarro hatte zu einem geheimen Treffen geladen.
"Wie Sie alle wissen wird die Lage immer bedrohlicher. Humphey und Brennan
haben den Rebellen praktisch nichts mehr entgegenzusetzen." begann die
Obristin, "Brennan hat beim 'Sturmreif schießen' der nordwestlichen
Raketen so viele eigene Verluste erlitten daß es zum Sturm nicht mehr
reichte. Und inzwischen haben die Rebellen schon wieder neue Kämpfer rekrutiert.
Und der alte Theo kommt mit seinem Beschuß von Drassen auch nicht weiter.
Die Moral der regulären Truppe ist schlecht. Die Raketen im Nordosten haben
sie aufgegeben nachdem sie gerade vier Mann verloren hatten."
"Wann können wir endlich offiziell losschlagen?" fragte Eileen
Harrows.
"Ich weiß, Sie wollen ihre Schwester rächen, Leutnant Harrows.
Aber solange die 'Regulären' glauben die Sache allein lösen zu können
sollen sie sich ruhig noch ein bißchen blamieren. Und wir können
uns in Ruhe vorbereiten. Sobald die Zeit reif ist schlagen wir zu."
"Und wie gehen wir vor, wenn wir dann endlich vorgehen?" Eileen Harrows
wurde ungeduldig, Doreens Tod lag schon mehr als drei Wochen zurück und
war noch immer ungesühnt.
"Auf zwei Arten. Erstens durch geheime Sabotageakte und blitzartige Angriffe.
Ziel ist Töten und Zerstören, nicht Erobern. Dazu haben wir unseren
guten Maurice Duvall. Seit gestern übrigens CAPTAIN Duvall. Wie Sie ebenfalls
alle wissen hat seine kleine Truppe die Mine von Chitzena lahmgelegt. Ein kleiner
Schritt um den Rebellen den Geldhahn abzudrehen. Die Herrin hat sich übrigens
davon beeindruckt gezeigt und wird den weiteren Ausbau der Einheit finanzieren.
Die ersten hunderttausend Dollar habe ich erhalten und bereits investiert. Darf
ich vorstellen: Mike."
"Mike Wer?"
"Bleiben wir einfach bei Mike." wiegelte der Angesprochene ab. "Wer
ich bin ist nicht wichtig, wichtig ist was ich bin. Wie Sie wissen haben die
Rebellen Söldner auf ihrer Seite. Nicht solche, die man im Dutzend bekommt,
sondern Spezialisten. Solche Leute bekommt man bei Agenturen, vor allem der
'Association of International Mercenaries', kurz A.I.M. Soweit ich weiß
kommen zumindest einige der Unterstützer der Rebellen von dort. Und auch
zu Ihrer Spezialtruppe gehören ja bereits zwei von ihnen."
"Kommen Sie auch von A.I.M.?"
"Ich gehört früher mal dazu. Jetzt arbeite ich auf eigene Rechnung.
Ohne unbescheiden klingen zu wollen, die A.I.M.-Leute sind gut, sehr gut, aber
ich bin der beste. Ich habe mir die Akten Ihrer Elitesoldaten angesehen und
leider nur wenig elitäres gefunden. Sicher, die Leute haben für Drogenbarone
und Todesschwadronen gearbeitet oder in den letzten zehn Jahren fleißig
Rebellen und sonstige Verdächtige durch den Wolf gedreht. Doch sie hatten
es nie mit wirklichen Profis zu tun."
"Ich habe für alle Elitesoldaten Schieß-, Nahkampf- und Fitnesstraining
angeordnet." warf die Obristin ein.
"Ich weiß, und das haben die Leute auch bitter nötig. Bis dahin
habe ich mir die besten ausgesucht."
"Sie sind alle bereit," sagte Duvall, "bis auf diesen Clarke."
"Was ist mit dem?" fragte Mike zurück, "Er ist ein hervorragender
Schütze und scheint auch was von Sprengstoff zu versehen. Das tun wenige
in Ihrer Truppe."
"Er hatte Gewissensbisse nach dem Sturm auf Omerta. Hat alle Befehle verweigert
und sollte eigentlich erschossen werden." antwortete Duvall, "Wir
haben das erst mal verhindert. Ich denke, das wird sich noch geben, ich hatte
auch mal so eine Phase. Wir haben ihn gestern aus dem Militärgefängnis
nach Tixa verlegt. Dort werden sie ihn schon weichklopfen. Was halten sie von
seiner Freundin, dieser Lee. Ist 'ne gute Nahkämpferin, wir waren zusammen
in der Ausbildung."
Mike sah in seine Unterlagen: "Eine gute Nahkämpferin, aber eine
lausige Schützin. Große Klappe und wenig Ehrgeiz. Sie hat mit Ihnen
zusammen angefangen, Duvall. Jetzt sind Sie Hauptmann und sie ist nach über
vier Jahren gerade mal Gefreite. Sie taugt wohl eher für die andere Spezialtruppe,
wenn überhaupt."
"Die andere Einheit werden Sie führen, CAPTAIN Harrows." hakte
die Obristin ein.
"Und was tut diese Einheit?" fragte die soeben überraschend Beförderte.
"Die sorgt für 'Ruhe' unter der Bevölkerung." erklärte
die Obristin, "Sie bekommen Slater, Cutter, Pike und so weiter. Leute die
sich darauf verstehen. Bei der Gelegenheit können Sie sich dann auch ungestört
um die Mörder Ihrer Schwester kümmern. Und um jeden der sich darüber
gefreut hat."
"Also haben wir freie Hand, uns um 'Sympathisanten' zu kümmern?"
"Ja. Ich schlage vor, Sie fangen gleich beim Bruder des Minenvorarbeiters
von Alma an, der ist uns schon lange ein Dorn im Auge. Bringen Sie ihn nach
Tixa und statuieren Sie ein Exempel an seiner Familie. Ich wette, dann vergeht
den Minenarbeitern ein für alle mal die Lust zu meutern."
"Unterstützen wir Humphey in Alma?"
"Natürlich nicht, außer er befiehlt es ausdrücklich."
Man konnte fast vergessen daß die hier Versammelten Untergebene des Generals
waren. "Er hat ein paar Elitesoldaten im Gefolge, die erstatten mir regelmäßig
Bericht. Ich bin sicher er wird bald abgelöst. Dann sägen wir Brennan
ab und machen die 'Regulären' zu unserer Hilfstruppe.
Wenn keiner mehr Fragen hat war's das. Daß kein Wort nach draußen
dringt muß ich ja wohl nicht extra betonen!"
26. Juni 1999, 18:00 Uhr, Alma
Als Greg Duncan die Mine verließ, er war einer der letzten die herauskamen,
fielen ihm sofort die Soldaten auf. Zwar waren Soldaten in Alma nichts besonderes,
doch die schwarzen Uniformen von Deidrannas Elitekillern sah man hier eher selten.
Was wollten sie hier, schließlich waren die Leute hier doch loyal - oder
besser: gefügig, loyal war man eigentlich nur in Balime und Meduna. Wen
immer sie suchten, dem stand Schlimmes bevor. Als Greg sah daß sie sich
nur die schwarzen Arbeiter genauer ansahen wurde ihm schlagartig klar, wen sie
suchten. Auch den anderen Männern war es klar, sie sorgten dafür daß
die Soldaten ihn nicht gleich sehen konnten. Von den breiten Rücken gedeckt
verschwand er zwischen einigen Kisten.
Nachdem alle Arbeiter kontrolliert waren sahen sich die Soldaten ratlos an.
Dann sagte einer "Er muß noch unten sein." und die Soldaten
stiegen in die Mine hinab.
Als die fünf Elitesoldaten und die fünf Minenaufseher im Bergwerk
verschwunden waren rannte Greg Duncan ins Verwaltungsgebäude zu seinem
Bruder Matt.
"Hast du Greg gesehen, Sam?" fragte Matt Duncan seinen Bruder Greg
und ärgerte sich über dessen Unvorsichtigkeit, hierher zu kommen.
"Nein, ich glaub' der macht heute länger." Wenigstens begriff
Greg Duncan sofort. Jetzt sah er auch die junge Elitesoldatin die gelangweilt
an der Wand lehnte. "Was wollen die denn von ihm?"
"Was geht dich das an?" fuhr ihn die Soldatin an, "Und wer bist
du überhaupt?"
"Gr.. Grimes, Sam Grimes. Der Lagerverwalter." fiel Greg ein.
"Hilfsverwalter!" schimpfte Matt, "Mach dich nicht besser als
du bist, Sam!" Dann wandte er sich der Soldatin zu: "Er ist in Ordnung,
Ma'am. Übertreibt nur gern ein bißchen." Greg hatte nie bemerkt
daß Matt so ein guter Schauspieler war. "Weißt du, Sam, die
junge Dame und ihre neun Mitstreiter wollen Greg ein paar Fragen stellen. Einige
sind auch in seiner Wohnung, aber er kommt einfach nicht. Wenn du ihn siehst
schick ihn her!"
"Sofort, Chef." antwortete Greg und verschwand durch die Tür
noch bevor die Soldatin reagieren konnte.
Zurück blieben eine Elitesoldatin die sich voll auf die Aufgabe konzentrierte
Matt Duncan zu bewachen und ein Minenvorarbeiter der sich fragte wie Deidranna
mit so bescheuerten Helfern an der Macht bleiben konnte.
Glenn Kelly war froh, daß er in Alma als Minenaufseher weiterbeschäftigt
worden war. Obwohl eigentlich nur fünf Planstellen da waren hatte man ihn
genommen. In der derzeitigen Lage konnte es ja auch nicht genug Sicherheitsleute
geben.
Also war er besonders eifrig, und nachdem er bereits die beiden furchteinflößenden
Elitesoldaten zu Greg Duncans Haus geführt hatte hielt er die Augen offen.
Und tatsächlich, da kam einer aus dem Gebäude der Minenverwaltung,
der sah doch aus..., das war doch... "Greg Duncan! Da ist er! Haltet ihn!"
"Alle Soldaten hinterher!" schrie jetzt auch die Anführerin der
Soldaten und schoß mehrmals in die Luft. "Schnappt ihn euch, ich
will ihn lebend!"
Duncan rannte davon, Kelly hinterher.
Elitesoldatin Josie Lee ließ Matt Duncan allein und stürmte auf die
Straße. Dort stieß sie beinahe mit Sergeant Slater zusammen. "Da
vorne läuft er. Hast du ihn nicht gesehen?"
Natürlich hatte sie ihn gesehen, aber wenn er behauptete, 'Grimes' zu heißen,
warum sollte sie sich mit ihm streiten? Was ging sie dieser Duncan überhaupt
an?
Doch jetzt nahm Josie notgedrungen die Verfolgung auf.
Das war genau die Art Einsatz vor der sie sich gerne drückte. Diesmal
hatte Captain Harrows jedoch auf ihrer Teilnahme bestanden, schließlich
sollte die Soldatin, die sich beim Verlust von Drassen nicht gerade mit Ruhm
bekleckert hatte und den Tod von Doreen nicht zu verhindern wußte, keine
ruhige Kugel in Deidrannas Palastwache schieben während andere ihr Leben
riskierten.
Josie galt ja als 'Mädchen fürs Grobe', und die Minenarbeiter, die
Greg Duncan zum Bummelstreik aufgewiegelt hatte, zur Arbeit zu prügeln
war durchaus nach ihrem Geschmack. Doch den Mann nach Tixa zu bringen, wo der
sichere Tod auf ihn wartete, war etwas anderes. Wenn er überhaupt in einem
Stück dort ankam, schließlich gehörten ja auch Cutter und Pike
zu Josies Einheit. Vor allem Cutter war selbst hartgesottenen Elitesoldaten
unheimlich.
Josie hatte ihn für einen Moment aus den Augen verloren. Sie kam an eine
kleine Bergarbeiterhütte, wen sie sich nicht täuschte wohnte er hier.
So hatte dieser Kelly wenigstens den Weg beschrieben.
Josie erwartete nicht, ihn hier zu finden, schließlich hatte sein Bruder
ihn ja gewarnt.
Doch als sie eintrat kniete Greg Duncan stumm am Boden. Links von ihm lag eine
Frau, rechts stand ein Kinderbett. Die Kleider der Frau waren zerrissen, der
Unterleib war blutig. Duncan hielt ihren Kopf als sie ihren letzten Atemzug
machte.
Als er Josie bemerkte sprang er auf und stürzte sich auf sie. Er riß
die vor Schreck wie gelähmte Soldatin um und umfaßte ihren Hals.
"Warum habt ihr das getan, ihr Bestien?" Er drückte ihre Kehle
zu und schlug gleichzeitig ihren Kopf immer wieder auf den Boden. Verzweifelt
versuchte sie sich zu wehren, doch der Kraft des rasenden Mannes konnte sie
nichts entgegensetzen.
Cutter und Pike ergriffen Greg Duncan von hinten, erst nach mehreren Kolbenschlägen
ließ er von Josie ab. Die beiden schlugen und traten auf ihn ein und fesselten
ihn schließlich.
"Du schuldest uns was, Kleine." stellte Pike fest, "Wie wär's
heute abend?"
Dann schleppten sie ihr Opfer aus dem Haus.
Langsam erhob sich Josie, sie bekam kaum Luft.
Sie versuchte, den Blick von der toten Frau zu wenden.
Als sie in das Kinderbett schaute mußte sie sich übergeben.
27. Juni 1999, 18:00 Uhr, Wald nordöstlich von Alma
Die dreizehn Söldner und Rebellen hatten ihr Nachtlager aufgeschlagen.
Schließlich wollten sie ausgeruht nach Alma kommen. Keiner wußte
genau was ihn dort erwartete, doch schwer würde es werden. Die Stadt gehörte
praktisch dem Militär.
Die letzte Woche war recht erfolgreich verlaufen. Zuerst hatten sie den Hubschrauberpiloten
Bullock, genannt Skyrider, im Sumpf entdeckt und zur Mitarbeit überredet.
Dieser zeigte ihnen den Weg zur nordöstlichen Raketenbasis, die sie im
Handstreich erobern konnten. Es wurden eine Vielzahl von Waffen und Ausrüstungsgegenständen
erbeutet, doch das Beste bekamen sie aus einer anderen Quelle. John Kulba, der
Tourist den sie nach Drassen gebracht hatten, schickte ihnen zum Dank zwei Baretts.
Eine dieser furchteinflößenden Waffen erhielt Buns, die beste Schützin
des Teams. Die andere blieb zunächst in Drassen im Depot, da erst Munition
besorgt werden mußte.
Nachdem auch für die Raketenbasis eine Milizeinheit bereitstand und die
Umgebung nach Soldaten abgesucht worden war entschied sich Jane Doherty für
Alma als nächstes Ziel.
Die Kriegskasse war voll, Bull und Dr. Q hatten gestern abend wieder fünfzehntausend
Dollar verdient, weitere zehntausend hatte der Kopf dieser Annie eingebracht.
Auch die verbliebene Mine brachte gutes Geld, so konnten die Verträge verlängert
werden. Sogar Grizzly unterschrieb, trotz seiner Abneigung gegen Dr. Q, für
weitere zwei Wochen.
Heute morgen hatten noch sechs Bloodcats dran glauben müssen, so waren
sie ohne Probleme bis hierher gekommen.
"Auf der anderen Seite des Flusses liegen ein paar Rebellen." meldete
der Soldat.
"Wieviele genau?" fragte Leutnant Hudson zurück. Er war mit seiner
Einheit, der östlichen Patrouille, auf dem Weg nach Drassen. So weit im
Süden hatte er nicht mit Rebellen gerechnet.
"Ich habe nur drei gesehen, es könnten natürlich auch mehr sein."
"Bald werden wir's wissen. Sergeant!"
"Ja, Sir!" meldete sich Sergeant Lloyd.
"Sie durchqueren den Fluß mit Ihrer Gruppe etwas weiter im Süden,
ich schwimme mit meiner hier auf die andere Seite. Machen Sie keine unnötigen
Geräusche. Sobald alle am anderen Ufer sind nehmen wir die Schweine in
die Zange."
Sergeant Lloyd kam als erster am Ufer an, der fünfunddreißigjährige
war immerhin vor gut zehn Jahren mehrfacher traconischer Meister im Rückenschwimmen
gewesen.
Kaum war er an Land wurde er auch schon unter Beschuß genommen, der Überraschungsangriff
war jedenfalls fehlgeschlagen.
"Sie kommen durchs Wasser." rief Razor und feuerte gleich drei Schrotladungen
auf den Soldaten im Fluß ab. Den Soldaten traf er nicht, aber immerhin
den Fluß. Jane traf mit ihrer SKS auch den Soldaten. Verwundet schwamm
er zurück. "Hoffentlich säuft er ab!" kommentierte Razor.
Hudson bemühte sich, trotz der Schulterverletzung weiterzuschwimmen.
"Alle in Ordnung?" fragte der Corporal, der mit zwei weiteren Männern
an ihm vorbeischwomm.
"Es geht schon. Versucht möglichst zu tauchen!"
Doch die drei Männer waren schon entdeckt worden und wurden sofort mit
Salven aus Maschinenpistolen unter Feuer genommen. Der Corporal stellte erschrocken
fest das seine beiden Männer getroffen waren und den Rückzug antraten.
Also schwamm er auch einige Meter zurück. Es waren mit Sicherheit sehr
viel mehr als drei Rebellen.
Zwischen Hitman und Haywire schlug eine Schrotladung ein, einer der Soldaten
hatte es also ans Ufer geschafft. Sofort wurde er unter Beschuß genommen
und verschwand hinter den Bäumen.
Ein anderer war unbemerkt an Land gekommen und stürmte direkt auf Meltdown
zu. Sofort pfiffen auch ihm die Kugeln um die Ohren und zwangen ihn in Deckung
zu gehen.
Doch zwei weitere Soldaten stürmten schon vor. Den rechten übernahmen
Jane und Grunty. Sie schossen ihm nieder, doch er rollte sich ins Gebüsch,
offenbar nicht allzuschwer verletzt.
Ihm kam dritter Soldat zu Hilfe, und auch der Bursche auf der linken Seite rannte
jetzt plötzlich nach links und verschwand hinter den Bäumen. Nur diesem
dritten konnte keiner helfen, zahlreiche Kugeln durchlöcherten ihn.
"Bleibt in Deckung!" rief Lloyd. Einer seiner Männer war bereits
tot, die anderen lagen unter massivem Beschuß. Im gleichen Moment stürzte
auch sein Corporal getroffen zu Boden, eine Kugel hatte seinen Oberschenkel
getroffen.
Ein Streifschuß erwischte Lloyd selbst, er warf sich zu Boden. Dabei sah
er wie einer seiner Männer einen der Rebellen mit einer Schrotladung erwischte
und dann wieder rechtzeitig in Deckung ging. 'Na, immerhin etwas!'
Auch der Corporal hatte sich aufgerappelt, nach einem weiteren Streifschuß
ging er aber wieder zu Boden. Doch als er sich das zweite mal aufrappelte traf
ihn eine tödliche Kugel. Lloyd wollte ihm noch helfen, doch ein Schuß
in seine Weste belehrte ihn eines besseren.
"Rückzug!" befahl er. Es war zwecklos, Hudson hatte mit seinen
Leuten schon längst den Rückzug angetreten. Sie mußten nach
Alma, Alarm schlagen. Das war jetzt das wichtigste.
"Leck mich, sie sind fort!" stellte Meltdown enttäuscht fest.
Nur zwei Soldaten waren tot zurückgeblieben. Alle anderen waren mit mehr
oder weniger heiler Haut davongerannt oder -geschwommen. Auch die Beute, zwei
Ruger-Minis, war nicht überwältigend. Da hatten sie inzwischen schon
viel bessere Waffen. Zum Glück hatte Grunty nicht allzuviel Schrot abbekommen,
MD kriegte das schon wieder hin.
"Jagen wir die bösen Leute?" fragte Steroid.
"Ja." entschied Jane, "Diesmal verfolgen wir sie in den Wald.
Sonst warnen sie noch Besatzung von Alma."
27. Juni 1999, 20:00 Uhr, Sumpf östlich von Alma
"Da ist schon der erste Böse." stellte Steroid fest. Sofort
lagen alle flach am Boden.
Ein Soldat schlich durch den Sumpf, Dimitri hatte ihn zuerst im Visier. Eine
Salve 5.45 Hohlspitzmunition schickte ihn zu Boden, ein gezielter Schuß
von Steroid sorgte dafür das nie mehr aufstand.
Im Südwesten tauchte ein weiterer Soldat auf, gleichzeitig kam ein weiterer
aus Südosten.
Den ersten erwischte Buns mit dem Barett, obwohl es nur ein Streifschuß
war wurde der Mann zu Boden geschleudert. Der zweite legte sich rechtzeitig
auf den Bauch, Kugeln von Ira und Steroid pfiffen über seinen Kopf hinweg.
Soldat Thompson stürmte mit seiner Schrotflinte heran. Nordöstlich
von ihm lagen die Rebellen.
"Bist du okay, Steve?" fragte er seinen Kameraden. Eine gewaltiges
Kaliber hatte Steve zu Boden geschickt.
"Einigermaßen." antwortete Steve, "Schnapp dir die Kerle!"
Thompson hatte den ersten Gegner im Visier, jagte ihm eine Ladung in den Oberkörper.
Dann stürmte er weiter voran. Als eine Kugel seine Schulter streifte suchte
er Deckung hinter einem Baum.
Sergeant Lloyd kam zu Hilfe, feuerte auf den getroffenen Rebellen eine weitere
Kugel ab.
Ein Schuß der Rebellen fällte neben ihm einen kleinen Baum. "Deckung,
die haben ein Barett!" rief der Sergeant. So eine Waffe hatte er in Tracona
schon einmal gesehen.
"Aha, wir haben noch mehr Besuch." Buns nahm den nächsten Soldaten
ins Visier, während der blutende Hitman in Deckung kroch. Sie schoß
auf den Kopf, doch bevor sie ihn zum Platzen bringen konnte ging der Mann zu
Boden. Jane hatte ihn erwischt, leider nicht tödlich. Auch die anderen
nahmen die Soldaten unter Feuer, doch zwischen den Bäumen waren sie schwer
zu treffen.
Plötzlich knieten sich zwei der Soldaten hin und schossen, eine Kugel schlug
in Gruntys Hüfte ein. Grunty schoß zurück, traf den einen in
den Arm. Der andere schoß weiter, während Grunty immer mehr Blut
verlor. Schließlich verlor er das Bewußtsein.
"Den haben wir voll erwischt." stellte Sergeant Lloyd erfreut fest.
Zwischen den Bäumen war er gut gedeckt, die Rebellen schossen zwar aus
allen Rohren, doch erfolglos.
Eine Rebellin kroch zu dem Mann, als Lloyd aufstand um sie besser zu treffen
schlug eine Kugel in seiner Weste ein und ließ ihn nach hinten fliegen.
"Wahnsinn, ey!" Obwohl sie kaum Erfahrung in medizinischen Dingen
hatte konnte Meltdown Gruntys Blutung stillen und damit wahrscheinlich sein
Leben retten. Dann schleppte sie ihn in Deckung.
Die Soldaten schienen sich zurückzuziehen, Jane sah noch einen zwischen
den Bäumen und schoß. Der Soldat schrie zwar auf, rannte aber zurück
und verschwand aus dem Blickfeld.
Die Söldner schossen mit allem was sie hatten hinter den Fliehenden her,
einer wurde noch getroffen aber von den anderen mitgeschleppt.
"Scheiße! Die werden uns verraten."
"Wir können nicht weiter." sagte MD, "Grunty hat zuviel
Blut verloren, er braucht ein bis zwei Tage. Mindestens."
27. Juni 1999, 23:00 Uhr, Alma Hauptquartier
"Die östliche Patrouille hat's also erwischt?" fragte General
Humphey ungläubig.
"Ja, Sir, ein paar Kilometer nordöstlich der Stadt." bestätigte
Hauptmann Zane, der Kommandant von Alma.
"Und die andere Patrouille?"
"Steht wie geplant kurz vor Drassen. Soll ich sie zurückbeordern?"
"Nein, die östliche Patrouilleneinheit wird verstärkt und nimmt
sofort die Verfolgung auf."
"Wer soll sie führen, Leutnant Hudson ist verwundet? Überhaupt
sind nur noch drei der Männer einsatzfähig."
"Schicken Sie diesen Underhill! Der hat ja mittlerweile ein paar Kampferfahrungen
gesammelt und muß hier nicht weiter ohne Beschäftigung herumsitzen.
Verstärken Sie die Einheit auf fünfzehn Mann und lassen Sie sie sofort
ausrücken!"
"Jawohl, Sir."
"Und lassen Sie alle Objekte in Alma gut bewachen. Der Ausgang für
die Soldaten ist gestrichen. Weiß der Teufel was diese Rebellen in der
Nähe der Stadt wollen."
"Sie werden sicher nicht so dumm sein, uns in unserem Hauptquartier anzugreifen."
"Denen traue ich langsam alles zu."
28. Juni 1999, 19:00 Uhr, San Mona
Endlich hatte Norman Enos, ehemaliger Wachmann des Drassener Flugplatzes, wieder
einen Job. Er hätte in Alma sofort in die Armee eintreten können,
doch das erschien ihm zu gefährlich. Hier war es zwar auch nicht ungefährlich,
doch wenigstens konnte man nicht erschossen werden.
Gerade trugen sie wieder einen Mann aus dem Ring. Dem Glatzkopf, er war etwa
zehn Jahre älter als Enos, hatte dieser Bull den Arm gebrochen. Nein, ungefährlich
war es wirklich nicht.
Norman Enos mußte gegen den kleineren der beiden Fremden antreten, den
Chinesen. Er hatte ihn noch nie kämpfen sehen, doch er wußte daß
der Mann Kung Fu beherrschte. Sonst würde er ja bei seiner Körpergröße
auch keine Extremkämpfe bestreiten. Enos konnte kein Kung Fu, er verließ
sich auf seine Muskelkraft.
Stacy mußte lachen als der Bursche mit seinen Muskeln vor ihrer Videokamera
posierte. Sie hatte schon viele von dieser Sorte kommen und gehen sehen. Auch
die reichen Amerikaner, wegen der Bloodcatkämpfe nach Meduna geflogen waren
und nur auf einen Abstecher hierher kamen, waren nicht sehr beeindruckt. Stacy
wußte daß Darren und Kingpin mit den Geschäften unzufrieden
waren. Bull und Dr. Q waren einfach zu gut, da wettete keiner mehr dagegen.
Und dieser Norman würde daran wohl auch nichts ändern, egal wieviele
Muskeln er hatte.
Der Gong läutete, Dr. Q stieg in den Ring, Enos folgte.
Der Chinese zeigte einen Spinkick, Norman duckte sich. Dann brachte er Dr. Q
mit einem gewaltigen Faustschlag zu Boden. Er versuchte es mit schnellen Tritten,
doch Q rollte noch schneller davon und war plötzlich wieder auf den Beinen.
Ein Kniestoß in den Magen raubte dem rothaarigen Burschen die Luft, ein
schneller Tritt gegen die Schienbeine ließ ihn aufs Gesicht fallen. Sofort
folgte ein gewaltiger Handkantenschlag in den muskulösen Nacken. Das Knirschen
war im ganzen Klub zu hören.
"'tschuldigung, ich dachte du wälst hältel im Nehmen." kommentierte
der Chinese. Doch da weilte Norman Enos bereits nicht mehr unter den Lebenden.
"Schade, warst eigentlich ein netter Kerl." stellte Stacy fest, während
sie den Toten noch von allen Seiten filmte bevor er weggebracht wurde. Jetzt
würde das Geschäft wieder besser laufen.
"Ich weiß daß es für Sie finanzielle Einbußen mit
sich bringt, Mr. Klaus," sagte Maurice Duvall während Bull noch im
Ring einen von Darrens Karatekämpfern routiniert zusammenschlug, "doch
diese Männer verdienen hier viel Geld, Geld das zur Finanzierung der Rebellion
dient."
"San Mona ist neutral, ich habe keinen Einfluß darauf, wie die Leute
ihr gewonnenes Geld ausgeben."
"Mag sein, aber die Lage ist ernst. Die Herrin kann so etwas nicht dulden,
wir werden die Männer festnehmen."
"Nicht hier in San Mona. Wenn Ihre Lage so ernst ist sollten Sie mich lieber
nicht zum Feind haben. Aber ich mache Ihnen einen Vorschlag: Schicken Sie jemanden
der die Männer mit bloßen Händen töten kann, hier im Ring.
Das löst Ihr Problem, und ich vermarkte die Bilder."
Duvall überlegte kurz.
Dann stimmte er zu: "Einverstanden, ich denke ich habe den richtigen Mann
dafür."
30. Juni 1999, 02:00 Uhr, Alma
Nervös steckte sich Leutnant Abbott die nächste Zigarette an. Wache
halten gehörte normalerweise nicht zu den Aufgaben des Zahlmeisters der
Garnisonsstadt Alma. Doch der zuständige Sergeant war dem Suchtrupp, der
die umliegenden Wälder und Sümpfe nach den Rebellen durchkämmte,
zugeteilt worden. Bislang hatte dieser Trupp keinen Erfolg gehabt, das Gebiet
war einfach zu groß. Doch mehr als fünfzehn Mann konnte Captain Zane
nicht entbehren, es wurde höchste Zeit daß Leutnant Gillitt neue
Rekruten bekam. Im Moment gab es aber gar keine Bewerber mehr, die vielen toten,
verwundeten und vermißten Soldaten schreckten ab.
Abbott hatte bisher geglaubt, Zahlmeister wäre ein ruhiger Posten, doch
damit war es jetzt vorbei. Sein Kollege aus Drassen mußte sogar den Suchtrupp
anführen, der aus Chitzena lag in Cambria im Hospital. So gesehen hatte
er es ja hier noch gut. Er hatte sich selbst zum Wachdienst direkt im Militärgebäude
eingeteilt. Immerhin gab es ja auch die Kasse zu bewachen, gut fünftausend
Dollar waren darin.
Endlich war Grunty wieder so weit in Ordnung, ganz der alte würde er vielleicht
nie mehr sein. Auch den anderen Söldnern hatte die Pause gutgetan, nur
Ira hatte zur Eile gedrängt.
Gestern früh waren sie noch von sieben Bloodcats besucht worden (kein Problem
für dreizehn Gewehre), jetzt sollte es wieder den zweibeinigen Bestien
an den Kragen gehen. Im Schutze der Dunkelheit drangen sie aus südöstlicher
Richtung in die Stadt ein.
"Diese Minenheinis sind sich der Gefahr wohl gar nicht bewußt."
schimpfte Butch vor sich hin. Er arbeitete schon mehr als zehn Jahre als Soldat,
Söldner, Wächter, Aufseher oder Killer, je nachdem was gebraucht wurde.
Diese Rebellen arbeiteten sehr effektiv - und sie schlugen immer nachts zu.
Butch würde lieber mit Profis zusammenarbeiten, doch die wenigen Männer
mit ähnlicher Erfahrung waren in den militärisch wichtigen Teilen
Almas im Einsatz, am Hauptquartier und den Lagerhäusern. Er war auf Gedeih
und Verderb auf die Aufseher der Mine angewiesen. Drei von ihnen schoben im
Süden, an der Mine, Wache. Sie rauchten und schwatzten, Aufmerksamkeit
war ihnen ein Fremdwort. Drei weitere schliefen in Bereitschaft.
Auch Butchs Kameraden Ernie und Fernando würden im Ernstfall keine große
Hilfe sein, Ernie war gerade mal achtzehn Jahre alt, Fernando nur wenig älter.
Beide waren erst seit kurzem bei der Truppe. Sein direkter Vorgesetzter, Corporal
Etchison, war frisch verheiratet und in Gedanken schon in den Flitterwochen
und nicht bei seinem Einsatz. Und der Gedanke, vom Zahlmeister kommandiert zu
werden war auch nicht beruhigend.
Butch hoffte nur daß in dieser Nacht nichts passieren würde, da
fielen auch schon Schüsse.
Die drei Aufseher stoben wie aufgescheuchte Hühner auseinander, einer hielt
sich den Arm. Die Rebellen waren also hier und der Suchtrupp suchte irgendwo
in der Ferne.
In der Dunkelheit nahm Grunty einen weiteren Gegner unter Feuer, allerdings
ohne Erfolg. Doch durch die Nachtsichtgeräte, über die er, Buns und
Jane verfügten, waren die Angreifer gegenüber den Wachen im Vorteil.
Es waren offenbar Aufseher des Bergwerks, die verfügten mit Sicherheit
über nichts vergleichbares.
Einen von ihnen entdeckte der deutsche Söldner vor dem Gebäude der
Minenverwaltung, ein 7.62 NATO Hohlspitzgeschoß zertrümmerte seine
Schulter. Aus einer zerrissenen Schlagader spritzte das Blut, mit einem Stöhnen
sank der Mann zu Boden. Er war sofort bewußtlos und wenig später
tot.
Geduckt rannte Butch zum Mineneingang, gleichzeitig kamen die anderen drei Aufseher
aus dem Verwaltungsgebäude. 'Hoffentlich rennen sie nicht direkt ins Feuer.'
dachte der Soldat. Da geschah es auch schon, der erste, ein dunkelhaariger Bursche,
geriet sofort unter Beschuß. Zum Glück konnte er sich unverletzt
zurückziehen.
Einer der beiden verbliebenen Wächter der ersten Gruppe erlitt einen Streifschuß,
der andere einen Steckschuß in den Oberarm. Die Rebellen waren in der
Dunkelheit nicht sichtbar und um nur nach dem Mündungsfeuer zu gehen und
trotzdem zu treffen fehlte den Männern die Erfahrung.
Den Rebellen schien es dagegen nicht an Erfahrung zu mangeln, der Wächter
mit dem Streifschuß wurde gleich darauf niedergeschossen. Am Boden liegend
traf ihn die tödliche Kugel eines anderen Rebellen. Auch der Mann mit dem
Steckschuß wurde von einer weiteren Kugel gestreift. Im selben Moment
bekam der Dunkelhaarige gleich drei oder vier Bauchschüsse. 'Wenn das so
weiter geht bin ich in einer Minute allein.' dachte Butch besorgt. '... oder
schon in einer halben.' Ein weiterer Aufseher wurde genau zwischen die Augen
getroffen.
Während die anderen nach Norden vorrückten krochen Jane, Hitman, Dimitri,
Steroid und Razor in westliche Richtung. Dort befand sich, falls sich Dimitri
ausnahmsweise richtig erinnerte, das Wachgebäude.
Jedenfalls entdeckte Jane durch ihr Nachtsichtgerät einen Soldaten, eine
Salve aus der MP5K später war es auch schon um ihn geschehen.
Leutnant Abbott war sofort herbeigestürmt, als er Fernando sterbend am
Boden liegen sah stoppte er. Keinen Augenblick zu früh, auch für ihn
war eine Kugel unterwegs. Doch so streifte sie ihn nur leicht.
'Ich muß die Kasse in Sicherheit bringen.' schoß es ihm durch den
Kopf. Also rannte er ins Wachhaus zurück.
"Scheiße." entfuhr es Butch als die Kugel seinen Oberschenkel
traf. An Flucht war nicht zu denken, an Rettung mit solchen Mitstreitern auch
nicht. Er warf die Waffe weg und rief "Nicht schießen! Ich ergebe
mich."
Steroid und Razor durchsuchten das Wachgebäude. Es waren keine Soldaten
da, lediglich etwas Munition und ein paar Schutzwesten lagen herum.
"Sieh mal, hier steht 'Kasse' drauf." freute sich Razor, "Kriegst
du das Ding auf?"
"Ich krieg' jedes Ding auf." belehrte ihn der Pole und öffnete
die Kasse. "Es ist kein müder Zloty drin. Verdammt in der Hölle!"
"Kein Wunder daß nur Versager in dieser Armee sind."
Interessiert beobachtete der Mann im Rollstuhl den Soldaten der sein M-14 Gewehr
durchlud und gerade eine Handgranate scharfmachen wollte. Vor dem Tor der Garage,
in der der Mann übernachtete und in der der Soldat Schutz gesucht hatte
waren Stimmen zu hören.
"Das würde ich an Ihrer Stelle nicht tun, sonst sprengen Sie uns noch
beide in die Luft."
"Halt dich raus, du blöder Krüppel. Hast sowieso Glück daß
du Ausländer bist, sonst würde die Herrin dich einschläfern lassen."
"Regen Sie sich ab, sonst schläfern die Rebellen Sie zuerst ein!"
Der Soldat schob den Stift zurück in die Granate und richtete das Gewehr
auf den Mann. "Ich glaube, einer in diesem Raum wird gleich seine Vorfahren
besuchen..."
Der Mann im Rollstuhl drückte unbemerkt auf die Fernbedienung des Garagentores.
"... Sie glauben es und ich weiß es."
Das Tor öffnete sich und Frau Etchison wurde noch vor den Flitterwochen
Witwe.
"Hallo, ich bin Terry." begrüßte er die Rebellen die vorsichtig
in die Garage eindrangen. "Aber ich glaube, jetzt ist nicht der richtige
Zeitpunkt um Konversation zu machen. Hier geht ja immer noch mächtig der
Punk ab."
"Wir seh'n uns noch." sagte die junge Rebellin, offenbar die Anführerin.
'Dann pass' schön auf dich auf, Mädchen!' dachte Terry als die Rebellen
die Garage verließen um sich um die restlichen Soldaten zu kümmern.
Dann rollte er zu dem Toten und schnappte sich das M-14 samt Reservemagazinen
und die Granate. Man konnte ja nicht wissen was den Siegern nach dem Kampf so
einfiel.
Enzo erschrak als er die Rebellen sah, auch sie sahen ihn. Dann fiel ihm ein
daß er ja Zivilist war und nichts von ihnen befürchten mußte.
Daß in Doreen Harrows' Fabrik die Peitsche geschwungen hatte wußten
sie ja nicht. Vielmehr verfolgten sie die beiden Soldaten die in Richtung Norden
flohen, wo ein Zaun die Grenze zum Militärgelände mit seinen Lagerhäusern
bildete.
Enzo verfolgte sie ebenfalls, aus anderen Gründen. Er war nach seiner Flucht
nach Alma nicht in die Armee eingetreten, das erschien ihm zu gefährlich,
doch er hatte auch keine 'angemessene' Arbeit gefunden. Hart arbeiten war seine
Sache nicht, aber es gab in Alma keine anderen Arbeitgeber als die Mine oder
die Armee. Sein Kumpel Cesar, der demnächst aus dem Krankenhaus in Cambria
entlassen würde, hatte ihn auf die Idee mit dem Benzinschmuggel gebracht,
und das Startkapital hoffte er jetzt zu bekommen.
Nicht von dem Jungen, den gerade eine Kugel traf und der ängstlich weiterhinkte,
sondern von Abbott. Wenn Enzo nicht alles täuschte hatte der die Kasse
dabei.
Gestern noch hatte sich Glenn Kelly über die zusätzliche Planstelle
beim Wachschutz gefreut, jetzt waren vier seiner fünf Kollegen tot und
er und der andere Wächter, George hieß er und war ein dürres
Männchen, etwa Mitte dreißig, und Alkoholiker, versuchten aufs Militärgelände
zu fliehen. George war also auch nicht gerade der richtige Mann um die Rebellen
aufzuhalten.
Zum Glück tauchten hinter dem Zaun endlich Soldaten auf. 'Wir sind gerettet.'
freute sich Kelly. Er drehte sich um um einen Abschiedsschuß auf die Angreifer
abzufeuern, da zerriß ein Hohlspitzgeschoß seinen Brustkorb. 'So
kurz vor dem Ziel...' dachte er noch, dann war sein Leben zu Ende.
Enzo beobachtet, daß auch den Zahlmeister eine Kugel traf. Dennoch flüchtete
er weiter und ließ auch das Geld nicht fallen. Auch nicht als direkt neben
ihm das Geschoß einer gewaltigen, großkalibrigen Waffe dem jungen
Rekruten den Hinterkopf zerschmetterte.
Tatsächlich schaffte er es über den Zaun, genau wie der dürre
Minenaufseher auf der anderen Seite.
"Was ist da los?" fragte der Corporal, der mit vier Männern herbeigeeilt
war.
"Na was schon? Die Rebellen sind da! Sie haben alle anderen umgelegt."
antwortete Abbott.
Im gleichen Moment traf den Corporal eine Kugel mitten in ins Herz, er hatte
in der Eile seine Weste nicht angelegt.
"Rückzug!" brüllte Abbott und die Soldaten ließen
es sich nicht zweimal sagen.
Wenig später kehrten Hitman und Jane zu Terry zurück.
Nachdem sie ein paar freundliche Worte gewechselt hatten kam Hitman zur Sache.
"Haben Sie nicht Lust in unserer Truppe mitzumachen. Es wäre auch
zu Ihrem Vorteil."
"Nein, ich habe andere Pläne. Außerdem sollten Sie die Sache
sowieso lieber mit einem Attentat regeln, nicht mit so einem aufwendigen Krieg."
"Ich denke, Sie sollten sich die Sache noch mal überlegen." mischte
sich Jane ein, "Sehen Sie, ich habe hier eine Diskette, von so einem Kopfgeldjäger,
da sind allerlei Steckbriefe drauf. Soll ich sie mal kurz einlegen und Ihnen
die Dinger zeigen oder glauben Sie mir auch so, Mr. Ruttwen?"
"Sie haben da ein schönes Gewehr, aber lassen Sie's lieber stehen!"
ergänzte Hitman, "Ich weiß daß Sie gut sind, sogar sehr
gut. Vielleicht sind Sie sogar besser als jeder von uns. Aber sicher sind Sie
nicht besser als alle von uns."
"Und, wie geht's jetzt weiter?"
"Gehe ich recht in der Annahme daß Sie gar nicht gelähmt sind?"
fragte Jane.
"Da gehen Sie recht. Und ich bin ein hervorragender Scharfschütze,
besonders von Dächern. Ich denke, so einen wie mich können Sie gerade
jetzt gut gebrauchen, ich treffe alles was ich soll. Ich würde eine Woche
für Sie umsonst arbeiten, als Ausgleich für das Kopfgeld. Dann sind
wir quitt. Einverstanden?"
"Einverstanden." bestätigte Jane. 'Legen wir dich halt in einer
Woche um.' dachte sie sich.
'Es ist sicher besser, vor Ablauf der Woche zu verschwinden.' dachte sich Terry,
alias Richard 'Slay' Ruttwen.
Inzwischen stattete Grunty dem Minenvorarbeiter einen Besuch ab.
"Hi, ich bin Matt Duncan. Ich bin hier der Boss."
"Dann wissen Sie sicher, was wir hier wollen."
"Klar, und ich bin nicht gerade unglücklich darüber. Die Mine
gehört Ihnen, nur ..., besonders viel wird sie zur Zeit nicht bringen.
Am Anfang werden mir nicht sehr viele Arbeiter folgen, Alma gehört ja praktisch
der Armee. Die Leute haben Angst."
"Sicher, aber wir werden eine Miliz aufstellen ..."
"Ich glaube nicht, daß Sie so schnell jemanden finden der dazu bereit
ist. Nicht hier."
"Das ist schlecht."
"Ja, Sie werden erst Taten sprechen lassen müssen. Daß Sie die
paar Heinis da draußen erledigt haben wird nicht reichen, obwohl kaum
einer ihnen eine Träne nachweinen wird. Aber es gibt da was, das sie tun
könnten um die Arbeiter auf Ihre Seite zu bekommen. Befreien Sie meinen
Bruder Greg aus dem verdammten Knast in Tixa!"
"Tixa? Wo ist denn das?"
"Südlich von Cambria, ich kann es Ihnen genau auf der Karte einzeichnen.
Er ist bei den Arbeitern hier sehr beliebt, hat versucht höhere Löhne
herauszuschlagen. Vor ein paar Tagen kamen zehn Elitesoldaten in die Stadt.
Sie haben seine Frau vergewaltigt und ermordet und sein Kind im Kinderbett in
Stücke gehackt. Ihn haben sie mitgenommen, jetzt ist er mit Sicherheit
in Tixa. Seitdem sind die Arbeiter wie gelähmt."
"Natürlich holen wir ihn raus." sagte Ira, die unbemerkt dazugekommen
war, "Und diese Schweine werden sich wünschen sie wären nie geboren
worden."
"Natürlich, aber Tixa ist ..."
"... in der Nähe von Cambria, also ziemlich weit weg. Na und, wir
sind bis hierher gekommen, wir kommen auch dahin. Aber vorher haben wir noch
was anderes zu erledigen. Ich habe mit einer Frau gesprochen, die hat von Bloodcats
erzählt ..."
"Sie meinen Auntie." sagte Matt Duncan.
"Genau! Also, sie sagte, die Bloodcats kommen bis an den Stadtrand und
haben sogar schon spielende Kinder getötet. Sie haben ihre Höhle nur
ein paar Kilometer östlich von hier und wenn wir die ausräuchern werden
uns die Menschen sehr dankbar sein. Und selbst wenn nicht wäre es eine
gute Sache."
"Und was sagt Jane dazu, Ira?"
"Jane sagt, wenn wir gleich losgehen sind wir zum Mittagessen zurück
und wenn wir Glück haben merken die Soldaten gar nicht das wir die Stadt
zwischenzeitlich verlassen hatten."
"Eure Sachen könnte ihr bei mir verstecken." schlug Matt vor,
"Falls die Soldaten zurückkommen werden sie sie unter dem ganzen Kram
vom Bergwerk nicht entdecken. Habt ihr Gefangene?"
"Einen. Vielleicht sollten wir ihn gleich ..." Ira fuhr sich mit dem
Finger über die Kehle.
"Nein, das sähen die Leute nicht so gern, besonders hier in Alma.
Für den findet sich schon ein Plätzchen." sagte Matt, "Gibt's
bei euch Tote oder Verletzte."
"Nicht einen Kratzer."
30. Juni 1999, 02:00 Uhr, Alma, Hauptquartier
"Sind denn hier alle völlig unfähig?" fuhr der General
Captain Zane an, "Wie konnten Sie die Stadt verlieren? Ausgerechnet Alma!"
"Es war genau wie in den anderen Städten. Unsere Männer haben
sich tapfer geschlagen, leider sind die meisten tot."
"Und, wie gedenken Sie die Stadt zurückzuerobern?"
'Warum lassen Sie sich nicht mal was einfallen?' dachte Zane, aber sprach es
nicht aus, 'Sie sind doch der General.' "Ich werde die Patrouillen zurückbeordern.
Hier kriegen die Rebellen doch nie Unterstützung, da haben wir's mit keiner
Miliz zu tun. Und dann nehmen wir sie in die Zange."
"Guter Plan, aber undurchführbar. Die Herrin persönlich hat vor
einer halben Stunde allen Patrouillen den Befehl erteilt, einen vermißten
Wissenschaftler namens Dr. Kairns aufzuspüren. Das hat absoluten Vorrang.
Wir müssen mit den paar Männern auskommen die wir haben."
"Dann ist an einen Gegenangriff nicht zu denken. Wir müssen schon
aufpassen daß sie unsere Lagerhallen nicht plündern."
"Dann tun Sie wenigstens das. Setzen Sie auch meine vier Elitesoldaten
ein, die treffen eher etwas als Ihre Männer!" befahl der General.
30. Juni 1999, 12:00 Uhr, Alma
Wie erwartet waren die mittlerweile vierzehn Kämpfer unbemerkt zur Bloodcathöhle
und zurück marschiert. Viel weniger hätten sie auch nicht sein dürfen,
immerhin hatten sie es mit vierundzwanzig Tieren zu tun.
Tatsächlich fanden sich, als das Ausräuchern der Höhle bekannt
wurde, einige dankbare Bürger Almas als Freiwillige ein und ließen
sich an den Waffen ausbilden. Es würde auch in der Stadt des Militärs
eine Rebellenmiliz geben, auch wenn es eigentlich keiner für möglich
gehalten hatte.
Sorgen bereitet allerdings die Situation auf der anderen Seite des Landes. Ein
Kanonenboot aus Tracona war vor der westlichen Raketenbasis aufgetaucht und
hatte diese beschossen. Es hatte nicht nur zwei Tote unter den Milizionären
gegeben, mehr als die Hälfte der Verteidiger waren geflohen. Es mußten
unbedingt wieder Milizenausbilder geschickt werden, sonst würden Deidrannas
Männer die Basis zurückerobern.
"Nimm doch wieder Biff und Flo!" schlug Ira vor, "Dazu taugen
sie doch immerhin."
"Das werde ich auch machen." Jane warf den Laptop an. "Und sie
sind fast so billig wie sie aussehen."
...
"Scheiße, die Seite gibt's nicht mehr. Error 404. Ob sie Pleite gemacht
haben?"
"Würde mich nicht wundern." sagte Grizzly.
"An uns lag's nicht, wir haben immer bezahlt. Und Gaskets Solderhöhung
haben sie uns auch gerade noch geschickt."
"Und was machen wir jetzt?"
"Wir holen jemanden von A.I.M. Die Kriegskasse ist schließlich voll."
"Und, wen nehmen wir?"
"Wolf, der hat schon einmal eine Zivilschutzeinheit ausgebildet. Und Barry.
Der ist ein kluger Kerl und wird sich schon reinfuchsen. Ich denke, die beiden
schaffen das in zwei Tagen. Ich werde der Milizeinheit in der Stadt Chitzena
eine Nachricht schicken. Die können ein paar Leute abstellen."
30. Juni 1999, 23:00 Uhr, San Mona
"Du bist also wieder im Geschäft, Rick?" fragte Darren Van Haussen.
Rick Warren, ehemaliger arulcanischer Meister in allen möglichen und unmöglichen
Kampfsportarten, hatte zusammen mit Darren dieses Kampfturnier auf die Beine
gestellt. Er trainierte die Kämpfer und trat auch selbst an. Er war der
Star und brachte viel Geld in die Kasse, doch nachdem das erste und einzige
Mal verlor erklärte er seinen Rücktritt. Das Ersparte reichte für
ein Fitnessstudio im noblen Balime. Die Geschäfte liefen allerdings schlecht.
"Wie du siehst." antwortete Warren, "Ich habe gehört, es
gibt einige interessante Gegner."
"Die gibt es in der Tat." Am Nebentisch saß ein Kämpfer
den Dr. Q. vor wenigen Minuten um einige Zähne erleichtert hatte, gerade
eben hatte auch Bull einen Neuling in seinem ersten Kampf geschlagen. "Allerdings
gibt es sie, und besonders diesen Iren, schon seit Wochen hier. Und dein Studio
in Balime geht auch schon seit längerem schlecht. Also, da du ja nie wieder
kämpfen wolltest ..."
"Man kann seine Meinung ja auch ändern."
"... nehme ich an daß du für Duvall arbeitest."
"Auch. Und für meine Zukunft. Für die beiden Rebellen gibt's
eine satte Prämie."
"Und um die zu verdienen willst du uns das Geschäft verderben."
"Ich denke, wir finden eine Lösung von der alle profitieren."
mischte sich Kingpin ein. "Wenn Mr. Warren die beiden eliminiert muß,
äh, darf er wieder einige Kämpfe für uns bestreiten. Als Ersatz,
bis wir jemand neues gefunden haben. Gegen gute Bezahlung, versteht sich."
Gerade schickte Dr. Q einen Karatekämpfer ins Land der Träume.
"Übermorgen findet dein Comeback statt, Rick." sagte Darren,
"Ich hoffe du bist immer noch in Form."
Von Roughneck0815
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