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Paladin - Zyklus 5: Apokalypse
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Teil 1 – Der letzte Sonnenuntergang

„Wenn du morgen noch lebst, wäre ich sehr beeindruckt.“

Die Waldbrände sorgten für die richtige Atmosphäre.

Die Hubschrauber überflogen das Areal frisch gerodeter freier Fläche, verbrannte Erde, ein sich in den Regenwald fressendes Geschwür. Unter den stählernen Libellen, mit ihrer Titanpanzerung und Rotorflügeln aus honigwabenartig eingesetzten Verbundwerkstoffen, bewegten sich die Menschen wie ein zitternder Haufen Ameisen ohne Königin, scheinbar planlos inmitten dieser prometheischen Horrorvision, und Mark beobachtete alles durch das kleine Fenster an der Tür seines Transportmittels. Entfernt schallte die Stimme des Piloten durch die Kopfhörer und übertönte den noch ferneren Donner der Maschinen.

„Als wir den Tempel gefunden haben, war uns klar, dass wir die von ihnen veranschlagte Aktion nicht im Dschungel durchführen konnten. Alles, was sie unter uns sehen, ist frisch. Die Jungs stellen sofort überall Zelte auf, wo sich der Boden wieder abgekühlt hat. Wenn sie denken, dass das jetzt schon böse aussieht, warten sie mal, bis die Bulldozer heute Abend eintreffen. Schlafen nur mit Gehörschutz.“

„Klingt, als wäre alles straff organisiert.“

„Wir haben tausende Soldaten da unten. Die brauchen eine gute Führung.“

Die Stimme des Piloten senkte sich, wurde nachdenklicher.

„Sie werden uns in Bestform brauchen, wenn es wirklich losgeht.“

„Was halten sie von der Sache?“

„Für uns drei Sekunden, sie noch eine extra, weil sie ja den ganzen mystischen Kram in ihrem Körper haben. Ich persönlich denke ja eher, dass wir die ganze Gegend hier gründlich einebnen sollten, aber der Rat hat auf sie gehört. Wäre unprofessionell, das zu untergraben.“

„Da sind sie wohl nicht der einzige, der so denkt. Aber es wird schon schief gehen.“

„Genau das beunruhigt mich – dass der Plan von ihnen ist, und womöglich sogar noch funktioniert. Denken sie mal drüber nach, damit würden sie die Validität unserer gesamten Organisation untergraben.“

„Und was wäre so schlimm daran?“

„Nachdenken, Jung! Die bezahlen mich.“

Das Lachen klang irgendwie hohl, aber Mark hatte den Galgenhumor zu seiner eigenen Kunstform erkoren und lächelte unsichtbar in die Dämmerung hinein, während die fliegende Banane zur Landung ansetzte.

Auf dem Boden ließ Mark die Begrüßung durch mehrere hochrangige Offiziere wortlos über sich ergehen; mit sichtlichem Unwohlsein durchquerte er und seine eher schäbig wirkende Clique Reihen ordentlicher, ihm salutierender Soldaten, bevor er endlich etwas Ruhe in ihrem geräumigen Zelt fand. Auf einem improvisierten Schreibtisch las er einige Notizen; offensichtlich hatte bereits jemand die taktische Organisation der Eingreiftruppe erledigt und ihm damit einen Haufen Arbeit erspart. Unter normalen Umständen hätte Mark wohl den Urheber gesucht und ihm gedankt; unter den momentanen Konditionen hielt er es für angebrachter, sofort tief schlafend auf dem nächsten Feldbett zusammenzubrechen. Seine Begleiterinnen begutachteten den schlafenden Krieger mit einem gemeinsamen Lächeln, dann legten sie sich ebenfalls auf die Ohren.

Marks Magen weckte ihn pünktlich zum aus Kampfrationen gekochten Abendessen.

Sofort nach dem Abendessen zog sich Mark wieder in sein Zelt zurück, inspizierte sein Feldbett, und kam zu der Entscheidung; die drei darauf befindlichen Gegenstände in der Reihenfolge ihrer Höhenschichtung zu untersuchen. Dies führte ihn logischerweise zunächst zu der oben liegenden Notiz.

Die Jungs haben mir den Schmöker gegeben. Dachte, der interessiert dich vielleicht. Wenn nicht, haben wir noch ein wenig mehr Brennstoff für das Fegefeuer.

Sharon

Der nächste Gegenstand war dann besagtes Buch; Mark schätzte es auf ein Entstehungsdatum im späten 19. Jahrhundert, womit er sich um etwa 30 Jahre irrte, und begann die Lektüre. Auf den ersten Blick schienen die im Text genannten historischen Ereignisse nicht besonders interessant, aber der Autor hatte sich Mühe gegeben, bestimmte Personen herauszustellen, die auf besondere – wenn auch oft nicht unmittelbar sichtbare – Weise in die Geschehnisse eingriffen. Wirklich interessiert wurde Mark jedoch erst, als er die erste Illustration sah, die kolorierte Reproduktion eines mittelalterlichen Holzschnittes. Dieser fügte sich in keinster Weise in einen der Mark bekannten altertümlichen Kunststile ein, sondern schien eher eine Art Fotografie zu sein, die man dann mühsam auf primitivere Darstellungsformen reduziert hatte. Das Motiv zeigte einen Ritter, der seine glänzend-silberne Rüstung unter einem schwarzen Umhang versteckte; seinen Helm schmückte eine Art Kreuz, welches in die Gesichtspanzerung integriert seltsam zu leuchten schien. Und die Augen – war da ein rötlicher Schein, der sie umgab?

Am auffälligsten war jedoch das Kristallschwert in seiner Hand, und Mark wurde klar, das er seinem Vorfahren in die Augen sah.

Hastig überflog er den Rest des Buches, auf der Suche nach weiteren Bildern, und er wurde fündig. Der Anzug schien sich den Moden der Zeit anzupassen, zwar nie wieder so komplex wie die Rüstung, aber immer mit den gleichen stilistischen Merkmalen. Das Buch endete mit einer Bleistiftzeichnung eines weiteren Kämpfers in der Uniform einer Mark unbekannten Streitmacht; anhand der Ausrüstung urteilte er jedoch, dass der Mann aus der Epoche des ersten Weltkriegs stammen müsste – und er war der einzige, der das Schwert nicht zu führen schien. Naturgemäß fand sich nichts Aktuelleres in der Abhandlung, und Mark warf den Band leicht frustriert zur Seite, denn die wenigen brauchbaren Mutmaßungen des Autors konnte er aus eigenem Wissensstand zurückweisen. Als Letztes betrachtete er nun eine Schatulle, die seinen Namen in einer anachronistisch verschnörkelten Schrift trug. Ihr einziger Inhalt schien eine einfache Stoffmaske zu sein, bestickt mit dem weißen Kreuz und der roten Hervorhebung um die Augen.

„Ich hab es kommen sehen. Nein, ehrlich, das war klar. Nicht mal beim Sterben lässt einen die Familie in Ruhe.“

Er hielt die Maske in der Hand, betrachtete sie eindringlich. Sie war mehr als bloßer Stoff, auch ohne heilige Magie oder exotische Polymerpanzerung. Sie war ein Symbol für das, in das er sich verwandelt hatte. Mark Aaron Simmons, den Auftragskiller mit dem bösen Grinsen, gab es nicht mehr; an seiner Stelle stand ein anderer Mensch, stärker, weiser, weniger naiv – und weniger frei. Er hatte nun ein Ziel, das ihn band, ein Auftrag, eine Mission – ein Kreuzzug. Nein, er war nicht gestorben, sondern wiedergeboren. Geboren, um denen, die das Geschenk des Lebens missbrauchten, selbiges wieder abzunehmen. Geboren, um das Urteil zu vollstrecken.

Er setzte die Sonnenbrille ab und zog sich die Maske über den Kopf.

Er betrachtete sich selbst im Spiegel. Die Maske ließ sein Gesicht schmaler erscheinen, schlanker, schneller, gefährlicher. Nichts entging dem eindringlichen Blick seiner künstlichen Augen. Er beobachtete nur, ohne einen Mund zu sprechen oder Ohren, den Klagen zu lauschen. Er sah nur das Leid, den Schmerz, die Ungerechtigkeit, gegen die er zu Felde zog. Ja, die Maske passte ihm gut. Als er hinter sich eine Bewegung hörte, drehte er sich reflexartig um; Chrome erstarrte beim Anblick des neuen Kämpfers.

„Herr im Himmel…“

„Wisse, wer vor dir steht.“

Er trat näher an sie heran.

„Wisse, dass ich Reaper bin.“

Er starrte sie an, während sie immer weiter zurückwich. Dann zog er den Stoff wieder aus seinem Gesicht und grinste sie an.

„Kommt sicher geil beim nächsten Bewerbungsgespräch.“

„Ja, klar.“

Sie lachte mit ihm, aber in seinen Augen sah sie, dass seine schlagfertige Bemerkung die wahre Maske war.

Er begleitete sie vor den Eingang des Zeltes, wo sich bereits eine stattliche Anzahl uniformierter Gestalten eingefunden hatte. Mark beäugte sie mit dem Misstrauen, das er allen Leuten in Uniform aus einer verwirrend großen Anzahl von Gründen entgegenbrachte – schließlich hatte es fast jede Uniform tragende Organisation geschafft, sich bei ihm unbeliebt zu machen, was auch vor den pickligen Teilzeitkräften bei Mcdonald’s nicht Halt machte. Das diese Subgruppierung schwer bewaffnet war und vor nicht allzu langer Zeit noch seine Eliminierung als Tagesziel angesetzte hatte, trug nicht gerade zu seiner Beruhigung bei, aber am nervösesten machte ihn der Tatumstand, dass sie ihn anscheinend als Vorgesetzten akzeptierten. Ein Mann trat aus der Formation aus und salutierte ihm; Mark besann sich darauf, die Zusammenarbeit nicht zu gefährden und grüßte zurück. Der Soldat senkte seine Hand und nahm eine Grundstellung ein, während er mit fester Stimme sprach.

„Die Truppführer des 3. und 4. Regiments melden sich zur Einsatzbesprechung, Sir.“

„In wiefern wurde die Organisation bereits vorgenommen?“

„Wir haben eine vorläufige Strategie erstellt. Das Ziel dieser Versammlung ist es, sie über unsere Pläne in Kenntnis zu setzen, und sie im Bedarfsfall nach ihren Vorstellungen auszurichten.“

Marks Stimme klang resigniert und leise gegen die völlige soldatische Überzeugung seines Gegenübers.

„Klingt nicht so, als wenn sie mich dabei auch brauchen. Schicken sie mir ein Memo.“

„Aber…“

„Was?“

„Bitte um Erlaubnis, offen sprechen zu dürfen.“

„Spucken sie’s aus.“

„Wir sind Soldaten. Wir wurden bei den verschiedenen Armeen der Welt ausgebildet, bevor wir rekrutiert wurden. Wir sind erfahren im Umgang mit Waffen, mit infanteristische Verhalten, mit Überleben in offener Natur, mit Häuserkampf…“

„Lassen sie mich raten: Ich bin hier der Einzige, der schon mal einen Dämonen über den Jordan geschickt hat.“

„Das entspricht den Tatsachen, Sir.“

„Dann schaffen sie mal ein paar ihrer Dienstvorschriften her.“

„Wollen sie Parallelen zur Bekämpfung gepanzerter Fahrzeuge erläutern?“

„Nie im Leben. Aber mit dem ganzen Papier und ein paar von den gefällten Bäumen können wir ein schönes Lagerfeuer für meine Pfadfindergeschichten basteln.“

Kaum zu glauben, aber mit einigen Ordern voller leicht brennbarer Merkblätter und Requirierungsformularen ließ sich tatsächlich ein Stoß des unter Naturschutz gestellten Tropenholzes entzünden; die Anleitungen zum Stiefelputz brannten besonders hell und heiß. Mark betrachtete das Feuer mit einem Grinsen (und sinnierte darüber, wie er dem entscheidenden Funken etwas nachgeholfen hatte), dann drehte er sich zu Sharon.

„Hol unsere Feindesliste raus und setz Greenpeace drauf.“

„Mit dem ganzen illegalen Holzschlag hier könnte man viel Geld verdienen.“

„Und was würdest du davon kaufen?“

Sharon dachte kurz nach, dann antwortete sie mit einer lakonischen Reinterpretation von Marks Manierismus.

„Waffen. Jede Menge Waffen.“

„Verdammt, das musstest du vorm Ende der Welt noch mal sagen, oder?“

Vor dem Paar Schwarzkuttenträgern schlichen die letzten Sonnenstrahlen über den dampfenden Boden, während der Leben spendende Feuerball, dieser riesige Kernfusionsreaktor genannt Sonne, hinter dem sichtbaren Horizont verschwand, und das letzte Bisschen Licht aus dem Dschungel wich. Mark zog die Maske aus seiner Tasche und wog den Stoff in seiner rechten Hand, knetete das Material, als könnte es ihm einfach aus der Hand fließen und damit für immer verschwinden. In ihm regte sich ein Teil seines Wesens, zu dem er erst seit seiner Wiederauferstehung Zugang hatte, und flüsterte ihm die Erfahrungen und Erinnerungen seiner Vorgänger ein, während sich der zunehmend bedrohlicher wirkende Wald im Wind um sie herum wiegte. Ohne langes Nachdenken zog Mark die Maske über sein Gesicht, fühlte den Stoff mit seiner Haut verschmelzen, und starrte in die auf einmal sternenhelle Nacht. Nachdem er vorher die Existenz irgendwelcher Technologie oder Magie in der Maske ausgeschlossen hatte, reagierte Mark doch etwas verblüfft, zwang sich dann aber, den Effekt einfach hinzunehmen. Neben sich hörte er Sharon aufschrecken, drehte sich zu ihr, und sah sie ihn mit angsterfülltem Gesicht anstarren.

„Du weißt es.“

„Weiß was?“

„Du trägst die Maske. Und ich hatte gedacht, du würdest sie ablehnen.“

„Das lag nicht in meiner Macht. Diese Identität ist Teil meines Geistes.“

Mark schüttelte kurz den Kopf, als wolle er drei Kilo Sand aus seinem Haar entfernen.

„Was quatsche ich da eigentlich?“

„Ich dachte, du wärst helle genug, es zu merken. Das ist kein einfacher Stofffetzen mit weißer und roter Farbe. Die Maske ist ein Symbol für einen Teil von dir, der die gesamte Blutlinie durchzieht, und mit jedem neuen Wirt wird sie stärker. Sicher, sie ändert ihr Aussehen, aber das ist unerheblich für ihre Funktion. Jedem deiner Vorgänger zeigte sie sich kurz vor ihrer entscheidenden Schlacht, und so gingen sie alle in die Geschichte ein, nicht mehr als Individuen, sondern nur als jeweilige Reinkarnation des Reapers. Deswegen habe ich dir das Buch gebracht. Du solltest aus dem Text merken, dass sie dir nur Verderben bringt!“

„Skorpion.“

„Was?“

„Vergiss es. Ich kann nicht gegen meine Natur handeln.“

„Das tust du schon die ganze Zeit. Jedes Mal, wenn du Mitleid hast. Jedes Mal, wenn du den Abzug nicht durchziehst. Jedes Mal, wenn du darüber nachdenkst, was du tust.“

Nach kurzem Zögern entfernte Mark die Maske, wobei sie sich nur zögernd von seiner Haut löste. Er betrachtete das Stück Stoff erneut, und ihm schien es, als ob die vorher strahlenden Farben langsam verblassten, bis sie wieder ihre ursprüngliche Mattheit annahmen.

„Und jedes Mal, wenn ich die Maske ablege und einfach nur ich bin?“

„Und wer ist dieser ominöse echte Mark, von dem du sprichst?“

Seine rechte Hand strich durch ihr Haar, fühlte die Verknotungen der ungepflegten Frisur und die schuppige Robustheit ihrer übermenschlich harten Haut.

„Der Teil von mir, der bereit ist, an deiner Seite bis zum Ende zu kämpfen.“

Während er noch überlegte, was er durch Tragen der Maske wissen sollte, drehte sie sich wieder in die Sonne und nahm die Sonnenbrille aus ihrem Gesicht. Er sah, wie sich hauchdünne Häutchen über die enthüllten Augen legten, aber für den Bruchteil einer Sekunde konnte er ihre natürliche blutrote Iris sehen. Dann öffneten sich die Häutchen wieder, und sie starrte kurz in das Abendrot, bevor sie mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammenbrach. Er half ihr wieder auf, und von der Sonne abgewandt setzte sie die Brille wieder auf, darauf wartend, dass sich ihre Sehkraft wieder einstellte. Als er sie fragend ansah, grinste sie trotz der Pein zurück.

„Der Teil von mir, der noch einmal wissen wollte, wie die Sonne aussieht.“

Hinter dem Paar Schwarzkuttenträgern fanden einige Soldaten heraus, wie Avenger aussah, und ihre akustischen Kommentare rangen Mark das letzte Lächeln des Tages ab.


Von Gatac


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