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Irish Autumn
1-->2-->3-->[4]

Teil 4 - Die Blätter fallen

Gabriel Macee saß in seinem Kellerversteck und bastelte wie Fossi an einer Bombe. Gerade brachte er den Zeitzünder an der komplexen Splitterbombe an. Sie war mal wieder ein Meisterwerk geworden. Auch wenn sie rechtzeitig entdeckt wurde, würde man sie nicht mehr entschärfen können. Die Bombe besaß einen zweiten separat geschalteten Zünder, der nach dem Entschärfen des ersten Zünders sofort hochgehen würde.
Das war ein kleines Geschenk für seine protestantischen Freunde aus den Shankhills. Gestern Abend hatten sich doch tatsächlich einige UFF oder UVF Männer in die Katholikenviertel gewagt. Heute Nacht würden sie dafür die Rechnung kassieren. Die protestantischen Paramilitärs sollten sich ruhig gegenseitig abschlachten, sobald aber seine Glaubensbrüder bedroht waren, sah Gabriel rot. Er hasste die Chefs der UFF und der UVF, Phil Black und Tim Falling, bis auf den Tod. Diese Protestantenführer sah er nicht direkt als Bedrohung an, sondern einfach als Hindernis für ein protestanten-freies Ulster, das er und seine Kampfgenossen anstrebten.
Jemand klopfte an der Tür. Macee nahm wie immer seine 44er Magnum und stellte sich an die Wand.
"Ja, wer ist da?"
"Ich bins Bob, ich hab neue Nachrichten." kam eine gehetzte Stimme von der Tür.
Macee sperrte die Tür auf und ließ Bob herein.
"Was gibt´s? Setzt dich irgendwo hin."
Bob suchte sich einen Platz zum hinsetzten. Der leer stehende Kohlenkeller war ziemlich groß. Er diente als Versammlungsort für die "Wahre IRA". Durch einem Vorhang abgetrennt, hatte sich Gabriel Macee in einem Seitenraum eingerichtet. Seit über zwei Jahren lebte er in solchen Verstecken. 1998 fand der Anschlag auf die Fußgängerzone in Omagh statt, bei der 23 Menschen starben. Seitdem versteckte er sich vor der britischen und der irischen Polizei sowie der IRA. Wenn sie ihn fanden, war er ein toter Mann. Fast jeden Monat wechselte er sein Versteck. Ausreisen, wie ihm viele seiner Freunde rieten, kam nicht in Frage. Er hatte die Insel in seinen 32 Lebensjahren noch nie verlassen und würde es auch nie tun. Sollten doch die Briten verschwinden.
"Also was ist, Bob?"
"Ich hab was rausgefunden. Irgendwas ist passiert. Die Kerle die vorgestern bei Barry waren, haben anscheinend heute morgen Waffen aus den Depots der IRA bekommen. Die Übergabe fand am Lake Peach statt. Barry hat natürlich angeordnet, dass die Kerle überwacht werden. Einer der IRA Wagen ist ihnen gefolgt, hat sie aber verloren. Aber sie müssen sich irgendwo östlich von Belfast verstecken. Interessanter ist das hier."
Gabriel half Bob die Bauteile für die Bombe zur Seite zu schieben, damit dieser eine große Landkarte ausbreiten konnte.
"Ich weiß nicht genau, was Barry vorhat. Seit die Fremden da waren, umgibt er sich fast ständig mit seinen engsten Vertrauten aus der Sinn-Fein und der IRA. Sie tagen abwechselnd im "Felons Club" oder in einem schwer bewachten Landgasthof. Ich war dort heute Nachmittag mit 15 anderen als Wache eingeteilt. Ich hatte die Gelegenheit in den Konferenzraum zu gelangen. Diese Karte hing dort an der Wand. Sie versuchen anscheinend heraus zu bekommen, wo sich dieser Waffenhändler versteckt hält."
Macee lief es kalt den Rücken hinunter. "Du Idiot! Du hast doch nicht etwa die Karte geklaut!? Sie werden rausbekommen, dass du es getan hast und dich schnappen. Ist dir jemand hierher gefolgt?"
"Nein, natürlich nicht! Für wie dumm hältst du mich? Ich hab ein Foto von der Karte gemacht. Hier, wenn du es sehen willst." Er holte ein zerknittertes Foto aus der Tasche seiner Jeans. "Ich hab mir am Bahnhof die selbe Karte noch mal gekauft. Ist doch schlau, oder?"
"Entschuldigung Bob. Meine Nerven gehen wohl mit mir durch." Macee nahm die Hand vom Griff der Magnum, die in seinem Hosenbund steckte. Beinahe hätte er Bob erschossen. Der bekam davon gar nichts mit. Der junge Mann redete sich in Rage.
"...Barry hat anscheinend nur gewusst, dass sich dieser Waffenhändler in einem Schloss aufhält. Deshalb hat er alle Schlösser, Herrenhäuser und Burgen auf seiner Karte eingezeichnet. Dann hat er alle Schlösser, wo er sich sicher war, dass sich dort niemand verstecken kann - Ruinen, Museen ect. - durchgestrichen. Die Schlösser, die übrig blieben, hab ich hier schon eingezeichnet. Sind dreizehn Stück. Dann müssen er und seine Offiziere anscheinend eigenhändig alle diese Schlösser abgeklappert haben. Danach haben sie diese drei hier rot unterstrichen: Cork, Dunrack und Linchester.
Das war noch bevor sie die Waffen an die Fremden übergeben haben. Anscheinend sollen die für sie die Arbeit erledigen."
"Ausgezeichnet! Verdammt gute Arbeit Bob. Sollten sich die Raketen wirklich dort befinden, werden wir noch heute zuschlagen. Der Endkampf ist nah. Die Briten werden sich noch wünschen, nie ihren Fuß auf irischen Boden gesetzt zu haben! Der Tod wird über die Protestantenschweine kommen!
Geh jetzt. Und verhalte dich ganz normal. Den Rest erledige ich selbst."
Der schlaksige Bob drehte sich um und ging die Stufen zur Kellertür hinauf. Macee folgte einem Instinkt und fuhr mit Hand zum Revolver. Bob wusste zuviel. Außerdem war er leichtsinnig. Aber etwas sträubte sich in Macee. Protestantische Kinder zu töten war eine Sache, einen treuergebenen Gefolgsmann, der einem blind vertraute, hinterrücks zu ermorden eine andere.
"Warte! Geh nicht zurück zu Barry. Meld dich bei Patrick und bereite alles für einen großen Angriff vor. Sag auch den anderen Bescheid."
"Ok Gabriel. Jetzt geht´s endlich los!" Bob nahm die letzten Stufen mit einem Sprung und verschwand.
Gabriel war zufrieden. Der alte Haudegen Patrick würde aufpassen, dass der Junge keine Dummheiten machte. Es wäre ihm wirklich schwergefallen Bob zu töten.


Tim Falling saß in seinem Büro und überwachte die Arbeit seiner beiden Kassierer. Er trat ans Fenster und ließ seinen Blick über die Altstadt von Belfast schweifen. Von seinem Büro im zwölften Stock hatte er einen wunderbaren Ausblick.
Aus den Augenwinkeln beobachtete er Fitzwilliam, sein Privatkassier sowie Hauptdrogenverteiler, und Brigton, seinen Abrechnungschef und oberster Schutzgelderpresser. Tim Falling war von Grund auf misstrauisch. Jeden Geldschein den die Beiden auf den Tisch zählten, speicherte er in seinem Gedächtnis. Die beiden waren zwar nach ihm die Ranghöchsten Mitglieder der UVF, durften sich aber ohne seine Erlaubnis nicht einmal den Arsch abwischen.
Brigton sah von seiner Arbeit auf. "Mister Falling. Wir sind fertig. 150 000 Pfund Sterling."
Falling drehte sich mit einem Ruck um. Er ließ sich von jedem "Mister Falling" nennen. Nur Ethan durfte sich ein legeres "Boss" erlauben. Falling legte Wert auf einen guten Umgangston im Verbrechersyndikat.
"Gentleman. Jetzt tauschen Sie die Stapel und zählen das Geld nochmal. Dann schreiben sie ein Abrechnung und hinterlegen alles in meinem Safe. Ich will genau wissen, von welchen Konten wieviel Geld kommt. Dann machen sie noch einmal eine Generalabrechnung über unsere ganzen Finanzen und bringen alles zu unserer Sitzung nächsten Monat mit."
Falling sah wieder aus dem Fenster und Fitzwilliam und Brigton zählten jeweils noch mal das Geld, das vorhin der andere gezählt hatte. Falling war bei solchen Sachen enorm pingelig. Der schmächtige Brigton konnte sich noch gut an seinen Vorgänger Jackson erinnern. Der hatte gemeint, er könnte 10 Prozent der Schutzgelder auf sein Privatkonto überweisen. 2 Monate, also 8 Abrechnungstage lang, lief das so. Immerhin einige zehntausend Pfund hatte er unterschlagen.
Es war ein offenes Geheimnis, dass Falling den Kassierer eines Abends mit ein paar UVF-Kämpfer besucht hatte. Gemeinsam fuhren sie zur Bank, wo Jackson sicher nicht freiwillig das unterschlagene Geld wieder auf ein UVF Konto überwiesen hatte. Wer Jackson dann ermordet hat, wusste niemand so genau. Obwohl, es gab eigentlich nur Einen, der einen kräftigen Mann wie Jackson bei lebendigen Leib Arme und Beine ausreißen konnte. Was solls! Er, Brigton, war sicher nicht so dumm Falling oder gar Ethan Alderleen darauf anzusprechen.
Nach einer halben Stunde waren sie fertig. Natürlich brachte diese zweite Zählung keine neuen Ergebnisse.
"Fein. Mister Fitzwilliam, legen sie das Geld in den Koffer und tragen sie ihn in den Safe. Mister Brigton, heute Abend möchte ich die Endabrechnung haben. Außerdem vergessen sie nicht mit unserem Anwalt aus London zu reden. Er soll noch mal mit Richter Maxwell über meinen Bruder sprechen. Ich will, dass Oliver auf der Liste steht, wenn der Premierminister nächster Woche im Unterhaus über die Amnestie für protestantische Widerstandskämpfer beraten lässt."
Falling setzte sich an seinen Schreibtisch und beschriftete irgendeinen Briefumschlag. Brigton schätzte seine Chancen ab, die er hatte, wenn Falling den Briefbeschwerer nach ihm schmiss. Nein. Er würde ihm auf keinen Fall sagen, dass sein Bruder keine Aussicht hatte begnadigt zu werden. Nicht seit die Kämpfe wieder begonnen hatten. Falling war im Bezug auf seinen Bruder Oliver ein wenig kindisch und geriet schnell in Rage. Brigton war selbst Rechtsanwalt gewesen und wusste wie der Hase lief. Aber als er immer mehr mit der Ulster Volunteer Force und verbotenen Protestantengruppen in Verbindung gebracht wurde hatte man ihm die Zulassung entzogen. Schweinehunde! Seitdem machte er aus seiner Arbeit für die UVF keinen Hehl mehr. Er hatte, nach Jachsons unfreiwilligen Abgang, die Leitung über die Einnahmen aus dem Schutzgeldgeschäft übernommen. Er ging jeden Tag in die Kirche und war der Typ: "Braver Bürger + Frau + Kinder + Hund + Reihenhäuschen + Schießstand im Keller".
Er träumte von einem katholikenfreien Ulster. Mehr als jeder andere in der UVF. Das er dafür solch kriminelle Dinge wie Schutzgelderpressung organisieren musste, nahm er achselzuckend zur Kenntnis.
Auf jeden Fall war er sicher, dass Timothy Falling seinen Bruder Oliver Falling nie aus dem Gefängnis bringen würde, solange jede Nacht Tode auf den Straßen lagen. Und Brigton war darin interessiert, dass die Kämpfe gegen die Katholiken und die UFF weitergingen.


Es war sechs Uhr abends. Zum letzten Mal fuhren die Söldner nach Belfast. Luke und Seraph brachten Ruth mit dem Ford zum Flughafen. Dr. Kill, TSB, Dac und Fossi kauften mit dem Seat die Sachen ein, die sie von Kenneth nicht bekommen hatten. Es war riskant und deshalb beschränkten sie sich auf katholische Viertel, wo die Wahrscheinlichkeit auf UFF-Leute zu treffen sich in Grenzen hielt. Sie fuhren zu einem Sportgeschäft, Army-Shop und einem großen Einkaufszentrum. CAT, Kenai und Scorpion waren im Forsthaus geblieben, um alle Spuren zu beseitigen, die darauf hindeuteten, dass jemand dort gewohnt hatte. Dazu gehörte auch einen Brief an den Makler der Wohnung und des Forsthauses zu schreiben.
Ruth holte ihr Flugticket am Schalter ab und setzte sich auf einen der Stühle im Wartebereich der Flughafenhalle. Luke und Seraph schleppten ihre Koffer hinterher. Ruths Flug nach Birmingham ging erst in einer halben Stunde und so beschloss Seraph noch etwas zu sich zu nehmen
Luke blieb bei Ruth. Sie standen eine Weile herum und verabschiedeten sich etwas inniger als vielleicht nötig gewesen wäre.
Ruth´s Flug wurde aufgerufen.
"Ich hätt dir gerne Belfast im Sommer gezeigt. Man kann dann wunderbar am Fluss spazieren gehen. Und dann sind auch viele Studenten und junge Leute in der Altstadt und den Parks. Ich geh vielleicht auch auf die Uni. Geld hab ich jetzt ja genug, seit ich das Pub verkauft habe. Ist aber trotzdem schade, dass ich weg muss."
"Ja, schade. Aber in Birmingham ist es auch schön. Ich komm dich sicher mal besuchen. Ich bin oft in England."
Ruth drückte ihren Rucksack fest an die Brust und fuhr mit der Zunge über ihre Lippen.
"Ich... ich habe meinen Vater geliebt. Meine Mutter ist früh gestorben. Ich will, dass die Leute büßen, die ihn getötet haben. Ihr habt nicht gewollt, dass ich mitbekomme was ihr vorhabt. Aber ich hab soviel gehört, dass ich weiß, dass ihr nach Dunrack wollt und dort diesen Waffenhändler töten." Luke blickte sich instinktiv nach möglichen Lauschern um.
"Nein, wir wollen ihn nicht töten, sondern..." Luke blickte noch mal über die Menschenansammlung und entschied sich, dass es besser sei nicht zu reden. "Es ist wirklich besser, wenn du nicht weißt, was wir vorhaben."
"Versprich, dass ihr auf euch aufpasst." Ruth machte sich ehrliche Sorgen. "Versprich es mir."
"Ja, ich versprechs."
Seraph biss in ein Croissant und trank einen Schluck des schlechten Flughafenkaffees. Hätte er anders herum gestanden und wäre der Flughafen nicht so überfüllt gewesen, dann wären ihm die beiden grobschlächtigen Glatzköpfe aufgefallen, die von einem höheren Stockwerk aus, die Halle im Auge behielten.
Einer der Beiden drehte sich schließlich um, um einem Dritten ins Gesicht zu sehen. "Schau, das könnte sie doch sein." Er zeigte dem Dritten die Kopie eines Fotos von Ruth.
"Schlechtes Bild. Aber könnte stimmen. Der Kerl der bei ihr ist, sieht auch so aus wie der von den Phantombildern. Sind sie allein?"
"Nein, der da am Stehimbiss gehört auch dazu. Ist aber auf keinem der Bilder drauf."
Der Wortführer der drei zog die Bilder heraus. Die Phantombilder waren wirklich mies. Das Bild das sie von Luke hatten, hätte auch auf die Hälfte aller sonstigen jungen Männer gepasst. Aber von Ruth besaßen sie inzwischen ein Foto. Irgendwer war auf die Idee gekommen, einfach in die leerstehende Wohnung der Mahuuds einzubrechen und ein Foto zu klauen.
"Gut, ich geb Black Bescheid, dass die Kerle wieder da sind. Es war doch eine gute Idee den Flughafen zu überwachen. Kev, wenn sie rausgehen bringst du deine Wanze an ihrem Wagen an. Der Boss will unbedingt wissen, wo sie hinfahren. Keine eigenständigen Aktionen. Die Kerle dürfen nicht gewarnt werden. Sie sollen uns an einen geheimen Ort führen."
Der Anführer lieh sich von den beiden Beobachtern Kleingeld und suchte den nächsten Münzfernsprecher. Sein Handy war gesperrt worden und er hatte auch keine Telefonkarte.

Seraph trank seinen dritten Kaffee und spürte langsam einen Druck auf seiner Blase. Er ging zu Luke hinüber und trippelte dort von einem Bein auf das andere. Beide sahen Ruth nach, als sie durch den Metalldetektor ging. Sie drehte sich noch einmal um und winkte, bevor sie um die Ecke verschwand.
Seraph klopfte Luke auf die Schulter. "Komm. Die Anderen warten sicher schon. Wir sind spät dran."
Sie fuhren los und parkten in der Tiefgarage des neugebauten Belfaster Einkaufszentrums, wo die anderen auf sie warteten. Ein Wagen folgte ihnen. Während sie mit dem Aufzug hinauf fuhren, brachte der Freizeitbastler Kev eine Funkwanze an dem Chassis des Fords an. Conni, ein weiterer Ulster Freedom Fighter, hielt in zwanzig Meter Entfernung mit einer Scorpion Maschinenpistole Wache. Kev war längst fertig als die Söldner zurück kamen und in die Wagen stiegen. Es war halb acht und das Einkaufszentrum schloss gerade. Ohne große Eile verließen sie die Tiefgarage und Belfast.
Kev hatte sich mit seinem Wagen dummerweise am falschen Ausgang der Tiefgarage aufgestellt und Conni, der am anderen Ausgang stand, hatte keine Ahnung von Technik. Deshalb merkte er auch nicht, dass sein Funkempfänger gar nicht eingeschaltet war. So waren die Söldner unbemerkt aus der Garage gekommen.
Als die Kirchturmuhr acht schlug, wurde Kev misstrauisch und lief in die bereits geschlossene Tiefgarage. Als er den leeren Parkplatz sah, schlug er Alarm.

Scorpion und Kenai standen im Garten und grillten Würstchen am offenen Feuer.
"Schmeckt verraucht. Du hast das Feuer nicht richtig gemacht." sagte Kenai, während er kaute.
"Hey! Das kann nicht sein, ich hab schon hunderte Lagerfeuer in meinem Leben gemacht. Das Feuer ist wunderbar." Begeistert blickte Chris auf die Flammen die 2 Meter hoch in die Luft schlugen.
"Aha. Warum ist mein Würstchen dann schwarz? Ich hab dir gleich gesagt, wir sollten die Polster als erstes verbrennen. Aber du musstest ja unbedingt zuerst die Pressspanplatten nehmen."
"Wirklich? Gib mal her." SC biss von dem Würstchen ab und spuckte es wieder aus. "Bäh, ich glaub aber, dass es eher daran liegt, dass DU es zulange in mein schönes Feuer gehalten hast. Nächstes mal verbrennen wir meinetwegen die Matratzen zuerst."
Während sich Kenai und Scorpion noch über die richtige Reihenfolge beim Verbrennen des Hausrats stritten, schleppte CAT den letzten Karton mit brennbarem Zeug herbei, das die Söldner während ihres Aufenthalts benutzt hatten. Mit Schwung landete er ganz oben auf dem Scheiterhaufen.
"Ich weiß ja nicht, ob wir es unbedingt verbrennen mussten. Dr. Kill hat zwar gesagt, wir sollten das Zeugs einäschern, aber das brennt ja noch bis morgen früh." kommentierte CAT.
Kenai sah Scorpion an: "Mehr Spiritus?"
"Mehr Spiritus. Aber du holst die Würstchen."

Als die anderen gegen halb neun zurück kamen, wurden sie von einem Rauchgeruch zuerst in den Garten geführt. Dort goss Scorpion gerade Wasser über glühende Asche und Kenai verteilte alles mit einem Rechen. CAT kam aus dem Haus.
"Wir haben alles ausgeräumt. Sieht genauso aus wie vor einer Woche. Wir haben alles mit Fleckenmittel abgewischt. Da findet man keinen Fingerabdruck mehr. Unser Zeugs steht alles in der Garage."
"Gut. Wir packen alles auf den Laster, den Dac gemietet hat und dann fahren wir los. Macht euch fertig. Ich und CAT fahren vorher noch zur Küste. Wir wollen sehen, ob das Boot mit den CIA-Agenten auch wirklich vor Ort ist. Wir sind wohl bis Mitternacht wieder da. Versucht am besten ein bisschen zu schlafen." Dr. Kill stieg mit CAT zusammen in den Ford und fuhr los.
"Will einer von euch Pfadfindern vielleicht Würstchen? Wir könnten auch Kartoffeln in der Asche grillen?" Kenai blickte auffordernd in die Runde.


Kev und Conni fuhren sofort in die Upper Shankhills zu ihrem Boss und der brachte sie zu Blacks Landhaus. Philip Black hyperventilierte beinahe als er hörte, wie knapp die Söldner entkommen waren, und wollte seine beiden unfähigen Männer am liebsten auf der Stelle erschießen lassen. Dann fasste er sich und schnauzte sie an:
"Wie groß ist die Reichweite dieses Senders, Trottel?"
"Vielleicht 500 Meter? Ich weiß nicht genau. Ich hab ihn selber gebaut." antwortete Kev wahrheitsgetreu.
"Wieviel Sender hast du, die das Funksignal empfangen können?"
"Das kann man mit jedem Peilsender, der auf die richtige Frequenz eingestellt ist. Ich hab ein paar davon. Kann man sich für 69,90 Pfund bei jedem Elektroversand bestellen."
"Willst du mich verarschen? Ich will, dass sofort jeder verfügbare Mann auf der Straße ist und alle Sender, die wir auftreiben können, verteilt werden. Und wenn ihr ganz Ulster abfahrt. Ich will die Kerle! Und zwar noch heute! Verschwindet!"
Die beiden Unglücklichen verließen das Landhaus von Phil Black.
"Mike! Komm her!"
Der Scharfschütze funkelte Black unter seinen buschigen Augenbrauen an. Das einzige was er über die Lippen brachte war ein gereiztes: "Ja?"
"Was hockst du hier rum? Stell einen Kampftrupp zusammen. Wenn wir die Typen gefunden haben geht´s sofort los!"
Mike schluckte einen Fluch hinunter. Was bildete sich der Kerl eigentlich ein? Wer war er denn? Dieser Black kotzte ihn langsam an. Es war keine vier Tage her, seit seine Familie einen grausamen Tod gestorben war. Aber das interessierte Black überhaupt nicht. Er war nicht einmal auf der Beerdigung gewesen. Ja, er wusste nicht einmal, dass seine Tochter Magarete geheißen hatte. Dieser scheinheiliger Windbeutel!
Rock stand auf und trat auf Black zu. Er beugte sich vor und sah ihm in direkt in die Augen:
"Wie heißt meine Tochter?"
"Was soll die Scheiße Mike? Geh jetzt und mach was ich dir gesagt habe!"
"Wie heißt meine Tochter?!"
"Mike! Geh jetzt sofort raus und mach was ich dir befohlen habe!"
"Du kannst mich mal!" Rock holte aus und verpasste Phil Black einen schallende Ohrfeige.
Es war ein erbärmliches Bild, wie der große Widerstandskämpfer Philip "Cut the throat" Black über den Boden kroch und sein herausgefallenes Glasauge suchte.
Mike Rock verließ angeekelt das Landhaus und stieg in seinen Jeep. Blacks Flüche begleiteten ihn bis zur Tür.
Er wollte zum Grab seiner Familie. Und zur Brandruine, die früher sein Haus gewesen war, und in der seine Frau und seine dreijährige Tochter den Flammentod gestorben waren. Dann würde er den Verantwortlichen Tim Falling töten und sich selbst richten.


"Shit! Haben wir keine Tarnfarbe da?" Scorpion kramte in einem der Säcke.
"Kannst du dir sparen. Tarnfarbe ist nicht. Nimm Ruß. Geht genauso gut." TSB hielt sein Feuerzeug an einen Korken und fuhr sich dann damit übers Gesicht.
"Ziemlich altmodische Methode." zischelte SC in den Kragen seines schwarzen Wollpullovers. Die Beiden saßen auf der offenen Ladefläche eines Kleinlasters und wurden bei jedem Schlagloch kräftig durchgeschüttelt. Um sie herum lagen braune Jutesäcke mit den Waffen und dem anderem Zubehör der Söldner. Sie hatten alles in einen Wagen geladen, für den Fall, dass sie kontrolliert würden. Das Risiko entdeckt zu werden, wurde dadurch erheblich verringert.
Wieder einmal ratterten sie durch eine Bodenunebenheit und hüpften unfreiwillig auf und ab.
"Hey Kenai, pass mal besser auf. Wir brechen uns hier noch die Steißbeine!" rief TSB und hämmerte gegen das Führerhaus.
Kenai hörte das Hämmern und drehte das Radio lauter. "Ihr wolltet ja unbedingt ohne Verdeck fahren."
"Wenns jetzt auch noch anfängt zu schiffen. Piss ich mich an." Scorpion schaute in den schwarzen, wolkenverhangenen Himmel und nahm den Korken den TSB ihm hinhielt.


CAT Shannon folgte im Ford den Rücklichtern Kenais. Luke und Seraph saßen auf dem Rücksitz und verrenkten sich bei dem Versuch sich dort Umzuziehen.
"CAT, hatte dieser Kenneth überhaupt meine Kleidergröße? Diese Hose ist eine ganze Handbreit zu kurz."
"Hauptsache die Stiefel passen." kommentierte Luke, während er einen Fuß auf CATs Kopfstütze setzte um seine schwarzen Kampfstiefel zu schnüren.
"...außerdem hass ich diesen Flecktarn. Sind das britische Uniformen? Die haben sie doch hoffentlich nicht einem Toten ausgezogen?" fuhr Seraph fort während er eine Abwandlung der Turnübung "Brücke" durchführte um den Gürtel durch die Hosenschlaufen zu ziehen.
"Das kann durchaus sein" grinste CAT nach hinten. "Aber die irischen Frauen sind fleißig. Sie haben sicherlich das Blut gründlich rausgewaschen. Deine Waffe hat übrigens auch eine Vorgeschichte."
"Wie?" Seraph ließ sich auf den Sessel fallen.
"Dein G3 ist eigentlich ein AG3, die norwegische Version des G3A4. 10 dieser 100 Gewehren, die 1984 aus dem Depot der norwegischen Armee gestohlen wurden, hat die Polizei gefunden. Von den anderen tauchen immer mal wieder Kugeln ihn Körpern von britischen Soldaten und Politikern auf."
"Na toll. Ich benütz also eine gestohlene Waffe. Dann muss der Richter einer möglichen Anklage wohl noch ´Hehlerei´ hinzufügen."


Dr. Kill war bemüht, sich streng an die Verkehrsregeln zu halten. Er hatte keine Lust mit der Fracht, die da 50 Meter hinter ihm auf einem Laster lag, die Aufmerksamkeit einer Polizeistreife auf sich zu ziehen. Neben ihm saß Fossi und hinten Dac. Fossi´s "Baby" lag neben ihm auf dem Sitz. Auch er zog sich um. Bei den Sachen von Kenneth waren nur Tarnhosen und Jacken gewesen. Dac hatte in einem Army-Shop dazu passend noch einen der typisch dunkelgrünen britischen Armeepullover mit den gepolsterten Schulterlatzen erworben. Er hatte sich überlegt, dass er auch gut als britischer Soldat durchgehen würde. Seine längeren Haare hatte er mit einigen Klammer nach oben gesteckt und wickelte sich außerdem noch eine Art schwarzes Piratentuch um den Kopf, dass er hinten fest zuknotete.
Der Seat war ebenfalls nicht dafür gebaut worden, dass sich ein ausgewachsener Mann darin umzog. Dac verrenkte sich beinahe die Wirbelsäule, als er versuchte die Hose über die Hüfte zu ziehen. Es wäre einfacher gewesen, sich schon im Forsthaus umzuziehen, aber Dr. Kill hatte darauf bestanden, mit dem Umziehen zu warten, bis sie den Einflussbereich Belfasts, und damit die Straßenkontrollen, hinter sich gelassen hatten.
Sie hatten das Forsthaus vor 30 Minuten für immer verlassen. Nichts wies mehr darauf hin, dass es jemals bewohnt war. CAT und Dr. Kill waren recht früh zurück gekommen. Das Schiff lag abfahrtsbereit vor der Küste.
In Kürze würden sie an der Abzweigung zu Trivials Schloss ankommen. Bis dahin würde nichts mehr schiefgehen. Es war jetzt kurz vor 12 Uhr und stockdunkel. Wolken verdunkelten die schmale Mondsichel.
"Wenn wir angekommen sind, werden wir erst mal Lagebesprechung machen. Ich hab mir überlegt, dass halb eins die beste Zeit ist anzugreifen. Da sind die Wachen am übermüdetsten." Dr. Kill schaltete den Scheibenwischer ein. Jetzt fing es auch noch an zu regnen.
Hinten schloss Dac gerade seinen Hosenknopf und ließ sich seufzend in die Polster sinken.
"Pass auf, du hast dich auf meine Bombe gesetzt." rief Fossi nach hinten.
Dac sprang mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen aus dem Sitz und knallte mit dem Kopf gegen das Autodach. Er rieb sich den Kopf und merkte, dass man ihn reingelegt hatte.
"Kleiner Scherz." grinste Fossi und auch Dr. Kill konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Dac schielte verärgert zu dem Päckchen hinüber, dass auf dem Sitz neben ihm lag.


Gabriel Macee stand auf einer Obstkiste in dem alten Weinkeller und feuerte seine Kampfgenossen an. In dem Gewölbe waren mit fast 70 Männern und einigen Frauen die gesamte "Wahre IRA" versammelt, die mit den Köpfen nickten und Macees Worten lautstark zustimmten.
Was Gabriel da erzählte klang gelinde gesagt "strange". In einem Schloss auf dem Land, genauer gesagt Dunrack, sollte sich ein protestantischer Waffenhändler aufhalten, der unter UVF-Schutz stand. Gabriel glaubte, dass sich dort auch Raketen befanden, die er unbedingt haben wollte. Wie dem auch sei, die meisten waren bereit auf der Stelle dort hinzu fahren und die Sache zu überprüfen. Noch mehr als die Gier nach den Raketen bewegte sie die Angst, die UVF könnte die Waffen gegen sie verwenden. Die "Wahre IRA" war ein Verbund von ausgestoßenen und enttäuschten IRA-Kämpfern. Sie kämpften nicht für Geld oder Macht. Einzig und allein die Idee einer katholischen Republik Irland, die die ganze Insel umfasste, trieb sie dazu, andersdenkende Menschen vorbehaltlos zu töten. Ganz oben auf ihrer Todesliste, genau unter der Queen und dem Premierminister, standen hochrangige protestantische Paramilitärs der Ulster Volunteer Force und der Ulster Freedom Fighter sowie ihrer zahlreichen Unterorganisationen.
Gabriel beendete seine Ansprache und sprang von der Kiste.
Patrick, der die Waffen der "Wahren IRA" verwaltete, hatte bereits mehrere Kisten in das Gewölbe geschafft. Jeder der anwesenden Kämpfer ließ sich von dem irischen Urgestein ein Gewehr aushändigen. Bei ihrer Abspaltung von der IRA hatten Macee und seine Freunde großzügig Waffen und Sprengstoff mit in die neue Vereinigung übernommen. Die (P)IRA ging mit Schusswaffen etwas lax um. Insgesamt hatten sie nämlich genug Waffen um zwei komplette Infanterie-Battalione aufstellen zu können. Da war es nicht verwunderlich, dass sie ab und zu Waffen "verloren". Keiner bei der IRA kümmerte sich darum.
So verließen schließlich über 70 mit Kalaschnikows, AR-180 und M-16 Gewehren bewaffnete Kämpfer den Keller und stiegen auf die zwei Lastwagen die vor der Tür warteten. Zuletzt wuchteten sie noch fünf M-60 Maschinengewehre und drei RPG-18 Raketenwerfer sowie einen leichten Mörser auf die LKWs. Sie rechneten damit, dass die Erstürmung des Schlosses ein harter Brocken werden würde. Die Planen wurden über die Ladefläche gezogen und die schweren Trucks setzten sich stotternd in Bewegung.


10 Oktober 2001; 00.05 Uhr
Dr. Kill beobachtete das Schloss durch ein Nachtglas. Die Wagen standen auf einem Kieswendeplatz nahe bei der Ausfahrt von der Landstraße.
Dr. Kill, Kenai, CAT und Fossi trugen normale Straßenkleidung. Aber in ihren Taschen stapelten sich Magazine und unter ihren Jacken trugen sie ihre Pistolen. Die größeren Kaliber lagen auf dem Dach des Fords. Fossi war gerade damit beschäftigt ein Bajonett an seiner AK-47 anzubringen. Kenai verteilte seine gebogenen 9-mm Magazine gleichmäßig in den zwei großen Seitentaschen seines Ledermantels.
Dac, Seraph und Luke trugen die braun, schwarz, grün und oliv gefleckten Uniformjacken und Hosen der britischen Armee. Sie hatten sich das Koppelzeug umgehängt und so gedreht, dass die großen Munitionstaschen griffig hingen. Dac schien zu meditieren, auf seine Wangen hatte er sich mit Ruß zwei Runen gezeichnet, die Kampf bedeuteten. Seraph hakte stilvoll eine Handgranate an seinem Brustgurt ein. Zusammen mit Luke, der auf der Motorhaube des Seats saß und seine beiden MAC 10 überprüfte, bildeten sie die Artillerie, die das Schloss von Süden her angreifen sollte.
Dr. Kill setzte das Fernglas ab und drehte sich um.
"Planänderung. Der Kleinlaster bleibt hier, es dauert zu lange ihn aus der Zementfabrik zu holen. Dac, Seraph und Luke nehmen den Seat. Wischt bevor ihr geht alle Fingerabdrücke mit Lumpen ab. Vielleicht können wir den Wagen später nicht mehr holen."
"Yep. Kein Problem."
"TSB und Scorpion, wo geht ihr über die Mauer?"
"Ich würd mal sagen im Westen. Da ist sie wohl kaum bewacht und niedrig. Einwände?" Die beiden hatten bereits ihren eigenen Plan während der holprigen und feuchten Fahrt auf dem Lastwagen entworfen.
"Ok, ihr Beide startet die Aktion. Wenn ihr soweit seit, gebt ihr uns das verabredete Zeichen. Wir sagen dann Trupp Drei Bescheid. Sonst noch was?"
"Nein." TSB hängte sich seine MP5 SD über die Schulter und drehte sich um. Die beiden komplett in schwarz gekleideten Männer mit den geschwärzten Händen und Gesichtern verschwanden bereits nach wenigen Metern in der Dunkelheit.
"Ok, fahrt jetzt am besten auch los."
"Okay." Luke und Dac stiegen in den Wagen und Seraph startete den Motor.
"Vergesst nicht das Funkgerät einzuschalten." rief Dr. Kill ihnen noch nach.
"Natürlich nicht, ich bedien so ein Ding nicht zum ersten Mal." murmelte Seraph, während er die Frequenz einstellte. Die Geräte hatten sie in der Elektroabteilung des Einkaufscenters erworben. Billig aber sie funktionierten.
Irgendein starker Sender in der Nähe verursachte Störungen. Komisch, Seraph hatte gar keine Mobilfunkanlagen oder ähnliches in der Nähe gesehen.


Zur selben Zeit verließen zwölf Wagen einen Parkplatz etwa 20 Kilometer entfernt. Mit durchschnittlich 90 Stundenkilometern raste die Kolonne über die Landstraßen. Rote Ampeln oder Stopschilder wurden geflissentlich überfahren und Bremsen hätte sowieso einen furchtbaren Auffahrunfall nach sich gezogen.
Trotzdem ging es Philip Black, der im ersten Wagen, einem schwarzen Mercedes saß, nicht schnell genug. Er schlug dem Fahrer von hinten mit der flachen Hand über den Kopf und schnauzte ihn an schneller zu fahren. Er war noch immer furchtbar gereizt wegen Mike Rock. Wenn das erledigt war, würde er den Kerl eigenhändig kaltstellen. Erregt lud er seinen 45er Colt geräuschvoll durch, um auch den anderen im Wagen klar zu machen, dass mit ihm nicht zu scherzen sei. Der Freedom Fighter, der neben ihm saß und eine Uzi zwischen den Knien hielt, sah schnell zu Boden, als Blacks irrer Blick ihn streifte. Er konnte nicht ertragen, Blacks toten Blick zu sehen. Dieser hatte sein Glasauge nämlich nicht wieder eingesetzt, da sein linkes Auge von Mikes Schlag verschwollen war. Unter der roten Schwellung tat sich nun einfach ein schwarzes Loch auf.
Black beugte sich wieder vor. "Fahr jetzt verdammt noch mal schneller! So kommen wir ja nie an!"
"Tut mir Leid Boss, ich hab schon 100 Sachen drauf. Wenn uns die Bullen erwischen sind wir dran."
"Die werden uns nicht kriegen!" Black hantierte mit seiner Waffe.
Er durfte auf keinen Fall zu spät kommen. Die fremden Kerle waren wieder aufgetaucht. Diesmal würde er sie schnappen. Und dann würde er sie zwingen zu sagen, was sie über Trivial wussten.
Gefunden hatte sie nicht einer der zehn Wagen, in denen Männer mit Ortungsgeräten saßen - das war von Anfang an eine idiotische Idee gewesen - sondern ein eifriger UFF-Mann, der eine Tankstelle betrieb. Als sie wussten, wo sie suchen mussten, hatten auch die Männer mit Peilsendern die Verfolgung aufgenommen.
"Dunrack" hieß das Ziel. Black erinnerte sich, dass sich dort ein Schloss befand, das vor Jahren an einen Amerikaner verkauft worden war. Auch er hatte sich dafür interessiert, war aber überboten worden. Dorthin fuhren sie jetzt.


TSB und Scorpion Chris liefen geduckt auf die Mauer zu. TSB lehnte sich mit dem Rücken dagegen und bildete mit seinen Händen eine Art Steigbügel. SC nahm Anlauf und erreichte durch TSBs Hilfestellung die Oberkante der Mauer. Er zog sich ohne große Schwierigkeiten hoch und half TSB ebenfalls auf die Mauer. Beide sprangen auf der anderen Seite hinunter.
Zehn Meter vor ihnen ragte das Schloss vierzig Meter in die Höhe. TSB sah eine sehr stabil aussehende Dachrinne und wies SC darauf hin. Zuerst kletterte Chris hoch während TSB sicherte und dann folgte TSB während Chris von oben sicherte.
Der Weg nach oben war für die durchtrainierten jungen Männer eine Kleinigkeit. Es wunderte sie ein bisschen, dass sie bisher noch niemandem begegnet waren.
An dem Schloss war häufig herum gebaut worden und das Dach war in mehrere Ebenen unterteilt. Zahlreiche Türmchen und Dachreiter thronten an jeder Ecke und manchmal war die Neigung des Daches schwindelerregend.
"Ok, wir sehen uns in fünf Minuten beim Oberlicht. Bereit schon mal alles vor." Scorpion kroch ein Ziegeldach hinauf.
TSB hatte aber andere Dinge im Kopf. Er bahnte sich einen Weg über die Dächer und war bemüht nicht auf einem der bemoosten Dachziegel auszurutschen.
Er erreichte das Oberlicht gerade als Scorpion auf dem Dach mitten im Anschleichen begriffen war. Das Oberlicht war ziemlich groß. Vier mal vier Meter und lief nach oben flach spitz zu.
"Wie ein Pyramide - ein Grab." dachte TSB und schob langsam seinen Kopf vor.
Er konnte vier Stockwerke tief sehen. Das Oberlicht befand sich genau über einer Glasvitrine im Erdgeschoss. Um diese Glasvitrine führte ein kunstvolle Treppenhaus nach oben. Niemand war zu sehen.
TSB machte sich an die Arbeit. Er öffnete die Tasche in der sich auch die Munition befand und entnahm ihr zwei dünne zusammengerollte Seile. Er befestigte sie an einem sehr stabil aussehenden gusseisernen Kamin. Die Enden legte er an den Rand des Oberlichts. Dann nahm er aus der Tasche fünf Granaten. 2 Rauch und 2 Blendgranaten legte er nebeneinander. Etwas abgesondert eine Splittergranate.
Dann schaute er noch einmal nach unten. Aber es war noch immer niemand zu sehen. Deshalb konnte er gefahrlos die Stabilität des Glases testen. Zuerst drückte er fest mit dem Arm darauf. Dann stellte er einen Fuß darauf und belastete ihn immer mehr. Nichts rührte sich. Das Glas war ziemlich stabil. Er musste wohl mit aller Gewalt drauf springen um durchzubrechen. Aber so ein Risiko konnte er nicht eingehen. Aus den Tiefen seiner Tasche förderte er einen Handbohrer hervor. Er hatte Dr. Kill aufgetragen, ihm so etwas zu besorgen. Eifrig begann er mit dem äußerst stabilen Diamantbohrer ein kleines Loch in das Glas zu bohren. Nach einiger Zeit war er durch. Er maß die Spuren am Bohrer. 4,5 Zentimeter. Verdammt dickes Glas.
Er bohrte weiter und setzte ein Loch neben das andere.

Nur einen Steinwurf entfernt hatte sich Scorpion auf eine riskante Klettertour eingelassen. Er befand sich an der höchsten Stelle des Daches. 20 Meter über der Erde spähte er über den Dachfirst. Durch 15 Meter schräg abfallendes Dach von ihm getrennt stand der Posten mit einem Nachtsichtgerät. Chris konnte seine Gestalt gegen den hellen Nachthimmel ganz deutlich und in allen Einzelheiten sehen. Er stand mit dem Rücken zu ihm auf dem 1,5 Meter breiten Steinabsatz. Neben ihm stand ein Campingstuhl und darauf lag, undeutlich zu sehen, ein Gewehr. Hätte er sich doch nur auf den Stuhl gesetzt. Wenn er stand konnte man ihn von unten ohne große Probleme sehen. Selbst wenn man nur wenige Meter vom Haus entfernt stand.
Das einfachste wäre ein gezielter Genickschuss aus der MP5 SD gewesen. Dagegen sprachen zwei Dinge: Erstens war nicht sicher ob der schallgedämpfte Schuss in der ruhigen Nacht nicht doch irgendeinen Posten aufmerksam machen würde. (Der Regen, den er auf der Fahrt verflucht hatte, würde ihm jetzt gerade recht kommen)
Zweitens bestand die Gefahr, dass der Posten mit dem Nachtsichtgerät nach vorne hinunterstürzen würde. Und eine Leiche direkt vor der Eingangstür wäre über kurz oder lang doch ein klein bisschen auffällig gewesen.
Scorpion Chris musste ihn aus der Nähe erledigen. Die beste Möglichkeit war das Messer. Sein Alaska Bowie Knife.
Deshalb deponierte Chris die MP zusammen mit der Munitionstasche auf einem nahegelegenen Kamin. Kurz zögerte er ob er die P1 Pistole auch dort zurücklassen sollte, steckte sie aber dann sicherheitshalber wieder zurück in die Brusttasche. Er machte sich auf den Weg. Das Dach fiel etwa 20 Grad ab. Was Chris vor allem erfreute war, dass das Dach wie oft bei herrschaftlichen Gebäuden mit Kupferblech gedeckt war. Normale Ziegeldächer, wie es die Nebenflügel hatten, machten ein Anschleichen äußerst schwierig. Das Kupferblech jedoch war durch den Regen im Laufe der Jahre glatt geschliffen worden und ziemlich rutschig. Seine ehemals rote Farbe hatte sich schon vor langer Zeit in grün gewandelt, da Kupfer mit der Zeit oxidierte.
Auf jeden Fall der ideale Untergrund für Chris Plan. Er legte sich auf den Bauch und robbte Zentimeter für Zentimeter kopfvoran nach unten. Der Posten drehte sich nicht ein einziges Mal um, sondern blickte starr wie eine Schaufensterpuppe auf das vor ihm liegende Parkgelände und Eingangstor.
Für einen ungeübten Beobachter sah es aus als würde Chris auf dem Bauch langsam nach unten rutschen. Aber in Wirklichkeit berührten nur seine Knie und Ellenbogen das Dach. An diesen Stellen hatte er sich, genauso wie TSB, in weiser Voraussicht mit Watte gefühlte Säckchen in die Kleidung eingenäht. So näherte er sich Meter für Meter seinem Ziel. Dem Ende des Daches und dem Beginn des Steinpodests. Die letzten Meter waren die schwersten. Er setzte langsam seine Ellenbogen stückchenweise nach vorne und zog seinen Körper nach. Auf dem mit Ruß geschwärzten Gesicht bildeten sich weiße Streifen, wo immer sich der Schweiß seinen Weg bahnte. Nur noch etwa 4 Meter trennten ihn von seinem Opfer als er erstarrte. Zum ersten Mal bewegte sich der Posten. Er trat kurz auf der Stelle und drehte an dem Nachtsichtgerät herum. Dann steckte er seine Hände wieder in die Taschen des Anoraks.
Chris kroch weiter. Nur noch wenige Meter bis zum Steinabsatz. Er konnte bereits hören, wie die Wache ein und aus atmete. Am Ende des Daches angekommen verharrte er und blickte auf die schwarzen Stiefel nur einen halben Meter vor seinem Gesicht. Seine Hand glitt langsam zum Messer, das mit dem Griff nach unten auf seiner linken Brust hing, und zog es geräuschlos aus der Scheide.
Jetzt musste er den richtigen Moment erwischen. Noch näher ran wollte er nicht. Er lag jetzt schon dumm genug. Sein Oberkörper lag ab der Brust auf dem ebenen Steinpotest sein restlicher Körper und die Beine noch immer auf dem abgewinkelten Dach. Er spannte alle Muskeln.
Jetzt oder nie!
Wie ein Klappmesser schnellte er nach oben und packte mit der Linken das Kinn des Gegners, während er blitzschnell mit der Rechten den tödlichen Schnitt ausführte. Noch bevor er alle Bewegungen vollführt hatte, ließ er sich zusammen mit dem Feind nach hinten fallen. Erst als er mit dem Rücken auf dem Kupferdach lag beendete er den Messerschnitt. Der Gegner röchelte noch ein paar elend lange Sekunden und versuchte zu schreien. Doch kein Laut drang mehr aus seiner durchgeschnitten Kehle. Dann starb er.
Scorpion wälzte den toten Leib von seinem Körper. Hier war er fertig. Er nahm dem Toten das Nachtsichtgerät ab und spähte vorsichtig in den Park. Unten patrouillierte tatsächlich eine Wache. SC wartete bis sie wieder hinter der Hausecke verschwand und gab dann das Zeichen.


Dr. Kill, Fossi, CAT Shannon und Kenai sahen wie über dem Anwesen kurz ein kleines Licht aufleuchtete.
"Ok, lasst uns anfangen." Sie stiegen in den Wagen. Alle schauten gespannt auf ihre Uhren, um die 5 Minutenfrist exakt einzuhalten.
CAT Shannon saß bewegungslos im Fond des Wagens. Die Kalaschnikow auf seine Schenkel gestützt, die Stirn an den kalten Lauf gelegt und den Kopf gesenkt sah er aus als ginge noch einmal in sich. Aber seine Augen stierten fest auf die Leuchtziffern der Autouhr.
Kenai fuhr immer wieder langsam mit den Fingerspitzen über das Armaturenbrett, wie wenn er Staub suche, während er auf den unheimlich langsamen Sekundenzeiger seiner Armbanduhr blickte.
Fossi saß auch hinten und verstaute die Sprengladung in der kleinen Umhängetasche, in der auch die Magazine für die AK-47 lagen.
Dr. Kill hielt das Lenkrad fest in beiden Händen und saß scheinbar lässig in seinem Sitz. Nur die Augen schweiften ständig zwischen dem Schloss und der rückwärts ablaufenden 5 Minutenanzeige auf seiner Digitaluhr hin und her. Die Uzi hatte er zwischen Sitz und Mittelkonsole verklemmt.
Die Zeit verging schleppend.


Scorpion erreichte kurz darauf wieder TSB. Der hockte gebückt über dem Oberlicht und hantierte mit einem merkwürdigen Werkzeug. Er unterbrach seine Arbeit nur um kurz zu Chris aufzublicken.
"Bevor du sowieso fragst. Ich bohr Löcher in dieses verdammte Glas. Ich hoffe, dass es dann nicht mehr so stabil ist. Aber auf jeden Fall müssen wir beide trotzdem mit voller Wucht drauf springen. Sollte es nicht brechen bleibt uns nur eins. Wir müssen das Glas mit der Handgranate sprengen." Er zeigte mit der Schulter kurz auf die aneinandergereihten Granaten.
"Shit. Ist es so dick?"
"Darauf kannst du wetten. Ich hoffe wir beide wiegen genug." TSB richtete sich auf und steckte den Drehbohrer wieder in die Tasche. Dann ergriff er eines der Seile. Scorpion tat es ihm nach.
Sie zogen ihre schwarzen Jacken aus und fädelten die Seile fachmännisch in das zum Vorschein gekommen einfache Klettergeschirr, das aus dem Sportgeschäft stammte, dass sie am vergangenen Tag aufgesucht hatten.
Sie wurden gerade noch rechtzeitig fertig.


Dennis fror. Es war ziemlich kalt und er hatte nur eine dünne Sommerjacke. "Verdammt!" dachte er, als auch noch sein Feuerzeug den Dienst verweigerte. Einfach alles ging schief. Er drehte sich um und ging wieder zur Haustür zurück. Immer auf und ab gehen. Immer das gleiche. Jede Nacht von sieben bis eins. Dann kam die Ablösung.
Vor 4 Wochen hatte ihn ein Amerikaner mit grauem Luxusanzug in einer Londoner Kneipe angesprochen. Der Kerl brauchte Männer die ein Anwesen ihn Irland bewachen sollten. Dennis war das nur recht gekommen. Er brauchte Geld und kannte die anderen vier Gangster die sich für den Job bereit erklärt hatten. Dennis war 33 Jahre und auf der Flucht. Er hatte einen Drogendealer von der Vietnamesenmafia angeschossen, der ihm Kunden geklaut hatte, und musste sich von den Asiaten verstecken. Wenn er den ganzen Tag in seiner Kneipe hockte, konnte er natürlich keine Drogen verkaufen. Das Geld war knapp geworden.
Dennis überlegte ob er diesen Jack nach Feuer fragen sollte. Der war vor drei Tagen mit zehn anderen Kerlen angekommen und hatte die Bewachung des Schlosses übernommen. Angeführt wurden sie von so einem Schläger namens Kyle und diesem Ethan. Dennis musste sich eingestehen, dass er ein bisschen Schiss vor diesen Kerlen und richtige Angst vor Ethan hatte. Dennis war nur ein Ganove. Diese Kerle waren Killer. Er hatte erfahren, dass sie von der Ulster Volunteer Force waren. Irgendwelche Paramilitärs. Auf jedenfall gefährlich.
Er würde sie nicht nach Feuer fragen.
Jetzt kam auch noch ein Wagen auf das Schloss zu. Dennis eilte zum Tor.


Die Fünf Minuten waren um. Dr. Kill startete den Motor und fuhr los. Hinten sprach CAT ins Funkgerät: "Es geht los."
Kurz bevor sie das Tor des Schlosses erreichte, wurde Dr. Kill langsamer und brachte den Wagen zum stehen. Er öffnete die Tür. CAT Shannon, Fossi und Kenai bewegten sich keinen Zentimeter.
Eine patrouillierende Wache kam herbei gerannt. Im Anwesen ging Licht an.
"Was wollen sie hier? Sie können hier nicht parken! Machen sie, dass sie weiter kommen!" Der Wächter hatte das Gittertor erreicht.
"Wir würden ja gerne weiter. Aber wir haben uns total verfahren. Können sie uns vielleicht sagen wo wir sind. Wir wollen zu meiner Frau nach Kingsvillhousebridge."
"Häh, was für ein Kaff? Hab ich noch nie gehört." Der Posten, der eine nicht angezündete Zigarette im Mund hatte, schaute misstrauisch auf die drei Personen im Wagen, die ihn freundlich angrinsten.
"Er hat anscheinend keine Waffe." flüsterte Kenai CAT Shannon zu.
Dr. Kill hatte inzwischen eine riesige Karte entfaltet und knitterte damit vor dem Gitter herum, während er ständig auf den Wächter einredete. Dieser schien seine anfängliche Scheu verloren zu haben und begann an einem riesigen Schlüsselbund nach dem passenden Schlüssel zu suchen. Dabei sah man deutlich die Konturen des Schulterholsters unter seiner Jacke hervortreten.
In diesem Moment kam ein zweiter Posten, ein grober Kerl mit Bürstenkopfhaarschnitt, mit großen Schritte vom Haus her. Ein dritter blieb in der hell erleuchteten Eingangstür stehen.
"Was ist hier los? Das ist Privatbesitz. Ebenso die Straße auf der sie stehen. Verschwinden sie bevor ich ihnen Beine mache!"
"Er will zu seiner Frau nach Kingsonstwasbridge fahren. Sie ist schwanger und die Raten von ihrem Haus sind noch nicht abgezahlt. Deshalb..."
"Halt die Klappe! Und sie machen, dass sie wegkommen!"
Dr. Kill schoss mit der Ruger, die er die ganze Zeit über unter der Landkarte versteckt hatte, dem Bürstenschnitt zweimal in die Brust. Die dritte Kugel traf den erstaunten Mann mit Schlüsselbund aus aller nächster Nähe in die Stirn. Blitzschnell wich Dr. Kill zur Seite. Die Landkarte mit den drei verkohlten Löchern warf er achtlos auf den Boden. Der Posten an der Haustür schoss zweimal. Die erste Kugel prallte nur drei Handbreit neben Dr. Kills Kopf gegen einen der Gitterstäbe. Die zweite Kugel traf die Stoßstange des Wagens.
CAT Shannon lehnte sich weit aus der hinteren Wagentür und gab eine kurze Salve auf den Schützen an der Tür ab. Doch dieser war besser als erwartet. Gleich nachdem er seine zwei Schuss abgefeuert hatte, hechtete er zur Seite hinter eine Säule. CATs Kugeln trafen nur die leere Tür.
Wie aus dem Boden geschossen stand plötzlich Fossi vor dem Tor. Er zog die Klebebandstreifen ab und klebte die Semtexladung auf das eiserne Torschloss. Er atmete gleichmäßig ein und aus, um seinen Puls zu beruhigen. Mit der Kugelschreibermine drückte er langsam den Metallstift in den Zünder. Er schnappte ein. "Alles in Deckung!" brüllte er und spurtete hinter Dr. Kill her.
Kenai hatte sich auf den Fahrersitz geschwungen und startete mit durchdrehenden Reifen den Wagen und fuhr dreißig Meter nach hinten. CAT kletterte wieder in den Wagen.
Dr. Kill und Fossi drückten sich eng in eine Mauernische. Keine 5 Sekunden nachdem sie in Deckung gegangen waren übertönte eine ohrenbetäubende Explosion alle anderen Geräusche. Fossi reckte den Kopf aus der Nische. Steine regnete vom Himmel und die kleinen Weiden links und rechts des Tores waren einfach umgedrückt worden.
Kenai durchfuhr ein Schaudern als das grelle Licht der Explosion die Nacht erhellte. Er hatte sich das alles kleiner vorgestellt. "Scheiße." flüsterte CAT von hinten. "Ich glaube das..." er wurde unterbrochen, als eine Metallstange sich nur 5 Meter vor der Kühlerhaube des Wagens in den Boden bohrte. Als der Rauch sich verzog sah er Fossi und Dr. Kill die auf die Straße rannten und mit den Armen winkten. Für Kenai war es ein Wunder, dass sie überhaupt noch lebten. Er gab Gas.
Als er an Dr. Kill vorbeifuhr warf er ihm die IMI Uzi durchs geöffnete Fenster zu. Das Tor hatte einfach aufgehört zu existieren. Überall lagen nur noch undefinierbare Trümmer herum.
Eine Kugel striff das Autodach und flog surrend ins Unendliche. CAT Shannon, der wieder in der geöffneten Tür stand, ließ sich fallen und rollte sich über die Schulter ab. Er landete in Schussposition in einem Blumenbeet und feuerte auf den Schützen. Dieser war jedoch sofort wieder hinter der massiven Steinsäule in Deckung gegangen.
Es war wohl auch er, der rief: "Hill verdammt noch mal! Schieß endlich, Hill! Baller die Kerle weg! Schieß doch! Hill!"
Doch Hill hockte mit durchgeschnittener Kehle auf seinem Campingstuhl, das Dragunov Gewehr hatte irgendein boshafter Söldner in seine leblosen Hände gedrückt.
Kenai stellte den Wagen nur etwa 20 Meter vor dem Schloss auf dem Kiesweg quer und sprang heraus. CAT Shannon konnte sehen wie der Schütze sich hinter der Säule vorbeugte um auf Kenai zu schießen. Diesmal war CAT vorbereitet. Drei Kugeln zerschmetterten die Brust des Gegners und schleuderten ihn gegen die Hauswand.
Fossi rannte mit großen Schritten an ihm vorbei und Dr. Kill folgte ihm keuchend. CAT richtete sich auch wieder auf. Nun war im Inneren des Gebäudes ein Kampf entbrannt.


TSB und Scorpion Chris hatte die Schüsse gehört. Erst einzelne denn Feuerstöße. Doch durch das Oberlicht konnten sie noch keine Gegner sehen. Irgendeine Kugel hatte ihren Weg ins Innere des Hauses gefunden und zerschlug die Glasvitrine unter ihnen. Bei dem Klirren zuckten beide zusammen, blieben aber ruhig.
Sie standen mit dem Rücken zum Dachfenster und hielten mit beiden Händen die gestrafften Stricke, während sie über die Schultern nach unten blickten.
Endlich tauchten Gegner auf. Ein Mann mit einer Kalaschnikow hastete die Treppe hinunter.
Dann eine ohrenbetäubende Detonation. Der Kerl blieb zur Salzsäule erstarrt stehen. Das Semtex hatte neben seiner ersichtlichen auch noch eine nicht zu unterschätzende psychische Wirkung.
"Eins, zwei, drei!" TSB und Scorpion stießen sich ab und sprangen fast gleichzeitig aufs Glasdach. Es brach.
Schaukelnd kamen beide jedoch schon einen Meter unterhalb wieder zum stehen. Sie hatten die Seile extra so kurz genommen. Ein Scherbenregen prasselte auf die Wache herab die wieder zum Leben erwacht war und versuchte ihren Kopf mit dem Armen zu schützen.
TSB ließ die schon oben entsicherte Blendgranate fallen. Scorpion und er deckten ihre Augen mit den Ärmeln und blickten nach oben. Von der gleißend hellen Explosion 20 Meter unter ihnen bekamen sie fast nichts mit.
SC glitt als erster weiter nach unten. Mit der linken Hand regulierte er die Geschwindigkeit mit der er fiel. Mit der rechten feuerte er auf den zusammengekrümmten Gegner. Eine Sekunde nach ihm glitt auch TSB nach unten. Er entdeckte den Gegner der unten in der Eingangshalle stand. Ihn hatten sie von oben nicht sehen können. Im Gegensatz zu dem anderen hatte er seine Waffe nicht fallen lassen und feuerte, unbeholfen herumtorkelnd, blind Salven nach oben. Die Kugeln waren bedenklich nahe. TSB zielte im Fallen kurz einhändig mit der umgehängten MP5 und traf den Glücksschützen mitten in die Brust. Die Wucht des Treffers ließ ihn mehrere Meter nach hinten fliegen. Die Scorpion Maschinenpistole, mit der er sie beinahe abgeknallt hätte, blieb scheppernd liegen.
Chris kam unsanft auf den Trümmern der ehemaligen Vitrine im Erdgeschoss an, da er sich ein bisschen zu früh ausgeklinkt hatte.
TSB federte elegant mit den Knien ab, als er in der Höhe des zweiten Stockes, auf der Treppe ankam. Auch er klinkte das Seil aus und verschwand sofort in einem Gang.
Er kam keine zwei Meter weit, als eine Tür aufflog und ein Glatzkopf, nur mit einer Hose bekleidet, aus dem Raum stürmte. Er hielt einen 38er Spezial in beiden Händen und richtete ihn auf TSB. Dieser ließ sich davon nicht im Geringsten beeindrucken und schoss im Laufen einen 3er Burst ab. Der Gegner ging in die Knie und sackte nach vorne. Er drückte noch ab, aber die Kugel die TSB töten sollte schlug nutzlos einen Meter vor dem Glatzkopf im Fußboden ein.
TSB stieß den Sterbenden mit dem Fuß zur Seite und wirbelte in den Raum. Er schoss im Reflex auf den Vorhang, der sich im Wind bewegte. Der Raum war leer. Er stürmte wieder auf den Gang und setzte seinen Weg fort.

Scorpion ging hinter dem Treppengeländer in Deckung. Die drei Gegner in der Halle waren alle tot. Er hielt ständig die Treppe im Auge um einen herunterkommenden Gegner sofort zu sehen. TSB war in einem abzweigendem Gang verschwunden. Er hatte seine Instruktionen.
In diesem Moment trabte jemand die Treppe vor der Haustüre hinauf. SC hob beide Hände und die MP in die Luft um Fossi zu zeigen das von ihm keine Gefahr drohe. Dieser stürmte mit hochgerissener AK durch die Tür, erkannte aber sofort das nur Chris vor ihm stand.
Er setzte das Sturmgewehr ab und trat, sich vorsichtig umblickend, einige Schritte vor. Hinter ihm kam Kenai, im Laufen den Gurt der MP5 über die Schulter legend, herein. Dann Dr. Kill mit der schussbereiten Uzi. Den Abschluss bildete CAT Shannon, der mit seiner AK-47 nach Draußen Deckung gab.
"Wo ist TSB?"
"Oben, schnappt sich Trivial."
"Gut. Aufteilen wie besprochen, ich hoffe Dac, Seraph und Luke sind schon da." Kenai und CAT Shannon stürmten die Treppen hinauf während Dr. Kill, Fossi und Scorpion Chris in einem Seitenflügel verschwanden.


Der Posten, der hinten an der Gartenmauer patroullierte, war einer der lahmsten, den die Sölnder je gesehen hatten. Als die ersten Schüsse ertönten, überlegte er anscheinend dreimal, was er nun tun sollte. Schließlich nahm er doch seinen Schlüsselbund und sperrte die kleine Gartenpforte auf. Er verschwand im Park und gab der Tür hinter sich einen Schubs. Bevor die Tür zufallen konnte, hatte Luke einen seiner Stiefel dazwischen.
Seraph, Dac und Luke folgten dem Posten unbemerkt durch den Park. Der Bursche drehte sich nicht ein einziges Mal um und eilte schnurstracks auf die Rückfront des Schlosses zu. Dort blieb er vor einer Tür stehen und suchte anscheinend nach seinem Schlüsselbund.
Im selbem Moment in dem der Posten stehen geblieben war, gingen auch die Söldner in Deckung. Seraph arbeitete sich von Buxbaum zu Buxbaumgebüsch vor, während Luke hinter einer dicken Buche in Deckung ging. Jetzt wäre es im lieber gewesen, wenn er auch wie die anderen ein Gewehr genommen hätte. Die zwei MAC-10 waren furchtbar unhandlich und da er auch keine Gurte hatte, musste er sie immer in den Händen halten. So leise wie möglich entnahm er einer der MPs das 45er Magazin und verstaute die so um einige Zentimeter verkürzte Waffe in seinem Koppelzeug. So war es schon besser. Als er die zweite MAC-10 durchlud sah er noch aus den Augenwinkeln wie Dactylartha mit dem AR-180 in beiden Händen über den Boden Richtung Schloss robbte.
Seraph war hinter einer Steinbank in Deckung gegangen und Dac wollte ebenfalls ein paar Meter zwischen sich und dem Ziel abbauen. Er verharrte mitten in der Bewegung als er etwas ungewöhnliches spürte. Seine Augen schweiften über das Gelände vor ihm und blieben an einem dünnen Draht hängen, der quer über den Weg gespannt war. Mit dem AR-180 hatte er unbemerkt den Draht ein Stück angehoben.
"Verdammter Scheißdreck. Passt auf, hier sind Drähte gespannt. Ich bin voll rein getappt!" raunte er in die Dunkelheit. Luke hatte ihn anscheinend gehört, aber Seraph war zu weit weg.
Dac schob eine Hand unter den Draht und zog dann langsam das Gewehr zurück. Dann ließ er so behutsam wie irgendwie möglich den Draht wieder nach unten. Er bat inständig alle Gottheiten, die ihm auf die Schnelle einfielen, dass die Erschütterung keinen Alarm ausgelöst hatte. Aber sein Wunsch wurde nicht erhört. Die Tür flog auf und knallte dem Posten davor mitten ins Gesicht. Zwei kahl geschorene brutale Kerle traten mit gezückten Waffen in den Garten.
Seraph eröffnete das Feuer. Einer der Kerle wurde von einer Kugel mitten in die Stirn getroffen. Sein Kopf zerplatze und besudelte den Danebenstehenden. Der schoss wahllos zurück, während der andere angeschlagene Posten im Haus verschwand. Dac konnte sehen wie sich Seraph, ganz der Scharfschütze, flach auf den Boden geworfen hatte und auf einen Moment wartete einen zweiten tödlichen Schuss anzubringen. Dac war da weniger zögerlich. Immerhin waren sie die Artillerie. Er zog den Sicherheitssplint aus eine Handgranate und zählte bis drei. Dann schleuderte er sie so weit dies im Liegen möglich war. Die Granate kullerte über den Kies und blieb vor der Tür liegen. Der Glatzkopf merkte wohl was und ließ die Waffe sinken. Im nächsten Moment zerdrückte die Explosion und Dutzende von Metallsplittern seinen Körper. Luke und Dac sprangen auf und spurteten auf die offene Tür zu. Seraph gab ihnen Deckung. Der Raum dahinter war sicher. Der dritte Posten lag am Boden und war bewusstlos. Dac legte ihm seine Waffe an die Stirn und drückte ab. Luke wendete sich mit Grausen ab. Seraph kam herein und schwenkte ein Nachtsichtgerät, dass er bei einem der Toten gefunden hatte. Sie arbeiteten sich weiter vor.


TSB rammte ein neues Magazin in die MP5 SD. Es war schon das dritte Mal, dass er die Waffe nachlud. Er saß ziemlich übel in der Patsche. Sein Gegner hatte graue Haare, einen grauen Anzug und mindestens zwei Spectre MPs.
TSB war schnurstracks zum Arbeitszimmer von Trivial geeilt. Die Tür hatte offen offen gestanden. Er war mit gezückten Waffen hinein gestürmt und von einem wahren Kugelhagel empfangen worden. Nur mit einem Hechtsprung durch die offene Tür ins Nebenzimmer des Sekretärs hatte er sich retten können.
Der andere war nicht Trivial sondern sein Leibwächter. Er hatte den schweren hölzernen Schreibtisch umgestoßen und war dahinter in Deckung gegangen. Außerdem schien er einen unbegrenzten Vorrat an Munition zu besitzen.
Nun beugte sich TSB wieder einmal vor und schoss zweimal in den Raum. Er konnte sich gerade noch rechtzeitig zurückwerfen, bevor eine Salve den Türrahmen in seine Einzelteile zerlegte. Drüben kurze Ruhe - Magazinwechsel. TSB, der auf dem Boden kauerte, beugte sich wieder vor. Er schoss wieder auf den grauen Haarschopf hinter dem Tisch. Dieser verschwand ruckhaft hinter der Platte und die Kugeln schlugen in das massive Buchenholz und die wertvollen Gemälde an der Rückwand ein.
"Idiot!" TSB rollte wieder in Deckung. Drüben ein hämisches Lachen und ein schier nie enden wollendes Dauerfeuer zerschlug den Türstock und die weißgedünchte Wand.
TSB hatte keine Chance. Er stellte fest, dass der da drüben erst aufhören würde zu schießen, wenn ihm die Munition ausging. Aber ihm, TSB, würde sie vorher ausgehen. Er hatte noch dieses eine und ein weiteres Magazin. Für die CZ-75 hatte er nur ein Reservemagazin mitgenommen. Ein Ausbruchsversuch war zwecklos. Die Tür die vom Zimmer des Sekretärs auf den Gang führte, war nur drei Meter entfernt. Auf diesen drei Metern würde er aber so viele Kugeln abbekommen, dass man einen Gentest machen müsste um seine Leiche zu identifizieren. Drüben rührte sich was. Versuchte der Kerl etwa seinerseits einen Ausfall? TSB wirbelte zur Tür und zog das halbe Magazin durch. Der Grauschopf, der tatsächlich aufgestanden war, ließ sich zu Boden fallen.
Aus den Augenwinkeln sah TSB CAT Shannon im Türrahmen erscheinen.
CAT sprang in die Tür, als er die Lage überblickte und gab einen Feuerstoß ab. Die schwere Warschauer Pakt Munition durchschlug den Rahmen des Tisches und zerschmetterte den linken Ellenbogen und die Seite des Leibwächters. Doch der Schwerverletzte gab sich noch nicht geschlagen. Auf dem Rücken liegend hob er den Arm und schoss auf CAT. Der hatte lange genug Zeit um aus dem Schussfeld zu springen.
TSB hatte eine fixe Idee. Er hätte es schon viel früher tun sollen. Er schnappte sich die Splittergranate aus seinem Gürtel und zog den Zündstift.
"CAT geh in Deckung!" Er blickte kurz in den Raum und warf.
Es war kein sehr guter Wurf. Die Granate landete hinter dem Tisch und prallte an einem wertvollen Sekretär aus dem 17 Jahrhundert ab. Verzweifelt versuchte der verletzte Grauschopf sich wegzuschleppen. Er kam nicht mehr bis zur Tür als die Detonation den Raum erschütterte.
Der Kampf war vorbei. CAT Shannon steckte vorsichtig seinen Kopf herein.
"Wo ist Trivial?"
"Nicht hier. Hoffentlich ist er noch im Schloss!"
TSB stürmte in den Gang. CAT war schon weiter gehastet. TSB wollte in den rechten Seitenflügel.

Kenai hatte einen Teil des 4 Stockes vergeblich durchsucht. Im Treppenhaus begegnete er CAT Shannon, der aus einem Gang des zweiten Stocks kam und gerade ein neues Magazin in die AK-47 einlegte.
"Trivial ist nicht in seinem Arbeitszimmer! Wir müssen das Gebäude absuchen!"
Wortlos marschierte Kenai in den gegenüberliegenden Gang. Eine Tür war geschlossen. Er trat sie ein, die MP schussbereit in hüfthöhe haltend. Es war ein Schlafzimmer. Leer. Er trat in die Ankleide. Leer.
Fluchend verließ er den Raum. Noch ein ungeöffneter Raum. Kenai trat die Tür ein. Leer. Anscheinend eine Art Speisesaal. Großer Tisch und mittelalterlich Ausstattung, Waffendubikate an den Wänden. Sein amerikanischer Landsmann machte den Klischees alle Ehre, dachte Kenai. Ein mittelalterlicher Rittersaal in einem Schloss aus dem 17, 18 Jahrhundert. Kitsch.
Etwas bewegte sich hinter einem Vorhang. Kenai zögerte nicht lange und schoss in kniehöhe dreimal. Eine Gestalt fiel schreiend nach vorne und riss den Vorhang mit. Kenai stürmte in den Raum. Aus dem Stoffgewirr strampelte sich ein schmächtiger Mann in Butler Livree frei.
Kenai kniete sich nieder und schnauzte den Mann an. "Wo ist Trivial?"
Der Butler blickte in ängstlich an: "Ich weiß nicht! Vielleicht... in seiner Ankleide ist eine Geheimtreppe, die in einen Tunnel führt. Aber wohin weiß ich nicht!"
Kenai wusste nicht, warum er ihn nicht gehört hatte. Vermutlich hatte der dicke Teppichboden seine Schritte gedämpft. Auf jedenfall stand er auf einmal hinter ihm. In der Hand einen Ein-Meter langen hölzernen Schlagstock, den er auf Kenais Kopf niedersausen lies.
Kenai folgte dem starren Blick des Butlers und entging haarscharf dem Knockout. Der Stock traf nicht seinen Kopf sondern schrammte seine Schulter und knallte auf das verletzte Bein des Butlers. Dieser kreischte auf und rollte sich zusammen.
Kenai machte zwei Sätze nach hinten, die jedem Basketballspieler alle Ehre gemacht hätten, und zog sein Messer. Die MP5 war ihm aus der Hand geschmettert worden. Zum Glück war Kyle, der bullenhafte Schläger Fallings, zu dumm oder zu anmaßend, die MP einfach auf zu nehmen. Er war sich seines Sieges schon sicher und stürmte auf Kenai zu. Dieser war mit einem Satz auf den Tisch, und im nächsten Augenblick auf der anderen Seite wieder herunter gesprungen. Im Inneren strahlend nahm er eine Streitaxt von ihrem Haken an der Wand. Ein schönes Stück, natürlich nicht original, aber aus hartem Stahl gemacht und deshalb ziemlich schwer.
Kenai überlegte seelenruhig ob er sie einhändig oder zweihändig führen sollte, als Kyle wutschnaubend um den Tisch gerannt kam.
Im letzten Moment entschied sich Kenai für zweihändig. Der erste Schlag teilte Kyles Stock in zwei Teile. Der zweite Kyles Brustkorb.
Kyle fragte sich, ob der Teppich nun auf ihn oder er auf den Teppich zukam. Als er die flauschigen Flusen im Mund spürte, wusste er jedenfalls, dass dies sein letzter Kampf gewesen war.
Kenai machte sich nicht die Mühe die Axt wieder aus der tödlichen Wunde zu ziehen. Er hastete um den Tisch und hob seine MP wieder auf. Der Butler hatte sich zur Wand geschleppt und sah Kenai mit vor Angst erstarrten Augen an. Er war sich sicher, dass Kenai ihn töten würde. Aber der hatte für sowas keine Zeit und stürmte wieder auf den Gang.
"CAT! TSB!" Niemand antwortete. "Verdammt!"
Er rannte in das Schlafzimmer und von dort in die Ankleide. Er sah auf die Uhr. 6 Minuten 45 Sekunden waren vergangen seit Dr. Kill den ersten Schuss abgeben hatte. Genug Zeit um in die Ankleide zu laufen, die Geheimtür zu öffnen und zu verschwinden. Trivial konnte jetzt schon zu Fuß eine halbe Meile weit gekommen sein.
Und sie hatten die meiste Zeit damit vergeudet das Haus zu durchsuchen.
Eine weitere Minute verging, bis Kenai die Geheimtür gefunden hatte. In der Rückwand eines Schrankes steckte ein Nagel und als Kenai daran herumzerrte, merkte er, dass sich die Rückwand zur Seite schieben ließ. Dahinter kam eine schmale Wendeltreppe zum Vorschein. Kenai zögerte und stieg dann hinab.

Trivial ging festen Schrittes durch den unterirdischen Tunnel, der das Schloss mit der alten Zementfabrik verband. Auf dem Linoleumfussboden kamen ihm die fünf Mann von der Ulster Volunteer Force im Gleichschritt entgegen gerannt, die Gewehre und Maschinenpistolen umgehängt. Angeführt wurde der Trupp von Ethan, dessen Kopf beinahe die Decke berührte. Sie würden ihm die Zeit verschaffen die er brauchte um zu verschwinden.

Dr. Kill und Scorpion rannten eine kurze Treppe hinauf und wieder eine hinunter. Dann gings durch mehrere dunkle Gänge. Nach 3 Minuten war Dr. Kill soweit, dass er den Architekten dieses Labyrinths am liebsten geohrfeigt hätte.
Ein Gang führte nach links, der andere nach rechts. Von links kam ein Rumpeln, von rechts Schüsse.
"Schmeißen wir eine Münze oder spielen wir Schnipp Schnapp?" Scorpion sah Dr. Kill fragend an.
"Ich hab leider kein Kleingeld dabei. Ich geh nach rechts, okay?" Dr. Kill eilte in den rechten Gang. Scorpion folglich in den Linken.

Fossi hatte sich von Dr. Kill und Scorpion getrennt. Das Schloss war verdammt weitläufig und nur so konnten sie alle Räume abdecken. Er war im Moment in einem Kellergang der von verdreckten Neonröhren erhellt wurde. Zahlreiche Räume waren auf beiden Seiten. Fossi spähte vorsichtig in jeden und traf so auf seinen ersten Gegner. Ein Kerl mit einem Baseballcap und einer Tec-9 stand in einem Raum und drehte ihm den Rücken zu. Fossi hatte sich die ganze Zeit über gewohnheitsmäßig leise bewegt und so war er unbemerkt geblieben. Hier musste er keine Munition verschwenden. Der Kerl mit dem Cap richtete seine Aufmerksamkeit genau auf die falsche Seite. Für Fossi war es ein Leichtes durch die offene Tür zu huschen und sich dem Gegner so bis auf zwei Meter zu nähern. Die letzten beiden Meter nahm er mit einem Satz. Er riss die AK-47 vor und das aufgepflanzte Bajonett fuhr dem Gegner durch den Nacken in den Hals. Ein letztes Zucken, dann fiel er zusammen. Wie ein Marionette, der man die Fäden abgeschnitten hatte, hing sein Körper immer noch in der Luft..
"Der Tod kommt oft auf leisen Sohlen." Fossi zog die Klinge wieder aus der Wunde. Erst jetzt konnte der tote Körper zu Boden fallen.
Etwas polterte. Kam das vom Gang oder von der anderen Seite? Fossi war sich sicher, das Geräusch käme vom hinteren Teil des Kellerraumes wo sich eine weitere Tür befand. Er legte die AK-47 an und ging seitlich zu einem Regal. Hier ging er in Deckung. Er schob ein paar Pappkisten zur Seite um sein Sturmgewehr durch das Regal auf die Tür anlegen zu können. Zu spät merkte er, dass durch die Regalfächer eine riesige Faust auf ihn zukam. Die unglaubliche Wucht des Treffers hätte einen normalen Mann für einige Zeit ins Land der Träume geschickt. Fossi landete nur auf dem Rücken und schüttelte ungläubig seinen schmerzenden Schädel. Als er aufsah, merkte er wie das Regal erst wackelte und dann kippte.


Dac saß auf dem Fliesenboden und lehnte mit dem Rücken an einem hüfthohen Arbeitstisch, der in dem alten Gemäuer noch aus massiven Ziegeln bestand. Seraph musste irgendwo rechts von ihm liegen. Er konnte ihn von seiner Position aus nicht sehen. Aber er hörte seine in tödlichen Intervalen abgefeuerten Schüsse. Luke stand links von ihm hinter einem alten Kühlschrank, der sicherlich soviel wog wie ein kleiner Panzer.
Sie waren durch die Hintertür ins Erdgeschoss gestürmt. Hier befand sich die riesige Küche. Flächenmäßig mindestens so groß wie eine Turnhalle. Das Schloss war früher mal Kaserne und Gefängnis gewesen. So sah die Küche auch aus. Das erste was sie entdeckten waren zwei dicke Frauen gewesen, die sich ängstlich aneinander drückten. Vermutlich die Köchinnen. Dann waren sie vom anderen Ende der Küche unter Feuer genommen worden. Sie waren rechtzeitig in Deckung gegangen. Eine der beiden Köchinnen nicht.
Luke beugte sich vor und kurz darauf mischte sich in das laute Knallen des G3 das Rattern einer MAC-10. Luke ließ den Abzug los. "Kommt schon raus, Arschlöcher." flüsterte er. Wie wenn er seine Gedanken gehört hätte bewegte sich etwas am anderen Ende des Gewölbes. Geduckt versuchte jemand nach vorne zu preschen. Er kam nur wenige Meter, als Luke ihm einen gezielten Feuerstoß auf den Leib brannte. "Ich hab einen!" rief er Dac zu.
"Gut! Los geht´s."
Dac sprang auf und spurtete los. Er und Seraph erreichten fast die Mitte des Raumes, wo sie sich zu Boden fallen ließen. Keinen Moment zu spät. Von drüben wurde wieder aus allen Rohren geschossen. Luke konnte sehen, wie ein Gegner in einer offenen Tür stand und aus der Hüfte ungezielte Feuerstöße abgab. Luke legte an, wurde aber von einem halben Dutzend Kugeln unterbrochen, die in den Kühlschrank einschlugen. Er wirbelte in Deckung und atmete erst mal durch. Wie viele waren das? Wohl mindestens drei. Sie schossen mies, aber mit der Zahl ihrer Kugeln stieg auch die Chance, dass sie irgendwas trafen. Er lugte wieder hervor. Dac und Seraph saßen ziemlich in der Klemme. Sie konnten nicht schießen, weil sie auf dem Boden lagen, und wenn sie aufstanden würden sie durchlöchert werden. Luke tat das einzige, was ihm im Moment einfiel. Er zielte auf die Decke.
Seraph lag auf dem Rücken und versuchte ab und zu das Feuer zu erwidern. Zwecklos. Aber den Burschen würde, wenn sie so weiterschossen, sowieso bald die Munition ausgehen. Über ihm platzte eine Glühbirne. Sofort wurde es dunkler. Zufall? Auf jedenfall eine Chance. Seraph hatte von seinem "Liegeplatz" aus vier Glühbirnen im Blickfeld. Ohne viel zu zielen zerstörte der Scharfschütze in kurzer Folge drei davon. Die vierte wurde von jemand anderem mit sehr viel mehr Kugeln zerschossen. In der Küche war es von einem Moment auf den anderen Nacht geworden. Die Schüsse hatten aufgehört. Anscheinend waren die Gegner von den neuen äußeren Umständen überrascht worden.
Jetzt befanden sich die Söldner im Vorteil.
Dac kroch an einer Kochzeile entlang. Seraph richtete sich ebenfalls auf. In seinem Körper machte sich ein überlegenes Gefühl breit. Er öffnete seine Munitionstasche, in der sich das Nachtsichtgerät des toten Außenpostens befand. Er setzte das Nachtsichtgerät auf. Er war nicht sehr erfahren im Umgang mit Nachtsichtgeräten und brauchte eine Weile um sich daran zu gewöhnen. Es war nicht vollkommen Dunkel, da die Beleuchtung in zwei Nebenräumen noch lief. Deshalb reichte der Restlichtverstärker und Scorpion musste den Infrarotaufsatz nicht hinzuschalten. Jetzt sah er wieder etwas. Die Küche erschien klar und deutlich in verschieden Grüntönen. Von hellgrün bis fast schwarz. Besonders schön waren die Konturen eines Mannes am anderen Ende des Raumes, der eine Waffe in der Hand hielt. Seraph konnte sogar erkennen, dass es eine Uzi war. Er kniff sein rechtes Auge zu, um den Gegner mit dem linken Auge anzuvisieren. Durch das Nachtsichtgerät ganz schön kompliziert. Das G3 knallte zweimal. Dann ging er wieder in Deckung. Da mussten noch mehr sein, aber wo?
Dac kroch unter einem Tisch hindurch. Seine Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit. Er hörte zwei Schüsse von Seraph. Hatte er einen erwischt?
Dac stieß gegen etwas Weiches. Im Dunkeln sah er eine weiße Schürze mit schwarzen Flecken darauf. Die Köchin. Er kletterte über die Leiche und horchte. Keine 5 Meter vor ihm kratzte etwas. Gegen die weiße gestrichene Wand sah er eine dunkle Gestalt. Jetzt stellte sich die Frage: Ein Gegner oder einer von Ihnen? Luke musste irgendwo hinter ihm sein. Seraph würde er nach Gefühl etwa fünfzehn Meter rechts von sich vermuten. Vorsichtig nahm er ein Magazin aus der Jackentasche. Kurzes Zögern, dann schleuderte er es mit Wucht an den Kopf des Gegenübers. Volltreffer. Der Kerl fuhr sich mit der Hand an die Stirn und ihm entfuhr ein kurzes "damned". Seraph und Luke fluchten wohl nicht auf Englisch. Der Gegenüber richtete sich auf. So blöd waren Seraph und Luke auch nicht. Dactylartha drückte ab. Der Kerl wurde nach hinten geschleudert und blieb liegen. Irgendwer musste das Mündungsfeuer gesehen haben. Von links wurde er unter Feuer genommen. Dac rollte herum und schoss zurück. Geräusche von hinten. Er rollte wieder herum und brauchte zu lange um das unhandlich AR-180 in Schussposition zu bringen.
"Psst ich bins." Seraph kauerte sich neben ihm auf den Boden. Dac atmete durch. Einen Moment hatte er schon gedacht, es wäre aus. Er sah das Nachtsichtgerät.
"Siehst du was?" raunte er ihm zu.
"Nein, er muss da hinten in der Ecke hocken. Vermutlich der Letzte. Hat sich gut verschanzt."
Luke drückte sich eng an die Wand. Die anderen waren seinem Beispiel gefolgt und hatten die Glühbirnen zerschossen. Luke war dabei nicht gerade sparsam mit Munition umgegangen und steckte das vorletzte 45er Magazin in seine MAC-10. Er hatte beinah das andere Ende des Raumes erreicht. Er zögerte. Er hatte eindeutig jemanden Schlucken gehört. Jetzt rümpfte jemand die Nase. Der Gegner war ganz in der Nähe. Wie er es hundert mal geprobt hatte, schlich er vorwärts. Jetzt sah er die Gestalt am Boden kauern.
Die dicke Köchin kreischte laut auf, als er ihr den noch warmen Lauf seiner MAC-10 an den Kopf drückte.
Luke bemerkte seinen Irrtum noch rechtzeitig genug. Aber nicht den aufspringenden Gegner fünf Meter weiter. Luke stieß die Frau weg und ließ sich zu Boden fallen. Zu spät. Eine Kugel durchschlug schnalzend seine Schulter. Er knallte mit dem Kopf gegen eine Anrichte und ihm wurde schwarz vor Augen. Der Schütze war stehen geblieben und spähte in die Dunkelheit um sich zu vergewissern, dass er getroffen hatte. Seraph sah ihn klar und deutlich.


Fossi wurde unsanft auf einen Tisch geworfen. Er wollte sich am liebsten übergeben, hatte aber keine Zeit dazu. Schon wieder sauste die Faust auf ihn herab, die vorhin brutal seinen Magen gequetscht hatte. Er spannte seine schmerzenden Bauchmuskeln an und machte eine Rückwärtsrolle vom Tisch herunter. Die Faust des Riesen knallte auf die Tischplatte, die dies mit einem Knarzen dankte.
Fossi wusste nicht wer der Kerl war, aber der war gerade dabei ihn fertig zu machen. Zwei Treffer hatte er schon einstecken müssen. Einen davon mitten in den Magen. Jetzt hatte er das Gefühl, als ob seine Innereien Fußball spielten.
Der Riese kam um den Tisch herum. Fossi nahm sich zusammen. Er hatte Jahre lang Escrima trainiert und würde es auch mit dieser Ausgeburt der Hölle aufnehmen. Fossi täuschte einen Schlag ins Gesicht vor und trat mit dem rechten Fuß zu.
Der Schlag hatte denselben Effekt als wenn man mit einem Krückstock auf eine 300jährige Eiche drosch, nämlich gar keinen. Der Riese - Fossi wusste nicht, dass er Ethan Alderleen gegenüberstand - lächelte nur verächtlich und holte voll aus. Fossi wich zurück.
Ethan wurde von dem Schwung seines eigenen Hiebes, der Fossi wohl zumindest ein paar Knochen gebrochen hätte, nach vorne geschleudert. Grunzend richtete er sich wieder zu voller Größe auf.
Verdammt wie groß war der Kerl eigentlich!?! Mindestens 2,10 Meter, und an die 400 Pfund schwer schätzte Fossi. In diesem Moment wünschte er sich sehnsüchtig er hätte seine AK noch. Aber die Waffe lag irgendwo unter dem Regal, dass über Fossi zusammengestürzt war. Ohne Waffe, musste er um sein Leben fürchten. Der Kerl wog mehr als doppelt so viel wie er.
Seine P7 lag in der Nähe der Wand. Nachdem er sich unter dem Regal hervorgearbeitet hatte, hatte dieser Riese ihm einen Bauchschwinger versetzt und die Waffe war dort hin geschlittert. Vielleicht... etwa 5 Meter bis zur Waffe, dazwischen der Tisch und der Riese... Es war Fossis einzige Chance. Er sprang vor.
Trotz seiner Größe war Ethan relativ schnell. Nicht umsonst war er in seiner Jugend ein erfolgreicher Boxer und Judokämpfer gewesen. Sein Gegner war zwar flinker und jünger als er, aber Ethan hatte mehr Erfahrung. Er stürzte sich auf ihn. Der Bursche war schon halb vorbei, als Ethan seinen Arm erwischte. Seine schraubstockartigen Hände drückten erbarmungslos zu.
Fossi spürte wie sein Knochen knackte. Der Kerl konnte ihm mit einer Hand ohne Schwierigkeiten den Oberarm brechen! Fossi wirbelte herum und schlug ihm mit der Faust mitten ins Gesicht. Der Schlag hatte gesessen. Der Riese ließ los. Fossi versenkte noch zwei Tritte in seinem Magen und führte dann mit letzter Kraft einen kerzengeraden Schlag auf seine Nase aus. Das Nasenbein brach.
Fossi glaubte die Oberhand zu gewinnen. Zu spät merkte er, dass davon nicht die Rede sein konnte.
Ethan versetzte ihm einen einzigen Schlag, der ihn über einen Haufen Bierkästen schleuderte. Inmitten von leeren Flaschen blieb er liegen. Es war aus.


In der Küche war kein Gegner mehr. Dac lehnte sich über Luke, der wieder zu Bewusstsein gekommen war und mit zusammen gebissenen Zähnen verfolgte, wie Dac den Druckverband anlegte. Soviel wie Dac sehen konnte, hatte Luke eine 9-mm Kugel aus einer Tec-9 in die rechte Schulter bekommen, die glatt durchgegangen war. Die Köchin hatte die meisten Kugeln abgekriegt.
Seraph suchte die anliegenden Räume nach weiteren Gegner ab.
"Kannst du Laufen?"
"Wird schon gehen."


Ein Glatzkopf versperrte ihm den Weg. Dr. Kill war sauer. Aber es können ja nicht mehr viele Gegner sein. Die andern brachten sicher gerade Trivial zu den Wagen. (Dass dem nicht so war, wusste der Teamführer im Moment noch nicht.)
Jetzt hatte er andere Probleme. Der Kerl da drüben hinter dem Kistenstapel hielt ihn schon viel zu lange auf. Dr. Kill legte die Waffe an und zog durch. Ohne viel Zeit mit gezielten Schüssen zu verbringen durchlöcherte er die Kisten von oben bis unten. Der Bursche war erledigt. Das Poltern von vorhin hatte sich als Kampflärm entpuppt. Irgendwo war ein Kampf mit Fäusten im Gange. Jetzt war es plötzlich still.
Dr. Kill rannte, eine ungute Vorahnung habend, los. Der Gang wurde von dreckigen Neonröhren erhellt. Er stieß auf einen Toten. Kerl mit einer Tec-9. Vorsichtig spähte er um die Ecke. Ein leises Rascheln hinter einer Stahltür. Ein Tritt und die Tür war offen.


Fossi konnte sich nicht bewegen. Sein Bauch und seine Brust fühlten sich völlig zerschlagen an. Aus dem linken Arm den der Riese gepackt hatte, war jedes Gefühl gewichen. Er lag einfach nur auf dem Rücken und konnte sich nicht rühren. Hoffentlich war sein Rücken in Ordnung! Schoss es ihm durch den Kopf. Aber das war auch schon egal. Der Riese lachte hämisch und packte einen Besenstiel mit beiden Händen, während er breitbeinig über Fossi stand. Ende.
Die Tür flog auf. Dr. Kill tat sofort zwei Schritte in den Raum und hob die Uzi. Ethan sah ihn verdutzt an.
"Schieß. Töte ihn." Fossi hob den Kopf. "Schieß doch! Schieß endlich!" brüllte er Dr. Kill an.
Der spürte wie sich eine Schweißperle an seinem Haaransatz bildete. Er hätte ja gerne geschossen, aber in seiner Waffe befand sich keine einzige Kugel mehr.
Das dies der Riese nicht wusste, war ihre einzige Chance. "Geh zur Wand! Hopp wird´s bald?!" Dr. Kill benutzte seine natürliche Autorität, oder besser gesagt einen unmissverständlichen Schwenk mit der Maschinenpistole.
Es wirkte. Ethan senkte den Besenstiel und legte ihn auf den Holztisch. Beschwichtigend streckte er die Hände mit den Handinnenflächen nach vorne in Richtung Dr. Kill aus. Der schaute sich mit aufkeimendem Skeptik im Raum um, dieser Kerl würde bald merken dass etwas nicht stimmte.
"Umdrehen! Sofort!" Dr. Kill hielt die Uzi mit einer Hand und fuhr mit der anderen langsam zum 32 Schussmagazin das aus seiner Jackentasche ragte. Ethan sah die Bewegung und stieß einen animalischen Schrei aus. Dr. Kill warf das leere Magazin aus, rammte das Neue in den Griff und legte den Sicherungshebel um. Er riss die Waffe in den Anschlag und...
Im nächsten Moment verpasste der Riese ihm einen Schwinger in den Bauch, der ihn gegen die Wand warf. Aber er hielt die Waffe fest. Ethan packte den Arm und knallte ihn gegen die Kante eines Schrankes. Die Uzi wurde aus Dr. Kills tauber Hand geschleudert. Dann schlang Ethan seine Arme um den Söldner und drückte zu. Augenblicklich blieb Dr. Kill die Luft weg. Er versuchte verzweifelt einen Arm frei zu bekommen.
Das war doch nicht möglich! Sowas hatte noch keiner bei ihm geschafft. Dr. Kill drückte sich mit aller Kraft gegen den Riesen. Er spürte wie sich der Griff ein klein bisschen lockerte. Dr. Kill setzte sein ganzen Körpergewicht ein. Aber gegen dieses Monster war das nicht genug. Es blieb nur noch die Frage offen ob zuerst sein Rückgrad brach oder ob er vorher erstickte. Aber trotzdem wehrte sich Dr. Kill mit allen Kräften gegen den vielfach überlegenen Gegner.

Als Fossi den Schmerz spürte, wusste er, dass er noch lebte. Zentimeter für Zentimeter arbeitete er sich vor. Hauptsächlich mit dem rechten Arm. Der Linke war wohl gebrochen. Er zerschnitt sich die Haut an Glasscherben und die Wunden brannten furchtbar. Mit den Fingerspitzen berührte er schon die Uzi. Ein letztes Aufbäumen und er zog sie zu sich heran.
"Hey Arschlosch!"
Ethan drehte seinen Kopf. Fossi drückte ab.
Dr. Kill war schwarz vor Augen geworden. Doch plötzlich zerbarst der Kopf seines Gegners und die eiserne Umarmung löste sich. Er fühlte wie sich seine Lungen wieder mit Luft füllten und das Leben in ihn zurückkehrte. Keuchend richtete er sich auf, musste sich aber gleich wieder hinsetzten. Fossi lag auf dem Rücken, die MP in der Hand, und versuchte sich ein Grinsen abzuringen.
"Jetzt sind wir quitt."


Scorpion trat eine Tür ein und sicherte ab. Der Keller war ein wahres Labyrinth aus Gängen und Räumen. SC war sich sicher, dass er in einen Trakt gekommen war, der früher zu einem Luftschutzbunker ausgebaut worden war. Es gab einen Raum nur mit Pritschen und einer riesigen Gefriertruhen. Von den Glühbirnen ging nur jede zweite und manche Gänge waren vollkommen dunkel. Die Wände waren hier nicht mehr weiß gestrichen sondern bestanden aus rotem Backstein. Von überall her wehte ein kalter Zug. SC war sich sicher hier niemanden zu finden und wollte schon umkehren als ihm ein helles Licht auffiel, dass stärker war als das der dreckigen Birnen. Durch ein Gitter in Bodennähe fiel ein starker Lichtstrahl. Scorpion kniete sich hin. Das Gitter war wohl eine Art Entlüftung für einen breiten Gang. Der von starken Neonröhren erhellt wurde. Scorpion schlug mit dem Gewehrkolben das Drahtgitter ein. Klappernd fiel es in den Gang. Er ließ sein MP5 SD am Schultergurt in den Gang hinab und kletterte behände hinterher. SC versuchte sich zu orientieren aus welcher Richtung der Gang kam und wohin er führte. Sinnlos. Er war zu Lange in Kellern und unterirdischen Räumen herumgerannt um noch zu wissen wo Norden oder Süden waren. Nach dem Zufallsprinzip rannte er in eine Richtung.


Kenai hatte das Ende des Tunnels erreicht. Eine Treppe führte nach oben. Das war alles erst vor kurzem gebaut worden. An der linken Seite der Treppe befand sich sogar eine schräge Rampe, wie sie für Passanten mit Kinderwagen oder Rollstühlen eingeplant wurden. Hier war die Steigung noch ein bisschen flacher als üblich. Man konnte wohl eine Sackkarre auf diese Weise nach oben schaffen. Oben befand sich eine blaue Sicherheitstür. Kenai musste sich zwingen, nicht einfach durchzustürmen sondern vorsichtig die Türklinge nach unten zu drücken. Er öffnete die Tür einen Spalt und lugte hindurch. Eine dunkle Halle. Kenai öffnete die Tür noch etwas weiter und schlüpfte dann durch den Spalt.
Wo war er? Das hier war eine verdammt hohe Halle mit großen zersplitterten Glasfenstern. Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Das konnte nur die Zementfabrik sein! Es gab einen Tunnel vom Schloss zur Zementfabrik wenige hundert Meter vom Anwesen entfernt! Wenn sie nicht ihren Plan geändert hätten, wäre ihnen viel Ärger erspart geblieben. Genau in dieser Halle hätte nämlich nach dem ersten Plan der Laster untergestellt werden sollen.
Kenai schlich weiter. Hier herrschte Chaos. Allerlei altes Gerümpel stand herum. Doch mitten in der Halle stand etwas von neuerem Datum. Ein großer MAN-LKW, der gerade von niemand anderem als Trivial höchstpersönlich beladen wurde. Kenai arbeitete sich von Deckung zu Deckung vor. Die letzten Meter brauchte er sich nicht mehr zu ducken. Aufrecht schritt er auf Trivial zu, der sich abmühte eine große Kiste auf die offene Ladefläche zu schieben.
"Brauchen sie Hilfe?" Kenai tippte dem Mann mit dem Lauf der MP5 auf die Schulter. Trivial fuhr herum. In seinen Augen spiegelte sich Furcht, als er den Mann mit dem entstellten Gesicht anstarrte. Er riss den Mund auf, war aber zu verblüfft etwas hervor zu bringen.
Kenai half im aus der Verlegenheit indem er ihm mit der MP eins über den Schädel zog. Er hatte zwar wie jeder Söldner von Dr. Kill Kabelbinder und Knebel bekommen, so war die Sache aber wesentlich einfacher. Er legte die MP auf die Ladefläche und wuchtete den schlaffen Körper auf den Truck.
"Keine... keine Bewegung!"
Kenai drehte sich langsam um. Ein Bursche legte einen 357er Taurusrevolver auf ihn an. Dabei zitterte er wie Espenlaub.
"Bleiben Sie stehen! Ich ... ich schieße." Er hielt den Revolver in beiden Händen, konnte aber nicht verhindern, dass der Lauf trotzdem hin und her wippte.
"Ist ja gut. Aber halt die Knarre ruhig. Ich hab keine Lust das du mir ins Bein oder in den Sack schießt, weil du zu blöd bist eine Waffe zu halten." Kenai drehte sich wieder zum LKW um. Dabei fuhr seine Hand zu der 44er Desert Eagle im Schulterhalfter unter der Jacke.
"Hey dreh dich um! Dreh dich um aye! Ich schieße."
"Beruhig dich Mann. Ich mach ja gar nichts." Die Desert Eagle war in Kenais Ärmel gewandert.
"Knie dich hin und verschränk die Hände hinter dem Kopf!" der Kerl fühlte sich besser als er sah, dass Kenai seine Anordnungen ausführte.
"Bleib cool. Schau ich mach was du sagst." Kenai hatte nicht vor in die Knie zu gehen. Aber die Hände verschränkte er hinter dem Kopf. Der Kerl war schon so gut wie tot.
Trivial erwachte wieder zum Leben. Das kam jetzt doch etwas unpassend. Auch der Bursche merkte, dass sich etwas auf dem Truck rührte.
"Mister Trivial! Ich bin hier. Machen sie sich keine Sorgen! Ich halt den Kerl in Schach!"
Das denkst du dir. Als sein Gegenüber kurz den Blick von ihm abwendete um auf den Laster zu sehen, zog Kenai die Waffe aus dem Ärmel und drückte ab. Der Getroffene wurde nach hinten gerissen und landete auf einem Haufen Wellblech.
Jetzt musste er sich um Trivial kümmern. Kenai sprang auf den Wagen. Er sah nur noch, wie Trivial über das Führerhaus ins Freie kletterte. Kenai fluchte.
Trivial hatte seine Brille verloren und sah alles nur noch undeutlich. Er rannte auf ein Licht zu. Das musste der Tunnel sein. Wieso war die Tür offen?
Zu spät sah er die dunkle Gestalt die ihm ein Bein stellte. Der Länge nach schlug er auf den Betonboden.
Kenai hätte ihn sowieso noch erwischt. Aber jetzt hatte Scorpion die Arbeit schon erledigt. CAT Shannon half ihm Trivials Arme und Beine zu fesseln.
Die beiden zerrten ihn hoch und steckten ihm noch ein Taschentuch als Knebel in den Mund.
"Schön durch die Nase atmen. Nicht das sie ersticken, wir brauche sie nämlich noch." nieselte Scorpion zynisch und schob ihn vorwärts.
CAT hängte sich die AK-47 über die Schulter.
"Hey Kenai, ich glaube du hast den Fund des Tages gemacht. Glückwunsch zum Hauptgewinn. Übrigens tolle Idee einen Kreidepfeil an die Wand des Schlafzimmers zu zeichnen. Sonst hätte ich die Geheimtür nie gefunden."
"Ist ja auch von mir. Aber, wie lange seit ihr schon hier? Ihr hättet mir ja wenigsten helfen können, als der Kerl mit dem Revolver mich bedroht hat!"
"Sorry, aber Chris und ich haben uns eben im Tunnel getroffen und kamen gerade hier an, als du dem Kerl schon eine Flugstunde gegeben hast. Komm. Trivial war noch nicht ganz fertig mit Aufladen."


Luke hatte doch viel Blut verloren und ihm wurde schwindlig als er sich auf Dac und Seraph gestützt die Treppe hoch kämpfte. Aber die kalte Nachtluft im Freien ließ die Schatten vor seinen Augen verschwinden. In ein paar Wochen würde er wieder in Ordnung sein. Da war er sich sicher. Als er im Ford saß hatte auch die Wunde aufgehört zu schmerzen. Wenigstens solange er sich nicht bewegte. Dac hupte dreimal. Wie aus dem Boden geschossen stand TSB plötzlich neben ihm. Dac hatte ihn nicht kommen sehen. TSB schob mit dem Lauf der MP5 SD seine schwarze Mütze etwas nach oben..
"Wo sind die andern?"
"Keine Ahnung." Dac sah TSB besorgt an und rannte mit ihm besorgt ins Schloss.
Nach einer Minute kamen Dac und TSB wieder heraus. Zwischen sich schleppten sie Fossi. Den Abschluss bildete Dr. Kill, der auch angeschlagen aussah, sich aber wenigstens noch auf den Beinen halten konnte.
Fossi war ziemlich übel zugerichtet worden.
"Bist du verletzt?" fragte Seraph die Neuankommenden.
Fossi hob das zerschrammte Gesicht und sagte mit leicht genervter Stimme. "Nein, ich tu nur so. In Wirklichkeit geht´s mir hervorragend."
Dac und Seraph wälzten ihn zusammen in den Fond des Fords, wobei Fossi ein paar mal die Zähne zusammen beißen musste um nicht laut aufzuschreien. Er diagnostizierte bei sich selbst, dass sein Arm höchstwahrscheinlich gebrochen war. Von seinen Rippen mal ganz zu schweigen. Als er endlich bequem lag, richtete er seinen Blick auf Luke.
"Na, auch nicht bei bester Gesundheit? Wenn das Ruth sehen würde. Was ist passiert?"
Luke verzog das Gesicht: "Eine Kugel hat sichs in meiner Schulter heimisch gemacht. Was ist mit dir?"
"Ich hatte ein unglückliches Zusammentreffen mit Godzillas Bruder. Wird das hier der Krankentransporter, oder was? Wo bleiben die hübschen Krankenschwestern?"
Dr. Kill wollte so schnell wie möglich von hier verschwinden. Wie lange hatten sie gebraucht? Er schaute auf die Uhr. 16 Minuten waren vergangen seit er den ersten Posten an der Tür beseitigt hatte. Wenn die Polizei alarmiert worden war, würde die das Militär kontaktieren und die brauchten von Belfast eine halbe Stunde. Dr. Kill hupte mehrmals.
"Hoffentlich haben die anderen Trivial!" schoss es ihm durch den Kopf.


Scorpion fuhr den Seat vor. Kenai fuhr den Truck. CAT saß hinten auf der Ladefläche und passte auf Trivial und die Raketen auf. Rumpelnd ging es über die Landstraße zur Vorderfront des Schlosses. Dort wurden sie schon sehnsüchtig erwartet.
Dr. Kills Laune besserte sich augenblicklich, als er die Kisten mit den Aufschriften der US Army sah. CAT hatte eine aufgebrochene und wieder versiegelte, erneut geöffnet und hielt triumphierend eine Schulterlafette in der Hand. Mit der anderen zog er einen gefesselten und geknebelten Mann ans Licht. Eindeutig Trivial.
"Gut. Trivial bleibt am besten gleich bei den Raketen. Dann haben wir beides beisammen. Ich und Scorpion steigen zu TSB in den Seat. Dac fährt den Ford. Seraph, du steigst zu CAT auf den Truck. Verlieren wir keine Zeit! Der Kleinlaster bleibt hier!" Dr. Kill rannte los.
Eine Minute später befand sie sich auf der Straße und rasten Richtung Südwesten.
CAT prüfte den Inhalt der Kisten. Seraph saß derweil auf dem Boden und behielt Trivial im Auge, der in sich zusammen gesunken in einer Ecke saß.
Durch die offene Heckklappe sah es CAT als erster. Sie wurden verfolgt. Und zwar von einer ganzen Wagenkolonne. Er zückte sein Handy und benachrichtigte Dr. Kill, der im Seat hinter ihnen fuhr.
Auch Dac im Ford vor ihnen wurde benachrichtigt. Dr. Kill sagte man sollte Ruhe bewahren. Leichter gesagt, als getan. Es mussten über zehn Wagen sein, die sie verfolgten und sie kamen immer näher.
Auf einmal scherte der Seat aus und fuhr auf den Randstreifen. Der Laster fuhr weiter und bald hatten sie den Seat aus den Augen verloren. Was hatte Dr. Kill vor?


Scorpion fuhr mit dem Wagen wie befohlen auf einen Seitenstreifen. Noch bevor sie angehalten hatten sprang Dr. Kill heraus. Bei sich hatte er das SAKO TRG-21, dass die ganze Zeit im Fußraum gelegen hatte.
"Wenn ich nicht mehr komme, dann wartet nicht sondern fahrt los!"
Dr. Kill rannte über die Straße, sprang über die hufthöhe Begrenzungsmauer und hetzte die Böschung hinauf. Dort kauerte er sich hin. Die Scheinwerfer der Wagen, die sie verfolgten, waren nur noch etwa 200 Meter entfernt und näherten sich mit wohl über 100 Stundenkilometern. Dr. Kill legte an. Das Licht der Scheinwerfer wirkte durch den Restlichtverstärker wie Flutlicht. Dr. Kill kniff die Augen zusammen und zielte kurz, bevor er schoss.
Im nächsten Moment wurde im ersten Wagen des Konvois der Kopf des Fahrers gegen die Kopfstütze geworfen. Der Beifahrer schaute verdutzt zur Seite und realisierte das dunkle Loch mitten auf der Stirn des Fahrers. Sofort griff er ins Lenkrad. Aber es war zu spät. Bei 105 Stundenkilometern stellte sich der Wagen quer und schlitterte wie ein Kreisel über die Fahrbahn. Das Brüllen der drei Insassen wurde vom Kreischen der Reife übertönt und erstarb schließlich als der Wagen in die Begrenzungsmauer krachte und völlig demoliert auf die Straße zurückgeschleudert wurde. Die Kolonne kam mit quietschenden Bremsen zum Stehen.
Dr. Kill hetzte zurück zum Wagen. TSB und Scorpion Chris waren natürlich verbotenerweise ausgestiegen und kamen ihm entgegengerannt.
"Alles in Ordnung! Zurück in den Wagen! Wir müssen die anderen erwischen."
Mit durchdrehenden Reifen fuhren sie los.

50 Meter weiter starrte Philip Black aus dem Wagenfenster auf den zerstörten BMW, der die Straße blockierte.
Zehn Männer waren ausgestiegen und schritten unschlüssig um das Wrack herum.
"Beeilt euch! Schafft die Karre aus dem Weg!" brüllte Black.
"Da leben noch welche! Wir müssen einen Krankenwagen rufen!"
Black riss die Tür auf und stürmte hinaus. Wild fuchtelte er mit seinem 45er Colt herum.
"Kippt den verdammten Wagen um! Wir dürfen keine Zeit verlieren! Soll ich euch Beine machen!"
"Aber die Verletzten..."
"Halt die Klappe und macht was ich sage!"
Die Männer verteilten sich und kippten den Wagen aufs Dach. Der Platz reichte jetzt um die Straße zu passieren. Tobend stieg Black in seinen Mercedes und befahl dem Fahrer barsch loszufahren.


Der Seat hatte wieder aufgeholt und setzte sich hinter den MAN-LKW.
"Das Problem wäre gelöst." dachte sich Dr. Kill. Sein Magen schmerzte noch immer von dem Schlag, dem ihm dieser Riese verpasst hatte. Der kleine Spurt eben hatte beinahe dazu geführt, dass sich Dr. Kill übergeben hätte.
Sie rasten über einen Bahnübergang und ein Wegweiser zeigte an, dass es nur noch 15 Kilometer bis zum Meer waren.
Ein Jeep und zwei Laster kamen ihnen entgegen und blendeten ihre Scheinwerfer ab.
"Die habens aber eilig." Gabriel Macee suchte den Zigarettenanzünder des Jeeps. Der eifrige Bob, der hinten saß hielt ihm sein Feuerzeug hin.
"Hier Gabriel."
"Danke Bob."
Macee zündete sich seine Zigarette an, während Patrick den Wagen vor einer sich schließenden Bahnschranke anhielt. In den LKWs hinter ihnen saßen über siebzig schwerbewaffnete Kämpfer der "Wahren IRA". Dieses Kaff Dunrack war nicht mehr weit entfernt. Die Lichter des Zugs tauchten aus der Dunkelheit auf.

Die nunmehr auf elf Wagen geschrumpfte Kolonne der Freedom Fighters musste vor einer geschlossenen Schranke halten. Ein ewig langer Güterzug donnerte über die Schienen. Philip Black riss die Tür auf und sprang ins Freie. Er schlug mit der Faust aufs Autodach und begann wie ein Fuhrknecht zu fluchen. Seine Mütze landete auf dem Boden und er trampelte darauf herum. Für ihn ging heute auch alles schief.
Der letzte Waggon des Zuges raste vorbei. Black öffnete die Tür um in den Wagen zu steigen.
Er konnte nicht glauben was er sah. Keine fünf Meter von ihm entfernt saß sein, nach Tim Falling, vielleicht größter Feind und starrte ihn an. Gabriel Macee entfuhr ein geflüstertes: "Heilige Jungfrau Maria!"
Die beiden hatten sich noch nie persönlich gesehen. Aber sie hatten vor langer Zeit beschlossen den jeweils anderen zu hassen.
Black löste sich als erster aus der Erstarrung. Seine Hand fuhr zur Waffe.


Dr. Kill hatte das Gewehr über seinen Schoß gelegt und schaute vom Fond aus in den Rückspiegel um zu sehen ob ihnen jemand folgte. Er hatte ein Fenster herunter gelassen. Selbst in 3 Kilometer Entfernung hörten sie die Schüsse.
Eine viertel Stunde später rollten die drei Wagen langsam aus. Dr. Kill hatte sich das Nachtsichgerät von Seraph aufgesetzt und stapfte mit schweren Schritten einen Deich hinauf. Er gab das Zeichen.
CAT Shannon und Seraph zerrten Evelyn Trivial aus dem Lastwagen. Der Waffenhändler wehrte sich mit Händen und Füßen, als er sah, dass seine Flucht zu Ende war.
Er wusste nicht, wie das passieren konnte. Was war nur alles schiefgelaufen? Und wer waren diese Männer? Ein paar trugen britische Uniformen. Die meisten aber Zivil. Was bedeutete das?
Trivial kam mit sich überein, dass es Leute vom britischen Geheimdienst waren, die vom Militär unterstützt wurden.
Die Wellen schlugen sanft gegen den Strand auf dem ein Schlauchboot mit Außenbordmotor lag. 200 Meter entfernt schaukelte ein Fischerboot im Wasser. Drei Männer in gelben Regenjacken standen herum. Einer löste sich aus der Gruppe und erklomm den Deich. Es folgte ein kurzes "Shakehands" mit Dr. Kill bevor er interessiert den Lastwagen betrachtete.
"Do you have the weapons?" fragte er Dr. Kill.
"Yes. We had a few problems but now all is OK." Dr. Kill winkte CAT und Seraph herbei, bevor er sich wieder dem Gesprächspartner zu wandte. "And can I please see your identify-card?"
CAT schlug den Kragen seiner Jacke hoch und holte ein Baseballcap hervor, dass er sich tief in die Stirn zog. Seraph blieb am Fuße des Deiches stehen und drehte sich um.
Wie alle Söldner hatten beide eine Abneigung das ihre Gesichter oder Daten von Vertretern des Gesetztes gesehen, gespeichert und möglicherweise später gegen sie verwendet werden konnten. Erst recht, wenn es CIA-Leute waren.
Die anderen Söldner wuchteten jeweils zu zweit die Kisten aus dem LKW. Zum Strand sollten sie die CIA-Männer selbst tragen.
Dr. Kill übergab den gefesselten Gefangenen an den CIA-Agenten und kehrte zu den Wagen zurück. Sie stiegen wieder ein und fuhren wortlos weg. Im Rückspiegel konnten sie sehen wie zwei Männer in gelben Regenmänteln eine Kisten den Deich hinauf schleppten.
Die Söldner wollten nur noch eins. Die "Grüne Insel" so schnell wie möglich verlassen.


10 Oktober; Frankfurt am Main; nächster Morgen;
Hieb schlug die Zeitung auf und stockte erst einmal. Die Schlagzeile war wieder einmal nicht sehr erbauend.


10 Oktober 2001
Feuergefecht auf Landstraße. Über 90 Tote!


(dpa) In der Nacht zum 10 Oktober ereignete sich auf einer Landstraße zwischen Belfast und Colaine das bisher größte Gefecht zwischen katholischen und protestantischen Extremisten. Bei einem Feuergefecht wurden 94 Menschen, darunter 8 Frauen, getötet. Zu dieser Eskalation der Gewalt war es gekommen, als etwa 40 Mitglieder der sog. "Ulster Freedom Fighter" und etwa 80 Mitglieder der Terroristenvereinigung "Wahre IRA" an einem Bahnübergang aufeinander trafen. Bei dem Gefecht starben auch die Führer der beiden Konfliktparteien Gabriel Macee (Wahre IRA) und Philip Black (UFF).
Dies war bisher die größte direkte Auseinandersetzung seit dem Aufflammen der Kämpfe vergangene Woche. Der Polizeisprecher am Ort des Geschehens sagte aus, dass er so etwas nicht einmal im Krieg gesehen habe. Das Vorgefallene übersteige sogar die Geschehnisse des "Bloody Sunday" in den 70er Jahren.
Am Rande des Gefechts ereignete sich in einem Schloss, unweit des Kampfplatzes, ebenfalls ein Blutbad. Dort wurden 15 Mitglieder der protestantischen "Ulster Volunteer Force" getötet. Die Polizei vermutet das entweder die UFF oder die "Wahre IRA" dafür verantwortlich ist.
Die Leichen aus beiden Kämpfen sind bis zum 12.10. in der Turnhalle von Dunrack aufgebahrt. Dort können Angehörige ihre Familienmitglieder identifizieren und eine Beerdigung zu Teil kommen lassen.
Inzwischen sind 4000 Mitglieder der britischen Armee in Nordirland eingetroffen um die Situation unter Kontrolle zu bringen.
Bericht Seite drei und vier.


Hieb blätterte um. Barlmoro öffnete die Tür seines Büros.
"Das wars. Unsere Leute haben mich eben unter der Dusche kontaktiert. Sie haben Nordirland verlassen. Fossi und Luke wurden verletzt. Aber nichts lebensbedrohliches. Dac konnte die beiden verarzten. Dr. Kill hat aber gesagt, wir sollen dafür sorgen, dass für Luke ein vertrauenswürdiger Arzt in Calais bereitsteht. Bei Fossi scheint es nicht so ernst zu sein. Sie werden sich in Kürze trennen und hoffen, dass ihr Sold bereits überwiesen wurde."
"Gut. Bin froh das alles geklappt hat. Schulz hat auch schon angerufen. Trivial und die Raketen befinden sich auf dem Weg in die Staaten und die 1 Million Euro wurde überwiesen. Ich hab bereits unsere Konten gecheckt. Alles ist gut angekommen."
"Dann übernehm ich mal die Bezüge für unsere Leute. Wenn wir alle laufenden Kosten und den Sold abziehen bleibt immer noch eine hübsches Sümmchen übrig. Hat sich auf jeden Fall rentiert. Auch wenn man graue Haare davon bekommt. Aber jetzt ist die Geschichte überstanden." Barl lugte auf das Titelblatt der Zeitung. "Gottseidank sind anscheinend alle gesund und wohlauf."
Barl griff zum Telefon und Hieb vertiefte sich wieder in seine Lektüre. Beide waren zufrieden.

700 Kilometer entfernt saß Timothy Falling mit einer Schere an seinem Schreibtisch im Zentrum. Er war überglücklich. Sein größter Konkurrent die UFF und das Katholikenpack von der "Wahre IRA" hatten sich gegenseitig zerfleischt. Falling schnitt gerade die Zeitungsartikel über das Massaker am Bahnübergang aus. Er würde sie sich in Gold rahmen lassen.
Macee und Phil Black waren tot. Er hatte gewonnen. Er hatte sie besiegt. Er stand als einziger noch aufrecht. Die Ulster Volunteer Force würde sich schlagartig ausbreiten, jetzt wo alle Hohen Tiere und fast die gesamte Elite der Freedom Fighters tot waren. Die UFF hatte innerhalb von nur fünf Minuten aufgehört zu existieren. Fünf Minuten in denen, so hatte er gehört, fast 8000 Schuss Munition verschossen worden waren. Die paar Überlebenden der "Wahren IRA" hatten sich danach Hals über Kopf und Führerlos in alle Himmelsrichtungen zerstreut.
Die Entwässerungsgräben links und rechts der Straße waren von Blut durchweicht. Die Leichen türmten sich jetzt in einer Turnhalle.
Sie waren alle tot! Fuhr es Trivial noch einmal durch den Kopf. Er wandte sich um. Am Fuss des Tisches zählten Brigton und Fitzwilliam Geld. Sie taten in letzter Zeit praktisch nichts anderes mehr. 150 000 gesparte Pfund. Falling war zufrieden. Die Raketen hatte er zwar nicht gekriegt, aber das war jetzt ja auch egal. Jemand hatten das Schloss in Dunrack überfallen und alle getötet. Trivial war nicht unter den Toten. Er musste entkommen oder geschnappt worden sein. Sollte er noch Leben würde sich Falling noch bei Lebzeiten um ihn kümmern. Er war wohl auch der einzige der wusste ob die UFF oder die "Wahre IRA" seine Leute im Schloss getötet hatten.
Ethan war auch tot. Er brauchte jetzt einen neuen Leibwächter und Knochenbrecher. So einen guten wie Ethan würde er wohl nicht mehr finden.
Das Aller Schönste war aber, dass sein Bruder Oliver jetzt freikommen würde. Richter Johnson hatte ihn heute früh angerufen und mitgeteilt, dass die Chancen auf eine Amnestie sehr gut waren, wenn die UVF aufhörte zu kämpfen und sich entschuldigte. Nichts leichter als das. Gegen wen sollte er denn noch Kämpfen? War ja keiner mehr da!
Falling musste laut auflachen. Brigton und Fitzwilliam starrten ihn an. Falling fasste sich wieder.
"Gentleman. Machen sie bitte weiter."
Schmunzelnd ging Falling zum Fenster und ließ die kühle Herbstluft herein. Von hier oben hatte er wirklich einen hervorragenden Blick auf seine Stadt. Eigentlich der richtige Zeitpunkt für Sekt.
"Mister Brigton, holen sie doch bitte die Flasche da vom Regal. Danke."

Mike Rock beobachtete Timothy Falling durch das Zielrohr seines Steyr Scout Gewehres mit integrierten Zweibein. Der Kirchturm, auf dem Rock saß, war das einzige Gebäude im Umkreis, das höher war als der Büroturm. Und der Mörder seiner Familie stand seelenruhig am Fenster seines Penthousebüros und trank Sekt.
Mike Rock, so ruhig wie noch nie in seinem Leben, visierte Fallings Stirn an. Für einen Moment trafen sich ihre Blicke.
"Das ist für Alice und Magarete!" brüllte Mike Rock über die Hausdächer.

Das Lachen verschwand aus Fallings Gesicht bevor er starb.


The End


An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Lesern bedanken, die es auf sich genommen haben, meine Warstory zu lesen.
Besonderen Dank gebührt meinem Testleser Nummer eins Dactylartha, der sich mit nie endenwollendem Eifer und Hartnäckigkeit durch die gesamte Story gearbeitet und meine zahlreichen Fehler ausgemerzt hat.
Ebenfalls danken will ich unserem Admin Gorgonzola, der meine Stories jedes Mal äußerst prompt auf der Basis veröffentlicht und auch maßgeblich das Layout bearbeitet hat.


Von Job


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[ Druckerfreundliche Version ] Letze Änderung: 29.07.2001