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Ehrlich...


Vorwort: Diese Geschichte soll in keiner Weise als Verherrlichung des Krieges oder des Scharfschützenwesens gesehen werden. Dieses Beispiel aus dem Libanonkonfliktes soll nur die Grausamkeit des Krieges zeigen... Das uneingeschränkte Autorenrecht verbleibt bei dem Autor (Phoenix) © 2004 by Phoenix

 

 

Ehrlich...

Libanonkonflikt 1975-1976
Libanon, Beirut
Früher Abend

Die Sonne stand bereits tief als der alte Mann sich eine weitere Zigarette anzündete, er überlegte sich gerade wie er seinen bevorstehenden Feierabend verbringen würde. Vielleicht mit seinem Enkel an dessen Modellflugzeug weiterbasteln. Aber bis dahin waren es noch zwei Stunden in denen er vielleicht etwas Geld verdienen konnte. Obwohl er das eigentlich nicht mehr nötig hatte, es war bereits ein erfolgreicher Tag gewesen, drei Abschüsse. 25 Dollar pro Abschuss, das waren 75 Dollar, ja, wirklich ein ertragreicher Tag.

Das verwüstete Hochhaus im Hotelbezirk in der "Free-fire"-Zone war eine perfekte Stellung, seit elf Tagen lag er hier, und manche seiner Ziele der vergangenen Tage lagen noch immer auf dem Platz vor ihm zwischen den Trümmern. Unten musste ein bestialischer Gestank herrschen, aber er war seit langem nicht mehr unten gewesen. Seine Familie hauste im Hotel, und in der Küche fanden sie alles Lebensnotwendige. Sein Sohn verdingte sich sein Geld als Kämpfer für die Miliz der Syrer, eine gute Sache, und der alte Mann hatte sich auch verpflichtet, als Scharfschütze. Den Titel den sie ihm gaben, "Scharfschütze", er erfüllte ihn mit Stolz. Es hatte keine Ausbildung gegeben, man brauchte nur etwas um zu kämpfen, eine Waffe. Und er hatte sich einen halbautomatischen Simonov Karabiner mit Zielfernrohr von seinen Ersparnissen auf einem der vielen Waffenmärkte in der Stadt gekauft. Der Waffenhandel blühte seit Wochen auf, der Bürgerkrieg war genau das Richtige für solche Männer.

Aber der Bürgerkrieg war eskaliert, Gewalt beherrschte alles, man hörte immer wieder explodierende Sprengsätze, und das so vertraute Donnern eines Scharfschützengewehres, gepaart mit dem dumpfen Grollen von Artilleriegranaten in der Ferne.
Heckenschützen waren gefragt, jede der vielen Fraktionen heuerte sie an, ausländische Söldner verdienten sich Unmengen an Geld, aber auch Einheimische, wie der alte Mann konnten sich anheuern lassen. Es gab keine Regeln, keine Befehle, es gab nur Zahlen. Für jeden Abschuss 25 Dollar. Und wen man abschoss war egal, Männer, Frauen, Kinder, Bewaffnete, Unbewaffnete, Feuerwehrleute, Sanitäter und andere, jeder war 25 Dollar wert.

Der alte Mann legte sich flach auf das staubige Dach. Er hatte jemanden gesehen. Zwei Personen, eine Frau und ihren Jungen, vielleicht waren sie auf dem Weg zum Bäcker, oder zum Gemüsewarenhändler, aber das war ja eigentlich unwichtig. Ein einfaches Ziel, er legte das Gewehr an, öffnete die Plastikklappen des Zielfernrohrs, und beobachtete beide erst ein Mal. Seine Taktik stand fest, sie war banal. Er hatte herausgefunden, dass er bei einem Paar immer zuerst auf die Frau schießen musste, der Mann blieb normalerweise um ihr zu helfen, und so hatte er Zeit auch den Mann zu töten. Hier musste er anders vorgehen, zuerst das Kind, dann die Mutter. Die Mutter würde beim Kind bleiben. Sie huschten geduckt durch den von Trümmern überdeckten Platz. Das Kind schätzte er auf acht Jahre, war genauso alt wie sein Enkel, sein Zeigefinger legte sich auf den Abzug. Er versuchte konzentriert den Jungen im Zielfernkreuz zu behalten, aber das war leichter gesagt als getan. Seine Augen waren nicht mehr so gut wie früher, auch zitterten seine Hände aufgrund des Alters und der Anstrengungen.
Der Junge stolperte in den Trümmern, ein kurzer Ausruf des Erschreckens aus seinem Mund. Die Mutter half dem Kleinen wieder aufzustehen, beide bewegten sich für einen kurzen Augenblick nicht mehr, standen still, seine Chance. Er nahm tief Luft, die zwei sich kreuzenden Striche auf dem Oberkörper des Jungenberuhigten sich, dann drückte er den Abzug durch. Der Rückstoß stieß ihm schwer gegen die Schulter. Aber er versuchte sofort wieder das Gewehr unter Kontrolle zu kriegen. Das schrille Kreischen des Kindes hallte bis zu seiner Position auf dem Hochhaus hoch, das darauffolgende gellende Schreien der Mutter war noch lauter. Sie stürzte zu ihrem Kind auf den Boden, schloss den blutüberströmten Körper in ihre schützenden Arme. Ihre Schreie hallten über den ganzen Platz. Wieder legte der alte Mann an, zielte auf den Oberkörper. Die Frau wiegte ihr sterbendes Kind in ihren Armen, redete zwischen Schreien auf es ein, Tränen schossen aus ihren Augen, sie wollte sich erheben, da donnerte ein zweiter Schuss über den Platz, traf sie zwischen die Rippen, das schwere Projektil zerfetzte ihre Lunge. Sie wurde zurückgeschleudert, ihr toter Junge fiel leblos auf den Boden. Sie versuchte wieder aufzustehen, zu dem zerfetzten Körper ihres Kindes zu kriechen, aber sie hatte nicht mehr die nötige Energie. So nah, und doch unerreichbar...

Der alte Mann rauchte eine weitere Zigarette als hinter ihm eine Tür quietschte, er drehte sich herum und sah seinen Enkel mit einem Teller aus dem Treppenhaus kommen. Der Junge kam zu ihm und reichte seinem Großvater sein Essen. Er blickte den Alten an, sah das Gewehr auf dem Dach neben ihm liegen, und fragte:
"Was machst du?"
"Ich bin Scharfschütze," antwortete der alte Mann stolz, "sie geben mir 25 Dollar für jeden den ich töte, ich habe heute bereits 125 Dollar verdient."
"Aber Großvater," fragte sein Enkel daraufhin, "wie wissen sie, dass du die Wahrheit über deine Jagdbeute sagst?" Der alte Mann antwortete entrüstet:
"Bin ich nicht ein Mann von Ehrlichkeit?"


Von Phoenix


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[ Druckerfreundliche Version ] Letze Änderung: 17.09.2004