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Jagged Alliance 2 Basis ( Ja2 )
Biographien --> Sidney Teil 1 --> Sidney Teil 2


Biggs und Ronald waren an der Stelle zurückgeblieben, von wo aus man den Hafen überblicken konnte. Ausgerüstet mit einem Fernglas, einem Nachtglas, einem Funkgerät und zwei geladenen Pistolen. Sie hatten es sich dort versteckt und sollten die Hafenanlage weiter beobachten.

Als die restlichen Leute am Strand ausstiegen wandte sich Rhidian an alle:

"Ok, Leute. Es wird jetzt bald dunkel. Bei Tageslicht kommen wir sowieso nicht an das Schiff heran. Wir warten bis es Dunkel wird und schwimmen von hier zur "New Ocean Star". Übernehmen können wir das Schiff noch nicht. In der alten Hafenanlage ist viel zu viel Betrieb. Wir könnten zwar versuchen von See her auf das Schiff zu gelangen und die Piraten zu überwältigen, aber dann müssten wir sofort das Schiff starten und in See stechen, da wir nicht wissen wie viele weitere Bewaffnete sich im Dorf befinden. Vielleicht sind es nur harmlose Fischer. Die sich in ihren Hütten verkriechen sobald ein Schuss fällt. Vielleicht schnappen sie sich aber auch sofort eine Waffe und stürmen das Schiff.

Also ist es besser, wenn wir heute nur einen Peilsender am Schiffsrumpf anbringen, um das Schiff überall orten zu können."

"Aber wäre es nicht von Vorteil wenn wir die ganze Sache heute schon durchziehen, Rhidian. Vielleicht sind die Piraten gar nicht mehr an Bord, sondern vergnügen sich an Land." Marqui blickte River forschend an.

"Kann schon sein, trotzdem ist es zu gefährlich. Wenn wir wüssten, dass sich im Dorf keine Waffen befinden würde ich auch sagen, dass wir heute zuschlagen. Aber wie sollen wir ohne Blutvergießen verhindern dass keiner mehr an Bord gelangt, bis wir das Schiff gestartet haben? Die Polizei hier ist wahrscheinlich bestochen, und wenn wir jemanden töten müssen, sind wir dran. Sollte am Ende sogar ein unschuldiges Kind oder eine Frau getötet werden, können wir auf jeden Fall den Rest unseres Lebens in einem indonesischen Gefängnis verbringen. Wir entern das Schiff auf hoher See in internationalen Gewässern, dort kann uns keiner was anhaben und wir sind ungestört. Jetzt müssen wir sowieso noch warten, bis es dunkel wird. Die 'New Ocean Star' befindet sich in der nächsten Bucht. Genau hinter dieser Landspitze da. Sidney, Marqui, Föhrenson und ich steigen hier ins Wasser, schwimmen drumherum und bringen die Sender an. Hin und zurück dürften das etwa 2 Meilen sein. Das schaffen wir ohne Probleme.

Wer will kann jetzt irgendwas machen. Baden oder sowas." bemerkte er mit einem Blick auf Jane, die ihre Bluse und Rock ausgezogen hatte und nun, im Badeanzug dastehend, vorsichtig über einige Felsen ins Wasser stieg.

Rhidian hob einen Seesack aus dem Bus und stellte ihn auf einen flachen Felsen. Er öffnete ihn und zog mehrere schwarze Neoprenanzüge hervor. Fuimiero schaute, vom Fahrersitz aus, interessiert zu.

"OK, vier Stück. Hier sind auch noch Tauchbrillen, Flossen und Schnorchel. Jeder nimmt so einen Plastikbeutel für seine Browning. Außerdem braucht jeder ein Messer."

Noch bevor die Sonne vollständig untergegangen war, stiegen die vier schwarzen Gestalten ins Wasser. Die anderen hockten auf den Steinen und blickten ihnen nach. O�Harrow hatte das Kommando übernommen und stand mit dem Funkgerät in der Hand auf einem Felsen. Kurz vorher hatte sie Biggs, von seinem Beobachtungsposten aus angefunkt und ihnen mitgeteilt, dass sie sich beeilen sollten. Die Arbeiten am Schiff waren beendet worden und auf dem Platz vor dem Kontor fand eine Art Feier statt. Die Gelegenheit war günstig, denn Biggs konnte nur drei zurückgebliebene Wachen an Bord ausmachen. Mindestens einer von diesen trug jedoch, nach Biggs Angaben, eine Waffe.

River, Marqui, Föhrenson und Sidney schwammen zügig durch das warme Wasser. Für einen Kampfschwimmer wie Sidney war das kein Problem. Er hatte schon in wesentlich kälteren Gewässern und mit 30 Pfund zusätzlichem Gewicht 10 mal so lange Strecken zurückgelegt. Nicht zu vergessen, dass er anschließend auch noch eine 50 Meter hohe Bohrinsel hinaufgeklettert war. Dagegen wirkte dieser nächtliche Ausflug wie ein Sonntagsspaziergang. Föhrenson und Marqui, beides ebenfalls ehemalige Kampfschwimmer hatten auch keinerlei Schwierigkeiten. Was Sidney wunderte war, dass Rhidian derjenige war, der das Tempo angab. Sidney wusste fast gar nichts über diesen Mann und hatte auch schon erfahren, dass die anderen Teilnehmer ihrer kleinen Party ebenfalls ziemlich wenig Kenntnisse über River hatten. Er war einfach der Boss und alle respektierten ihn.

Sie hatten die Landspizte umrundet und in 500 Meter Entfernung lag die "New Ocean Star". Aus einigen Fenstern, der Heckaufbauten, schien Licht. Das restliche Schiff war jedoch ein riesiger unförmiger Schatten.

"Männer!" flüsterte Rhidian und kam langsam zurückgeschwommen. "Ich bring einen Sender hinten am Schiffsrumpf an. Du Marqui, befestigst einen am Vorderende des Rumpfes. Sidney kommt mit mir, Föhrenson geht mit Marqui. Los gehts."

Sidney hörte noch wie Marqui und Föhrenson fortschwammen und folgte dann River. Die letzten 50 Meter nahmen sie die Schnorchel in den Mund und glitten knapp unter der Wasseroberfläche zum Schiff.

Sidney fuhr mit den Händen über den schwarzen Metallkörper, der 150 Millionen Dollar wert war. Die Metallwand ging über ihm 10 Meter in die Höhe. Die Wand war ein Überhang und so konnte man Sidney und Bridge von oben nicht sehen. Rhidian hantierte gerade mit einem runden Metallobjekt, etwa so groß wie ein Untersetzer, herum. Er stütze sich auf Sidneys Schulter und streckte sich weit aus dem Wasser um den Sender am Metallrumpf anzubringen. Er stöhnte, schaffte es aber schließlich doch, den Elektromagneten zu aktivieren. Wellenschlagend glitt er zurück ins Wasser. Sidney horchte. Hatte jemand was gehört? Nein, nichts rührte sich.

"Ich hoffe ich habe den Sender hoch genug angebracht. Wenn er nämlich mit dem Salzwasser in Berührung kommt..." River verzog das Gesicht unter der Taucherbrille zu einer Grimasse.

Sidney stieß sich mit den Beinen vom Schiff ab und schwamm auf dem Rücken liegend wieder aufs offene Meer hinaus. Die ganze Zeit über behielt er das Deck im Auge, aber ihr Manöver schien niemand bemerkt zu haben. Vom Ufer trug der Wind Musikfetzten zu den beiden Schwimmern. Dort feierten sie wohl gerade ihr Fest. Sehen konnte er nichts, da die "New Ocean Star" den Blick versperrte. Von Marqui und Föhrenson war weder etwas zu hören, noch zu sehen. So schwammen sie noch 20 Minuten nebeneinander, bis sie ungefähr an der selben Stelle, an der sie ins Wasser gestiegen waren auch wieder an Land gingen.

Plötzlich wurden sie geblendet. Im selben Moment sprangen links und rechts von ihnen zwei dunkle Gestalten zwischen den Felsen hervor. "Hands up, guys!" brüllte ihnen jemand gedämpft zu.

"Nimm die Flossen hoch, Buster" Sidney war sich der Ironie dieser Worte bewusst, denn sie trugen beide ihre Schwimmflossen in den Händen.

Genauso schnell wie der Überfall stattgefunden hatte, war er auch wieder zu Ende. Der Schein der starken Taschenlampe wurde von ihren Gesichtern genommen und glitt wieder auf den Boden vor ihnen.

Gleichzeitig gingen zwei weitere Lampen an. Sidney atmete auf und nahm die Hände herunter. O�Harrow, Hamleigh und Jack Wilson schlürften ihnen mit schuldbewussten Mienen, die Pistolen in den Händen, entgegen.

"Was soll die verdammte Scheiße! Wisst ihr nicht mehr wer wir sind?" Rhidian war erregt.

"Tut uns Leid, Boss. Wir haben Besuch bekommen. Als sie weg waren fuhr ein Motorboot ganz nah an der Küste vorbei. Es hat anscheinend nach irgendwas gesucht. Es muss aus Westen gekommen sein und hat dann an der Landspitze halt gemacht. Wir haben uns verkrochen und hatten mächtig Schiss."

"Verdammt! Warum haben wir nichts davon gehört? Es muss ja keine zweihundert Meter weg gewesen sein, als wir im Wasser waren. Aber Entschuldigung. Ihr habt natürlich vollkommen richtig gehandelt." Rhidian schien verlegen, aber gleichzeitig besorgt.

"Wir konnten das Boot nicht hören. Der Seegang ist doch recht hoch heute und vor allem kam der Wind von Süden aus dem Inselinneren. Der hat wohl alle Geräusche aufs Meer hinausgeweht." Sidney betrachtete die Runde. "Aber ich glaube Marqui und Föhrenson kommen gleich."

Sie duckten sich wieder alle hinter die Felsen, aber es war wirklich niemand anderes als Marqui und Föhrenson, die aus dem Wasser stiegen.

"Bienne. Was macht ihr denn für Gesichter. Noch nie einen Pariser gesehen?" Der Franzose zupfte belustigt an seinen Gummianzug. Föhrenson grinste, wie immer.

River klärte sie schnell über das Geschehene auf, schien sich diesmal aber schon weniger Sorgen zu machen. Ein Motorboot. Na und? Ist doch eigentlich nichts besonderes. Aber das Misstrauen schwang in seiner Stimme mit.

Nun kam auch noch Fuimiero herbei und schob Jane, seiner Meinung nach die einzige vernünftige Person hier, vor sich her. Er überfiel Rhidian mit einem wahren Wortschwall. River versuchte ihn mehrmals seinem Redefluss zu stoppen, stieß aber auf taube Ohren.

"Ruhe. Ich versteh kein Wort von dem Kauderwelsch. Jane was sagt er?"

"Er sagt, sie sollen ihm sein Geld geben. Er muss jetzt nach Hause. Seine Frau würde ihm nichts mehr zu Essen machen wenn er nicht bald käme. Außerdem habe sein Bus nur einen funktionierenden Scheinwerfer und im Dunkeln fahre er nicht gerne. Dazu verstehe er auch nicht warum er sich verstecken müsse. Er sei ein Mann, kein Kind mehr und die "Britishmen" sollten ohne ihn weiterspielen."

"Sagen sie ihm, dass wir ihn noch brauchen. Ich zahl auch das Doppelte." Jane übersetzte für Rhidian.

"Er sagt, dass das nicht geht. Er wolle jetzt fahren. 20 Dollar waren ausgemacht, dafür dass er uns die tropische Insel gezeigt, und uns zu wunderschönen Aussichtspunkten und herrlichen Badestränden gefahren hat."

Sidney musste grinsen. Mit herrlichen Badestränden meinte er wohl dieses gottverdammte Stück Felsenküste hier und die wunderschönen Aussichtspunkte waren dann jene staubigen Dschungelpisten oben am Berg.

River war wütend. "Sagen sie ihm das geht nicht. Oder besser, ich kaufe ihm die Karre ab." Er schob die Hand in die Hosentasche, seiner abgelegten und zusammengefalteten Hose und zog ein zusammengerolltes Bündel Geldscheine hervor.

"Tausend Dollar!" Fuimiero hatte seine Hände hinter dem Rücken verschränkt und sagte seine zwei Wörter Englisch, die er immer schon sagen wollte. Der Wagen war sicherlich keine fünfzig Dollar wert, soviel bekam man vielleicht, wenn man ihn als Metallschrott verkaufte. Leider konnte man nicht einmal sagen wie alt der Wagen war und welches Fabrikat, denn der oftmals umgebaute Kleinbus hätte auch als Künstlercollage im Eingangsbereich eines Museums durchgehen können. Teile davon waren auf jeden Fall noch Original kolonial.

Murrend zählte River 1000 Dollar ab und drückte sie in Fuimieros Hände. "Halsabschneider!"

Fuimiero hatte das erste gute Geschäft seines Lebens gemacht und war mit sich zufrieden. Er steckte die Dollarscheine in seine schmutzige Hose und machte sich pfeifend zu Fuß auf den langen Heimweg.

River zischte ihm einige Flüche hinterher, die gar nicht gentlemanlike waren, und stieg auf den Fahrersitz des Busses. Er war wütend. "Auf was wartet ihr? Steigt schon ein. Ich will hier weg." Noch bevor Frank die seitliche Schiebetür ganz schließen konnte, setzte Rhidian den Bus mit einem großen Bocksprung in Bewegung.

Es ging tatsächlich nur ein Scheinwerfer und Rhidian fuhr äußerst vorsichtig. Sie gelangten wieder zu der Stelle an der sie Biggs und Ronald zurückgelassen hatten. Die beiden kletterten über den Randstein und stiegen in den Wagen.

"Hat bei euch alles geklappt?"

"Ja, aber habt ihr was von einem Motorboot gesehen?"
"Von einem Motorboot nichts, aber zwei Typen sind von der Landzunge her gekommen. Anscheinend so Art Bosse. Da unten geht gerade ne Strandparty ab. Die zwei Neuangekommenen bekamen gleich ne Karaffe Wein oder Schnaps."

"Das ist interessant. Ich glaube wir fahren mal in die Provinzstadt hier. Wir können sowieso nichts machen, bevor sie ablegen." Rhidian startete den Motor.

"Besteht nicht die Gefahr, dass die Container verladen werden, während wir weg sind." Fragte Jane, die sich zum ersten mal in ein "Fachgespräch" einmischte.

"Nein," Rhidian schien belustigt, als er sie zurechtwies, "um die Container umzuladen braucht man einen großen Kran. Aber da unten ist keiner. Sie könnten natürlich einen Kranwagen holen. Aber seht euch die Straßen hier an! Ein 40 Tonner versinkt hier dermaßen im Dreck, dass man 3 Tage für einen Kilometer braucht."

Drei Stunden später erreichten sie eine kleine Hafenstadt, die auch das Verwaltungszentrum der gesamten Gegend enthielt. Sie checkten im einzigen Hotel der Stadt ein. Der Wagen mit den Waffen parkte zwei Kilometer außerhalb. Ronald und Frank schliefen darin.

 

Fuimiero taten die Beine weh, als er kurz vor Mitternacht sein Dorf erreichte. Seine Frau hätte in beinahe erwürgt, als er ohne das Auto kam. Aber die tausend Dollar, die er grinsend aus seiner Hose zog, hatten dafür gesorgt, dass das ganze Haus einen Freudentanz vollführte. Tausend Dollar, waren mehr Geld als sie sich vorstellen konnten. Fuimieros Frau strahlte. Sie hatte jeden Tag seit ihrer Heirat mit dem Nichtsnutz bereut. Endlich, nach 20 Jahren Ehe, hatte er es zu etwas gebracht.

Spontan wurde ein zweites Abendessen hergerichtet. Dort erzählte Fuimiero auch die Geschichte, wie er zu dem Geld gekommen war, von Anfang an. Während die meisten der 17 Personen am Tisch, noch immer benommen, vor Freude quietschten, warfen sich die beiden ältesten Söhne Fuimieros besorgte Blicke zu. Im Gegensatz zu ihrem etwas beschränkten Vater verstanden sie, was die Briten dort unten gesucht hatten.

Da sie es nicht besser wussten, waren sie der Meinung, es müssten die Besitzer des Schiffes sein, die ihren Besitz nach langer Suche gefunden hatten.

Die beiden hatten die Bauernschläue ihrer Mutter geerbt, und wussten was zu tun war. Gegen 1 Uhr morgens schwangen sie sich auf ihre klapprigen Fahrräder und machten sich auf den Weg zum Hafencamp.

 

Sidney wurde durch Hamleighs Geschnarche am nächsten Morgen ziemlich früh geweckt. Hamgleigh lag in der anderen Hälfte des Doppelbettes, das fast zu kurz für den 2 Meter Riesen war.

Sidney seufzte. Eine unbequeme Nacht. Er hatte den Bettbezug mit einer mitgebrachten Decke abgedeckt, da er Angst hatte, dass Wanzen oder Flöhe in der speckigen Matratze hausten.

Er beschloss ins Bad zu gehen.

Es gab nur ein einziges Bad im Hotel, dafür aber mit heißem Wasser, was in einer Gegend, in die eigentlich nie Touristen kamen, etwas besonderes war.

Er öffnete die Tür und prallte sofort wieder zurück. Im Bad stand Jane, nackt bis auf das Handtuch, das sie sich schnell vor die Scham hielt.

Sidney entschuldigte sich und zog die Tür zu.

Er wurde hochrot. Drinnen zog sich Jane hastig an.

Du bist alt geworden. Dachte er wehmütig. Und stapfte davon. Mit Frauen lief wohl nichts mehr. Früher hatte er immer Erfolg gehabt. Frei nach: In jedem Hafen ein Mädchen. Einmal, ja einmal, hätte er beinahe geheiratet.

Er hatte sie auf einer Geburtstagsfeier in London kennengelernt. Ein befreundeter Offizier feierte seinen vierzigsten. Sie stand am Buffet und Sidney hatte sie einfach angesprochen. Er war damals 34 Jahre und im besten Alter. Sie war 36 Jahre, Ms Florence Aston, die junge Witwe eines Admirals. Und eine Gräfin. Sidney wusste nicht, ob er sich in sie oder in ihren Adelstitel verliebt hatte. Er sah endlich die Chance wieder auf einem Schloss zu leben und in die Gesellschaft zurückzukehren, in die er eigentlich gehörte.

Sie begannen eine Affäre. Für den charmanten Sidney kein Problem. Er hatte sie nach einem viertel Jahr so weit, dass sie ihn Heiraten wollte. Und dann kam der verdammte Falklandkrieg. Aus der Hochzeit wurde nichts. Nicht einmal eine Verlobung war mehr drin. Sidney sah sie nie wieder. Als er nach einem Jahr im Ausland zurückkehrte, wollte er sie in ihrem Apartment in London aufsuchen. Das Schild an der Tür war ein anderes. Sie war jetzt Mrs Florence Cooper-Aston.

Die letzte Beziehung, die er hatte, war ebenfalls nichts dauerhaftes gewesen. Das Mädchen, Monica Sonderguard, war viel zu jung für ihn. Sie war eine dänische Soldatin, die er auf einem UN-Treffen kennengelernt hatte. Sie hatten eine wundervolle Woche in London verbracht. Dann war sie wieder nach Hause gefahren. Ein paar mal hatten sie telefoniert. Dann herrschte Funkstille.

Er war wieder in seinem Zimmer. Hamgleigh unterbrach sein Schnarchen nur, um ab und zu vor sich hin zu klugsen. Als er hörte, wie jemand an der Tür draußen vorbeischlich, wusste er, dass das Bad nun frei war.

River kam ihm im Gang entgegen. "Wecken sie Hamgleigh. Es gibt Arbeit."

Rhidian hatte ein Motorboot beschafft. Es ankerte am Hafen. Um es zu bezahlen gingen die restlichen Dollars drauf, die er noch besaß. Folby hatte über das Satellitentelefon versprochen, neues Geld zu schicken.

Im Morgengrauen, als alle Fischer schon auf dem Meer waren und der Hafen wie ausgestorben dalag, verfrachteten sie die Kisten aus dem Bus ins Boot. Ein etwa 10 Meter langer Kutter, mit einer Deckshütte in der Mitte. Dort schafften sie auch die Kisten hinein.

Hamgleigh und Frank blieben als Wache zurück.

Eine halbe Stunde später teilte Rhidian den anderen seinen Plan mit. Marqui, Hamgleigh, Frank und Ron sollten die Küste entlang zur "New Ocean Star" fahren. Die anderen, Sidney, Föhrenson, Biggs, O�Harrow, Jane und Bridge selbst, würden mit dem Bus wieder zum Beobachtungsposten an der Hangstraße fahren. So geschah es auch.

Die beiden Söhne von Fuimiero, Sasho und Ben kamen gegen 3 Uhr morgens am Camp an. Tiggo, der Vorarbeiter schlief aber schon in seiner Hütte. Sie wussten, dass er sehr wütend werden würde wenn sie ihn weckten. Und zu den Piraten aufs Schiff trauten sie sich nicht. Wachen mit Gewehren patrouillierten auf dem Deck. Einer der Arbeiter, der noch nicht total betrunken war, erzählte ihnen, dass der Chef der Piraten gestern Nacht mit einem Motorboot gekommen sei und an der Landzunge festgemacht habe. Jetzt sei er auf dem Schiff mit einem Mädchen.

Die Fuimiero Sprößlinge beschlossen erst einmal zu schlafen. Morgen konnten sie irgendwem die Neuigkeiten schon noch erzählen.

Als die Sonne aufging dauerte es noch drei Stunden bis Tiggo endlich aufstand und seine Frau aus der Hütte jagte um Wasser zu holen.

Sasho und Ben zögerten noch eine halbe Stunde herum, bis sie endlich eintraten. Tiggo saß am großen Esstisch und spießte mit einem Messer Brotbrocken auf um sie in den Mund zu stecken. "Ja, was wollt ihr? Heut gibts keine Arbeit. Das Schiff legt ab. Macht das ihr rauskommt!"

"Äh, wir wollen gar nicht arbeiten. Wir kommen wegen einer anderen Sache." Sasho, der ältere der Beiden erzählte Tiggo die ganze Geschichte von ihrem Vater und den Engländern.

Tiggo grunzte. Er konnte sich keinen Reim darauf machen. Sollte er es dem Piratenkapitän erzählen oder nicht? Er hatte Angst vor diesem großen Mann, der ihm gestern auf dem Fest, als alle so fröhlich waren, die Laune verdorben hatte.

"Tiggo" hatte er gesagt. "Tiggo, wir sind ja Freunde. Aber wenn du oder irgendeiner deiner Leute, je ein Wort über das Schiff oder mich verliert, schneid ich dir die Kehle durch."

Er hatte das mit einer kalten, schneidenden Stimme gesagt. Das Fest um ihn herum ging weiter, während Tiggo am liebsten zu seiner Frau in die Hütte gerannt wäre. Wenn er ihm eine Sache verheimlichte würde er sicher auch kommen und ihn töten. Dessen war sich Tiggo ganz sicher.

"Gut, haut jetzt ab. Oder besser! Bleibt hier, dann könnt ihr dem Kapitän alles selber erzählen."

Zu Dritt schritten sie auf das Schiff zu.

An Bord machte der Kapitano, so nannten ihn seine Leute, seine kleinen Spielchen, die ihm das Leben versüßten. Die Kleine die er an Bord genommen hatte, war eine Enttäuschung gewesen. Er hatte gehofft, dass sie mehr Weinen und Betteln würde. Aber als sie erwartungsvoll nackt im Bett der Kapitänskajute lag und er ihr ins Gesicht schlug, hatte sie ihn nur entsetzt angestarrt. Früh morgens war er fertig gewesen und hatte die verstörte junge Frau wieder von Bord gejagt. Mit der war nichts zu anzufangen.

Aber er hatte ja noch den Europäer. Den ganzen Tag über hatte er sich schon darauf gefreut, den gefangenen Kapitän zu foltern. Sie brauchten ihn nicht mehr. Als er gestern in der Stadt war um das Bestechungsgeld für die Polizei zu überbringen, hat er einen neuen Kapitän mitgebracht.

Es war jetzt fast Mittag. Er wollte nicht mehr warten bis sie abgelegt hatten und stieg die Treppe zum Schiffsinneren hinunter. Tief unten im Schiffsbauch war der Kapitän in einer Abstellkammer eingesperrt.

Er schlief zusammengekauert auf dem Boden und sprang sofort auf, als er hörte, dass die Tür geöffnet wurde. Die Kette um seinen linken Knöchel erlaubte ihm nur etwa einen Meter weit von der Wand wegzugehen.

Die letzten zwei Tage hatte Newman Todesangst gelitten. Er hatte die Hoffnung aufgegeben, gerettet zu werden. Hilfe war nicht in Sicht. Er wusste, dass er früher oder später getötet werden würde. Er hatte mit seinem Leben abgeschlossen.

Der Piratenchef trat ein und schloss die Tür hinter sich. Unter den Arm hatte er sich die lange Machete geklemmt, die er schon bei der Erstürmung des Schiffes bei sich hatte.

"Gut geschlafen, Kapitän?"

Newman antwortete nicht und starrte ausdruckslos an die Wand.
Der Pirat kam näher. Und schlenderte langsam um ihn herum, während er ihn begutachtete.

Bevor Newman wusste, was geschehen war, bekam er einen Tritt in die Kniekehlen. Er ging in die Knie und fing seine Sturz mit den Händen ab. Dann wurde sein Kopf an den Haaren zurückgerissen. Der Pirat legte ihm die Klinge an die Kehle.

"Ich hab sie gefragt, ob sie gut geschlafen haben?" herrschte er ihn an.

"Nein, der Boden ist sehr hart." Newmans Todesangst kehrte zurück. Aus einem Schnitt am Hals begann Blut herunter zu fließen. Der Mann war ein Psychopath.

"Schön. Tut mir wirklich leid, dass ich ihnen keine Henkersmahlzeit angeboten habe. Aber es ist besser, wenn sie nichts im Magen haben. Sonst kotzen sie mich noch voll." Der Knauf der Machete sauste auf Newmans Kopf herab. Betäubt knallte er auf den Metallboden. Der Pirat machte sich daran, seine Arbeit zu beginnen. Er streckte einen der leblosen Arme aus und spreizte die verkrampften Finger. Er musste gut zielen, damit jeder Finger einzeln abfiel. Stümperhafte Arbeit machte ihn wütend. Er kniete sich auf den Boden und nahm die Machete. Er wollte nicht daneben schlagen.

Gerade als er ausholte um den Daumen des Bewusstlosen abzuhacken, wurde zaghaft an der Tür geklopft. Der Pirat sprang auf und musste erst einmal seinen Atem beruhigen, bevor er öffnete.

Vor der Tür stand eine der Deckswachen und während er versuchte einen Blick ins Innere der Kammer zu erspähen, brachte er sein Anliegen vor.

"Der fette Vorarbeiter und zwei andere Männer warten oben. Sie sagen, dass sie was Wichtiges wüssten."

Der Piratenchef scheuchte den Boten weg und schloss die Tür sorgfältig hinter sich zu. Den Schlüssel steckte er ein, als er ärgerlich die Treppen wieder hinaufstieg.

Rhidian überlegte schon die ganze Zeit, ob er Jane wieder nach England zurückschicken sollte. Die Dassauld wartete 50 Kilometer entfernt auf dem Rollfeld. Aber die Zeit lief ihnen davon. Die "New Ocean Star", jetzt hieß sie "New Asian Glory", konnte jeden Moment ablegen. Es war bereits 13 Uhr nachmittags. Lebensmittel waren an Bord gebracht worden. Außerdem hatten die Piraten einen der großen Container aufgebrochen. Die zum Vorschein gekommenen Sport-Shirts waren großzügig an die Dorfbevölkerung verteilt worden. Auch eine Art von Bezahlung.

Das Motorboot ankerte hinter der Landzunge. Jederzeit bereit die Verfolgung aufzunehmen. Jane war ihm Weg.

Schließlich, traf er eine Entscheidung. Sidney und Föhrenson sollten Jane zum Flugzeug bringen. Als er ihr seine Entscheidung mitteilte, war sie nicht sehr erfreut.

"Wieso soll ich wieder zurückfliegen? Wissen sie, ob sie mich nicht mehr brauchen? Auf dem Schiff störe ich nicht."
Rhidian unterbrach sie: "Frauen haben bei einem solchen Einsatz nichts zu suchen."

Damit war für ihn die Diskussion beendet.

Die Fahrt hin und zurück dauerte mehr als fünf Stunden. Die Straßenverhältnisse waren wirklich schlecht. Zum Abschied hatte Jane Föhrenson und Sidney einen Kuss auf die Wange gegeben. Sidney hörte noch immer die Worte, die sie ihm ins Ohr geflüstert hatte.

"Vielleicht sehen wir uns ja wieder."

Der Kutter schipperte durch das Meer. Sie machten 35 Meilen. Schnell genug um die "New Ocean Star" einzuholen.

Als Sidney und O�Harrow zurückgekommen waren. War es schon dunkel gewesen. Die "New Ocean Star" hatte den Hafen schon vor 3 Stunden verlassen.

Alle 9 Männer waren im viel zu kleinen Decksaufbau versammelt. Die drei Kisten waren geöffnet worden. Neben dem Steuerrad, hatte Rhidian ein hochleistungsfähiges Radar angebracht, das in einer der Kisten verstaut war. Die beiden Lichtpunkte, die die Sender an der Außenwand der New Ocean Star aussendeten, waren deutlich auf dem Schirm zu sehen.

Bis auf Rhidian trugen sie alle schwarze Kampfanzüge. Die Browning Pistolen steckten in den Holstern. Manche hatten sie quer über die Brust gespannt, andere unter der linken Achsel. Sidney trug die Waffe an seinem rechten Oberschenkel. Jeder hatte eine Heckler&Koch MP5 vor sich oder in den Händen. Die 30 Schuss Magazine waren mit Vollmantelgeschossen gefüllt.

Das Kampfmesser, das Sidney lieber als Wurfmesser benützte, und mit dem er zielsicherer traf als sonst jemand beim SBS, steckte griffbereit im Gürtel.

Jeder besaß eine Sprechfunkausrüstung. Der kleine Lautsprecher steckte im Ohr. Das Mikrofon führte zum Mund. So standen sie untereinander und mit dem Motorboot in Kontakt.

Ganz unten aus einer der Kisten waren noch ein Heckler&Koch Granatwerfer vom Typ HK69 und eine Harpune zum Vorschein gekommen. Marqui schnappte sich die Harpune und Rhidian nahm den Granatwerfer und einen ganzen Pack 40mm Granaten dazu.

Nun schärfte er ihnen noch einmal die Befehle ein:
"Ich hoffe, jeder hat noch die Schiffspläne genau im Kopf. Wir fahren links längseits zum Schiff. Ihr klettert über das Vorderdeck an Bord. Von dort dringt ihr in zwei Trupps nach hinten vor. Ihr geht gleichzeitig von beiden Seiten in das Decksgebäude und überwältigt alle Piraten. Wenn ihr fertig seit, funkt mich an.

Und denkt daran. Vermeidet es jemanden zu töten. Wir befinden uns zwar in internationalen Gewässern, aber wir sind keine schießwütige Cowboys. Sollte es sich aber nicht vermeiden lassen, dann zögert nicht die Waffen zu benützten. Die Kerle haben eine ganze Schiffsbesatzung ermordet."

Die "New Ocean Star" war um 15 Uhr nachmittags losgefahren und schaffte wohl 20 Meilen pro Stunde. Der Kutter mir den MRM Leuten war um 18:30 Uhr gestartet und machte etwa 35 Meilen. In dreieinhalb Stunden, also um 22 Uhr mussten sie die "New Ocean Star" eingeholt haben.

Der Piratenchef hatte die Warnung von Sasho und Ben erhalten. Sie hatte ihn bestürzt. Briten die sein Schiff beobachteten. Das war gefährlich. Er wusste nicht um wen es sich handelte, aber er hatte so ein Gefühl.

Er war kein gewöhnlicher Pirat. Er war ein hoher Offizier in einer Armee Südostasiens gewesen. 1990 war er einem Säuberungsprogramm der Regierung zum Opfer gefallen. Der als Sadist und Meuchelmörder bekannte Offizier, der für die Militärjunta hunderte von Zivilisten foltern, erschießen und in Massengräbern verscharren ließ, war für die neue, USA freundliche Regierung. nicht mehr tragfähig. Sie hatten ihn kurzerhand rausgeschmissen.

Früh hatte er erkannt, welches Geschäft die Piraterie war. Einen Monat nach seinem Rausschmiss hatte er mit den richtigen Leuten Kontakt aufgenommen.

Ein schmieriger Amerikaner namens Burton mit dem er in Hong Kong zusammentraf. Er hatte ihm seinen ersten Auftrag vermittelt. Dann hatte er mehrere Jobs für den Franzosen übernommen. Richeleon, der Playboy, der von einer Party zur anderen jettete. Außerdem war da noch Hang Zeh, der einflussreiche Unterweltboss.

In den letzten Jahre hatte er auf jeden Fall immer viel Arbeit gehabt. Und ein gutes Einkommen. Noch nie war eine Entführung in die Hose gegangen. Er konnte sich seine Auftraggeber aussuchen. Und wechselte daher auch nach jedem Einsatz.

Briten. Das bedeutet angeheuerte Leute von irgendeiner Versicherungsgesellschaft oder des Eigentümers. Er kannte sich im Geschäft aus. Das MaritimeRiskManagament hatte in den letzten beiden Jahren das Geschäft aufgemischt. Die anderen Piratenkapitäne hassten die Männer vom MRM. Die Bosse waren verärgert über Dutzende von verpatzten Geschäften. Immer mehr Schiffe besaßen ein Frühwarnsystem, das den Piratenjägern den Weg zu der Beute wies.

Die "New Ocean Star" hatte keines. Das beruhigte den "Kapitano" der "New Asian Glory".

Von den beiden Sendern am Schiffskörper, die ständige ihre Funksignale über das Meer sendeten, ahnte er noch nichts.

Trotzdem beschloss er heute Nacht lieber unter Deck in der Nähe der Geisel zu schlafen. Sicher ist sicher.

 

 

Der Kutter pflügte sich durch die dunkle See. Die 8 Männer an Bord schauten sich um. Das Meer war in dieser Nacht ruhig und sie fuhren immer noch Höchstgeschwindigkeit um die "New Ocean Star" möglichst schnell zu erreichen. Keiner sprach ein Wort, einige kauten Kaugummi oder spuckten ab und zu ins Wasser.

Sidney sah in ihre Gesichter. Harte ausdruckslose Mienen. Ob er auch so aussah? Wahrscheinlich. Wenn man sein halbes Leben beim Militär verbracht hat, verändert man sich zwangsläufig.

Er hatte sich wie alle das Gesicht mit schwarzer Tarnfarbe eingerieben. Auf dem Kopf trug er eine schwarze Wollmütze. Einige der Männer hatten auch Sturmhauben mit Mund und Sehschlitzen dabei. Er prüfte ein letztes mal seine MP5. Die 9mm Browning steckte fest im Holster, der an seinem Gürtel und dem rechten Oberschenkel festgeschnallt war. Die MP hatte er wie alle auf den Rücken festgezurrt und nicht wie eigentlich üblich, lose vor der Brust hängen. Bei dem Geschlicklichkeitsparcour, den sie vor sich hatten, würde sie dort erheblich stören.

Marqui stand breitbeinig auf dem Dach der Deckshütte. Er machte auch als erster mit einem Zeichen klar, was Bridge schon seit ein paar Minuten auf dem Radar sah. Die "New Ocean Star".

Das mächtige Schiff lag nur noch wenige hundert Meter vor ihnen. Wie ein Gespenst tauchte sie groß und respekteinflößend aus der Dunkelheit auf.

River drosselte den Motor und man hörte nur noch das plätschern des Wassers als das kleine Boot links neben dem Oceanriesen durchs Wasser glitt. Es war soweit!

River drehte sich zur offenen Tür um: "OK, ihr wisst was zu tun ist. Ihr klettert an Bord und übernehmt das Schiff. Ich bleibe hier und überwache den Funk. Wenn ihr Hilfe braucht," er deutete auf den HK 69 Granatwerfer neben dem Steuerblock, "funkt mich an und ich feure ein paar Blend- oder Gasgranaten aufs Deck um euch Deckung zu geben. Hoffen wir das es nicht soweit kommt." Er nickte Marqui zu. Der bückte sich und holte die Harpune aus der Sporttasche zwischen seinen Füßen. Fachmännisch ordnete er die Stricke und Seile und befestigte das Ende an einer Öse am Schiff. Er zielte kurz und schon flog das Geschoss schlaggernd im hohen Bogen durch die Luft. Der Aufprall auf dem Heck war nur gedämpft zu hören. Eine Weile hielten alle den Atem an. Als sich an Bord jedoch nichts rührte, zog Marquis das Seil straff und verknotete es. "So Sidney, du bist dran."

Sidney kletterte nach oben und prüfte kurz das Tau mit seinen behandschuhten Händen, atmete tief durch und stieß sich mit dem Rücken zum Wasser vom Boot ab. Schnell zog er die Beine hoch und verschränkte sie über dem leicht nachgebenden Seil. Rhidian korrigierte sofort mit einem Schwenk des Bootes und das Seil war wieder straff. Sidney begann routiniert mit dem Aufstieg. Er setzte eine Hand vor die andere und zog sich mühselig nach oben. Das Schnellboot fuhr parallel zum Schiff und River bemühte sich immer die selbe Geschwindigkeit und Abstand beizubehalten. Nach dem Sidney einige Meter weit gekommen war stieß sich der nächste Mann ab und kletterte genauso wie Sidney das Seil hoch. Nach etwa 50 Sekunden, die Sidney wie eine Ewigkeit vorgekommen waren, hatte er die 15 Meter Höhenunterschied überwunden und hielt sich mit einer Hand an der Reling fest. Nun folgte der gefährlichste Teil. Sidney musste als erster an Bord gehen, sollte jedoch jemand etwas mitbekommen haben und bereits auf sie warten würde Sidney auch der erste sein der.... Er schluckte und ließ das Tau los. Kopfvoran glitt er über die Bordwand und drückte sich auf den Boden.

Kein Ton war zu hören.

Sidney ging in die Hocke und löste die HK. Mit der MP im Anschlag sicherte er die Umgebung. Sie befanden sich auf dem Vorderdeck des Schiffes. Zahlreiche niedrige Aufbauten versperrten ihm die Sicht. Der Enterhaken der Harpune hatte sich in einer offenen Rohrleitung verfangen, von denen hier viele aus dem Boden ragten. Neben ihm kam Biggs leise ächzend an Bord. Ihm folgte Marquis der sich kurz vergewisserte, dass der Enterhaken noch richtig saß und dann wieder zu Sidney kroch. Nach etwa 3 Minuten waren alle acht Mann an Bord und bevölkerten das Vorderdeck. Sie mussten sich nicht lange bereden, da die Rollen schon vorher klar gemacht worden waren. Sidney robbte mit seinem 3 Männern langsam zur steilen Treppe die auf das einige Meter unterhalb gelegene Zwischendeck führte. Marquis beeilte sich um mit seinen Männern die selbe Position auf der anderen Seite des Schiffes einzunehmen. Ein kurzes Knacken im Kopfhörer wies Sidney daraufhin, dass alle in ihrer Position waren. Er hastete geduckt die Treppe hinab. Ron, Briggs und Hamleigh folgten ihm sofort. Nun musste es schnell gehen. Rechts von ihnen befand sich das Meer und links waren doppelt mannshoch die roten und schwarzen Container gestapelt. Auf dem langen Gang dazwischen gab es überhaupt keine Deckung. Wenn sie hier entdeckt wurden, konnte ein einziger bewaffneter Gegner auf dem Hinterdeck sie in kürzester Zeit ausschalten. Geduckt stürmten sie vor und versuchten dabei jedoch immer noch möglichst wenig Lärm zu machen. Sie erreichten die Treppe die wieder hinauf zum Vorderdeck führte. Sidney blies kurz ins Mikrofon um Marquis mitzuteilen das er bereit war. Kurz darauf ertönte ein weiteres Knacken als Bestätigung. Noch immer war von oben nichts zu hören.

Die HK in einer Hand haltend krabbelte Sidney auf allen Vieren oder besser allen dreien die Treppe hinauf. Er spähte über den Absatz konnte aber bis auf das Licht das unter der Türschwelle des Mannschaftsraumes hervor schien nichts erkennen. Er gab den anderen die voller Anspannung auf der Treppe warteten ein Zeichen das alles in Ordnung war.

Sie hasteten über die wenigen Meter freie Fläche und gingen an der Wand des Decksaufbaus in Deckung.

Sidney lehnte sich mit dem Rücken gegen die kalte Metallwand und gab den Funkspruch an Marqui durch: "In dem Mannschaftsquartier scheint jemand zu sein. Ich schick Biggs und Hamleigh rein. Ron sichert von außen ab während ich hoch zur Brücke geh. Verstanden?"

In seinem Ohr klang die Stimme von Marqui: "Oui, ich schick von der anderen Seite Jack und Föhrenson auf die Brücke. O�Harrow kommt Biggs und Hamleigh in der Mannschaftsquartiere entgegen. Ich stürm alleine die Kapitänskabine. Ron, passen sie auf das keiner abhauen will. Over."

Es gab nichts mehr zu sagen. Sidney gefiel es nicht, dass auf Marquis Seite niemand außen sicherte. Aber sie waren einfach zu wenig Männer für ein so großes Schiff. Biggs und Hamleigh waren links und rechts der Tür zu den Mannschaftsräumen in Position gegangen. Ron konnte er nicht sehen, wusste aber das er irgendwo lauerte. Sidney stieg langsam und vollkommen leise die schmale Treppe mit dem niedrigen Geländer zum Steuerraum hoch. Jedesmal wenn er an einem der kleinen Fenster vorbeikam duckte er sich um von Innen nicht gesehen zu werden. Als er an der weißen Tür zum Steuerraum ankam trat er einen halben Meter von der Tür zurück und packte die MP5 fester. Er hörte wieder ein Knacken und pfiff ins Mikrofon. Das Zeichen das er bereit war. Nachdem jeder in das Mikrofon gepfiffen hatte, also nach dem achten Knacken, sollten sie langsam bis 5 zählen und dann stürmen.

Vier, fünf, sechs, sieben ... acht, da war es. Sidney zählte von 25 abwärts bis 21 und drückte die Türklinge.

Nicht abgeschlossen. Er gab ihr einen starken Stoß und sie flog auf und krachte gegen die Wand. Wie ein Echo ertönte von der anderen Seite das selbe Geräusch.

Die MP 5 im Anschlag stürmte Sidney in den Raum. Am Steuercomputer stand ein verblüffter junger Asiate und starrte Sidney mit großen Augen an. An der Rückwand stand ein kleiner Tisch an dem zwei weitere Männer gerade Karten spielten. Einer, der gerade dabei war ein As auszuspielen, versuchte, die Lage schnell erfassend, den auf der Tischplatte liegenden .45er Colt zu greifen. Sidney schwenkte die MP, sah jedoch aus den Augenwinkeln, dass es unnötig war, da Föhrenson bereits mit großen Schritten durch den Raum geeilt war und dem Kartenspieler den Lauf seiner Maschinenpistole von hinten an den Hals drückte.

Sidney forderte den Mann am Steuercomputer mit einem unmissverständlichen Schwenk der MP auf die Luger Automatik, die in seinem Hosenbund steckte vorsichtig auf den Boden zu legen. Und befahl ihm dann, sich zu seinen zwei Kumpanen zu begeben, die bereits mit hinter dem Kopf verschränkten Armen auf dem Boden knieten und von Föhrenson auf weitere Waffen durchsucht wurden.

"Brücke gesichert." stieß Sidney kurz ins Mikrofon

Die drei waren sauber. Sie waren vollkommen überrascht worden. Jedoch lehnten in einer Ecke zwei AK-47 Sturmgewehre.

Nun lagen die drei Piratenlagen auf dem Bauch und wurden von Jack gefesselt, während Föhrenson die Waffen einsammelte.

"All right hier, in den Mannschaftsräumen. 5 Leute. Die meisten haben geschlafen. War einfach." tönte Biggs ins Mikro.

"Kein Mensch hier in der Kabitänskabine. Irgendwie komisch." drang Marquis stimmte an Sidneys Ohr.

Sidney brüllte die gefesselten Männer an: "Wieviel seit ihr? Combien de persona est-ce que vous ètes?"

"Neuv." Kam die gequälte Stimme zurück.

Sidney gab diese Neuigkeit an die anderen weiter und mahnte sie zur Vorsicht. Irgendwo auf dem Schiff befand sich noch ein Pirat. Er hastete die Treppe wieder hinunter wo Marqui, Ron und Biggs bereits auf ihn warteten. Hamleigh tauchte aus einer Tür auf: "Wir bringen besser alle Gefangenen in das Mannschaftsquartier. Dann können wir sie besser bewachen."

"Biene, Föhrenson soll auf der Brücke bleiben und den Kurs Nord Nord West einschlagen. Wenn alle Gefangenen verstaut sind bewachst du und O`Harrow sie. Jack soll aufpassen das keiner die Brücke stürmt." Marquis Anweisungen waren zwar nur an Hamleigh gerichtet, aber über die Funkgeräte erfuhren alle gleich was sie tun sollten.

Jetzt meldete sich auch River wieder zu Wort: "Macht endlich das ihr fertig werdet. Passt auf falls der Kerl bewaffnet ist. Das alles verläuft nicht nach Plan."

Sidney, Marqui, Ron und Biggs fächerten aus und begannen das gesamte Hinterdeck zu durchkämmen.

Sidney stieg gerade eine Treppen in das Innere des Schiffs hinunter um den Maschinenraum zu inspizieren, als von unten das Geräusch von Schritten ertönte. Sofort fuhr die HK an sein Kinn und Sidney starrte gespannt zum Ende der Treppen. Die Schritte wurden lauter und Sidney sah einen Schatten an der Wand. Er spannte jede Sehne seines Körpers und tippte immer wieder leicht auf den Abzug um sich zu beruhigen. Er ließ die linke Kante des Treppenabsatzes keinen Moment aus den Augen und plötzlich tauchte die Gestalt auf. Im letzten Moment erkannte Sidney die zweite Person, die der ersten eine Machete an den Hals hielt. Verblüfft starrte er auf das seltsame Paar. Die Beiden bogen auf die Treppe ein als sie ihn sahen und ebenso verblüfft wie er, stehen blieben. Sidney erkannte in wenigen Augenblicken das es sich bei der einen Person um einen großgewachsenen Asiaten und bei der anderen um einen Europäer handelte. Er musste eine Geisel sein. Wahrscheinlich ein Überlebender der Schiffsbesatzung den die Piraten aus irgendeinem Grund mitgenommen hatten.

"Legen sie die Waffe weg, sie haben keine Chance! Die "New Ocean Star" befindet sich in unserer Hand. Lassen sie die Geisel gehen und kommen sie mit mir an Deck. Dann wird ihnen nichts geschehen." Sidney hoffte das Marqui und die anderen alles gehört hatten und oben bereits in Stellung gingen. Der Asiate antwortete auf Englisch: "Fuck you, geh langsam nach oben oder ich schneid dem Kerl die Kehle auf." Die schweißüberströmte Geisel bekam einen Schubs und torkelte die enge Treppen hinauf. Sidney wich mehrere Schritte zurück. Er hatte kein freies Schussfeld und etwas anderes konnte er nicht tun. Er erreichte wieder das Oberdeck und trat rückwärts in die frische Luft. Wenige Sekunden nach ihm folgte der Pirat mit seiner Geisel. Er presste sie eng an sich und hielt in der anderen Hand eine Pistole. Er schaute sich misstrauisch um und befahl: "Mach das Rettungsboot da klar! Und leg die MP weg." Sidney schlenderte langsam rückwärts zum Rettungsboot das an der Reling festgezurrt war, ließ aber den Piraten keinen Moment aus den Augen. Die MP5 behielt er trotz der Anweisung in beiden Händen. Sein geschultes Auge hatte die anderen längst ausgemacht.

Marqui hockte keine 7 Meter entfernt vom Geiselnehmer, der ihm den Rücken zuwendete, hinter einer Holzkiste. Ron lehnte die HK im Anschlag nur von Sidneys Standpunkt aus sichtbar an der Wand des großen Deckgebäudes. Oben an der offenen Tür zur Brücke kauerte Jack, von dem man nur die schwarze Sturmhaube sah, und aus einem der weiter entfernten Rettungsboote ragte bei genauem hinsehen der Lauf einer Waffe, Biggs.

"Wir können verhandeln. Wie viel Geld bekommst du für diesen Job? 5000 Dollar? 6000 Dollar? Ist es das Wert zu sterben? Wir wollen keinen Ärger. Lass einfach die Waffen fallen."

"Shut up! Leg die MP in das Boot und hau dann ab. Den Rest mach ich selber." Der Pirat schien langsam sichtlich nervöser zu werden und blickte sich ständig, wie ein gejagtes Tier um.

Aus dem Lautsprecher im Ohr hörte Sidney Marqui flüstern. "Pass auf! Wenn er das Boot runterlässt muss er die Geisel loslassen. Dann haben wir ihn."

Sidney tat was Marqui gesagt hatte und ging rückwärts hinter einen niedrigem Decksaufbau. Erst dort legte er die HK für den Piraten gut sichtbar auf das Dach. So zeigte er dem Piraten klar das er nicht einzuschüchtern war jedoch bereit auf Kompromisse einzugehen. Immer noch skeptisch behielt der Asiate Sidney im Auge, konnte aber nichts gegen dessen Ungehorsam tun, und befahl der Geisel das Boot herunterzulassen.

Die Deckhütte war nur etwa einen Meter hoch und so konnte der Pirat nicht sehen, wie Sidney langsam die Browning aus dem Holster zog und entsicherte. Der Pirat beging den großen Fehler nur immer nach rechts zu Sidney und links zur Geisel, die das Boot fertig machte, aber nicht nach hinten zu blicken. Dort schob sich Ron gerade um die Ecke des großen Deckgebäudes und hatte nun freies Schussfeld auf den Geiselnehmer.

Die Geisel bediente die Winde um das Rettungsboot ins Wasser zu lassen, was für einen einzelnen Mann eine recht große Anstrengung bedeutete. Plötzlich rutschte die Kette durch und das Boot rasselte einen halben Meter nach unten, wo es schwankend gegen die Bordwand schlug. Der Pirat sprang fluchend zwei große Schritte zur Reling und hielt das Boot mit der linken Hand fest. Dazu musste er die Machete fallen lassen, die klirrend liegen blieb. Einen Moment war seine Pistole auf niemanden gerichtet. Ron schoß.

Die zwei 9mm Kugeln schlugen in die Schulter und ins Schlüsselbein ein und die Pistole flog dem Piraten aus der Hand. Die Geisel hatte sich geistesgegenwärtig ins schwankende Rettungsboot fallen lassen. Der Pirat stand ungläubig alleine da. Der Moment der Überraschung dauerte jedoch nur einen Atemzug und blitzschnell steckte er die unverletzte linke Hand in die Jackentasche.

Sidneys scharfe Augen erkannten sofort den Gegenstand, den er in der Hand hielt und hinderte ihn mit drei Kugeln aus der Browning daran seine Bewegung auszuführen.

Marqui der im Halbdunkeln, gedeckt von den Kisten, näher geschlichen war, kam nicht mehr zum Schuss.

Er richtete sich wieder zur vollen Größe auf. Biggs riss die Plane von seinem Rettungsboot und kletterte behende heraus. Die vier Männer schritten langsam auf den am Boden Liegenden zu. Die starren Finger des Toden hatten sich um die schwarz glänzende Handgranate verkrampft.

"Hier River. Was zum Teufel ist bei euch da oben los?"

"Aktion beendet. 8 Gefangene, ein Toter und eine befreite Geisel, Boss."

Newman bewies an Hand der Schiffspapiere das er der Kapitän der "New Ocean Star" war und hatte sein Schiff wieder übernommen. Am nächsten Morgen tauchte ein Schnellboot auf und brachte die neue Besatzung an Bord, die Shiptech hastig in Singapur angeheuert hatte. Die Piraten wurden gefesselt und auf das nun leere Boot umgeladen. Einem hatten sie die Handschellen abgenommen damit er das Boot zur nahegelegenen malaiischen Küste steuern konnte. Dort mussten sie sich erstmal von ihren Fesseln befreien und dann versuchen irgendwie wieder nach Hause zurückzukommen. Die Waffen hatten Marqui und Sidney ebenso wie den Toten, mit Gewichten beschwert, über Bord geworfen.

Das letzte Problem war, dass die bewaffneten MRM Söldner nicht einfach so am nächsten Hafen aussteigen konnten. Das hätte logischerweise Verwicklungen mit den Zollbehörden und der Polizei gegeben. Deshalb nahm sie fünf Tage später mitten im Roten Meer bei ruhigem Seegang ein Wasserflugzeug auf und brachte sie wieder nach England zurück.

Sidney hatte in den letzten Tagen nicht sehr viel gesprochen und ohne viel Worte sein Geld genommen. Er dachte über seine Zukunft nach. John Folby drängte ihn eine Entscheidung zu treffen. Er wollte Sidney fest anstellen, mit einem 5 Jahresvetrag. Einerseits hatte es ihm gefallen wieder mit Kameraden zu kämpfen. Andererseits war er sich nicht sicher ob er den Rest seinem Lebens Piraten jagen wollte. Sie fingen immer nur die kleinen Fische. Die großen wie Burton, Richeleon und Hang, soviel hatte er schon gelernt, kamen immer davon.
Jane sah er nicht mehr wieder. Sie war nach Taiwan abgereist, wo sie für einen Geschäftsmann dolmetschte.

Nach einigen Wochen kam er zu einem Entschluss. Im Büro von John Folby hatte er Broschüren über andere private Militäragenturen gesehen. Darunter war eine Firma namens AIM, die ihm aufgefallen war. Er besuchte die Website und sah es sich an. Dort gab es für die einzelnen Söldner anscheinend mehr Freiheiten als bei MRM.

Sollte er es versuchen?

Als er den Firmensitz von MRM verließ drehte er die Broschüre in der Hand.

 

 


Von Job


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