Wenn man Dr. Quan Huaong bittet, etwas aus seinem Leben zu berichten, ist seine Antwort oft nur ein stilles
Lächeln. Der 32jährige hat eine lange Geschichte zu erzählen. Er hat weit mehr erlebt, als die meisten seiner
Altersgenossen.
Am 21. 3. 1967 wird er als siebter Sohn einer Bauernfamilie in der ostchinesischen Provinz
Jiangsu geboren. Im Gegensatz zu seinen Brüdern und Schwestern kann sich Quan nur schwer mit dem
bäuerlichen Alltag abfinden. Anstatt dem Vater beim Bestellen der Reisfelder zu helfen, findet man den Jungen
zwischen Büchern und Zeitungen. Bald nennt man ihn im Dorf nur noch Mao; viele meinen, er müßte nach dem
Studium der Schriften genauso weise sein wie der legendäre Führer der chinesischen Revolution.
Der Vater ist weniger begeistert. Er erkennt, daß Quan nicht für das Bauernleben geboren wurde. Deshalb schickt er den
Jungen 1980 zu einem entfernten Verwandten nach Batang. Der ist Mönch in einem Tibeterkloster. Hier lernt
Quan alles das, was ihm in der kleinbäuerlichen Heimatprovinz versagt geblieben ist. Die Mönche unterrichten ihn
in der Kunst des Heilens und des unbewaffneten Kampfes. Der Junge lernt schell und schon bald beherrscht er
den tödlichen Schlag ebenso perfekt wie die medizinische Versorgung der Verletzten.
Der Aufenthalt im Kloster
verändert aber auch Quans Einstellung gegenüber dem chinesischen Staat. Er wird Zeuge vom friedlichen Kampf
der Tibeter für einen souveränes Land und von der brutalen Unterdrückung jeglicher Freiheitsbestrebung durch
die chinesische Armee. Diese Erfahrung macht ihm zum erbitterten Kritiker des kommunistischen Parteiregimes.
1988 geht er 21jährig nach Peking, um Gleichgesinnte zu treffen und gemeinsam mit ihnen Veränderungen in
China zu erreichen. Als 1989 Panzer auf dem Platz des Friedens auffahren und die Studentenproteste blutig
niedergeschlagen werden, erkennt er jedoch, daß er den Kampf gegen das System nicht gewinnen kann.
Quan muß fliehen, um Gefängnis und Folter zu entgehen. Was folgt, ist eine langjährige Odysee durch das östliche
Asien. Der Mann ist ständig auf der Flucht, weiß, daß er jeden Tag vom Geheimdienst aufgestöbert werden kann.
Er hat nur ein Ziel: das westliche Ausland. 1996 kommt er nach Indonesien. Dort erfährt er von der Möglichkeit,
seine medizinischen Kenntnisse der Sölderagentur A.I.M. zu Verfügung zu stellen. Selbstverständlich gegen ein
nettes Entgeld. Zuerst steht er dem Angebot skeptisch gegenüber, weil es gegen die Überzeugung der Tibeter
Mönche verstößt. Doch bald erkennt der Asiate, daß es die einzige Möglichkeit für ihn ist, dem Teufelskreis der
Flucht zu entgehen. Er nimmt an und überzeugt die Bosse der Agentur schnell von seinen Fähigkeiten. Neuesten
Berichten zufolge bereitet sich der Doktor gerade auf seinen nächsten Einsatz vor. In Arulco will er endgültig
beweisen, was er kann.
Von OSTBLOCK 89