Wir schreiben das Jahr 4530 n. C.! Die Menschheit befindet sich in einer
Zeit der Wandlung und Entwicklung. Es gibt keine einzelnen Machtblöcke
mehr, die Erde ist vereint und besiedelt nun unser Sonnensystem. Man trat bereits
im Jahr 2500 n. C. mit Außerirdischen in Kontakt, welche das Leben der
Menschen maßgeblich veränderten. Neue Technologien und Möglichkeiten
wurden der Menschheit offen. Allerdings taten sich auch neue Abgründe auf.
"Raumschiff `Adler` gibt seit zwei Stunden keine Antwort auf unsere Funksprüche!",
sprach Kommunikationsoffizier Riley, an General Borg gewandt. Dieser fragte
nur: "Seitdem es aus dem Hyperraum kam?" Riley bestätigte mit
einem Nicken. "Fahren sie mit den Funkrufen fort, ich möchte wissen
was da los ist und warum sie den Kurs nicht ändern", sagte General
Borg und starrte weiter auf die Radarschirme. Die farbigen Lichter der Konsole
spiegelten sich förmlich auf seinem Gesicht.
Ein Aufschrei. Die Brückenbesatzung des Schlachtschiffes `Stern von Orion
` wirbelte herum. Der Verursacher, ein Radaroffizier, gab sich keine Mühe
seine Tat zu rechtfertigen, sondern sprach zitternd zu General Borg: "Sir,
wenn die `Adler` ihren Kurs nicht ändert, wird sie in genau 73,4 Stunden
mit der Raumstation `New Berlin` zusammenstoßen. Das wird niemand überleben."
General Borg eilte zu dem Mann und starrte auf dessen Kontrollkonsole. Er nickte
und erkundigte sich ungeduldig nach den Funksprüchen. Riley zuckte mit
den Schulten und schüttelte den Kopf. "Also immer noch nichts",
stellte Borg fest. "Was sieht das Notfallhandbuch für solche Situationen
vor, General, Sir?", fragte Riley und erwiderte tapfer Borgs eisigen, bemessenen
Blick. Borg antwortete nach einer kurzen Zeit des Nachdenkens: "Die komplette
Evakuierung der Raumstation und die Infiltrierung des Schiffes durch unsere
Raumgarde, sollte diese nach 60 Stunden keinen Erfolg haben, wird das Zielschiff
mit taktischen Torpedos zerstört." "Ich werde ein Team unserer
Raumgarde mobilisieren, Sir", sprach Riley und funkte zum Terranischen
Hauptquartier.
Sergeant Dean befand sich auf Heimaturlaub und somit in New York. Diese Stadt
war die größte auf Terra. Sie bedeckte fast die ganze Ostküste
Nordamerikas und beherbergte zwei Drittel der nordamerikanischen Population,
denn ein großer Teil des Kontinents wurde im vierten Weltkrieg von verbotenen
Waffen zerstört. Mutanten zogen durch diese verseuchten Aschewüsten
und Ruinenstädte und lebten ihr jämmerliches Nomadenleben. Manche
von ihnen besaßen sogar alte Fabriken und verhökerten die Produkte
an den Meistbietenden. Die Großstädte waren durch meterdicke Stahlwände
von der Außenwelt abgeschnitten und ließen niemanden hinein. Die
einzige Art in eine solche Gigacity hineinzukommen, war per Flugzeug oder Shuttle.
Die Shuttleports befanden sich meistens in den höchsten Bauten von New
York, welche bis an die tausend Meter hoch waren und wirklich den Himmel kratzten.
Dies war Sergeant Deans Heimat. Trotz aller negativen Aspekte fühlte er
sich wohl hier. Er wurde hier geboren und hatte hier die Schule besucht. Schließlich
wollte er die Galaxie kennenlernen, wie die meisten jungen Männer zu dieser
Zeit. Er meldete sich bei der Terranischen Armee und wurde nach kurzer Zeit,
aufgrund von überdurchschnittlichen Leistungen zu den Elitetruppen Terras
versetzt. Und zwar zu der Raumgarde. Ja, ein Raumgardist zu sein, bedeutete
mehr zu sein als ein normaler Terranischer Marine. Es bedeutete bessere Ausrüstung
zu benutzen, tödlichere Waffen abzufeuern und gefährlichere Einsätze
zu absolvieren. Er fühlte Stolz, Stolz seinem Volk auf diese Art und Weise
zu dienen.
Durch einen lauten Gongton wurde Dean aus seinen selbstgefälligen Gedanken
aufgeschreckt. Er befand sich in einer der berüchtigten U-Bahnstationen,
welche teilweise so groß waren wie eine Kleinstadt aus dem zwanzigsten
Jahrhundert und sich kilometerweit unter der Erde erstreckten. Deans Zug kam
an. Der Sergeant stieg mit einem leicht mulmigen Gefühl in den Zug, er
traute dieser Art von Technik nicht. Welcher Mensch bei Verstand traute schon
High-Tech-Zügen mit einer Spitzengeschwindigkeit von achthundert Kilometern
pro Stunde. Allerdings waren diese Bahnen tatsächlich das sicherste Verkehrsmittel,
das wußte auch Dean, weshalb er sich etwas beruhigte. Müde sank er
in den Sitz und freute sich auf seine Familie.
Nach einer Stunde befand sich Dean endlich in seinem Stadtteil. Der Gongton
ertönte wieder und bedeutete allen Fahrgäste auszusteigen. Der Sergeant
trat mit merkwürdig weichen Knien aus und betrat den Bahnsteig. Er blickte
sich um. Von seiner Familie war niemand da um ihn abzuholen. Dean musste lächeln.
Das passte zu seinem Fleisch und Blut. Er bewegte sich zu dem nächsten
Panoramaaufzug, welcher ihn einen Kilometer in die Höhe befördern
sollte, in die dritte Ebene der Stadt. Die Gebäude der dritten Ebene waren
durch gewaltige, beinahe unvorstellbar gewaltige Brücken verbunden und
Dean hatte vor, sich in ein Taxi zu setzen und diese Brücken zu befahren
um nach Hause zu kommen. Er betrat den Aufzug mit etwa zwanzig anderen Leuten
und erkämpfte sich einen Fensterplatz.
Lautlos setzte sich der Lift in Bewegung und stieg stetig nach oben. Nachdem
sie einen senkrecht nach oben steigenden Tunnel durchquert hatten, welcher sie
erstmal an die Oberfläche bringen sollte, sah Dean die Stadt. Je höher
der Lift stieg umso besser. Der Sergeant hatte sich von dem wunderbaren Ausblick
abgewandt und blickte sich in der Kabine um. Es waren nicht nur Menschen darin,
sondern auch Außerirdische, welche ein schon alltäglicher Anblick
waren. Dean erkannte vier Außerirdischer verschiedener Völker. Einer
hatte eine schimmernde blaue Haut und beruhigende gelbe Augen und eine humane
Figur. Es war ein Trygoner von der Welt Trygon, aus den galaktischen Randbereichen.
Die Trygoner waren eine friedliebende Rasse und sehr tüchtige Händler.
Sie waren auf allen Terranischen Märkten sehr gerne gesehen. Der Blick
schweifte weiter und blieb auf dem zweiten Alien haften. Es war ein Noxianer.
Diese Außerirdischen kamen von der Welt Nox. Sie lebten in ständigem
blauen Zwielicht, denn die Sonne ihres Systems leuchtete in blauem Schein. Nox
hieß auf lateinisch Nacht. Diese Spezies hatte eine fast weiße Haut
und tiefblaue Augen, welche im dunklen so sehen konnten wie die einer Katze,
und eine humane Statur. Die Noxianer lebten unter einem Militärregime und
hatten ein starkes stehendes Heer. Im Jahre 4500 wäre es beinahe zum Krieg
mit ihnen gekommen. Dean erinnerte sich an die Friedensverhandlungen und schaute
sich weiter um. Der dritte Außerirdische enstammte dem Planeten Sarius6B.
Die Sarianer pflegten kaum Kontakt zu den anderen Spezies, somit war kaum etwas
über sie bekannt. Die Sarianer hatten einen dichten Haarwuchs, einen stämmigen
Körperbau und gingen oftmals leicht gebückt, was ihnen bei den anderen
Spezies den Ruf als Affen einbrachte, allerdings zu Unrecht. Die Abenteurer,
welche Sarius6B besuchten, berichteten von der fantastischen Kultur und Kunstfertigkeit
dieser Wesen. Dean bewunderte die Sarianer und beguckte das vierte und letzte
außerirdische Wesen in der Kabine. Niemand war begeistert einen Korianer
in seiner Nähe zu haben. Die Korianer, wie erwartet von der Welt Korian,
bestachen durch ihre roten Augen und pechschwarzen Haare. Ihre Haut war meist
von kränklichem Grau. Sie ähnelten am meisten Menschen, hatten aber
die Schwäche, dass sie sich kaum mit einem anderen Volk arrangieren konnten.
35% aller Verbrechen in New York wurden von Korianern begangen. Dean stoppte
seine kleine Liftexpedition, als die Kabine die dritte Ebene erreichte und sich
die Panzerglastüren öffneten.
Dean hatte den Lift verlassen und befand sich an einem sogenannten Haupverkehrspunkt.
Hier liefen alle öffentlichen Verkehrsmittel zusammen, die Hochgeschwindigkeitszüge,
Busse und auch Taxis. Außerdem befand sich eine Informationsstelle an
jedem Hauptverkehrspunkt. Dean schaute sich um und erblickte Menschen und Außerirdische
in friedlichem Beisammensein. Er befand sich in tausend Metern Höhe und
hatte trotzdem keinen vernünftigen Blick. Die höchsten Gebäude
waren an die sechstausend Meter hoch und hatten ein mächtiges Fundament,
beinahe hundertmal so groß wie die Raumtransporter und Landungsschiffe
der Flotte. Diese Gebäude waren praktisch, denn sie verschwendeten kaum
Grundfläche, sondern gingen in die Höhe. Etwa einhunderttausend Menschen
passten in solch einen Wolkenkratzer. Nur ein Gebäude war noch größer.
Das Hauptquartier Terras. Ein Metall und Glaskasten und achttausend Meter hoch.
Es beinhaltete die wichtigsten Institutionen des Planeten und des Terranischen
Bundes. Das Hauptquartier der Armee, die Admiralität der Flotte, den Chefexplorator
der Kolonien, den Securitymaster der Terranischen Polizei, usw. Dean wandte
den Blick vom versauten Panorama ab und ging zum Verkehrspunkt um sich ein Taxi
zu sichern.
In den Verkehrspunkten war wie immer die Hölle los. Tausende Menschen
drängten in die Züge und Busse und stritten sich um die Taxis. Die
Informationsstellen waren überfüllt von anderen Terranern und menschlichen
Kolonisten, welche ihren Heimatplaneten besuchen durften. Sergeant Dean bemerkte
die Unruhe nur beiläufig während er auf ein Taxi zusprintete. Blitzschnell
sagte er dem Fahrer Bescheid, warf seine Taschen auf die Rückbank und setzte
sich auf den Beifahrersitz. Er nannte dem Fahrer seine Adresse und die Fahrt
begann.
Sie erreichten die erste gewaltige Brücke, welche von dem Hauptverkehrspunkt
in den Stadtrand führte. Dean lehnte sich aus dem Fenster und starrte tausend
Meter in die Tiefe.
Ganz da unten, in der ersten Ebene war das Leben die Hölle. Hier lebte
man in den Ruinen des alten New Yorks. Dort bekämpften sich gewalttätige
Banden und Kopfgeldjäger. Mutanten, die irgendwie den Weg unter den Panzermauern
durch gefunden hatten und Ausgestoßene kämpften hier einen harten
Kampf, nämlich ihr Leben. Dean war selber mal da unten gewesen. Er erinnerte
sich gut. Sie hatten die Aufgabe eine Terroristenbande zu zerschlagen, wozu
selbst die Terranischen Marines nicht in der Lage waren. Sie, die Raumgardisten,
hatten es tatsächlich geschafft. Sie hatten den Kampf zwischen Ruinen und
meterhohen Müllbergen gewonnen, der Sergeant selbst hatte den Rädelsführer
mit seiner Mk.VI-Laserpistole erschossen und triumphierend den Stiefel auf seine
Brust gestellt. Dean grinste. Er war noch jung und voller Eifer gewesen.
Plötzlich bemerkte Dean, dass es nicht mehr weiterging. Er schaute auf
seinen Chronographen. Es war noch nicht Rush-Hour, die tagelangen Staus würden
ihnen also erspart bleiben. Ja, die Staus wurden manchmal nicht mehr in Entfernungen
gemessen sondern in Zeiteinheiten. Der längste hatte drei Tage gedauert,
Dean stand selbst drin und wäre beinahe dem Wahnsinn verfallen. "Was
geht da vor?", fragte er den Fahrer. Der Mann, offensichtlich ein Asiat,
antwortete: "Ein Unfall, ein Laster mit Kampfstoffen ist umgekippt!".
Schleppend und zähflüssig ging der Verkehr weiter.
Schließlich kamen sie an dem Unfallort vorbei. Der Laster lag auf der
Seite, leuchtend-grüne Säure troff auf die Fahrbahn und dampfte auf
dem Plaststahl, der die Fahrbahn bildete. Dean sah die Polizisten in ihren schwarzen
geschlossenen Schutzanzügen. In ihren Fäusten trugen sie Energieknüppel,
welche starke Stromschläge austeilen und einen Aufrührer böse
k.o. schlagen konnten. Die Cops hatten sich um den Trümmerhaufen plaziert
und regelten effizient den Verkehr. Dean schaute auf seinen Chronographen und
sank zurück in den Sitz.
Endlich erreichten sie das Gebäude, in dem Dean wohnte. Es war gute fünftausend
Meter hoch und hatte eine gute Lage, sodass man an unbedeckten Tagen die ganze
Stadt überblicken konnte. Er stieg aus und hätte fast vergessen zu
bezahlen, so freute er sich auf seine Familie und auf seine kleine Tochter.
Mit einem entschuldigenden Grinsen reichte er dem Fahrer seine Chipkarte und
sah, wie der Fahrer den Betrag abbuchte. Es waren 400 Terranische Credits, Taxifahrten
wurden auch immer teurer. Er betrat das Gebäude und suchte seinen Namen
auf dem Klingelbrett. Er fand ihn und drückte auf den kleinen roten Knopf.
Erfreut meldete sich seine Frau und er konnte hören, wie jemand im Hintergrund
die Tür öffnete. Allerdings würde Dean noch in den achtzigsten
Stock fahren müssen. Frohen Herzens trat er zum zweiten Mal an diesem Tag
in einen Panoramaaufzug.
Als Dean den Lift verließ, steuerte er auf seine Wohnungstür zu und
wurde direkt von seiner kleinen Tochter begrüßt, die ihm förmlich
in die Arme sprang. Mit dem Mädchen auf dem Arm trat er ein. Seine Frau
saß im Wohnzimmer, zu ihren Füßen lag das Haustier, ein trygonischer
Wolf, einem Husky nicht unähnlich, jedoch etwas kleiner und mit einem blau-
grau-schimmernden Fell. Der Sergeant ließ seine Tochter wieder herunter
und nahm seine Frau in den Arm. Er hatte sie vermisst und sie ihn auch. Seit
vier Monaten hatten sie sich nicht mehr gesehen, er und sein Team waren auf
Patrouille in den nördlichen Kolonien. Dies war eine unruhige Gegend. Die
Kolonisten waren von Terra fast abgeschnitten. Hilfsgüter und Material
kamen teilweise monatelang zu spät, sodass sich die Kolonisten fast ständig
im offenen Aufruhr befanden.
"Ich bin froh wieder bei euch zu sein", sagte Dean und durchbrach
die Stille. Seine Frau ging gar nicht weiter darauf ein, sondern zog ihn am
Ärmel in die Küche. "Was soll das?", fragte er mit gekonnt
gespielter Empörung. Mit einem kräftigen Stoß wurde er in die
Küche geschubst, woraufhin das Licht ansprang. Der Sergeant erkannte die
Gesichter seiner Freunde und Verwandten, ein lautes "Herzlich Willkommen"
drang an seine Ohren. "Ihr seid doch wahnsinnig!", lachte er, bevor
das große Händeschütteln begann. Endlich mal eine vernünftige
Feier, dachte sich Dean und nahm dankend ein Glas Bier entgegen.
Es war bereits Nacht, als das Telefon klingelte. Dean wurde wach und griff
ungeschickt nach dem Hörer. Seine Frau neben ihm drehte sich genervt im
Bett und trat ihm gegen den Oberschenkel. Der Sergeant zuckte, hob den Hörer
ab und meldete sich. Die Stimme am anderen Ende gehörte seinem Vorgesetzten.
Sie tönte: "Sergeant, Sie werden nun zu einer wichtigen Mission beordert."
"Wie bitte?", fragte Dean ungläubig, "ich habe soeben meinen
Heimaturlaub angetreten und bin erst kurz daheim!" "Sergeant, es ist
mir auch sehr unangenehm Sie zu stören, aber es ist äußerst
wichtig.", fuhr die Stimme fort. "Worum geht´s?", fragte Dean
gereizt und klatschte in die Hände, woraufhin das Licht anging. "Ein
Transportschiff ist auf Kollisionskurs mit einer Raumstation, etwa tausend Klicks
vom Saturnmond Titan entfernt. Alle Kommunikationsversuche sind fehlgeschlagen,
Sie und ihr Team sollen es entern und alles unternehmen, damit es nicht so weit
kommt." Das waren die typischen Aufgaben eines Raumgardisten, dachte Dean
und fragte: "Wann soll ich wo sein!"
Die Stimme antwortete: "Sie machen sich jetzt direkt auf zur New Haven-Militärbasis!"
"Jawohl", bestätigte Dean und legte den Hörer auf. Er gähnte,
stand auf und zog seine Ausgehuniform an. Die Stimme seiner Frau schreckte ihn
aus seinen Gedanken: "Musst du denn schon wieder weg?" Der Sergeant
nickte und bat: "Sag Cathy, das ich sie über alles liebe, ich muss
jetzt los." Seine Frau bestätigte, gab ihm einen Kuss auf die Wange
und legte sich wieder hin.
Draußen herrschte eine cineastische Atmosphäre. Es war Nacht und
sollte dunkel sein, aber die Lichter der mächtigen Wolkenkratzer und der
landenden Shuttles erhellten die Nacht und tauchten sie in Farbe. Der Mond strahlte
hell und auf seiner Oberfläche konnte man die Mondstadt `New Cologne` sehen.
Dean streckte sich und gähnte. Es war eine schöne Nacht. Er schritt
auf ein Taxi zu und stieg ein. Der Sergeant nannte dem Fahrer seinen gewünschten
Zielort und die Fahrt begann.
Es war recht viel Verkehr auf den Highways der dritten Ebene. Sie waren unterwegs
in die fünfte und höchste Ebene, dort befand sich nämlich jede
Militärbasis. Auf der fünften Ebene zu sein, hieß, sich in etwa
fünftausend bis sechstausend Metern Höhe zu befinden. Die Fahrt -würde
mindestes eine Stunde dauern. "Wecken Sie mich wenn wir da sind!",
sprach Dean zu dem Fahrer, machte es sich in seinem Sitz bequem und schlief
ein.
Ein Rütteln am Arm weckte Dean auf. Als er nach wiederholtem Blinzeln die
Augen öffnete, blickte er in das freundliche, belustige Gesicht des Fahrers.
Mühsam rappelte er sich auf und reichte dem Mann seine Chipkarte. Es wurden
600 Credits abgebucht. Die meisten Taxiunternehmen buchten bei dem Ebenenwechsel
zusätzliche Gebühren ab. Dean bedankte sich noch freundlich und stieg
aus.
Er kam an dem Eingangstor der Basis an und wurde prompt von einem Wachsoldaten
angehalten. Dean reichte dem Mann seine Indentycard, ließ sie überprüfen
und ging weiter.
Er betrat die Basis durch den Haupteingang. Der Sergeant musste die Augen zusammenkneifen,
so hell war es im Inneren. Militärisches Personal sauste durch die verzweigten
Korridore und arbeitete Tag und Nacht. Das ist deren Arbeit, die eines Schreibtischhengstes.
Dean wußte nicht so recht wo er hin sollte. Er dachte kurz nach und entschied
sich für den Briefingroom.
Deans Wahl war vollkommen korrekt, denn im Besprechungszimmer war tatsächlich
sein ganzes Team versammelt. An einem Holoprojektor saß General Arden.
Dean salutierte und ließ sich auf den letzten leeren Stuhl sinken. Arden
sprach ihn an: "Sie haben noch nichts verpasst Sergeant. Wir beginnen jetzt
erst!" Dann begann er: "Wir haben vor zehn Stunden ein Transportraumschiff
namens `Adler` erfasst und bemerkt wie es aus dem Hyperraum kam. Alle Funkverbindungen
wurden entweder ignoriert oder nicht gehört. Der Offizier eines nahen Schlachtschiffes,
der `Stern von Orion` stellte dann fest, dass die `Adler` mit einer Raumstation
zusammenstoßen wird, sollte sie ihren Kurs nicht ändern. Sie haben
nun die Aufgabe die Antriebe abzuschalten und die `Adler` zu stoppen. Sollte
Ihnen das innerhalb von 50 Stunden nicht gelingen, wird die `Stern von Orion`
das Objekt mit Raumtorpedos zerstören. Normalerweise haben Sie sechzig
Stunden Zeit, was aus logistischen Gründen geändert werden musste.
Jetzt haben wir bereits nur noch 63,4 Stunden. Sie begeben sich jetzt zu Shuttlebay
7, wo Sie von einem Hyperraumlandungsschiff zu der `Stern von Orion` gebracht
werden. Dort erhalten Sie ihr Equipment. Schließlich werden Sie mit Hellhound-Enterbooten
die `Adler` entern und sich den Weg zum Maschinenraum bahnen. Alle Lebewesen,
welche sie daran hindern wollen, werden ohne jede Gnade eliminiert. Noch Fragen!"
Niemand meldete sich. Die abschließenden Worte Ardens waren nur noch "Viel
Glück", woraufhin das fünfzehnköpfige Team den Raum verließ
und zum Shuttlebay sprintete.
Am Shuttlebay angekommen, starrten die Soldaten in den Himmel und sahen wie
sich ein rotes Loch im Realraum auftat. Das war ein Hyperraumloch. Einige Schiffe
konnten solche Löcher selber etablieren, während andere ohne Hyperraumantrieb
ein Sprungtor benutzen mussten. Dean duckte sich unfreiwillig, als der Dreitausendtonner
etwa hundert Meter neben ihnen landete und sich die Eingangsluken öffneten.
In dem Schiff dämmerte ein rötliches Licht. Sie sprinteten auf das
Shuttle zu und stiegen ein.
In dem Schiff nahmen sie in der Truppenkabine Platz und schnallten sich an.
Ein Rucken. Deans Körper wurde gegen die massiven Schultergurte gedrückt,
als das Shuttle seinen Bug in Richtung des Himmels drehte und die normalen Triebwerke
zündete. Plötzlich tönte die Stimme der Pilotin über das
schiffsinterne Kommnetz: "Initiiere Sprung in fünf, vier, drei ...!"
Dean und die anderen pressten sich in die Sitze und schlossen die Augen. Es
war so eine Sache mit Hyperraumsprüngen. Auf großen Schiffen wie
Schlachtkreuzern bemerkte man sie kaum, auf den kleinsten Schiffen mit Hyperraumantrieb
merkte man jede "Welle" im Paralleluniversum. Tatsächlich war
der Hyperraum wie ein Ozean. Energiewellen können Schiffe von ihrem Kurs
werfen. Schlimmere Anomalien können sie bei unzureichenden Schilden sogar
zerstören. Ein gewaltiges Rütteln und Donnern schmetterte Dean mit
brutaler Gewalt gegen die Rückenlehne, als das Shuttle die Grenzen zwischen
Real- und Hyperraum zerriß und seine mächtigen Triebwerke zündete.
Das Schütteln wurde immer stärker und Dean biß die Zähne
aufeinander. Ein Soldat neben ihm hatte sichtliche Mühe seinen Mageninhalt
im Bauch zu halten, während dies einem anderen nicht gelang.
Nach etwa einer halben Stunde war der Terror vorbei und die Gardisten konnten
durch die massiven Bullaugen die `Stern von Orion` sehen, ein mächtiges
Terranisches Schlachtschiff der `Desolator-Klasse`. "Landevorgang eingeleitet",
sprach der Pilot. Der Sergeant bemerkte wie sie dem Schlachtschiff immer näher
kamen. Ein gewaltiger Anblick, ein Hunderttausendtonner, mit planetenvernichtender
Bewaffnung und einer unzählbaren Anzahl an Crewmitgliedern. Dean sah nun,
wie sich das äußere Schott einer Landungsschleuse öffnete um
ihr Shuttle hereinzulassen. Langsam manövrierte ihr Pilot sie in die Schleuse
hinein, welche jetzt ihr äußeres Schott schloss und ihr inneres öffnete.
Nach etwa fünf Minuten befanden sie sich im Innenraum. Der Shuttlehangar
war ein großer weißer Raum, mit gelben Lichtern an der Decke und
herumwuselnden Matrosen am Boden. Sie setzten auf und die Gardisten öffneten
ihre Schultergurte. Die Luken schlugen nach außen und entließen
die Männer nach draußen. Direkt suchten sie den Operationsraum auf.
In diesem Raum angekommen, erhielten sie ihre Ausrüstung. Sie nahmen unter
anderem Mk.VI-Laserpistolen, und Sturmgewehre mit Geschosswahlmechanismus in
Empfang. Die Munition bestand aus Standardpatronen und Panzerbrechern. An der
Unterseite des Sturmgewehres saß eine integrierte Schrotflinte des 12er
Kalibers. Außerdem wurden zwei seiner Männer mit Flammenwerfern ausgestattet.
Zu ihrem Schutz erhielten die Terraner Kevlarwesten mit Plaststahlfragmenten
und integrierten Taschenlampen, welche auf der Schulter saßen. Auf der
anderen, der linken, Schulter saß ein Bewegungsmelder, welcher seine Informationen
an das Helmdisplay weitergab. Auf dem Rücken der Kampfuniform befand sich
ein Atemumwandler, der die ausgeatmeten Stoffe wieder zu Sauerstoff umwandelte.
Der Helm enthielt ein Nachtsichtgerät, eine Kurzwellen-Sendeantenne und
physische Infos, wie Herzschlag und Blutdruck. Die Stiefel waren ebenfalls technische
Meisterstücke, denn es waren Magnetstiefel, falls sie auf gravitationslose
Umgebung treffen sollten. So ausgerüstet würde kaum etwas schiefgehen
können.
Dean setzte sich und lauschte den letzten Informationen über die `Adler`
und nahm schließlich noch eine Holokarte in Empfang, welche den Innenraum
des Transporters in einer Ekliptik wiedergeben würde. Dean packte den kleinen
Projektor in eine Westentasche.
Ruckartig stand er auf und bedeutete seinem Team zu folgen. Jetzt ging es los.
Es gab keinen Weg mehr zurück, es hatte ihn noch nie gegeben.
"Los, los, los, das muss schneller gehen!", schrie Dean und scheuchte
seine Männer in die Enterboote. Die Zeit lief, sie hatten nicht mehr als
fünfzig Stunden. Nachdem der letzte Mann drin war, sprang auch der Sergeant
durch die Luke und nahm auf seinem Sitz Platz. Wieder schlossen sich schwere
Gurte um ihre Schultern. Die Waffen wurden in speziellen Halterungen neben ihnen
befestigt. Mit einem Stoß verließ das Enterboot den Hangar und steuerte
auf die `Adler` zu. "Da ist das Teil!", sprach ein Soldat und deutete
auf den havarierten Frachter. Dean nickte und war erstaunt. Die `Adler` war
größer, als er angenommen hatte.
Nach wenigen Minuten tönte eine Stimme aus den Lautsprechern: "Alles
bereitmachen zum Entern!" Mit lauten Klicks sprangen die Schultergurte
nach oben und die Waffen wurden aus den Halterungen gelöst. Das Team stellte
sich in einer Zweierreihe vor das Enterschott. Hinter dieser Schleuse befanden
sich spezielle Phasenbrenner, welche selbst dicke Titanflächen durchdringen
konnten. Außerdem gab es noch Scanner, welche die Atmosphäre im Zielschiff
automatisch scannten. Dean trat an das Schleusentor und starrte auf das Display.
Er sprach: "Okay Jungs, da drinnen ist keine atembare Atmosphäre für
uns, Masken auf, Atemumwandler an!" Das Team befolgte den Befehl. Plötzlich
sprangen zischend die Phasenbrenner an und begannen eine kreisrunde Scheibe
Metall aus der Hülle des Schiffes zu schneiden. Nach einer Minute hörten
die Gardisten ein ohrenbetäubendes Poltern, als die herausgeschnittene
Fläche zu Boden polterte. Summend öffnete sich das erste Schleusentor
um das Team in den Zwischenraum zu lassen. "Computer, schließe Schott1,
öffne Außenschott!", sprach Dean und der Computer folgte. Surrend
öffnete sich das Außenschott. Endlich. Das Abenteuer würde nun
beginnen.
"Okay Männer, auf zur Brücke, ich will das Logbuch sehen!",
sprach Dean, "offensichtlich ist hier niemand mehr am Leben." Der
Sergeant fühlte sich unbehaglich und selbst durch die schweren Helmvisiere
seiner Männer erkannte er, dass es ihnen genauso ging. Er packte sein Sturmgewehr
noch fester und schaltete seine Taschenlampe auf höhere Intensität.
Die Halogenstrahler rissen große Teile Dunkelheit auseinander. Hier war
nichts. Ein ganz normaler Raum. Dean machte eine Handbewegung, woraufhin seine
Leute in die nächste Kammer vorstürmten. "Bewegungsmelder an",
flüsterte er. Mit einem Blip-Blip sprang der Scanner an. Die grünen
Punkte waren seine Leute, es waren vierzehn, wie es sich gehörte. Doch
zwei Punkte waren gelb und somit zuviel. Sie näherten sich aus einem Gang,
westlich von ihnen. "Waffen scharfmachen, feuern auf mein Kommando",
zischte Dean und erkannte, dass seine Männer die Punkte ebenfalls erkannt
hatten.
Mit einem Zischen öffnete sich ein Schott und zwei Gestalten traten herein.
Es waren Matrosen, doch sie hatten keine Sauerstoffmasken, ihre Augen wirkten
glasig und leblos, ihre Haut war matt wie Wachs. Dean schaltete seine Lampe
auf die höchste Stufe und strahlte sie an. Erst jetzt bemerkte er die schleimigen
Tentakel, die aus den Hälsen der Matrosen wuchsen. Entsetzt taumelte er
zurück und keuchte: "Feuer frei!" Die führenden Gardisten
hoben ihre Sturmgewehre und feuerten auf vollautomatischem Modus. Dean hob seine
eigene Waffe und schoß. Die Patronen schlugen in den Torso und hätten
jedes menschliche Wesen sofort niedergestreckt. Der Sergeant selektierte im
Geschosswahlmechanismus die Panzerbrecher, ein Klicken bestätigte die Auswahl.
"Fahrt zur Hölle!", murmelte er und eröffnete erneut das
Feuer. Die Patronen mit Plaststahllegierung, Diamantkern und erhöhter Treibladung
stanzten faustgroße Löcher in die Oberkörper der Bestien, welche
nach hinten taumelten und an der Wand entlang schmierten. Dean senkte sein Gewehr
wieder und aktivierte seinen Bioscanner. Die Informationen auf dem Display waren
eindeutig und glaubhaft. Die Wesen waren eindeutig tot. "Connor",
sprach der Sergeant einen Soldaten an, "Sie sind Biologe und haben Ihren
Magister gemacht. Was zur Hölle war das?". Der Soldat namens Connor
zog seine Laserpistole und schritt bedächtig auf die Leichen zu. Er wußte
genausogut wie Dean, dass die Biester tot waren, allerdings konnte der Sergeant
den Biologen gut verstehen.
Sie hielten sich noch eine halbe Stunde in dem Raum auf und ließen Connor
in Ruhe arbeiten. "So fertig!", sprach der Biologe. "Und?",
fragte Dean und der Rest des Teams schaute Connor an. Nach wenigen Sekunden
des Nachdenkens begann der Wissenschaftler: "Ich habe die Männer genau
untersucht und richtete den größten Teil meiner Aufmerksamkeit auf
die Tentakel, welche aus den Hälsen der Matrosen gewachsen sind. Schließlich
entdeckte ich, dass zwei weitere Tentakel im Körperinneren wuchsen und
zwar um die Wirbelsäule, zum Hirn führend. Es scheint, als hätten
außerirdische Kreaturen die Leute assimiliert." Dean blickte alamiert
auf und sagte: "Erinnern Sie sich noch an unseren Einsatz gegen die "Versklaver".
Diese Bestien nahmen auch fremde Körper in ihren Besitz." Connor fuhr
fort: "Ausgeschlossen, Sir, wobei ihre Worte eine gewisse Logik haben.
Die Versklaver hatten schleimige, beinahe konturlose Tentakel, mit Gelantine
zu vergleichen. Doch das hier erinnert mich irgendwie an Krebse. Die Tentakel
bestehen aus festem Fleisch, die Oberfläche aus äußerst hartem
Chitin. Mehr konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen." Dean stand
auf, schlug dem Mann auf die Schulter und sagte: "Sie haben genug getan
Connor, aber noch eine Frage. Warum haben die Biester unsere Schüsse so
gut verkraftet." "Muss an dem starken Exoskelett aus Chitin liegen,
welches nahezu den ganzen Brustkorb überdeckt!", antwortete Connor
prompt. Dean stellte sich vor seine Leute und berichtete: "Wir haben es
also mit einer bislang unbekannten Spezies zu tun, welche anscheinend alle Menschen
an Bord getötet hat. Ab jetzt werden die Bewegungsmelder ununterbrochen
aktiviert gelassen. Jedes dieser Monster wird mit panzerbrechender Munition
oder gezielten Kopfschüssen bekämpft. Jetzt machen wir uns wieder
auf in Richtung Brücke." Ohne weitere Order zu benötigen standen
die Gardisten auf und verließen die Stelle.
In Formation bewegte sich das Team auf die Brücke zu. Je näher sie
dieser kamen umso mehr veränderte sich die Umgebung. Die Decken und Wände
waren mit übelriechendem Schleim bedeckt, der sogar auf sie herabtropfte.
In diesem Schleim befanden sich teilweise kleine blaue Eier, die leicht pulsierten
und summten. Die Scanner zeigten an, dass sich die Giftstoffe in der Luft vermehrten,
zum Glück hatten sie ihre Atemumwandler. Die normalen Gasmasken der Terranischen
Marines wären mit der Filterung wohl schon überfordert gewesen. Dean
schaute auf seine Munitionsanzeige. Er hatte noch 75 Schuss von ürsprünglich
zweihundert. Die Panzerbrecher hatte er sich aufbewahrt. Sie waren bereits dreimal
angegriffen worden. Beim dritten Mal hatten sie sogar einen Mann verloren. Sanchez
hatte seinen Arm und dann seinen Kopf bei dem Versuch verloren einen Schlag
einer Kreatur mit einer Armschiene zu blocken. Tatsächlich nahmen die Mutationen
zu. Diese Biester waren nicht mehr als ehemalige Menschen zu erkennen. Die,
die Sanchez in einen verstümmelten Fleischhaufen verwandelt hatte, besaß
Klauen anstatt Hände. Dean sann über den Vorfall nach. Es war alles
so schnell geschehen, so unfassbar schnell. Die Kreatur hatte zum Schlag ausgeholt
und Sanchez den Arm zur Parade erhoben. Die Klaue durchschlug die titanlegierte
Kevlararmschiene ohne langsamer zu werden. Dem unglücklichen Sanchez blieb
keine Zeit mehr zum Schreien, als die üble Klaue die Halsberge aus Panzeraluminium
durchschlug, sowie Fleisch, Muskeln und Knochen. Die Stimme eines Teammitglieds
weckte ihn aus seinen Gedanken: "Sir, die Brücke wir sind da!"
Sie hatten also endlich die Brücke erreicht. Hier würden sie wahrscheinlich
herausfinden was geschehen war, sie würden das furchtbare Geheimnis der
`Adler` lüften. Dean führte seinen Blick auf sein Helmdisplay. Der
Bewegungsmelder zeigte einen gelben Punkt. "Da ist etwas drin", sprach
der Sergeant, "wir stürmen rein, aber erst auf mein Kommando feuern!"
Wie ein Mann bestätigten die Gardisten mit einem Nicken. Dean presste sich
an die Wand. Der Schaft seines Sturmgewehrs ruhte an seiner Hüfte. Dean
gab ein Handzeichen, woraufhin die Soldaten auf die Brücke stürmten.
Die Aktion verlief blitzschnell. Sie waren hinter den schweren Computerkonsolen
in Deckung gegangen. Die Halogenlampen waren abgeschaltet, sie hatten sich auf
ihre Nachtsichtgläser verlassen. Das Blip-Blip der Bewegungsmelder wurde
schneller. Dean bemerkte, wie sich das Etwas von hinten näherte. Der Sergeant
hörte ein Geräusch hinter sich. Zum Feuern war es zu spät. Mit
einer pfeilschnellen Bewegung packte Dean sein Gewehr am Lauf, wirbelte herum
und schlug mit dem Kolben zu. Der Schlag traf den Brückenoffizier, welcher
irrsinnig brüllend auf ihn zusprang, am Kopf.
Langsam und stöhnend öffnete der Mann die Augen. "Er kommt zu
sich", sprach der Teamsanitäter Harding und blickte sich zu dem Schuldigen,
Dean, um. "Sehr überraschend", fuhr der Sani fort, "Sie
haben ordentlich zugeschlagen. Zum Glück hatte er den Atemumwandler und
den Schutzhelm an, sonst wäre er wohl an einer Hirnblutung gestorben."
Dean ignorierte die Anschuldigung und sprach: "Na ja, vielleicht ist er
ja in der Lage uns Rede und Antwort zu stehen." Mit diesen Worten trat
der Sergeant auf den Brückenoffizier zu und legte ihm die Hand auf die
Schulter. Langsam sagte er: "Können Sie mich verstehen!" Der
Mann nickte und Dean fuhr fort: "Wer sind Sie und was zur Hölle ist
hier passiert?" Nachdem Dean die Frage gestellt hatte, bot er dem Mann
einen Schluck Wasser an. Der Mann nahm die Flasche dankend an und führte
den kleinen Schlauch durch eine spezielle Öffnung in der Atemmaske. Die
Gardisten stellten sich um ihn herum, als der Mann anfing plötzlich zu
sprechen: "Mein Name ist John Braddock, Captain der `Adler`! Es ist alles
so furchtbar. Sie wollen wirklich wissen was passiert ist." Dean nickte
dem Captain zu und ermutigte ihn zu sprechen. Bradock fuhr verängstigt
fort: "Vor drei Wochen hatten wir Kontakt zu einem korianischen Händler.
Er bot uns ein Lebewesen zum Tausch an. In meiner Heimatkolonie bietet die Führung
Belohnungen für die Ablieferung unbekannter Lebensformen, und dieses Biest
war unbekannt. Wir haben das an Bord überprüft. Keine DNS-Struktur
passt zu der Bestie. Also haben wir mit diesem Hundesohn von Korianer getauscht,
nur gegen ein Dutzend Energiezellen und zwei Lasertransmitter. Anfangs war alles
gut, dann meldete der Wachdienst im Laderaum plötzlich ein Problem. Ich
ging persönlich nach unten um mir das mal anzusehen. Die Kreatur begann
in ihrer Kiste zu rumoren und zu brüllen. Ich und meine Offiziere setzten
uns direkt zusammen und berieten uns. Im Nachhinein war unser Beschluss nutzlos.
Wir beschlossen ein Prallfeld um den Container zu errichten und...." Braddock
brach in ein haltloses Schluchzen aus. Harding justierte die Einstellung des
Medi-Adapters neu und ließ beruhigende Mittel in die Halsschlagader in
injizieren. Dean dachte nach. Er kannte die zivilen Prallfelder. Sie waren in
der Lage unfassbare Mengen kinetischer Energie zu absorbieren und zu neutralisieren.
Die militärischen Prallfelder konnten selbst die Angriffsfahrt eines superschweren
`Despoiler`-Kampfpanzers zu einem unrühmlichen Ende bringen. Ein solches
Feld zu deaktivieren bestand nur in einer Überladung. Plötzlich wurde
Dean etwas schlagartig klar. Was auch immer in diesem Container war. Es war
unglaublich mächtig und hatte ein Besatzung von mindestens 1700 Matrosen
auf dem Gewissen. Nur ein Wesen mit unaussprechlichen Kräften konnte ein
Prallfeld deaktivieren. Dean schreckte hoch. Braddock hatte sich wieder gefasst
und fuhr fort: "Na ja, wir hielten das für vollkommen ausreichend,
dann jedoch schaffte das Biest den Durchbruch durch unser Prallfeld. Wer weiß
wie es das angerichtet hat. Zuerst hat es die Besatzung des Laderaums und diesen
selber assimiliert. Wir konnten das alles über unsere Sicherheitskameras
sehen. Mindestens zweihundert Männer wurden zu Wirten dieses Viehs. Der
Laderaum ist zu so einer Art Brutkammer pervertiert. Jetzt streifen diese Mutanten
durch die `Adler`. Die anderen Männer sind tot, bis auf wenige Ausnahmen.
Noch etwa ein Dutzend Crewmitglieder befinden sich in den Rettungskapseln. Die
können aber nicht ablegen. Das Mistvieh hat in Sektor G6 die Innenhülle,
die Plaststahlisolierung und die äußere Hülle durchbrochen.
Über die Außenhaut des Schiffes ist es dann in die Abschussröhren
der Rettungsboote gekrochen und hatte diese mit einem seltsamen toxischen Schleim
versiegelt. Wir haben uns also in den Rettungskapseln verschanzt. Ich meldete
mich also freiwillig um Hilfe zu rufen. Ich suchte also die Brücke auf
um den Langstreckenkommunikator zu benutzen. Der ist aber hin. Wir können
hier nicht weg. Tja, dann hab ich euch getroffen." Dean dachte über
das eben Gehörte nach und befahl: "Männer, wir werden jetzt mit
der Auswertung der Daten beginnen. Connor, Sie schauen sich die Bilder der Kreatur
an und versuchen die DNS-Daten auszuwerten. Gordon und Myers, Sie schauen sich
die Videoaufnahmen an, ich will unseren Feind sehen. Und der Rest wird mit mir
einen Plan erstellen, wie wir das Biest töten können, bevor es das
mit uns macht. Und außerdem, wie wir hier weg kommen, bevor die `Stern
von Orion` uns mit fünf Gigatonnen Phasensprengstoff vollpumpt. Los, an
die Arbeit!"
Die Gardisten hatten bereits zwei Stunden gearbeitet, als Sergeant Dean unterbrach.
Er verlangte die Abschlussberichte. Er begann: "Connor, ihr Bericht!"
Der Biologe trat vor und präsentierte seine Auswertungen: "Ich habe
die DNS nachgeprüft. Die Genstränge ähneln nichts was ich kenne.
Die Stränge scheinen irgendwie multipel zu sein. Es scheint einem ganz
anderen Sonnensystem zu entspringen. Die Atmosphäre in dem Schiff ist ganz
offensichtlich von dem Wesen erschaffen worden. In menschlicher Atmosphäre
kann es nicht überleben, mein Vorschlag wäre, die Lebenserhaltungssysteme
wieder zu aktivieren und die Fremdatmosphäre zu neutralisieren." Dean
nickte und sagte: "Gute Arbeit Connor, jetzt wissen wir, wie wir es vernichten
können. Jetzt sie Gordon." Der Gardist stand auf und trat vor: "Sir,
ich und Myers haben die Videoaufnahmen analysiert. Wir kamen zu dem Schluss,
dass der Laderaum, wie Braddock sagte, die Brutkammer ist. Dort leben die Hybriden
und das Wesen selbst. Die Kreatur legt ständig Eier, aber nur zu dem Zweck
die schlüpfenden Larven zu fressen. Die Hybriden brüten diese Biester
aus, ohne aber dabei zu sterben. Wir haben außerdem herausgefunden, dass
die Kreatur alle zwei Stunden einen Rundgang durch das Schiff macht um diese
seltsamen blauen Kapseln im Schleim auszusaugen. Wir nehmen an, dass dies Samenkapseln
sind, denn kurz nach dem Rundgang legt das Monster seine Eier. Mein Vorschlag
wäre also, direkt hier zu verschwinden, befinden sich doch etwa ein Dutzend
Samenkapseln direkt vor unserer Tür. Wir hätten das früher gemeldet,
allerdings haben wir das vor fünf Minuten erst bemerkt." Dean sah
entsetzt auf: "Wir machen uns direkt auf. Wir müssen die Lebenserhaltungssysteme
finden, aktivieren und somit die Kreatur töten. Danach gehen wir zum Maschinenraum
und beenden unsere Mission. Ach übrigens Braddock, haben Sie eine Waffe."
Braddock nickte und beugte sich über eine Konsole. Er präsentierte
stolz eine Schrotflinte. Dean machte ein Handzeichen und bedeutet seinen Leuten
zu folgen.
In geschlossener Formation marschierten die Gardisten in Richtung der Atmosphärengeneratoren.
Die Halogenlampen leuchteten hell und warfen strahlende Kegel in die Dunkelheit.
Die Männer waren aufmerksam, die Waffen entsichert. Nichts würde sie
überraschen können. Dean starrte in die Dunkelheit und bemerkte nicht
das sein Bewegungsmelder zu piepsen begann. Erst der erschreckte Aufschrei seiner
Männer riss ihn in die Realität zurück. "Sir", meldete
sich Gordon, "Objekt auf zwölf Uhr, kommt schnell näher! Das
ist kein Hybrid, es ist schneller, wir haben wohl den Obermistkäfer gefunden."
Und tatsächlich, von zwölf Uhr näherte sich eine schlangenartige
Masse aus Klauen, Chitin, Sehnen und stahlharten Muskeln. "Flammenwerfer!",
brüllte Dean. Die zwei Gardisten sprangen vor und warfen glühende
Feuerlanzen in den Gang. Die Kreatur brüllte und schlängelte auf einen
Lüftungsschacht zu. Die Soldaten folgten der Bewegung. Die Flammenwerfer
feuerten immer noch. Dean krümmte sich. Der Temperaturmesser sandte die
Temperatur auf sein Helmdisplay. Es waren 90°, nur ihre Schutzanzüge
konnten sie noch vor der Hitze schützen, welche von Wänden und Decken
reflektiert wurde. "Feuer einstellen", brüllte Dean. Die Flammenwerfer
verstummten. Das Wesen war weg. "Sarge, wo ist das Objekt?", fragte
Gordon. Dean zuckte die Achseln. Er wußte es nicht. Urplötzlich registrierte
er wieder ein Blip-Blip. "Über uns", schrie Dean und durchlöcherte
den Lüftungsschacht über sich. Violettes Alienblut tropfte auf seine
Uniform. Dann, wenige Sekunde später, ohne jede Vorwarnung schoss eine
Klaue aus der Wand und zerfetzte den überraschten Gordon in einer roten
Fontäne aus Blut. Noch während sein Körper in roten Matsch verwandelt
wurde, gab er die letzten Schüsse ab. "Rückzug!", schrie
Dean und winkte mit der Hand in Richtung des Turboliftes, welcher sie zu den
Atmosphärengeneratoren bringen würde.
Sie rannten. Spätestens nach Gordons furchtbarem Tod wurde ihnen klar,
dass sie nicht mehr die Jäger waren. Vielleicht waren sie es nie gewesen.
Sie hatten schon zwei Tote. Sanchez und Gordon, getötet von diesem Monstrum
und seinen Hybriden. Nein, jetzt waren sie die Gejagten. Endlich erreichten
sie den Turbolift und stiegen ein. Mit einem Zischen schlossen sich die Türen.
Geschafft, dachte Dean. Surrend stieg der Lift in die Tiefe. Bald würden
sie auf der `Adler` wieder normal atmen können, ganz im Gegensatz zu der
Bestie, welche ersticken würde. Dean grinste böse. Noch niemand hatte
sie so behandelt ohne dafür bestraft zu werden. Die Stimme des Bordcomputers
meldete plötzlich: "Ebene G 7 erreicht, Atmosphärengeneratoren."
Zischend öffnete sich die Tür und die Gardisten stürmten zum
wiederholten Mal ins Ungewisse.
Dean beobachtete den Bewegungsmelder, doch alles war still. Der Scanner zeigte
an, dass der Raum fast frei von Giftstoffen war. Anscheinend funktionierte auf
der `Adler` doch noch etwas. Neben dem Sergeant schritt Captain Braddock. Er
hielt seine Schrotflinte in Habachtstellung und blickte sich nervös um.
Dean konnte seine schweren Atmung selbst durch die Maske spüren. Diesmal
konnte er nicht grinsen. Er fühlte sich selbst miserabel. "Wo ist
der Computer um dieses Teil anzuschalten, oder nein, warten Sie Braddock. Wer
hat den Atmosphärengenerator überhaupt deaktiviert." Braddock
dachte nach: "Wahrscheinlich wurde einer der Laderaumarbeiter von dem Biest
assimiliert. Es hat ihm wohl somit seinen Willen aufgezwungen. Die Bedienungskonsole
ist da hinten."
Geschlossen rückten die Gardisten weiter auf den Computer vor. Dean fragte
gehetzt: "Braddock, können Sie das Ding bedienen?" Der Captain
nickte und machte sich direkt an die Arbeit. Blitzschnell flogen seine Finger
über die Tastatur. Trotz ihrer wahrhaft misslichen Lage machte Braddock
nun einen konzentrierten Eindruck. Plötzlich sprangen die Generatoren summend
an. Dean konnte hören wie das System die Luft reinigte und die Giftstoffe
in den Äther blies. Bald würden sie die Atemumwandler wieder abnehmen
können. Tatsächlich konnte der Sergeant durch sein Helmdisplay sehen,
wie die Prozentzahl des Giftes abnahm. "Geschafft!", sagte Dean an
seine Truppe gewandt, "machen wir uns auf den Weg zum Maschinenraum!"
Perfekt motiviert machte sich die Elitesoldaten bereit.
Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft überquerte das Team eine große
freie Fläche. Dean fragte nach dem Sinn eines solchen großen Raumes.
Braddock antwortete direkt: "Dies ist nur ein zweiter Laderaum. Plötzlich
bemerkte der Sergeant wieder das Piepen des Bewegungsmelders. Ein gelber Punkt,
der sich blitzschnell ihrer Position näherte. Dean schaute auf den Scanner.
Die Luft war zu 90% gereinigt. Das konnte nicht sein. Das war einfach unmöglich.
"Lauft!", schrie der Sergeant wie von Sinnen und ohne einen zweiten
Befehl zu benötigen, nahmen die Männer die Beine in die Hand. "Schnell,
zum Turbolift!", brüllte er im Laufen. Dean drehte sich um und sah
die Bestie an der Wand herunterschlängeln. Ein lebender Alptraum. Er begann
rückwärts zu laufen und selektierte die Panzerbrecher seines Gewehres.
Der Bewegungsmelder zeigte eine Distanz von hundert Metern. Wenn es schiefgehen
sollte, könnte er trotzdem noch davonkommen. Dean blieb stehen und feuerte.
Die mächtigen Geschosse schlugen in die Chitinhaut der Kreatur. Violettes
Blut spritzte in alle Richtungen, während das Alien weiter auf sie zuschlängelte
und dabei brüllte und zischte. Langsamer aber sicher. Dean feuerte weiter.
Plötzlich traf der Schlagbolzen auf eine leere Munitionskammer. "Scheißdreck!",
schimpfte Dean und rannte auf den Lift zu. Endlich hatte er ihn erreicht. "Computer,
Sektor G5, Maschinenraum", befahl nun Captain Braddock. "Systemfehler!",
tönte es aus den Lautsprechern. Dann erinnerte sich Dean: "Captain,
sagten sie nicht, dass Sektor G6 von diesem Vieh durchlöchert wurde."
Braddock schlug sich vor die Stirn: "Stimmt. Wir haben den Sektor danach
komplett abgeschottet. Der ist nicht betretbar." Dean schaute auf seinen
Bewegungsmelder. Das Vieh war weg und lauerte höchstwahrscheinlich in einem
Lüftungsschacht, harrte dort bewegungslos aus. "Was schlagen Sie vor
Captain", fragte der Gardeoffizier den Captain. "Wir können durch
die internen Lüftungsgschächte kriechen. Die sind zu eng. Das Biest
kommt nicht da durch. Mit den Hybriden dürften wir wohl leichtes Spiel
haben." Dean nickte und wandte sich an Connor: "Warum zur Hölle
lebt diese Bestie noch. Sie sagten, sie würde in unsere Atmosphäre
vergehen." Da kam Dean der Einfall, doch seinen Atemumwandler auszuziehen.
Er zog die Maske nach unten, der Rest des Teams tat es seinem Befehlshaber gleich.
Connor antwortete gereizt: "Ich habe es irgendwie geahnt, verdammt. Ich
habe Ihnen auch etwas von den multiplen Gensträngen erzählt. Anscheinend
ist das Alien besser entwickelt, als ich dachte. Es kann seinen Organismus wohl
den äußeren Begebenheiten anpassen. Wenn das stimmt, entwickelt es
sich ohne Pause weiter." "Erklären Sie uns das genauer!",
verlangte Dean. "Ich werde es versuchen", versprach Connor und begann:
"Also, das Alien hat ganz offensichtlich eben erfahren, wie schmerzhaft
ihre Panzerbrecher sind. Nun wird es versuchen sich weiterzuentwickeln. Wie
Sie sich wohl alle vorstellen können wird es als nächstes seine Chitinpanzerung
verstärken. Irgendwann ist es fast unbesiegbar. Sir, wir müssen hier
weg." "Das heißt es spioniert uns aus und passt sich allem an,
was wir ihm an den Kopf werfen?", wollte Dean ungläubig wissen. Der
Biologe nickte: "Es sei denn, ein Versuch funktioniert gleich beim ersten
Mal. Die Anpassung braucht Zeit. Mindestens eine Stunde. Allerdings ist das
von der Komplexität der Wandlung abhängig." Dean nickte. Atemlos
wandte er sich an seine Leute. Ihre Blicke verrieten ihm, dass sich selbst diese
Haudegen zu Tode fürchteten. "Dann werden wir nun in die internen
Lüftungsschächte klettern. Dort entwerfen wir einen neuen Plan. Hier
ist es nicht sicher genug, auch wenn das Biest wohl gerade auf Klo ist!",
durchbrach der Sergeant die Stille. Braddock bedeutete ihnen zu folgen: "Wir
müssen nochmal zurück. Sehen Sie diese Öffnung da hinten?"
Die Gardisten nickten. Wie ein Mann sprang die Gruppe aus dem defekten Turbolift.
Wieder liefen sie um ihr Leben. Die Kreatur war hinter ihnen. Der Bewegungsmelder
gab eine Distanz von fünfzig Metern an. Das war zu wenig. Dean fluchte.
Das Monster hatte auf sie gewartet, wie er es erwartet hatte. Die ersten Gardisten
hatten die recht breite Öffnung am Boden erreicht. Blitzschnell ließen
sie sich auf die Bäuche nieder und rutschten in den Schacht hinein in Sicherheit.
"Sofort weit durchrücken, keiner darf draußen warten!",
befahl Dean, diesmal über das Kommnetz der Uniformen. Nun war der Sergeant
an der Reihe. Er ließ sich fallen und rutschte mit Schwung in durch die
Öffnung.
Zu seinem Entsetzten merkte Dean, dass er nicht der letzte war, wie er es wollte.
Ein Soldat namens Kramer war offensichtlich gestürzt, wobei ihn keiner
bemerkt hatte. Dean verfluchte sich. Er hätte das alles besser regeln sollen.
Kramer hatte keine Chance. Das Alien war über ihm und packte ihn mit einem
Tentakel um die Hüfte. Kramer schrie wie ein Verrückter und zog seine
Mk.VI-Laserpistole. Ein zischender Laserimpuls fetzte in das Auge des Aliens.
Das Biest brüllte vor Wut und Schmerz und schüttelte den todgeweihten
Kramer durch. Weitere Laserimpulse verdampften auf dem Chitinpanzer des Wesens.
Schließlich packte es Kramer mit einem weiteren Tentakel an den Beinen
und wirbelte ihn durch die Luft und gegen einen Stahlträger. Kramers Kopf
zerplatzte, Blut und Gehirnmasse besudelte den Boden. Dean wußte, dass
er nicht hätte helfen können und wandte sich ab. Wütend kroch
er durch den Schacht um zu seinem Team aufzuschließen. Das alles würde
das Alien teuer zu stehen kommen.
Seit etwa einer halben Stunde krochen die Soldaten schon durch die engen, irgendwie
schleimigen internen Lüftungsschächte. Dean war gereizt, er fühlte
sich schuldig, wegen Kramers Tod. "Wann finden wie endlich einen vernünftigen
Platz zum Ausruhen und Planen?", fragte er, an Captain Braddock gewandt.
Braddock antwortete, wobei er seinen Hals nach hinten drehte um den Sergeant
anzusehen: "Gleich erreichen wir eine sogenannte Lüftungskapelle.
Sie müssen wissen, dass wir nicht die ersten sind, die durch die Schächte
krabbeln. Auf der `Adler` hatten wir ein Team speziell ausgebildeter Wartungsarbeiter,
welche die Schächte überprüften. Das konnte mehrere Tage dauern,
somit waren sie auf Rastplätze angewiesen!" "Und das sollen diese
Lüftungskapellen sein!", riet Dean. Braddock nickte: "Korrekt
Sergeant. Wenn wir Glück haben finden wir sogar noch ein paar Lebensmittel!"
Nach diesem Dialog kroch das Team weiter.
Nach wenigen Minuten erreichten sie eine Abzweigung. Braddock deutete nach links.
Tatsächlich fanden sie dort einen spärlich mobilierten Raum. Dies
war also eine Lüftungskapelle. "Rein mit euch!", sprach Dean
uns ließ sich nach dem Captain in den Raum rutschen. Die Gardisten folgten.
Die Gruppe ließ sich im Kreis nieder. Es folgten einige Sekunden eiserner,
beunruhigender Stille. Dean durchbrach die Stille und sagte leise: "Wir
wissen, dass unser Feind stärker ist, als wir angenommen haben und das
unsere ursprüngliche Mission nicht zu erfüllen ist, wenn das Biest
lebt. Hat jemand Vorschläge zum weiteren Vorgehen." Ein Soldat namens
Carter meldete sich und begann auf Deans Zeichen hin zu sprechen: "Wir
könnten versuchen Sektor G6 zu entschotten, damit der Turbolift in Sektor
G7 wieder funktioniert. Soweit ich weiß funktionieren Turbolifte auch
im Vakuum und diese Umgebung wird nun im Sektor G6 herrschen!" Dean überlegte
und wandte sich an Captain Braddock: "Captain, wäre das möglich!"
Braddock legte das Kinn auf die Brust und sann offensichtlich über die
Frage nach. Er wog die Antwort sorgfältig ab: "Theoretisch schon.
Wir müssten aber in den Sektor rein. Wie der junge Soldat aber gerade sagte,
herrschen dort jetzt die selben Bedingungen wie im All und es ist nur noch ein
funktionstüchtiger Druckanzug in Sektor G6." Dean grinste und sprach:
"Wir sind keine normalen Soldaten. Wir sind Raumgardisten, unsere Kampfuniformen
können als Druckanzüge genutzt werden. Wir müssten nur die Atemumwandler
aufsetzen." Braddock nickte anerkennend und fuhr mit seiner Erklärung
fort: Also gut, das wäre geregelt, aber jetzt weiter im Text. Wenn wir
also in G6 sind, müssen wir dort das Sicherheitssystem deaktivieren. Somit
wird Sektor G6 entschottet und wir können wieder in G7 zum Lift."
Dean dachte nach und fand einen angeblichen Denkfehler: "Wenn wir den Sektor
entschotten, wird dann nicht alles im Schiff nach außen gesogen."
Braddock lachte und schüttelte den Kopf: "Wohl kaum. Die Schotts bleiben
ja unten. Sie sind nur nicht mehr komplett verschlossen. Die Turboliftröhren
sind zwischen den Sektoren ohnehin verschleust, sodass auch nichts durch die
Röhren entweichen wird." Dean nickte und sprach anerkennend: "Sehr
gut Carter, ich werde eine Beförderung vorschlagen, wenn wir zurück
auf Terra sind. Aber noch eine Frage. Wir kommen wir in G6." Braddock antwortete
direkt, denn er hatte diese Frage bereits erwartet: "Durch eine Schleuse
eines senkrecht abfallenden Schachtes. Diese sind selbst im Falle einer Abschottung
aktiv." Zum wiederholten Mal bereiteten sich die Gardisten auf die Hölle
vor.
Nach etwa einer halben Stunde bedrückender Enge erreichten die Soldaten
die Schleuse zum Sektor. Tatsächlich befand sich kein Hybrid in den Lüftungsschächten,
obwohl die Soldaten einige durch die eigentlichen Lüftungen beobachten
konnten. "Hier sind wir!", sagte Braddock und deutete auf die innere
Schleuse, "es können nur zwei Mann in eine Schleuse. Im Schleusenraum
ist auch ein Druckanzug, den brauche ich, also bitte Vorsicht." Dean ging
mit dem Captain als erster durch.
In dem Schleusenraum herrschte ein seltsames rötliches Licht, während
Captain Braddock in seinen Druckanzug schlüpfte. Dean bereitete seine Kampfuniform
auf die bevorstehende Gefahr vor. Wieder zog er sich den Atemumwandler an und
überprüfte sorgfältig die Nahtstellen, denn der Druck in G6 würde
einen unvorbereiteten Menschen einfach zerfetzen und das binnen Sekunden. Endlich
waren sie fertig. Braddock zog an einem massiven Metallhebel, woraufhin sich
direkt das äußere Tor öffnete. Dean und Braddock schwebten hinunter
in G6 und warteten auf den Rest des Teams.
Nach quälend langen zwanzig Minuten waren sie alle komplett. Dean betrachtete
sich seine Mannschaft und begann mit den Instruktionen: "Wir rücken
wie immer geschlossen vor. Passt auf eure Uniformen auf. Ein Loch im Stoff könnte
hier euer Ende bedeuteten, wenn der frisch umgewandelte Sauerstoff austritt
und der Druck in der Uniform steigt. Das ist ein hässlicher Tod, wirklich!
Benutzt eure Laserpistolen, ich weiß nicht, wie das Gewehr im Vakuum reagiert."
Die Männer beguckten nach dieser Instruktion unbehaglich ihre Stiefelspitzen.
Dean konnte ihre Angst noch über seine eigene spüren.
Es kam dem Sergeant so vor, als würde er sich unter Wasser befinden. Alle
Bewegungen waren weit ausholend und quälend langsam. Allerdings hatten
die Gardisten ein geniales Panorama. Die herausgesogenen Gegenstände hatten
das Loch in der Hülle immens vergrößert. Jetzt zog sich ein
gewaltiger Riss durch den ganzen Sektor G6. Dean blieb kurz stehen und starrte
hinaus ins Weltall. Er konnte tausende Sterne sehen und den Saturn. Er war überwältigt.
Kurz schüttelte er den Kopf und erinnerte sich, dass er da war um wichtigere
Dinge zu erledigen. Er ging, oder besser, er hüpfte weiter. "Wann
sind wir an der Kontrollkonsole, Braddock?", fragte der Sergeant über
das Kommnetz der Uniform. Braddock antwortete. Die Antwort wurde teilweise von
statischem Rauschen gestört: "Nur noch um diese Ecke, dann sind wir
da." Dean nickte und bemerkte das üble Blip-Blip des Bewegungsmelders.
Die gelben Punkte bewegten sich langsam, es waren also Hybriden. Langsam kamen
die abscheulich mutierten Kreaturen um die Ecke. Dean keuchte vor Ekel. Diese
Bestien hatten gewaltige Blasen auf dem Rücken, wahrscheinlich eine Art
organischer Atemumwandler. Sie lernen von uns, dachte Dean entsetzt, und sie
verstehen. Außerdem waren ihre Klauen um einiges länger, damit die
perversen Wesen sich an den Wänden festkrallen konnten. Dean gab den Feuerbefehl.
Der führende Gardist zog so schnell wie es im Vakuum möglich war seine
Laserpistole und feuerte. Der Impuls schlug in den Kopf der Bestie. Der Kopf
zerbarst wie in Zeitlupe. Schleim, Blut und Eiter schwebten in zähflüssigen
Klumpen durch den Äther. Ein weiterer Gardist war in Feuerreichweite. Er
eröffnete das Feuer, doch die Waffe verriss. Die Schüsse verdampften
zischend und funkensprühend auf einer Metallkonstruktion. Dean beobachtete
den Bewegungsmelder, weitere Hybriden näherten sich von hinten. Der Sergeant
wirbelte herum, ebenfalls nur so schnell wie es möglich war und zog aus
der Drehung seinen Blaster. Er feuerte auf die führende Kreatur, die auf
ihn zukroch. Die leuchtenden, grünen Laserstrahlen trafen den Brustkorb
der Bestie und warfen sie ins Weltall hinaus, wo der Hybrid von den Prallschirmen,
den größeren Brüdern der Prallfelder gegrillt wurde. Nun hatten
die Wesen ihre Reihen erreicht und der Nahkampf begann. Eine der Kreaturen sprang
auf Dean zu und riss ihn von den Füßen. Der Sergeant spürte
wir der Hybrid auf ihm hockte und versuchte, die Uniform zu beschädigen.
Plötzlich wurde das Wesen von einem Querschläger am Rücken getroffen
und in Richtung Hüllenriss geschleudert, ... ohne Dean loszulassen. Langsam
aber sicher trieben sie ins Vakuum, ohne Halt. Das Wesen schlug wie in Zeitlupe
nach Dean und traf den Helm. Der Kopfschutz aus Metall hielt. Der Sergeant klammerte
sich an das Wesen und zog sein Entermesser. Er stieß blindlings zu. Ein
roter Streifen zog sich über den Magen des Monsters, welches nun Deans
Kehle zuhielt. Hoffentlich hält der Stoff, hoffte Dean innerlich. Plötzlich
registrierte der Scanner eine Energiezunahme. Dean erstarrte. Die Prallschirme!
Wenn er die berühren würde, könnte man ihn als Aschehäufchen
zurücklassen, falls Prallschirme überhaupt Asche zurückließen.
Mit dem Mut und der Kraft der Verzweiflung schlug Dean den Knauf des Entermesser
gegen den Schädel des Hybriden, der gerade wieder zum Schlag ausholte.
Das Wesen wurde hart getroffen und wurde offensichtlich bewußtlos. Was
nun, fragte sich Dean in Panik. Dann kam ihm der rettende Einfall. Er würde
den gewaltigen Rückschlag seines Sturmgewehres als Düse nutzen. Langsam
zog er den Gurt über den Kopf und richtete das MG in Richtung des Prallfeldes
und feuerte auf vollautomatischem Modus. Der Rückstoß gab im tatsächlich
genug Schwung und der Sergeant segelte langsam aber sicher zurück in den
Gang, wo seine Männer tapfer kämpften und ganz offensichtlich siegten.
Die Patronen verdampften genau zum selben Zeitpunkt als der Hybrid geröstet.
wurde. Dean grinste böse.
Mittlerweile war er wieder im Kampfgebiet angekommen und schloss sich dem Massaker
mit seiner Laserpistole an. Mit einem schnellen, geübten Blick überschaute
er den Kampf und sah den letzen Hybriden in einer Blutfontäne vergehen.
Während sein Unterleib platzte, schaffte er es noch seine Klaue über
den Körper des Soldaten Doyle zu ziehen, dessen Uniform somit durchlöchert
wurde. Doyle zuckte wie eine tollwütige Schlange als der Sauerstoff zischend
aus seiner Rüstung trat... und der Druck sich den äußeren Bedingungen
anpasste. Dean sprang auf ihn zu, versuchte des Riss irgendwie abzudichten.
Er wußte aber, wie erfolglos das war. Doyle war so gut wie tot. Langsam
schwollen die Adern des Unglücklichen an, seine Augen schienen aus den
Höhlen gepresst zu werden. Wenige Sekunden später erreichten die Schreie
des Mannes die oberste Schmerzgrenze, als sein Gesicht in einer roten Sprühwolke
zerplatzte, welche von Innen gegen die Atemmaske spritzte. Entsetzt und angewidert
taumelte Sergeant Dean zurück. Wenn er sich jetzt übergeben müsste,
hätte er ein ernsthaftes Problem. Seine Leute starrten nur auf Doyles Leichnam,
bis Connor die Initiative ergriff und ihn in den Äther schubste. Dean atmete
schwer und merkte wie ihm jemand die Hand auf die Schulter legte. Es war Braddock.
Er sprach langsam und wog jedes Wort langsam ab: "Sir, wir müssen
weiter, wir haben keine Zeit mehr. Das war ein bedauernswerter Zwischenfall,
das weiß ich, aber es darf uns nicht aufhalten!" Dean erhob sich
und nickte nur.
Der Sergeant hatte in der kalten, unmenschlichen und lebensfeindlichen Leere
schon längst sein Zeitgefühl verloren, als sie die Sicherheitskonsole
erreichten. Dean befahl atemlos: "Braddock, deaktivieren Sie das Sicherheitsprotokoll.
Ich will hier weg!" Ein Blick in die Runde zeigte ihm, dass es seinen Leuten
genauso ging. Der Captain nickte und flog über den Text, der auf dem Schirm
schimmerte und sein Licht auf das Helmvisier den Mannes warf. Mit flinken Fingern
tippte er auf der Tastatur, bis eine laute Alarmsirene ertönte. "So,
geschafft, Sektor G6 ist entschottet. Wir müssen auch nicht mehr zurück
nach G7, wir rufen den Turbolift einfach hier runter. Dann können wir im
Maschinenraum den Antrieb deaktivieren und weiter vorgehen!" Eine Erinnerung
wurde in Dean wachgerufen. Er schaute auf sein Display. Sie hatten noch etwa
vierzig Stunden Zeit, den Antrieb abzuschalten. Das würde genügen.
"Zum Lift!", sagte Dean und ging los. Die anderen Gardisten folgten.
Der Sergeant erblickte die Lifttüren, nachdem er um eine Ecke gebogen
war. Unter ihnen befand sich der gewaltige Maschinenraum des Schiffes. "Okay!",
sprach Captain Braddock und tippte auf der Schaltkonsole des Turboliftes. Ein
rotes `Error` leuchtete auf, Braddocks Gesicht verzog sich zu einer wütenden
Grimasse. "Ich glaube unser mutierfreudiger Kamerad steckt dahinter!",
sprach ein Soldat namens Krauss und machte Anstalten die Türen auseinanderzuschieben.
Dean schritt vor um dem Mann zu helfen. "Wenn es stimmt, dass die Röhren
verschleust sind, werden wir hinter diesen Türen wohl einen Raum finden.
Von da aus werden schauen was so versessen darauf ist uns am Betreten des Maschinenraums
zu hindern!", erklärte Dean an den Captain gewandt, der ihre Tätigkeiten
mit einem verständnislosen Blick belohnte. Langsam und leise summend öffneten
sich die Türen und gaben den Blick auf eine rot erleuchtete Schleuse frei.
Das Team trat ein und Braddock stieß mit den Handballen eine kleine Luke
auf. Dean lehnte sich aus der Schleuse und leuchtete in die senkrecht nach oben
steigende Liftröhre. Tatsächlich konnte er den Turblift sehen, welcher
noch in G7 ruhte, ... außerdem erblickte er den Grund für sein Feststecken.
Eine knochenbleiche Schicht Chitin blockierte die Schienen, an denen der Lift
entlangglitt. Dean ließ sich zurück in den Schleusenraum gleiten
und schloss endlich die Tür zu Sektor G6. "Druck und Atmosphärenangleich
in Liftschleuse", sprach Captain Braddock und wenige Minuten herrschte
normale Umgebung im Raum. Die Gardisten zogen ihre Atemmasken aus. Auf ihren
Gesichtern glänzte Schweiß, teilweise vermischt mit Blut. "Was
nun?", fragte Krauss, eigentlich an Dean gewandt, doch es war Braddock,
der antwortete: "Sehen sie diese Bodenluke. Wir werden uns in Sektor G5
abseilen." Dean nickte um diese Antwort zu bestätigen. Er sagte: "Wir
werden uns alle nacheinander abseilen zur Schleuse von G5, mit einem Abstand
von 15 Sekunden. Braddock öffnete die Bodenluke, winkte mit einer Hand
und sprach belustigt: "Wer von euch tapferen Helden möchte zuerst!"
Tatsächlich brachte dieser Spruch ein kleines Grinsen zustande. Dean dankte
Braddock innerlich.
Jetzt war Dean an der Reihe. Er war Vorletzter gewesen, denn die Reihenfolge
war zufällig. Die Männer gingen wie sie sich getraut hatten. Und Dean
war recht nervös gewesen. Aber jetzt war er dran. Langsam packte er das
an einem Metalgitter verknotete Kletterseil (welches zur Standardausrüstung
gehörte) und ließ sich langsam in die Hocke nieder. Der Sergeant
überprüfte vorher noch seinen Scanner und seinen Bewegungsmelder.
Er registrierte eine Bewegung in der Röhre über der Schleuse. Seine
Warnung kam zu spät. "Ducken Sie sich!", brüllte er dem
Letzten, Krauss, zu. Urplötzlich krachte eine bleiche Klaue durch die Deckenluke
und durchschlug Krauss Rücken. Der Mann wurde aus der Schleuse gezogen,
aus seinen Schreien wurde ein morbides Röcheln. Die blutigen Überreste
fielen wieder durch die Luke zurück und bildeten einen blutigen Haufen.
Nach diesem entsetzlichen Anblick löste sich Deans Starre und er ließ
sich an dem Seil in den Schacht gleiten. Wenige Sekunden später donnerte
das Alien durch den Schleusenraum und kroch über die Wand und dem Sergeant
hinterher. In Panik brüllte der Offizier in seinen Kommunikator: "Macht
da unten alles klar. Das Biest ist wieder da und mir dicht auf den Fersen!"
Aus den Augenwinkeln sah Dean eine ganze Reihe Leuchtspurgeschosse an ihm vorbeirauschen
und am Boden Mündungsfeuer aufblitzen. Diese Idioten, dachte er und brüllte:
"Hört auf, wenn ihr mich erwischt passiert was!" Er hatte gerade
geendet, als er auf das Schleusendach von G5 prallte. Neben ihm standen zwei
Gardisten und feuerten auf die Kreatur. "Weg hier!", schrie Dean und
fiel durch die Deckenluke.
Ein Gardist folgte, der zweite Mann nicht. Panisch sprangen Dean und der andere
Soldat aus dem Schleusenraum in Sektor G5. Braddock verschloss direkt die Türen,
doch die Bestie hatte es geschafft eine blutverschmierte Klaue in den Schlitz
zu quetschen. Der Schlitz wurde größer. Die zweite Klaue folgte.
"Es will die Tür öffnen!", schrie Dean und rieb sich seine
schmerzenden Handgelenke. Der Captain reagierte mit erstaunlicher Kaltblütigkeit
und steckte den Lauf seiner Schrotflinte in die Öffnung. Er drückte
viermal ab, bis die Klauen zurückgezogen wurden.
Die Überlebenden starrten Dean an. Dieser sagte nur atemlos: "Wir
haben Krauss und McLeast verloren!" Ein Blick in die Augen seiner Leute
zeigte Verzweiflung und Hass, welcher ganz offensichtlich überwog. Mit
einer Stimme, die nicht ganz so fest war, wie der Sergeant es sich gewünscht
hatte, sprach er: "Ab in den Maschinenraum, bringen wir das alles zu einem
Ende!"
Dean und Braddock führten den Trupp an, welcher sich durch den Maschinenraum
bewegte. Dean konnte die trappelnden Schritte ihrer Stiefel auf dem Deck hören
und das leise Blip-Blip des Bewegungsmelders, welches aber nur seine Leute zeigte
... mit Sicherheit. Geschlossen rückten sie vor, die Halogenlampen warfen
ihr Licht auf gewaltige, laute Maschinen und andere komplexe Gerätschaften,
welche nur dazu dienten, die gewaltige `Adler` zu bewegen, oder zu stoppen.
Letzteres mussten die Gardisten tun, denn wenn sie dies nicht machen würde,
hätten sie ein großes Problem. Und zwar in etwa 39 Stunden in Form
von Phasensprengstoff. "Hey Braddock, wie schalten wir die Triebwerke aus?",
fragte Dean und musste den Lärm der Maschinen überschreien. Der Captain
drehte sich um brüllte zurück: "Am anderen Ende des Maschinenraums
befindet sich ein gewaltiges Computerterminal mit genau sechs Hebeln. Wenn wir
alle diese Hebel ganz nach unten drücken, geht das Schiff auf Nullgeschwindigkeit,
sprich, es ist nach etwa sieben bis zehn Minuten stationär!" Dean
nickte und ging weiter. Er dachte nach. Das war so eine Sache, mit sogenannten
Metacraft-Triebwerkskernen. Sie hatten mit Abstand den längsten Bremsweg,
weil sie auch die höchste Endgeschwindigkeit erreichen. Die trägen
Schlachtschiffe besaßen meistens Scorpion-Triebwerkskerne, welche langsamer
waren, aber mehr Masse transportieren konnten. Sie brauchten bis zum Nullpunkt
etwa vier Minuten. Allerdings wäre das kein Problem, dachte der Sergeant,
sie hatten ja noch weit über dreißig Stunden.
Nach einigen weiteren Schritten erreichte die Truppe endlich den Hauptterminal.
Dies war ein gigantischer Rechner, welcher die Antriebsleistung regelte und
allgemein für die Bewegung der `Adler` zuständig war. Dean bemerkte,
dass es immer heißer wurde. Schweiß rann über sein Gesicht
und lief seinen Rücken hinunter. Er drehte sich zu Braddock und fragte
gequält: "Warum ist es hier so heiß drin?". Sein Temperaturmesser
sandte die Zahl 45° auf sein Display. Braddock war ebenfalls völlig
verschwitzt, ein Schweißtropfen troff von seiner Nasenspitze auf den Boden
als er antwortete: "Der Rechner benötigt zum Verarbeiten der Daten
eine Menge Energie und läuft heiß. Normalerweise haben wir ein immenses
Nitrogenium-Kühlaggregat. Die Hybriden müssen es beschädigt haben.
Aber jetzt an die Arbeit!" Dean nickte: "Stoppen wir den Kahn!"
Langsam trat der Sergeant an den Terminal und betastete langsam den ersten Hebel.
Er trug Handschuhe, trotzdem spürte er die Hitze. Ohne Handschuhe hätte
er das metallene Ding nicht anfassen können. Dean verlagerte sein Gewicht
nach hinten und merkte zufrieden wie der Hebel nachgab. Eine Stimme bestätigte
die Deaktivierung von Triebwerk 1. Seine Gardisten machten sich ebenfalls an
den Hebeln zu schaffen. Alle Triebwerke waren deaktiviert, ... bis auf das sechste
und letzte. Dean brüllte zu dem Soldaten am entsprechenden Hebel herüber:
"Was geht bei ihnen vor Andrews?" Der Mann schrie zurück: "Der
hier lässt sich nicht bewegen." Dean ging zu Andrews herüber
und überzeugte sich selbst. Der Hebel bewegte sich nicht. Dean schrie zu
Braddock: "Kaputt, der Scheißdreck klappt nicht. Was passiert nun."
Braddock antwortete mit unverhohlener Furcht in der Stimme: "Wenn das System
einen Schaden wie diesen am Hauptrechner feststellt, wird das Schiff wieder
hochbeschleunigt, bis der Schaden behoben ist und dazu sind wir nicht in der
Lage." Dean fluchte und fragte erbost: "Gibt es eine andere Möglichkeit!"
Braddock nickte: "Oh ja, wir können das Triebwerk manuell abschalten,
das ist aber Selbstmord." Dean gab gereizt zurück: "Das ist es
auch wenn wir hierbleiben und warten bis wir weggepustet oder von der Kreatur
gefressen werden. Was muss ich tun?"
Dem Sergeant stockte der Atem, als er erfuhr, was er machen müsste. Braddock
erklärte: "Sie müssen in die externe Hülle des Triebwerkskerns
und dort fünf Sicherheitsprogramme deaktivieren. Selbst in der Aussenhülle
des Kerns herrschen Temperaturen von über 400°, Sie werden einen Spezialanzug
anziehen müssen. Wenn Sie die innere Hülle berühren sind Sie
tot. Wenn sie innerhalb von sieben Minuten nicht da raus sind, werden die anderen
Kerne hochfahren und Sie beim Verlassen des Kernaggregats rösten. Also
sind Sie dann auch tot. Wenn sie die Leitungen, die vom Kern zum Triebwerk führen
berühren, na ja raten Sie mal!"
Dean antwortete mit gespielter Unwissenheit: "Bin ich dann etwa tot? Niemals.
Also dann, legen wir los."
Braddock begleitete Dean zum Kernaggregat. Er erklärte: "Hier drin
sind die Metacraft-Triebwerkskerne. Unserer ist direkt der erste hinter dieser
Tür. Hier ist der Schutzanzug!".
Deans Unterkiefer klappte runter. Dieser Kampfroboter war also sein Schutzanzug.
Dieses Teil glich irgendwie den alten Taucheranzügen aus dem frühen
zwanzigsten Jahrhundert, nur das dieser noch massiger und selbstverständlich
fortgeschrittener war! Dean brauchte zehn Minuten (mit Braddocks Hilfe) um diesen
wuchtigen Anzug anzuziehen. Als es dann geschafft war, trat der Sergeant durch
ein zuvor geöffnetes 3 Meter dickes Plaststahltor. Der Captain hatte sich
in einen speziellen Konrollraum zurückgezogen und wartete dort mit dem
Rest der Gardisten. Sie waren über den Schiffsfunk miteinander verbunden.
Braddock sagte, seine Stimme, von Interferenzen gestört: "Wir werden
das Tor hinter ihnen schließen, zu unserer Sicherheit, denn wenn Sie bei
geöffnetem Tor scheitern, waren alle Strapazen bis hier hin umsonst. Ich
werde Sie bei den Programmen einweisen!" Dean antwortete mit einem knappen
"Okay". Langsam schritt er durch das gewaltige Tor, welches hinter
ihm verschlossen wurde. Sieben Minuten, die Zeit lief.
Dean bewegte sich in dem schweren Anzug so schnell wie nur irgend möglich.
Die Temperatur betrug, wie Braddock gesagt hatte, an die 400°. Trotz des
Schutzanzuges schwitzte Dean. Er hatte schon viel von Triebwerkskernen gehört,
aber das hier raubte ihm glatt den Atem. Die Kerne waren wie gewaltige Kugeln,
mindestens 50 Metern Durchmesser. Sie pulsierten in einem blauen Licht. Jetzt
kannte Dean den Sinn des getönten Helmvisieres. Es befanden sich sechs
dieser Kerne in einer Reihe, ein absolut erhabener Anblick, fand der Sergeant.
Sie alle befanden sich in dem Kernaggregat, welches Dean eben durch das gewaltige
Tor betreten hatte. Er stand jetzt auf einer Art Steig, einem Gitterdeck, welches
sich quer durch das ganze Aggregat zog. Sechs massive Brücken verbanden
den Steig mit den externen Kernhüllen. Dean schritt auf die erste Brücke
und bewegte sich auf den ersten Kern zu. Sechs Minuten. Mit der Kraft der Verzweiflung
sprintete der Sergeant über die Verbindung und achtete nicht mehr auf den
schweren Schutzanzug, welcher Deans Gelenke knacken ließ.
Er durchschritt eine Öffnung und befand sich jetzt in der externen Hülle.
Er konnte die interne Hülle sehen und zweifelte nicht daran, dass sie einen
Mann innerhalb von Sekundenbruchteilen braten könnte. In dieser externen
Hülle befand sich ebenfalls ein Steig, welcher an der Wand befestigt war
und rund durch den Kern führte. Dean blickte sich um und sah den ersten
Tower. Er aktivierte den Funk und fragte: "Braddock, ich bin am ersten
Tower, was nun!" Braddock antwortete, wenn nur das verdammte Rauschen nicht
wäre: "Sie müssen die aus der Hülle tretenden Stromkabel
von den Kontakten am Tower trennen. Einfach abziehen, aber berühren Sie
unter keinen Umständen die unisolierten Enden, sonst...! "Jaja, sonst
gehe ich drauf!", unterbrach der Sergeant gereizt und beguckte den Sicherungskasten.
Die Kabel fielen ihm direkt ins Auge. Sie waren dick wie sein Unterarm, es würde
trotzdem nicht schwerfallen sie zu entfernen. Es waren an jedem Kasten zwei.
Dean packte sie und zog. Zischend gingen sie ab.
Dean sprintete weiter zum zweiten, dritten und vierten. Kein Problem, bis er
bemerkte, dass seine Zeit nach dem vierten Tower nur noch fünfzig Sekunden
betrug. Entsetzt schreckte er auf, mobilisierte alle Kräfte und sprintete
auf den fünften und letzten Tower zu ... nur um drei Meter davor zu stolpern.
Dean fing den Sturz ungeschickt ab und taumelte zur Seite. Das Metallgeländer
ächzte unter dem Gewicht seines Anzuges und gab schlimmerweise nach ohne
aber ganz einzustürzen. Dean spürte die Hitze des internen Mantels
in seinem Rücken und merkte wie das Geländer weiter nachgab. Er spürte
Schmerzen, als der Anzug an seinem Rücken zu qualmen anfing. Fünfzehn
Sekunden. Mit letzter Kraft griff er nach einem Metallpfeiler des Geländers
und zog sich nach innen. Keuchend rollte er zurück auf den Steig, griff
nach den Kabeln und zog sie heraus. Alles im Liegen. Eine Computerstimme ertönte:
"Metacraft-Triebwerkskern deaktiviert. Triebwerk 6 abgeschaltet, Countdown
zum Notschub unterbrochen." Dean stand auf und taumelte zurück zu
seinen Leuten.
Draußen angekommen, wurde Dean von seinem jubelnden Team empfangen. Er
lächelte beiläufig und schritt durch ihre Reihen um Braddock zu sprechen.
Plötzlich rief jemand: "Oh Gott, Sergeant, Ihr Rücken!"
Dean spürte plötzlich einen grausamen Schmerz und fiel in Ohnmacht.
Langsam wurde der Sergeant wach und merkte, dass er auf dem Bauch lag. Irgendwer
machte sich an seinem Rücken zu schaffen. Dean zuckte zusammen, als der
Sanitäter Harding seinen vollkommen verbrannten Rücken verband und
ihm eine Spritze mit Regenerationsdrogen ins Rückengewebe stieß.
"Wie geht´s ihnen?", tönte die Stimme des Sanis zu ihm herüber.
Dean hörte wie durch Watte, sein Mund war ausgetrocknet als er antwortete:
"Es geht mir den Umständen entsprechend. Die R-Drogen wirken aber
bereits!" Harding nickte zufrieden und steckte die zweite Spritze wieder
weg. Er sprach: "In etwa zwei Stunden werden Sie wieder der alte sein!
Bis dahin werden wir hier auch Pause machen." Braddock schaltete sich ein:
"Genau, jetzt haben wie Zeit. Ihre Mission ist bestanden, unser einziges
Problem ist die Kreatur!" Dean nickte zustimmend und richtete sich auf.
Die R-Drogen entfalteten ihre regenerierende Wirkung blitzschnell und konnten
zerstörtes Gewebe, wie es bei Dean der Fall war, blitzschnell wieder aufbauen.
"Was ist mit den anderen Überlebenden", fragte der Sergeant und
blickte den Captain fragend an. Braddock antwortete: "Die sind in Sektor
G8 bei den Rettungskapseln. Ich habe ihnen das doch schon erzählt, die
Röhren sind verstopft." Dean schüttelte den Kopf und sagte: "Die
Überlebenden und die Rettungskapseln haben oberste Priorität. Wir
suchen direkt den Sektor G8 auf! Gibt es noch einen weiteren Turbolift, ich
will nicht wieder durch den versperrten Schacht!" Braddock nickte und antwortete:
"Natürlich, aus dem Maschinenraum führen zwei Lifte, der, der
uns transportieren wird, geht bis Sektor G10! Das wäre das Oberdeck, sprich
die Hülle." Die Gardisten überprüften ihre Ausrüstung
und gingen.
Dean achtete kaum auf seine Umgebung, als sie den Maschinenraum durchquerten,
mit all seinen archaischen, komplexen Konstrukten. Er dachte nur an seinen Rücken.
Er konnte beinahe fühlen, wie die Brandwunde wieder zusammenwuchs. Dieser
Vorgang war allerdings mit einem höllischen Jucken verbunden, sodass sich
der Sergeant öfters schüttelte, was aber kaum Erleichterung brachte.
Er sagte genervt: "Harding, können Sie mir nicht etwas gegen dieses
verfluchte Jucken geben!" Der Sanitäter schüttelte nur den Kopf
und grinste. "Sehr gut, dann heilt es!", war das einzige was er sagte.
Braddock deutete mit dem Finger auf eine Tür. Sie hatten den Turbolift
erreicht. "Gebiet sichern, auf Bewegungsmelder achten!", befahl Dean
knapp. Der Captain eilte zum Computer und gab sein Ziel an, den Sektor G8. Dean
vernahm ein Surren, als sich der Lift schnell nach unten bewegte. Außerdem
hörte er noch ein anderes, beunruhigenderes Geräusch. Das Blip-Blip
seines Bewegungsmelders. Der Sergeant gab einige kreative Flüche von sich
und schrie: "Es nähert sich von zwölf Uhr, Kreuzfeuer!"
Der Scanner gab zusätzlich noch die Ebene an, das Biest hing ganz offensichtlich
an der Decke, was seine Leute aber bemerkt hatten. Dean hörte ein Zischen
und brüllte über den Lärm der Maschinen: "Feuer frei!"
Leuchtspurpatronen pfiffen durch die Halle und schlugen zischend gegen Metallflächen
oder trafen das Wesen, welches mit wütenden Schreien antwortete. Plötzlich
beschloss es, sich von der Decke fallen zu lassen und saß mehr oder weniger
vor ihren Füßen. "Flammenwerfer decken Rückzug!",
schrie Dean und sah wie ein Gardist namens Donovan eine Wolke entzündeter
Chemikalien auf das Monster warf. Das Alien schrie vor Wut und Schmerz und griff
an. "Was ist mit dem verdammten Turbolift!", schrie Dean. Braddock
gab einen Schuss aus seiner Schrotflinte ab, bevor er antwortete: "Anscheinend
ist in Sektor G8 jemand eingestiegen." Dean fluchte. Die Hybriden. Er wandte
sich wieder in Richtung Kampf und sah, wie Donovans Flammenwerfer hustend der
Brennstoff ausging. Der Mann hatte keine Zeit seine Laserpistole zu ziehen.
Eine eisenharte Gliedmaße schlug in seine Brust, durchdrang seinen ganzen
Oberkörper und kam an seinem Rücken wieder zum Vorschein, beschmiert
mit Blut und Knochensplittern. Zeitgleich zu dieser Aktion schlug das Biest
mit seinem Schwanz nach Jamieson und traf den Mann quer über die Brust.
Der Stoß warf den Gardist in die Rohrleitungen. Wieder schlängelte
sich der Schwanz der Kreatur vor und umschlang Jamiesons Beine. Das Alien begann
zu ziehen, doch Jamiesons Rüstung hatte sich in den Rohren verkeilt. Der
Zug wurde stärker, Jamieson gab einen dünnen, erstickten, heiseren
Schrei von sich und riß in einer blutigen Fontäne in der Mitte auseinander.
Der Turbolift hatte nun G5 erreicht. Die Hybriden, dachte Dean und ergab sich
seinem unvermeidlichen Schicksal, als das Wesen innehielt und dem Sergeant beim
Nachladen zuschaute. Der Blick hatte etwas menschliches, nämlich Triumph.
Plötzlich öffneten sich zischend die Lifttüren und drei Männer
traten aus der Kammer. In ihren Hände hielten sie sogenannte Nadelstrahler,
welche kurze Hochenergieimpulse abgaben, quasi die vergrößerte Version
der Laserpistolen. Die Schüsse warfen blaues Licht in die Halle und schlugen
dampfend und funkensprühend in die Kreatur, welche diesmal tatsächlich
zurückwich. Weitere Impulse folgten, bis sich die Kreatur zischend und
verletzt davonmachte. Der Kampf war vorüber.
Sekundenlang herrschte Stille, als die Gardisten ihre Retter anstarrten. Sie
trugen Matrosenuniformen und waren alle verschmutzt und leicht verwundet. Schweiß
glänzte auf ihren Gesichtern. Einer der Männer trat vor und durchbrach
die Stille mit einer tiefen Stimme: "Captain, wir sind froh, dass Sie noch
leben. Wir hielten Sie für tot!" Braddock schwang die Schrotflinte
über seine Schulter und erwiderte: "Matthews, wie habt ihr uns gefunden!"
Der Mann namens Matthews antwortete gelassen: "Wir hatten bemerkt, dass
das Schiff zum Stillstand kam. Wir vermuteten Sie hinter dieser Aktion. Wie
ich außerdem sehe, haben Sie uns Verstärkung mitgebracht. Die Marines!"
Dean schaltete sich in das Geschehen ein sagte: "Wir sind keine Marines,
wir sind Raumgardisten und außerdem keine besonders gute Verstärkung.
Ich habe bereits acht Männer verloren!" Matthews machte einen Schritt
zurück und sagte entschuldigend: "Tut mir Leid, das wusste ich nicht.
Am Besten kommen Sie jetzt erstmal mit zu uns nach G8. Da können wir überlegen
wie wir hier wegkommen." Der Sergeant nickte und betrat mit den anderen
die Liftkabine.
So erreichten sie also Sektor G8. Den Zufluchtsort der letzten Überlebenden.
Dean blickte sich um. Was er sah, erschreckte ihn zutiefst. Die Menschen hier
wurden größtenteils übel zugerichtet und bluteten aus zahlreichen
Wunden. Außerdem fehlte Proviant, sowie sanitäre Anlagen. Deans Schreck
wuchs, als er zwei Frauen erspähte, die sich in eine Ecke drückten
und ihn misstrauisch anguckten. Zusammen mit den drei anderen zählte der
Sergeant etwa ein Dutzend Überlebende, wie Braddock es ihm gesagt hatte.
Ohne überhaupt Befehle zu benötigen, machten sich Harding und Connor
an die Arbeit und begannen mit der Versorgung. Dean schaute sich weiter um.
Die zwei einzigen Türen zu dieser Halle waren komplett verbarrikadiert.
Außerdem erblickte er mindestens zwanzig Rettungskapseln. Er rief zu Captain
Braddock: "Captain, bitte erläutern Sie mir das Problem mit den verstopften
Abschussröhren!" Braddock nickte und antwortete: "Wie gesagt,
das Biest hat ein Loch in G6 geschlagen, vermutlich ein Bullauge zertrümmert,
ist dann über die Hülle gekrochen und hat die Röhren zugeschissen!"
Dean überlegte. Nach einer einminütigen Phase des Nachdenkens sprach
er langsam: "Leider haben wir keine Flammenwerfer mehr. Donovan ist tot
und Normans Werfer hat keinen Brennstoff mehr. Gibt es Gasleitungen in diesen
Röhren!" Braddock nickte: "Natürlich, falls man die Hydraulikflüssigkeit
als Gas bezeichnen kann." Dean versank wieder in Gedanken und fragte leise:
"Welche Hydraulikflüssigkeit?" Braddock antwortete überrascht:
"Das ist CZ-87! Der Standard auf zivilen Schiffen!" Der Sergeant schaute
auf und grinste: "Das könnte klappen. Bringen Sie Werkzeug mit! Wir
werden mal die Röhren inspizieren!"
Das war eine Idee. Dean und Braddock saßen mit Taschenlampen in den verschotteten
Abschussröhren und versuchten mit Laserbohrern und Vorschlaghämmern
die Innenverschalung aufzubrechen. "Wir müssen an die Hydraulikleitungen
kommen", sprach Dean erschöpft, holte aus und ließ seinen schweren
Hammer auf eine Abdeckplatte donnern. Braddock nickte und setzte erneut mit
seinem Bohrer an. Zwei Meter neben ihnen pulsierte der Schleim in einem blauen
Licht. Eine Analyse, von Connor durchgeführt, ergab, dass er ätzend
sei, selbst regenerierend und leicht entzündlich.
Wenige Minuten später polterte die schwere Metallplatte von der Verschalung
und landete mit einer Kante auf Deans Fuß. Dieser fluchte und hüpfte
sekundenlang auf einem Bein. "Zeh gebrochen?", fragte Braddock besorgt.
Dean schüttelte den Kopf und presste hervor: "Nein, das wird aber
sehr blau! Aber jetzt an die Leitungen!" Der Captain nickte und leuchtete
in die Rohrleitungen. Es waren acht Stück, die übereinander liefen.
Braddock kratzte an seinem Kinnbart und überlegte: "Die obere sorgt
für Energie, die zweite von oben auch!" Dean konnte sich nur auf den
Captain verlassen, denn er war hier hoffnungslos überfragt. Braddock schaute
auf und sprach: "Die ganz untere, sie versorgt das Mündungsschott
mit Hydraulikflüssigkeit, das heißt wir müssen die Leitung danach
wieder verschließen, sonst kommen wir nicht raus!" Dean nickte und
machte sich daran, die Leitung aufzuschneiden, grünliche Flüssigkeit
troff über seine Hand und sammelte sich unter seinen Füßen.
"Können wir den Druck erhöhen?", fragte Dean und schaute
Captain Braddock an. Dieser nickte und machte sich an einem kleinen Display
zu schaffen, welches sich unter einer Leitung befand. "Genug!", rief
Dean, als er merkte, dass er Probleme hatte, die Leitung zu halten. Gezielt
hielt er die Öffnung in Richtung des toxischen Schleims. Die grüne
Flüssigkeit benetzte die Wand vollständig und sammelte sich in einer
Pfütze darunter. "Jetzt werden wir die ganze Sache anzünden!",
sagte Dean und merkte, wie Braddock den Druck wieder regulierte und den Fluß
schließlich ganz abstellte. Der Sergeant zog seine Laserpistole, zielte
kurz und schoss. Der Impuls traf auf die Pfütze und eine Flammenwand baute
sich zischend an der Schleimwand auf. Blubbernd fiel das ekelhafte Gebilde in
sich zusammen und drei Minuten später war absolut nichts mehr davon übrig.
Seltsam, dachte Dean, keine Asche, keine Rückstände. Er schüttelte
sich. Dieses Wesen war nicht aus ihrer Galaxie. "Wir müssen jetzt
die Leitung verschweißen!", hörte er Braddocks Stimme. Dean
nickte und machte sich an die Arbeit.
Verschwitzt und dreckig kamen Dean uns Braddock aus dem Dunkel der Abschussröhren
und brachten gute Nachrichten. Es war der Sergeant, der sprach. "Wir werden
uns jetzt in die Rettungskapsel begeben. Die `Stern von Orion` wird einen Schlepper
ausschicken um uns aufzunehmen. Anschließend werde ich General Borg, dem
Oberkommandierenden des Schiffes, die taktische Option unterbreiten, die `Adler`
mitsamt der Kreatur zu zerstören."
Alle Anwesenden nickten zustimmend und bewegten sich auf die Kapsel zu. Alle
stiegen ein und setzten sich in die harten Schalensitze. Braddock kam als letzter
und verschloß die Eintrittsluke. Er setzte sich auf den vordersten Sessel.
Seine Stimme tönte durch die angespannte Stille: Computer, öffne Mündungsschotts!"
Mit einem Rucken wurde die Kapsel in die Röhre geschoben, der hintere Schott
wurde verschlossen, der vordere geöffnet. Schließlich wurde die Kapsel
abgeschossen. Dean atmete erleichtert auf und schaute in die Sterne.
Sie waren noch keine zehn Minuten draußen, als die Überlebenden
von einem militärischen Schlepper abgefangen wurden. Schwere servoverstärkte
Greifarme schlossen sich um die Kapsel ohne sie zu beschädigen und trugen
sie in Richtung der `Stern von Orion`. Langsam flog der Schlepper in den Hangar,
wo Deans furchtbare Mission angefangen hatte.
Mit weichen Knien entstieg er der Kapsel und machte sich in Begleitung von Braddock
auf zur Brücke.
"Sie haben keine Befugnis die Brücke zu betreten!", sprach ein
Wachsoldat und hielt sein Gewehr vor die Tür. "Es geht um Leben und
Tod!", sagte Dean gereizt. Braddock schaltete sich ein: "Wir müssen
auf die Brücke!" Der Wachsoldat schüttelte energisch den Kopf
und umfasste sein Gewehr fester. Dean zuckte mit den Schultern, ballte seine
Rechte zur Faust und schlug unvermittelt zu. Der Wachsoldat fiel gegen die Wand
und rutschte an dieser auf den Boden. "Tut mir leid!", sprach Sergeant
Dean und stieg über den Wachsoldaten hinweg. Die Tür öffnete
sich zischend und gab den Blick auf die Brücke frei. Die Brückenoffiziere
hatten sich eilig herumgedreht. "Was tun Sie hier?", verlangte ein
Mann zu wissen. Der Uniform nach zu urteilen, was er der Oberbefehlshaber auf
diesem Schiff. Dean antwortete gehetzt: "Ich muss General Borg finden!"
"Der steht vor Ihnen", sprach der Mann, "was ist den los!"
Dean began: "Mein Name ist Sergeant Dean, Sergeant der 3./ Terranischen
Raumgarde unter Führung des geehrten General Arden. Ich und mein Team absolvierten
eine Mission auf dem havarierten Raumfrachter `Adler`, der im Moment Mittelpunkt
ihres Interesses sein dürfte!" General Borg nickte: "Sergeant,
es tut mir leid, dass ich Sie nicht direkt als Mitglied der Eingreiftruppe erkannt
habe. Was gibt es denn für ein Problem mit der `Adler`. Wollen wir den
jetzt nicht die Fracht bergen?" Dean keuchte vor Entsetzen und antwortete:
"Im Namen Terras nein. Diese Fracht hat fast die ganze Schiffsbesatzung
und die Hälfte meines Teams auf dem Gewissen!" Borg fragte Dean: "Womit
hatten Sie es denn zu tun?" Der Sergeant ließ sich auf einen Stuhl
sinken, atmete einmal kräftig aus und ein und antwortete: "Ein Alien,
auf jeden Fall Status Unbekannt. Es okkupiert Menschen und macht sie zu willenlosen
Zombies, zu Hybriden. Es konnte sich allen Gegenmaßnahmen meines Teams
binnen kurzer Zeit anpassen, indem es mutierte. Das Wesen war außerdem
hochintelligent. Meine Bitte an Sie, General; Zerstören Sie die `Adler`!"
Der General dachte kurz nach und erwiderte, wobei er jedes Wort sorgsam abwog:
"Wir werden noch einige Bioscanns durchführen, in etwa einer halben
Stunde werden wir den Frachter zerstören!" Plötzlich drehte sich
der Kommunikationsoffizier in seinem Drehstuhl um, welcher entsetzlich quietschte
und sagte: "Sir, wir haben Kontakt zum Hangar, die Schlepper haben soeben
die zweite Kapsel reingebracht!" Borg wandte sich an Dean: "Sergeant,
welche zweite Kapsel?" Dean schaute entsetzt ins Leere, Braddock war erschrocken
aufgesprungen. Der Sergeant antwortete atemlos, ohne jeden Ausdruck in seiner
Stimme: "General, ich sagte doch es ist intelligent!" "Roter
Alarm, alle Wachteams voller Einsatzstatus. Hangar B umstellen!", sagte
Borg noch während er höchstpersönlich auf den Turbolift zuging.
Dean, Braddock und Borg erreichten fünf Minuten später den Hangar
B. Es war die Hölle los. Überall rannten Wachsoldaten durch die Halle
und feuerten in den Rauch, welcher vom brennenden Schlepper herrührte.
Überall auf der `Stern von Orion` schrillten nun die Alarmsirenen. Borg
trat noch weiter in den Hangar, hinter ihm nahmen zehn schwerst bewaffnete Leibgardisten
Aufstellung. Dean und Braddock hielten ihre eigenen Waffen schußbereit
in der Hand. Borg zog ein Energieschwert, schwang es durch die Luft und brüllte
über den Lärm des Chaos: "Vorrücken!" Sofort stürmten
Borg und die Soldaten in den dichten Rauch. Dean schaute Braddock an, welcher
sagte: "Hinterher, bei ihnen haben wir mehr Chancen.
In der Mitte des Hangars wurde die mit Abstand härteste und brutalste `Enteraktion`
seit Jahren durchgeführt. Überall kämpften Hybriden und Wachsoldaten
im brutalen Kampf Mann gegen Mann. Dean wurde von einem Schrei aufgeschreckt.
Links neben ihm rannte ein Trupp ziviler Deckarbeiter um sein Leben. Hinter
ihnen schlängelte sich der Obermistkäfer voran. Eine gewaltige, ekelerregende
Blutwolke schoss in die Luft, als vier Männer auf einmal von einer Klaue
enthauptet wurden. Dean brüllte: "General Borg, hier ist er!"
Der General war ganz offensichtlich beschäftigt. Er und seine Leibgarde
waren in einen blutigen Nahkampf verwickelt. Borg stand aufrecht in dem Gemetzel
und gab einen trotzigen Schlachtruf von sich, während er Kopf um Kopf von
den Schultern der Hybriden schlug. Sein Energieschwert war wie ein silberner
Blitz in der Dunkelheit. Seine Leibgardisten wehrten sich mit Kampfmessern und
vorgehaltenem Bajonett. Dean spurtete auf den Nahkampf um die Männer zu
unterstützen. Eine nadelspitze Kralle zischte auf seinen Kehlkopf zu. Dean
ließ sich fallen, der Todesbote verfehlte ihn um Haaresbreite. Der Sergeant
gab einen Feuerstoß ab und nietete den Hybriden um. Braddock folgte. Er
lief weiter. General Borg stand mittlerweile bis zu den Knien in Kadavern, die
Hälfte seiner Männer war tot. Dean erreichte ihn. Borg drehte sich
um und schrie: "Ich komme schon alleine klar. Eliminieren Sie dieses Wesen."
Dean lachte auf und dachte: Womit denn. Er schaute sich gehetzt um. Plötzlich
fiel sein Blick auf einen Raketenwerfer. Dean bückte sich und hob das Teil
auf. Es war sehr schwer und ganz offensichtlich geladen. "Mitkommen!",
wies er Braddock an. Der Captain feuerte einem Hybriden den Kopf vom Körper,
bevor er sich umdrehte und nickte. "Suchen wir den Mistkäfer!",
sagte der Sergeant.
Die Schlacht tobte unvermindert weiter. Es schienen immer mehr Hybriden aus
der Rettungskapsel zu strömen, während sich immer mehr Wachsoldaten
näherten. Der Boden war glitschig von Blut. Eine Rakete zischte über
Deans Kopf und schlug in eine Rotte aus Hybriden, welche in einer spektakulären
Explosion vergingen. Irgendwo in der Ferne ertönte Jubel. Der Schütze
hatte allen Grund sich zu freuen. Das waren mindestens fünf auf einen Streich,
dachte Dean und grinste. Das sah doch nicht schlecht aus. Braddock stand hinter
ihm und starrte in den Dunst. "Da ist er!", sagte er aufgeregt. Dean
wirbelte herum. Da war das Alien und zerriß soeben drei Männer mit
seinen unzähligen Tentakeln. "Hier spielt die Musik!", schrie
Dean und legte den Raketenwerfer fachmännisch auf seine Schulter. Das Wesen
wirbelte herum und starrte Dean aus seinen unendlich bösen, roten Augen
an. Es donnerte auf ihn zu. Ein Piepsen bestätigte die Zielerfassung der
Rakete. Dean zog den Abzug durch. Das Geschoss traf den Kopf des Wesens. Dieser
platzte und überschüttete die nähere Umgebung mit stinkendem
Alienblut. Das Wesen stürmte immer noch auf sie zu... bis sein Körper
dahinter kam und merkte, dass er tot war. Die Bewegungen erschlafften, das Biest
stürzte und donnerte auf den Boden. Dean befahl einigen Männer, den
Kadaver mit Flammenwerfern komplett zu neutralisieren. Wie auf ein geheimes
Kommando fielen alle Hybriden tot um, der Führung durch ihr Muttertier
beraubt. Der Rauch lichtete sich. Summend arbeiteten die Lüftungssysteme.
Sie hatten gesiegt.
Dean, der Rest seines Teams, welcher den Enterkampf elegant auf der Krankenstation
verschlafen hatte und Braddock befanden sich auf der Brücke. Vor ihnen
stand General Borg, welcher mit zahlreichen Verbänden bedeckt war. Borg
ergriff das Wort: "Ich denke, wir haben vor einigen Stunden gemerkt, wie
gefährlich diese Intelligenz ist. Wir werden die `Adler` jetzt zerstören!
Waffenoffizier!" Der Waffenoffizier nickte und sprach: "Rohre eins,
drei und fünf geladen. Bereit zum Feuern." Borg nickte Dean zu. Der
Sergeant grinste ihn an und sprach: "Feuer frei!" Sekundenbruchteile
später verließen die Raumtorpedos ihre Rohre und schlugen in die
Adler. Das Schiff explodierte in einem apokalyptischen Feuerhagel. Jubel erscholl
auf der Brücke.
Dean wandte sich an seine Leute: "Auf nach Hause, wir machen jetzt Urlaub!"
Er grinste. Vielleicht würde er jetzt für den Rest seines Lebens Urlaub
machen.
Von Patrick "cool_Ibo" Bauer
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