Das, sagte
sich Mark Simmons, war keine besonders gute Idee gewesen.
Die von
Holzsplittern und Blei geschwängerte Luft sah sich geneigt, dem
zuzustimmen.
Glücklicherweise
befand sich Mark zur Zeit noch hinter halbwegs solider Deckung; ein
paar Holzkisten schirmten ihn von den leidlich präzisen
Angriffen seiner Gegner ab. Nun, eine Motivation und Berechtigung
konnte man ihnen nicht absprechen; immerhin hatte Mark den Streit
angefangen. Und die meisten Insassen seines momentanen
Aufenthaltsortes hatten mehrere Kugeln aus seinem Reportieure umarmt
– ihre Freunde nahmen es nur mit dem Ehrensalut ein wenig zu
genau. Kopfschüttelnderweise brachte er die schallgedämpfte
Maschinenpistole Marke Heckler&Koch MP5SD3 in seinen Händen
auf ein etwas handlicheres Niveau und befreite ein neues Magazin aus
seinem Mantel. Mit dem Ärmel wischte er sich die Brühe von
der Stirn; sein kurzes, dunkelblondes Haar war ein wenig in Unordnung
geraten. Mark wartete auf die nächste kurze Pause; als es kurz
ruhig wurde, warf er sich wieder ins Freie und eröffnete das
Feuer.
Das
komische an schallgedämpften Schüssen ist, dass sie nicht
wie normales Waffenfeuer klingen. Nicht so wie das leise Pfeifen in
Filmen, aber eben auch nicht, als ob sie auf ihrem Weg gar keinen
Schalldämpfer passiert hätten. Marks langer Feuerstoß
klang auch eher wie das letzte verzweifelte Aufbäumen
irgendeiner pneumatischen Kontraption als irgendetwas aus der Mündung
einer Maschinenpistole. Dass es immer noch relativ tödlich war,
mag bedauernswert erscheinen; die Personen in dem vom Feuerstoß
überstrichenen Raum hatten jedoch aufgrund der Einstellung ihres
Atmens bei dieser Diskussion wenig beizutragen.
Schließlich
war Ruhe eingekehrt, und Mark ging die Ereignisse des Tages noch
einmal durch, soweit es sein vernebeltes Gedächtnis gestattete.
Er hatte den Auftrag erhalten, in diesem Lagerhaus in Queens
Kammerjäger zu spielen. Dann hatte er kurz bei sich zu Hause
(soweit man die Bruchbude von Wohnung als Heim deklarieren konnte)
vorbeigeschaut, um sein Arsenal zu plündern. Das lustige Element
an der ganzen Geschichte war, dass in seinem Vertrag nur etwa die
Hälfte der anwesenden Jetzt-Leichen vermerkt war; auch bei ihrer
Bewaffnung waren deutliche Diskrepanzen zu den vereinbarten
Parametern zu bemängeln. Glücklicherweise – für
Mark – hatte ihn eine Vorahnung dazu gebracht, zusätzlich
zu seinen beiden Heckler&Koch USP Tactical im .45 Kaliber noch
die MP5 mitzunehmen, was ihm vermutlich gerade das Leben gerettet
hatte.
Andere
Menschen, die eher in Richtung der gesellschaftlichen Norm
tendierten, wären beim Anblick von einem guten Dutzend Leichen
eventuell in sehr ungesunde Verhaltensmuster verfallen; Mark hingegen
verspürte nur etwas Ärger, weil er Überstunden machen
musste. Er sammelte seine Waffen wieder zusammen; die beiden Pistolen
waren ungefähr bei Ziel Nr. 8 endgültig leer gewesen, was
sich mit Marks Kalkulationen gedeckt hätte, wenn da nicht kurz
danach noch Ziele Nr. 9, 10, 11, 12, 13 und 14 aufgetaucht wären,
um Mark Nr. 1 auf Wolke Nr. 7 zu schicken. Als er die beiden Pistolen
aufhob, bemerkte er mit Verwunderung, dass die Schlitten beide in der
vorderen Stellung arretiert waren – normalerweise rasteten sie
weiter hinten ein, wenn die Munition verbraucht war. Vielleicht ein
Fehler am Schlittenfang? Außerdem stimmte das Gewicht nicht;
Mark hatte in etwa dreißig Jahren Berufspraxis ziemlich gut
gelernt, aus dem Gewicht einer vertrauten Waffe auf deren
Munitionsbestückung zu schließen. Als er dann schließlich
die Magazine zur Inspektion entfernte, sah Mark etwas, was ihm –
später rückblickend – den ganzen Ärger
eingebrockt hatte.
Die
Magazine waren voll.
Von Gatac
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