Paladin 2
Zyklus 1 – Status Quo
Wer
würde eine zweite Chance ablehnen? Endlose Geschichten ranken
sich um diese mystische Gelegenheit, und die meisten Erzählungen
enden tragisch. Ist es die Angst vor einer Entscheidung, vor ihren
Konsequenzen, oder verborgene Resignation, der Wunsch nach
Veränderung, der in der Phantasie scheitert, weil es ihn in der
Realität nicht gab? Nein, die Vergangenheit muss unveränderbar
sein; wer mit der Zeit spielt, ist fehlgeleitet. Ist es nicht wahrer
Mut, mit einer Situation fertig zu werden, anstatt seine Chancen in
einer anderen Konstellation zu versuchen?
Oder
ist es nur eine weitere Regel, die gebrochen werden muss?
Kapitel 1 – Böses
Erwachen
„Ich
zahle in BLEI.“
Marks
Körper befand sich auf dem Weg zu seiner Wohnung. Seine mentalen
Kapazitäten jedoch waren auf andere Probleme gerichtet.
Etwas war
in der Wohnung passiert; Mark konnte sich nur nicht genau daran
erinnern. Es musste mit den Pistolen zusammenhängen, denn er
hatte neue Griffschalen an ihnen vorgefunden, die jeweils ein großes,
graviertes Kreuz aufwiesen. Und dieses Gefühl in seinem
Kopf...als hätte jemand ein ganzes Paket Nägel durch seinen
Schädeldecke gehauen. Mit einem Preßlufthammer. Nach
Mitternacht. Während jemand anders mehrere Kilo Bauschaum hinter
seine Augen spritzte...Mark schüttelte sich. Konnte das wirklich
noch ein normaler Kater sein? Das fühlte sich eher an, als hätte
er seinen gesamten Vorschuss versoffen. Mark akzeptierte das als
Arbeitshypothese; es war zwar sehr unwahrscheinlich, weil sein Blut
vermutlich schon zu mindestens 30% als Alkohol bestand, aber er hatte
keine bessere Erklärung parat, und so extrem abwegig war es nun
auch wieder nicht. Vielleicht hatte er sich betrunken und war dann
auf seiner Runde bei einem Waffenhändler reingestolpert (denn
einen Waffenhändler würde Mark vermutlich noch finden, wenn
er blind, taub und querschnittsgelähmt wäre); ein neuer
Satz Griffschalen war nicht gerade eine Rieseninvestition. Und das
Kreuz? Nun ja, vielleicht war einfach ein wenig nostalgisch gewesen.
Oder theatralisch. Mark fand es schwierig, in seinem durchgequirlten
Verstand die richtigen Worte zu finden, aber für solche Probleme
gab es Kaffee.
Das heißt,
es hätte Kaffee gegeben, wenn er denn in seiner Wohnung die
Kanne gefunden hätte.
Nach
einigen Minuten verzweifelten Suchens gab Mark auf und begab sich
einem Vorratsschrank, um eine Tüte Instant-Kaffee zu suchen; der
schmeckte zwar nicht besonders, aber davon wurde man wenigstens
richtig wach. Auf dem Rückweg, mit einer silbrigen kleinen Tüte
in der Hand, fand er natürlich sofort die Kanne; sie lag neben
dem Mülleimer. Als Mark sich nach ihr bückte, fiel ihm
schließlich auf, dass es in dem Mülleimer Brandspuren gab.
Daran erinnerte er sich, etwas vernebelt, aber immerhin: Es hatte
gebrannt. Und er hatte den kalten Kaffee in der Kanne in den
Mülleimer gegossen, um das Feuer zu löschen. Nein, kaltes
Wasser. Er hatte Wasser in die Kanne gegossen. Nachdem er die MP5SD3
geholt hatte. Nach dem Panikanfall. Und nach dem Feuer hatte er sein
Schwert gegriffen, und...
Mark zog
die Notbremse und versuchte, sich wieder zu beruhigen. Ein Feuer.
Woher kam ein Feuer? Und seit wann hatte er ein Schwert? Wo war das
Schwert, eigentlich? Er hatte es in die Scheide auf seinem Rücken
gesteckt. Der wirklich verwirrende Teil der Geschichte kam, als er
aus Jux nach dem Schwert griff; er bekam es tatsächlich zu
fassen und befreite es aus seinem Ruheort. In seinen Händen
fühlte sich die Waffe seltsam an, irgendwie warm. Es war
außerdem noch eine ziemlich eigenwillige Konstruktion; der
Griff war relativ lang, vielleicht genug für beide Hände,
mit einer ziemlich imposanten Querstange. Dieser Teil schimmerte
leicht gülden, aber das Material fühlte sich sehr hart an;
defintiv kein Gold. Am sonderbarsten jedoch war die Klinge; fast
durchsichtig, etwas blau schimmernd, mit zwei großen Zacken
über der Querstange, dann zwei lange Schneiden, die zu einer
fast unmöglich dünnen Spitze zusammenliefen. Die ganze
Waffe schien sich dem gesunden Menschenverstand zu widersetzen; so
fragte sich Mark nicht nur, wie er die Waffe mit den beiden Zacken
überhaupt in seiner Scheide transportieren konnte, sondern auch,
ob die filigrane Klinge nicht beim ersten Schlag zerspringen würde,
da sie aus einer Art Kristall hergestellt worden war. Wirklich
seltsam wurde die ganze Angelegenheit jedoch, als Mark die Waffe
probeweise durch die Gegend schwang – er wusste, was zu tun
war, und sie schien perfekt ausbalanciert zu sein. In einem etwas
übermütigen Schwung führte er die Klinge gegen –
und durch – seinen Esstisch, was durch dessen Konstruktion aus
Aluminium ziemlich bemerkenswert war. Selbst eine der massiven Wände
schien kein Hindernis darzustellen; die Klinge bohrte sich in den
Beton ohne nennenshaften Widerstand, ließ sich auch einfach
wieder hinausziehen, schien aber bei Druck und Zug nach oben oder
unten keinen Millimeter nachzugeben.
Mark
verstaute die Waffe wieder und machte sich eine Notiz,
schnellstmöglich herauszufinden, was es mit diesem Schwert auf
sich hatte.
Als er
nach den Pistolen suchte, fiel ihm auf, dass sie sich nicht mehr auf
der Küchenkonsole befanden; einem Instinkt folgend tastete er
die Holster unter seinen Achseln ab und fand die Waffen dort. Dieser
Entdeckung folgte etwas, dass ein paar blutige Leichen nicht auslösen
konnten; Mark rannte zur Toilette und ließ seiner plötzlichen
Übelkeit freien Lauf. Nachdem er sein Frühstück wieder
losgewurden war (was im Anbetracht dessen Fettgehaltes vielleicht gar
nicht so schlecht war), reinigte er Hände und Gesicht am
Waschbecken und betrachtete sich im Spiegel. Für jemanden, der
die Halbzeit des Lebens bereits passiert hatte, sah er erstaunlich
fit und gut aus; zumindest, soweit man Mark als gutaussehend
beschreiben konnte unter Dreitagebart, struppig-kurzem Haar und dem
miefigen Modeeklat, den er als Kleidung bezeichnete. Da war zunächst
der Mantel, ein altes, schwarz-graues Monster mit dem Charme einer
umgenähten Pferdedecke und mobile Heimat von Marks Arsenal.
Darunter ein mausgrauer Armeepullover, der eventuell einmal blau
gewesen war, in zahllosen Flick-und Waschorgien jedoch jede Spur
Farbe verloren hatte; speckige Jeans, vermutlich noch von Levi
Strauss aus Zelttuch selber genäht, schwarze Springerstiefel, in
überraschend gutem Zustand, und natürlich dieser
Ledergürtel, dessen Schnalle eher schlecht als recht entglänzt
worden war. Wenn Mark wenigstens Wert auf sein restliches
Erscheinungsbild gelegt hätte, wäre er nicht wie ein
Obdachloser mit automatischen Waffen rumlaufen; aber Mark
interessierte sich nicht dafür, gut auszusehen. Dafür wurde
er nicht bezahlt, und von einem regen Privatleben konnte bei ihm auch
keine Rede sein. Außerdem hatte er ja noch den schwarzen Anzug
von der Beerdigung vor seines Vaters, und er könnte sich ja im
Notfall rasieren...aber damit würde er in diesem Stadtteil
ziemlich übel auffallen. Wer würde schließlich
glauben, dass Mark Simmons, Profikiller mit sehr, sehr regem
Geldfluss und reichlich Berufserfahrung, hier in so einer Bruchbude
wie ein Hausbesetzer wohnen könnte? Wollte?
Musste?
Es war
nicht gerade gut gelaufen in letzter Zeit. Sein gesamtes Geld stammte
von Don Ingues, seinem Ersatzvater, und der war seit einigen Jahren
tot. Seine Tochter, Alexandra (oder Alex – das war den meisten
Leuten egal, da man sie sowieso nur als Ms. Ingues anreden dürfte),
verstand leider recht wenig von Angestelltenmoral oder Subtilität.
Sie verheizte die alte Garde der Killer ihres Vaters, um ihre neuen
Rekruten – allesamt Ex-Militärs, mit denen Mark der
gegenseitige Hass verband – ins Scheinwerferlicht zu rücken.
Er hasste Alex, weil er gedacht hatte, er würde den Clan
übernehmen können, und sie hasste ihn, weil er nicht nur
ihr großer Adoptivbruder, sondern auch extrem schwer zu
beseitigen war. Tja, gerade hatte er sich rehabilitiert, oder? Jetzt
musste sie ihm endlich die Kohle geben, oder?
Im Spiegel
fiel Mark dann auf, dass weder die Pistolen noch das Schwert darin
sichtbar waren; erst, als er probeweise nach den Waffen griff,
erschienen sie wie aus dem Nichts. Die zur Probe herangezogene MP5
war hingegen absolut normal zu sehen. Wirklich komisch wurde die
ganze Situation dann, als Mark die besagte Ausrüstung mit einem
tragbaren Metalldetektor abtastete und dabei keinerlei Ausschlag
erhielt. Der Gedanke, jetzt unsichtbare, sich selbst nachladende
Waffen zu besitzen, ließ Mark kurz erschaudern. Er musste
definitiv herausfinden, was mit ihm passiert war.
Aber
erstmal musste er Alex in ihrem knochigen Hintern treten.
Der Weg
führte ihn durch einige der schlimmsten Straßen in der
Stadt. Sicher, New York war in wenig klischeehaft als Heimat eines
Profikillers, aber das beeindruckte Mark nicht. Er ging nur selten
ins Kino, weil ihn die Filme fast immer aufregten. Entweder fand er
sie lächerlich, unrealistisch oder schmalzig; irgendwie hatte
Political Correctness den Filmen ihre Seele geraubt. Schaut nur, der
Held muss noch nicht einmal eine Waffe benutzen! Und wenn doch, dann
gleich alles in Zeitlupe. Grässlich. Und dann konnten die
Milchbubis noch nicht einmal schauspielern!
Mark
führte seine Gedanken gewaltsam wieder auf ihr eigentliches Ziel
zurück. Alex. Er wollte ein wenig Spaß mit ihr haben,
nicht in dem Sinne, wie das ein anderer Mann meinen mochte; er sah an
ihrer Weiblichkeit geradewegs vorbei. In diesem Gewerbe konnte man
keine Diskriminierung praktizieren; für Mark war der gesamte
Untergrund, unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht oder Alter,
ungefähr gleich wertlos. Irgendwann würde er auch Alex vor
der Flinte haben, und er würde jede Sekunde davon genießen.
Aber noch nicht heute; seine zukünftigen Ziele zu erschrecken
gehörte zu den wenigen Dingen, die Mark wirklich genoss, und
diese Gelegenheit wollte er nicht verstreichen lassen.
Er wählte
die Vordertür des Clubs, in dem sich Alex niedergelassen hatte;
das sorgte zwar für etwas Aufsehen, aber Mark wollte
sicherstellen, dass die Leute wussten, wer für den in einigen
Minuten zu erwartenden Lärm verantworlich war. Er marschierte an
den Wachen vorbei, ohne einen Blick auf sie zu verschwenden, und
lächelte in sich herein, dass sie bereitwillig den Weg räumten
– anscheinend erinnerte man sich noch, was dem letzten
störrischen Türsteher passiert war, wobei sich Mark daran
erinnerte, dass er eigentlich noch einen Strauss Blumen ins
Krankenhaus schicken wollte. Aber Blumen kosten ja Geld...
Ohne
Klopfzeichen riss Mark die Tür zu Alexandras Büro auf. Man
konnte ihr zumindest anrechnen, dass sie nicht einen ihrer Jungs auf
dem Schreibtisch vernaschte; stattdessen schien sie gerade mit
Vincent Ratioli, einem der anderen Killer zu verhandeln. Als die
beiden Mark sahen, stampfte Vince an ihm vorbei und verließ den
Raum; das war Mark ganz recht so, weil er Vince mochte und nur ungern
erschossen hätte. Alex hatte in der Zwischenzeit die
Überraschung aus ihren Gesichtszügen entfernt und starrte
ihn durch die Gläser ihrer Brille an; die Kälte ihres
Blickes konnte Zigaretten löschen, aber glücklicherweise
trug Mark seine Sonnenbrille und genügend Wut, um davor nicht
zusammenzuzucken.
„Mark.
Schön, dich zu sehen.“
Mark
verschränkte die Arme vor seinem Körper und tastete diskret
seine Brust ab. Gut, er hatte die kugelsichere Weste nicht vergessen.
Das wäre sonst haarig geworden.
„Ich
wünschte, ich könnte das erwidern.“
„Nun,
da ist aber jemand nicht besonders amüsiert, oder?“
„Sollte
ich mich totlachen?“
„Nun,
wir können ja nicht immer richtig liegen. Unser Informant war
offensichtlich nicht zuverlässig.“
„Der
Informant? Ich glaube, hier trifft eher die Dreier-Regel zu. Einmal
ist Zufall, zweimal sind ein Muster, drei Mal sind eine
Verschwörung...“
„Was
soll das jetzt heißen? Dass ich dich umbringen will?“
„Bei
allen Anderen hat es ja geklappt, oder?“
Alex war
ziemlich schnell, das musste Mark ihr lassen. Allerdings hatte sie
keine Chance gegen ihn; er hatte eine von seinen USPs schon in der
Hand, bevor er überhaupt daran dachte, zum Holster zu greifen.
Das war recht sonderbar, aber doch praktisch, da Alex gerade im
Begriff gewesen war, einen Revolver aus ihrem Schreibtisch zu ziehen.
Nun, da sie zum ersten Mal in die Mündung von Marks Pistole
hineinstarrte, schien ihre normale Selbstsicherheit etwas in den
Hintergrund zu treten.
„Hältst
du es für notwendig, mich zu bedrohen?“
„Unter
uns, Schwester: Du hast auch nen Griffel an deiner Knarre. Vielleicht
solltest du akzeptieren, dass du mich nicht kleinkriegen kannst.
Normalerweise schieße ich nicht besonders gerne auf Frauen,
aber bei dir mache ich mit Vergnügen eine Ausnahme.“
„Also
willst du mich töten?“
„Sicher.
Aber nicht heute.“
Er steckte
die Waffe wieder weg, während Alex ihren Revolver immer noch
umklammerte. Augenscheinlich gefiel es ihr nicht, dass sich Mark
davon nicht aus dem Konzept bringen ließ. Schließlich
seufzte sie und setzte sich wieder.
„Was
willst du?“
„Mein
Geld. Ein paar Waffen. Und die Garantie, dass du mich von heute an in
Ruhe lässt.“
Alex
nickte, und garantierte damit, dass ihr Kopf und ihr Nacken noch für
eine Weile verbunden blieben.
Im
Waffenkeller der Familie Ingues herrschte eine so gründliche
Ordnung, dass Mark fast wieder schlecht wurde. Die eine oder andere
Waffe betrachtete er genauer; was er eigentlich brauchte, war mehr
Munition, aber das hieß ja nicht, dass er nicht noch ein paar
Knallstöcke einsacken konnte. Aus der Heckler&Koch-Ecke
ergänzte Mark sein bereits durchgehend teutonisches Arsenal noch
mit einer CAWS – ein Prototyp für eine automatische
Schrotflinte, vermutlich irgendwo von einem Militärlaster
gefallen – sowie eine MP7, eine kleine Maschinenpistole, für
die Mark sämtliche passende Munition einsteckte; bei propetiären
Kalibern konnte man nicht einfach in den nächsten Wal-Mart
spazieren und passende Projektile kaufen. Er hatte nicht ernsthaft
vor, die Waffe zu benutzen – das wäre viel zu auffällig
–, aber sie würde sicher einen recht guten Preis auf dem
Schwarzmarkt erzielen. Die ganze Sammlung wanderte in einen alten
Armeerucksack, was Mark unter den gegebenen Umständen für
sinnvoll hielt; die CAWS war ein gutes Stück Arbeit, aber
schließlich schaffte er es, die Waffe passend zu zerlegen. Ohne
Worte verließ er den Keller und Alexandras Büro; mit ihr
hatte er genug geredet. Es gab nur ein stilles Übereinkommen:
Bei der nächsten Begegnung würde es Tote geben.
Vince
wartete vor der Tür und fing Mark ab. Der etwas jüngere
Mann mit vom Leben weggemeißelten italienischen Einschlag war
vielleicht der einzige andere Mitarbeiter von Alex, den Mark halbwegs
ertragen konnte; er gehörte zur alten Garde und war stolz
darauf, Attentäter und nicht Massenmörder zu sein.
Allerdings war er nicht gerade der perfekte Kumpel; er hatte eine
ziemlich ungesunde Faszination für osteuropäischen Waffen,
trank wenig Alkohol (was ihn für Mark sofort von jeder Art
Freizeitbeschäftigung disqualifizierte), und er laberte zu viel,
bei den ungünstigsten Anlässen. Es war also vielleicht
unumgänglich, dass er versuchte, Smalltalk zu betreiben, während
sich Mark eher Sorgen machte, ob er nach Durchschreiten der Tür
noch die andere Straßenseite erreichen könnte.
„Was
hast du denn da drin abgezogen, Mann? Das hörte sich ja übel
an. Kannst froh sein, dass du da noch rausgekommen bist; wenn das
hier so weiter geht, braucht Alex Fliesen in ihrem Büro, aber
echt...“
„Was
willst du?“
„Ach,
mir gehts gut, danke der Nachfrage, Mark. Hör mal, ich weiß,
du bist ein wenig von der Rolle; ich meine, du lässt dir den Job
hier mit ner Steckbriefsuche auszahlen, aber...“
„Moment.
Was hast du da gerade gesagt?“
„Dass
du zur Zeit neben dir stehst?“
„Nein,
danach.“
„Dass
ich es seltsam fände, mir nen Job auszahlen zulassen, indem ich
meinen Arbeitgeber nach drei Leuten anhand von Steckbriefen suchen
lasse.“
Das weckte
eine Art Erinnerung in Mark; gedankenverloren griff er in seinen
Mantel und förderte drei Bogen Papier hervor, auf denen mit
Bleistift leidlich gute Phantombilder skizziert waren.
„Die
Leute hier?“
„Natürlich.
Warst doch heute morgen erst hier und hast mit die Teile gezeigt.“
„Gut.
Habt ihr was herausgefunden?“
„Nichts
zu den beiden Schnecken – und glaub mir, die zwei Feger hätte
ich sehr gerne gefunden –, aber den Typen haben wir.
Eher Zufall, aber wir haben ihn.“
„Und?
Wo ist er?“
„Mensch,
Mark, schalt mal den Fernseher ein! Das ist Raphael Santiago.“
„Wer?“
„Ein
echter Fernsehstar! Naja, oder zumindest will er es mal werden. Ich
guck mir seine Serie per Satellit an. Sprech zwar kein Spanisch, aber
der Jung hat was drauf.“
„Also?“
„Ich
schätze, er ist in Lissabon. Die haben gerade die zweite Staffel
gedreht, und jetzt machen sie da die Nachbearbeitung. Glaube ich
zumindest. Was willst du eigentlich von ihm? Bitte sag mir, dass du
ihn nicht töten willst, der Kleine gefällt mir.“
„Um
ganz ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung, was ich von ihm will.“
„Äh,
’tschuldigung?“
„Vergiss
es. Schönen Tag noch.“
„Ja,
klar. Wir sehen uns.“
Als Mark
die Bar verließ, hatte Vincent das seltsame Gefühl, dass
er Mark so schnell nicht wiedersehen würde.
Von Gatac
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