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Paladin - Zyklus 5: Apokalypse
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Kapitel 4 – Fiat Lux

„Wie weit willst du noch gehen, Lichtbringer?“

Das Ganze reduzierte sich auf eine Glaubensfrage, auf mehr als einer Ebene.

Der behandelnde Arzt glaubte, dass es, wenn es irgendwo eine Macht gab, die Mark Aaron Simmons all die Jahre vor den Folgen seiner Verbrechen beschützt hatte, sie ihn jetzt, wo er zur Abwechslung mal etwas wirklich Wichtiges tat, auf keinen Fall im Stich lassen würde. Sein Patient lag in einer Art Wachkoma; natürlich wäre es falsch, hier dem „So etwas habe ich noch nie gesehen“ - Klischee nachzugeben, aber das Fehlen eines offensichtlichen Auslösers war tatsächlich merkwürdig.

Nicht ganz so merkwürdig wie die schimmernde Aura um Marks Körper, aber hey, immerhin etwas absonderlich.

Catariel glaubte an seinen neuen Herrn. Er hatte über die Jahre viele Schlachten erlebt, einmal sogar unter der persönlichen Führung des Erzengels Gabriel. Er wechselte seine Anführer mit schöner Unregelmäßigkeit, immer dort, wo er gebraucht wurde, nie dort, wo der Sieg gefeiert wurde. Sicher, es war unwahrscheinlich, dass er jemals Anerkennung für seine Taten finden würde. Catariel und sein Chor von anderen Racheengeln – ausschließlich Azrael und dem Herren verpflichtet – waren nicht dafür geschaffen, beliebt zu sein. Sie waren Krieger, nicht wie Michaels tumbe Soldaten, sondern echte Kämpfer, gerissen und im vollem Bewusstsein aller ihrer Vor- und Nachteile. Mit ihrer Hinterlist kamen sie den Menschen und ihrem freien Willen am Nächsten, was sie mit einer besonderen Verantwortung ausstattete. Catariels Aufgabe war es, die Gefallenen seines Chors wieder einzufangen, bevor sie größeren Schaden anrichten können. Um die gefallene Form von Shariel würde er sich später kümmern.

Sein neuer Herr litt, und er konnte nichts tun. Also wartete er weiter.

Chrome glaubte an Mark. Sie kannte seine Sorte Mensch; er war ein Überlebender, von so vielen Dingen, die ihm das Leben entgegen geworfen hatte, und jedes Mal war es seine Hand, die nach der Schlacht wieder am Rand der Felsspalte auftauchte, verbrannt, aber noch stark; jedes Mal humpelte er vom Schlachtfeld, getrieben von einer inneren Unruhe – Sturheit –, so, als wüsste er einfach nicht, wann man aufgab und sich endlich zum Sterben hinlegte. Natürlich war das nicht nur seine eigene Energie; etwas hatte vor langer Zeit von ihm Besitz ergriffen. Dass er kein normaler Mensch war, hätte ihr jeder, der seinen Namen kannte, sagen können. Langfristig musste die Kraft ihn zerstören, aber er war niemand, der sich darüber Sorgen machte, wie es ihm in 10 Jahren gehen würde. Er war sein ganzes Leben lang auf diesem Powertrip gewesen, hatte nie erfahren, wie sich ein Leben anfühlte, das weniger intensiv war. Sie wusste es auch nicht. Wie konnte sie auch?

Sie hatte die Musik nicht gewählt, aber sie tanzte dazu.

Alle drei glaubten jedoch, dass sich Mark gerade bewegt hatte. Dies entsprach auch den Tatsachen (unter Vorraussetzung eines vierdimensionalen Raumes), und ging konform mit dem Faktum, dass er vor sich hinflüsterte. Chrome beugte sich über ihn und lauschte den leisen Worten für ein paar Sekunden; Catariel sah sie daraufhin müde an und fragte, was sein Herr gerade gesagt hatte.

„Ich glaube, er sagte, er müsse sich festhalten.“

„Woran?“

„Keine Ahnung.“

Der Doktor warf ein, dass der Paladin vermutlich gerade halluzinierte, was sowohl für Engel als auch für Vampir einleuchtend klang.

„Schön und gut“, sprach Chrome, „aber wovon träumt er?“

„Das kann man nicht eindeutig sagen. Wir haben getan, was wir konnten. Den Rest des Weges muss er allein schaffen.“

Thomas hatte sich nicht die Mühe gemacht, zu Miriam zu laufen. Das wäre Zeitverschwendung gewesen, da ihr Haus weder auf dem Weg zur Stadt lag, noch über ein Telefon verfügte. Zeitverschwendung. Thomas hatte keine Zeit zu verschwenden. Falls Mark etwas passieren sollte – dann wären alle seine Opfer umsonst gewesen. Er würde um seinen Sohn weinen, natürlich, denn er war auch nur ein Mensch, und er hatte Gefühle, auch wenn er sie gut verbergen konnte. Aber vor allem wären zwölf Jahre Arbeit umsonst, und der Zeitplan endgültig ruiniert.

Der Wald bekämpfte ihn, akzeptierte nicht, dass Thomas nicht akzeptierte.

Wenn Thomas in einer etwas rationaleren Stimmung gewesen wäre, hätte er eventuell daran gedacht, dass er ein Auto besaß, aber der Wagen war noch zu neu, um in seinem Jahrzehnte alten Überlebensprogramm integriert zu sein. Also lief er weiter, suchte die Karte in seinem Kopf immer wieder nach einer schnelleren Route ab, rechnete aus, wie viel Zeit er zum Überqueren der Hindernisse auf seinem Weg brauchen würde. Eine Schlucht lag vor ihm, nicht unerwartet, aber immer noch lästig. Er überlegte, wie er das Problem lösen könnte. Er listete seine Vorteile auf. Nun, er hatte ein Seil. Er war erfahrener Bergsteiger. Er war körperlich fit, und verdammt motiviert. Nachteilig wirkte sich aus, dass er Mark tragen musste. Alleine war diese Schlucht nur eine Frage der Zeit. Aber mit dem nicht vertrauten Gewicht auf dem Rücken – und bei der verfügbaren Seillänge stand Abseilen auch außer Frage…

Er war so darin versunken, dass er von der Gestalt neben ihm erst nach einigen Sekunden Notiz nahm. Dann drehte er sich um und beäugte den schlanken, fast schlaksigen Mann müde.

„Was willst du?“

„Brauchst du Hilfe, Paladin?“

„Von dir nicht.“

Der Mann lächelte und blickte über die Schlucht; sein wallendes weißes Haar quoll über seine Schultern wie ein einziger, zu Wasser kondensierter Lichtkegel.

„Du vertraust mir nicht.“

„Warum sollte ich? Wenn jemand es versteht, andere zu belügen und zu hintergehen, dann bist du es doch.“

„Alles hart erarbeitete Berufserfahrung.“

„Geh und nerve jemand anderen.“

„Das könnte ich tun. Aber dann verpasst du ein sehr interessantes Angebot.“

„Halten wir also fest, dass du nicht davon abzubringen bist, mich zu ärgern. Also los, ich höre.“

Thomas kniete sich hin und begann, Knoten in sein Seil zu flechten; der Mann fuhr mit seiner Ansprache fort und ließ seine goldenen Pupillen funkeln.

„Du weißt, dass er es nicht schaffen wird.“

Thomas hielt inne.

„Es war sehr unverantwortlich von dir, den Jungen nicht besser zu beschützen. Selbst, wenn du über diese Schlucht springen könntest, würdest du es doch nicht rechtzeitig schaffen. Wenn ich dir nicht helfe, ist er verloren. Und du weißt, was das bedeutet.“

„Daran interessiert mich höchstens, warum du nicht schon die Siegesfeier ausrichtest.“

„Ach, bitte, Thomas. Du enttäuschst mich. Glaubst du etwa an diese Propaganda? Ich bin noch nicht mal der Obermotz, und mir liegt auch nichts an Zerstörung. War ich nicht einst der Strahlende? Ich verführe. Dazu muss ich jemanden haben, den ich verführen kann.“

„Komm zum Wesentlichen.“

„Du willst nicht, dass er stirbt. Ich will nicht, dass alles vor die Hunde geht, und deshalb muss er überleben. Lass mich ihn retten.“

„Welchen Preis verlangst du?“

„Ich habe es satt, Pläne zu schmieden. Ich will wieder wissen, was es heißt, zu leben. Ich will seinen Körper. Zumindest teilweise.“

„Heute hast du deinen Humor wohl zu Hause gelassen. Ich aber auch.“

Thomas richtete sich zu voller Größe auf, ließ Mark sanft zu Boden gleiten. In seiner rechten Hand materialisierte sich sein Schwert, und dessen Klinge aus blauem Kristall glühte bedrohlich. Der Mann grinste.

„Meinetwegen. Ich bin dieser Existenz sowieso überdrüssig.“

Das Grinsen verschwand, und in dem Stirnrunzeln wirkte der Mann auf einmal Jahrzehnte älter.

„Aber lass mich meine Essenz mit seiner verschmelzen.“

Thomas hob sein Schwert, dann ließ er es sinken. Der Mann nickte.

„Dann vertraust du mir?“

„Nein, aber ich sehe keine andere Möglichkeit.“

Die Stimme seines Gegenübers warf das Echo schwer erkämpfter Ehrlichkeit.

„Danke, alter Feind.“

Der Fremde beugte sich über Mark und legte seine linke Hand auf die Brust des Jungen; sofort atmete dieser leichter und regelmäßiger. Schließlich erhob er sich, und mit einem Fingerschnippen wich die Kraft aus ihm, ließ ihn alt und gebrechlich wirken. Mark kam langsam wieder zu sich; er öffnete die Augen gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie sein Vater einen ältlichen Mann mit einem Genickschuss aus der Garand exekutierte. Als er ihn fragend ansah, antwortete Thomas knapp und gefühllos.

„Er wollte uns überfallen.“

Er fiel wieder zurück in die Dunkelheit. Aber irgendwo da drin, irgendwie – war jetzt ein neues Licht.

„Er wacht auf.“

Mark blinzelte schmerzhaft, im Clinch mit dem grellem Licht und den zehntausend Nadeln, die selbige Beleuchtung durch seine Augäpfel schickte. Die bunten, wabernden Formen in seinem Gesichtsfeld formierten sich langsam zu Gesichtern, die sein Gedächtnis unter Qualen Namen zuordnete. Catariel. Chrome.

„Wie fühlt ihr euch, Herr?“

„Beschissen. Wasser.“

Chrome wollte ihm ein vorsorglich platziertes Glas stilles Mineralwasser (mit einem leichten Schuss Bier) reichen, als ihr auffiel, dass es sich nicht mehr auf dem nahe gelegenen Aktenschrank befand. Sie verfolgte das flüchtige Flüssigkeitsbehältnis nach einem selbst entwickelten Suchalgorithmus, fand jedoch das Getränk aufgrund mangelhafter Programmoptimierungen erst nach einigen Sekunden wieder – in Marks Hand.

„Danke, Chrome.“

Sie starrte Catariel an, der sie mit einem nichts sagenden Schulterzucken bedachte.

„Was hast du gesehen, Mark?“

„Keine Ahnung.“

Sie hörte die Lüge hinter seinen Worten, ging aber nicht weiter darauf ein.

„Du warst seit dem Sonnenaufgang total weggetreten. Wir haben uns Sorgen gemacht.“

„Dann danke dafür, dass ihr nicht ohne mich mit der Party angefangen habt.“

Er richtete sich auf. Betrachtete die Umgebung. In seinem Gesichtsfeld spielten sich seltsame Farbkombinationen ab, wabernde, miteinander Fangen spielende Farbflächen unbeschreiblicher Schattierungen. Es sah gleichzeitig seltsam und vertraut aus. So – als würde er zum ersten Mal wirklich alles sehen, und nicht nur eine gefilterte Variante der Wirklichkeit. Er blickte auf Chrome, und sah nicht nur sie…er sah Erleichterung, Sorge, Traurigkeit. Hoffnung. Dann Erstaunen. Ob so Dämonen und Engel die Welt sahen?

„Doktor, da ist irgendetwas mit seinen Augen.“

Das entsprach der Wahrheit. Denn statt Pupillen, Iris und Augäpfeln waren dort nur noch zwei Punkte aus weißem Licht.

Mark bemerkte ihre Verwirrung, griff nach seiner Sonnenbrille und setzte sie auf; das Leuchten verschwand fast vollständig hinter den getönten Gläsern. Er schaute sich wieder um. Auf einem Stuhl lag sein Schwert, und das komplizierte Arrangement von Gurten und Pistolentaschen mit seinen Waffen hing von der Lehne nach unten. Er lächelte. Er war wieder dort, wo er angefangen hatte. Jetzt musste er es zu einem Ende bringen.

„Es gibt noch viel zu tun.“

Dann grinste er sie an und ließ sich zurück ins Bett fallen.

„Fangt schon mal an.“

Als sie gegangen waren, horchte er in sein Inneres. Etwas, dass ihn schon seit Jahren begleitete, hatte sich endlich geregt. Das innere Licht strahlte endlich hell genug, dass er es bemerken und kommentieren konnte. Und zum ersten Mal seit langem fühlte er sich, als hätte er die volle Beherrschung über sich selbst. Keine Reflexe, keine vorbestimmten Handlungsweisen. Einfach nur er. Es fühlte sich gut an. Doch das Licht schien sich in dieses neue Bild nicht einzufügen. Es flackerte, als wäre es zwar stark, aber unstetig, eine Glühlampe kurz vor dem Ausfall. Dann hörte Mark eine Stimme, die von dem Licht zu stammen schien.

„Du hast mich gesehen.“

Er schreckte aus dem Feldbett hoch. Dass ging sogar für seine arg malträtierten Realitätssinn eindeutig zu weit, so dass er für einen Augenblick in der beruhigenden Vorstellung schwelgte, er würde jetzt einfach vollkommen abdrehen. Die ganze Angelegenheit war nur ein Fiebertraum. Ja. Alex würde ihn finden und zu einem Arzt bringen. Nein. Wer war Alex? Phantom. Wahnvorstellung.

„Vater?“

Die Stimme in ihm erbebte in leichtem Gelächter.

„Der Zweite.“

„Der Zweite ?“

„Der Erste hat dich gezeugt, das mag sein. Aber ich habe dich zu dem gemacht, der du jetzt bist.“

„Ich verstehe nicht.“

„Was verstehst du nicht? Wie es geschah? Das habe ich dir gezeigt. Warum es geschah? Weil alles ein Ende hat, Mark. Weil ich das Ende wollte. Es herbeisehnte. Aber die Engel waren wohl zu verzweifelt, um dich abzulehnen. Wer sonst hätte dich genommen? Ein Massenmörder, kalt und kalkulierend…du hattest viel zu viele getötet, um berufen zu werden. Glaubte ich. Aber offensichtlich rekrutiert man heute nach anderen Maßstäben.“

„Du hast…“

„Ich habe dich auf den Weg gebracht. Und dafür gesorgt, dass du lange genug überlebst, um verdorben zu werden. Ja.“

„Warum?“

„Weil du scheitern solltest!“

„Tja, das hat wohl nicht geklappt, du Schlauberger. Und jetzt, wo ich wieder richtig am Steuer bin, werde ich dafür sorgen, dass hier absolut nichts passiert.“

„Wie du meinst.“

Das Überlegene aus der Stimme war gewichen und machte Resignation Platz.

„Aber das alles ist Vergangenheit. Ich habe viel zu gründlich gearbeitet. Es war eine göttliche Komödie, meinst du nicht? Du hast genügend Macht, mir zu zeigen, wie sehr ich mich all die Jahre geirrt habe, aber nicht genug, um es aufzuhalten. Ich kann dir Macht geben. Oh, ich kann dir alle Macht geben, die ich habe. Das werde ich tun. Aber helfen wird es nicht mehr.“

„Und wenn doch? Wenn ich es schaffe?“

„Dann darf ich ohne Übertreibung behaupten, dass ich Vasall deines Königreiches wäre.“

Dann war die Stimme verschwunden. Mark richtete sich auf, dann suchte er seine Klamotten zusammen.

Konnten die Dinge nicht wenigstens ein Mal so sein, wie er es glaubte?


Von Gatac


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