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Paladin - Zyklus 5: Apokalypse
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Kapitel 3 – Morgendämmerung

„Das kalte Licht zeigte mir Dinge, die ich nie sehen wollte…“

Eine geschlagene Viertelstunde später befanden sich Mark und Catariel alleine in einem Zelt, allerdings waren sie nicht die einzigen Zeugen ihres Treffens; denn der Paladin führte seine Stimme in einer Lautstärke, dass die Soldaten es für sinnvoller hielten, erst beim Verlassen der Schießbahn Gehörschutz anzulegen.

„Was zur Hölle war das eben?“

Gegen Marks Ausbruch berechtigter Wut war Catariels ruhige und besonnene Stimme fast unheimlich kalt.

„Herr, sie hat euch verraten.“

„Das weiß ich selber, du Arschloch! Das weiß ich selber! Aber ich will wissen, warum sie es verdammt noch mal getan hat.“

„Herr, es liegt in ihrer Natur. Sie hat viele von deiner Blutlinie getötet.“

Mark sah sich kurz in einem Schützengraben liegen, dann verflog das Bild wieder.

„Aber wieso jetzt? Sie hatte viele Gelegenheiten.“

Mark wurde wieder ruhiger. Zu viele Gelegenheiten…

„Sie spielt mit ihren Opfern. Sie lässt sie an sich herankommen. Sie hat jeden einzelnen mit dem Messer erstochen, während sie sich küssten. Es ist ihr Modus Operandi. Euch hat vermutlich nur gerettet, dass ihr euch so lange beherrschen konntet.“

„Du meinst, andere Paladine sind ihr sofort verfallen?“

„Ja. Wir wissen nicht genau, wie sie es bewirkt, aber immer präsentiert sie sich als Opfer der Umstände. Sie erscheint demjenigen, an den sie sich heftet, als nahezu perfekt. Nicht physisch schöner, aber so, als wenn ihre Mängel liebenswert wären. Oder so ähnlich – wir haben nur den Bericht einer Seele, die es schaffte, ihrem Bann noch beim Sterben zu entkommen. Die Toten sind manchmal…schwer zu verstehen. Und sie erinnern sich nicht an viele Details.“

Mark lauschte auf. Besaß Catariel etwa eine Art schwarzen Humor? Er fühlte sich etwas besser, aber auf einer Skala von 1 bis 10 lag dieser Morgen immer noch mindestens bei -6.

„Wo hast du sie hingeschickt?“

„In eine Art Gefängnis. Ich habe kein Recht, ein Urteil zu fällen.“

„Aber ich…ich soll ein Urteil fällen.“

Mark verfolgte gerade einen zufälligen Gedanken und zog mit dem Kommentar ein ungläubiges Starren des Engels auf sich.

„Herr, ihr wurdet geschickt, um zu richten; dies ist wahr. Aber eure Gefühle dürfen das Urteil nicht trüben. Diesen Fall solltet ihr einer anderen Macht überlassen.“

Mark fühlte die Maske in seinem Mantel, als würde sie hell leuchtend in heißen Flammen stehen, und lauschte einer seltsamen, fremden Stimme.

„Auch du wirst einst gerichtet werden, Engel…euch alle werde ich richten.“

Er bannte den Gedanken und die Stimme gewaltsam aus seinem Bewusstsein, und die Präsenz der Maske verschwand langsam, zog sich in den Hintergrund seines Unterbewusstseins zurück. Er schüttelte den Kopf, um sich von den Nachwirkungen der fremden Präsenz in seinem Geist zu erholen, dann schaute er wieder zu Catariel auf.

„Kann ich mit ihr reden?“

„Ich kann euch nicht zu ihr lassen. Einerseits ist sie ebenso gefährlich für euch, wenn ihr in diesen Raum geht, und zweitens kann ich euch nicht wieder befreien, ohne sie auch freizusetzen.“

„Aber…ich muss zu ihr!“

Die erneute Lautstärke seiner Forderung traf die lauschenden Soldaten vollkommen unerwartet, und viele stolperten momentan benebelt zur Seite, um ihren Gehörschutz erneut einzusetzen.

„Lasst euch Zeit, Herr. Die Gefühle, die euch bedrücken, sind falsch. In einigen Stunden werdet ihr euch besser fühlen und ihr Dasein als die Konspiration erkennen, das es war.“

Mit diesen Worten ließ Catariel den Paladin allein.

Draußen saß Avenger auf einem umgestürzten Baumstamm, schärfte die Klinge eines obszön großen Messers und redete ihn ganz beiläufig an, in der Art, wie man sich nach dem Gesundheitszustand der Ehefrau seines heimlich gehassten Nachbars erkundet.

„Willst du mich jetzt auch toasten?“

Catariel starrte sie an. Er versuchte sich zu entsinnen, wer die Frau vor ihm war, erinnerte sich schließlich und versuchte mit begrenztem Erfolg, eine Art nicht bedrohliches, jugendfreies Lächeln auf seine Lippen zu bannen, was jedoch schnell wieder verschwand, da der Vampir seine Mühe keines Blickes würdigte. Leicht entnervt entschloss er sich, einfach wahrheitsgemäß zu antworten.

„Es ist nicht meine Intention, dich einer Hitzebehandlung zu unterziehen. Aber ich nehme an, du willst wissen, ob ich vorhabe, dich ebenfalls zu bannen. Das verneine ich. Ich habe nichts gesehen, was darauf hindeutet, dass deine Geschichte nicht der Wahrheit entspricht. Vielleicht kann ich dir sogar helfen.“

„Ja. Klar. Hör mal, Cat, ich weiß, ihr Engel steht eher auf so direkte Aktionen, aber bei Mark ist die Sache etwas kompliziert, und ich finde es auch nicht gerade toll, dass du ‚ne Waffenschwester in den Limbo geschickt hast. Lass uns einfach in Ruhe.“

„Ich bin mir keines Fehlers bewusst.“

„Natürlich nicht. Du hast doch das absolut Logische getan. Bravo. Willst du noch einen Orden dafür?“

Catariels siebter Sinn schaltete langsam, aber sicher auf Alarmstufe Rot.

„Ich verstehe, dass es schwer ist…“

„Nein, tust du nicht. Das ist nur eine Floskel für ein Gefühl, das du nicht hast, weil du es nie besitzen kannst. Und davon, dass du es vorspielst, wird es auch nicht besser. Also pack deine Scheinheiligkeit in einen Koffer und reis endlich wieder ab. Für heute hast du genügend Schaden abgerichtet.“

Der Engel war wieder einige Sekunden ruhig.

„Es geht euch nicht um mich. Ihr seid wütend, weil eure Gefährtin euch verraten hat.“

Mit einem Satz sprang sie auf und war vor ihm, das Messer bedrohlich in ihrer rechte Hand.

„Sie hätte ihn fast getötet!“

Von einer Sekunde zur anderen lag ihm der Vampir in den Armen; Avenger schüttete die Reste ihrer Seele aus, und Catariel wusste nicht, ob er die Umarmung erwidern konnte, ohne dabei seine Hände zu verlieren.

„Ich hab ihr geglaubt…das haben wir alle. Sie…wir dachten erst gestern, sie hätte uns an die Armee verraten, aber das ist ja bis jetzt gut gegangen. Vielleicht hat sie Az getötet, vielleicht hat sie uns die ganze Zeit sabotiert, so dass wir nicht rechtzeitig hier waren…ich weiß nicht mehr, woran ich noch glauben kann.“

Catariel war immer noch etwas durcheinander, versuchte aber, so beruhigend wie möglich zu klingen.

„Nun ist sie fort, Kind. Mach dir keine Sorgen mehr darum.“

„Ich habe Angst um Mark. Er wird etwas Dummes tun, das weiß ich genau. Irgendetwas total Hirnloses. Er wird sich in Gefahr bringen…ich glaube, er will nicht erlöst werden.“

„Ich kann seinen Schmerz nicht lindern. Niemand kann das.“

Im Licht der aufgehenden Sonne verschwand die Kriegerin endgültig und ließ nur noch eine schluchzende Frau übrig.

Im Zelt saß Mark und dachte nach. Viel zu viel spukte in seinem Schädel, als dass er ein einzelnes Problem herauspicken und durchdenken konnte; er stand vor einer Mauer aus weißem Rauschen, die er weder umgehen noch durchstoßen konnte, und langsam verlor er den Kampf gegen seine nachlassende Konzentration, gegen die einsetzende Müdigkeit. Er hatte kaum geschlafen, aber das war er gewohnt; körperlich war er nach seinen eigenen Maßstäben hellwach. Was ihm mehr zu schaffen machte, war die seelische Erschöpfung, die Schocks der letzten Ereignisse, die ihn langsam aber sicher einholten. Azuriel war tot, verschollen irgendwo in den eisigen Höhen Asiens, wo er sich tapfer gegen eine Übermacht gewehrt hatte. Er war tot. Tot. Tot. Mark konnte es nicht akzeptieren, aber die Fakten lagen viel zu eindeutig, um noch irgendwelche hoffnungsvollen Zweifel zu hegen. Die kalte Logik brach gegen die mürbe Felswand aus Erwartungen, zerschmetterte Erinnerungen und Träume, und selbst die hartnäckigsten Bilder und immer wilderen Szenarien, die Fakten mit einem Überleben des Engels in Einklang zu bringen, scheiterten kläglich. Das Rationale ihn ihm brach nicht irgendeine Klippe.

Es brach ihn.

Oft schon hatte er irgendwo wach gelegen und sich gefragt, wer er eigentlich war; üblicherweise geschah das nach den größeren Aktionen, wenn er sorgfältig abwägte, ob er noch mehr Verderben auf sein Gewissen laden konnte. Er hatte sich nie wirklich als Verbrecher gefühlt; schließlich war er dafür da, der Gerechtigkeit etwas auf die Sprünge zu helfen. Konsequenterweise hätte er natürlich auch seinen Auftraggeber eliminieren müssen, aber selbst als Jugendlicher hatte Mark einen gewissen Pragmatismus entwickelt, dass er wenigstens einen Verbündeten brauchte – und hinter sich aufräumen konnte er immer noch, wenn er erst einmal den Rest erledigt hatte. Heute erschien ihm die Einstellung hoffnungslos naiv, aber sein Zynismus war nie so weit nach innen gedrungen. Irgendwo hatte der Kreuzzug aufgehört und der Job angefangen – und jetzt war er wieder auf einem Kreuzzug, stand kurz vor Bethlehem und sah die Schneise der Verwüstung, die er durch das heilige Land gezogen hatte. Sah die Armeen hinter ihm, nur noch getrieben durch seinen eigenen Ehrgeiz. Er sah die Leichen seines Gefolges und seiner Gegner, die seinen Weg säumten. Und er sah sich selbst, jünger und idealistischer, wieder am Anfang der Reise, kurz davor, die Fehler erneut zu begehen.

Er wusste, er konnte dem jungen Krieger zurufen und ihn von seinem Weg ablenken, aber er tat es nicht. Er wendete sich ab und blickte auf die Ruine dessen, weshalb er den Weg auf sich genommen hatte; es war bereits in Schutt und Asche gelegt, und in genau diesem Moment traf ihn die Sinnlosigkeit des gesamten Unterfangens mit der Wucht eines Vorschlaghammers.

Er brach zusammen, bewusstlos, und von denn ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages merkte er nichts mehr.


Von Gatac


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[ Druckerfreundliche Version ] Letze Änderung: 28.11.2003