Karboda 04.05.01 22:11 Uhr
Seine Gedanken schweiften ab; eine Bewegung links von ihm ließ ihn wieder
zurück in die Wirklichkeit kommen. Seine Hand griff bereits instinktiv
zum Halfter an seinem rechten Bein, aber er senkte sie wieder als er Skye erkannte.
Ihr makelloser Körper wurde vom Lichtschein des Feuers umspielt. Ihr langes
pechschwarzes Haar war hinten zu einem Zopf zusammengebunden. Eine lose Strähne
hing ihr ins Gesicht. Sie trug genau wie der junge Söldner schwarze Kleidung.
Ein enges Top, das man undeutlich unter der Weste erkennen konnte, umspannte
ihren Oberkörper. Über diesem trug sie die obligatorische Kampfweste.
Dann eine weite Hose mit mehreren Taschen und Beuteln. Sie sah fast wie eine
normale Frau aus, wären da nicht die Ausbeulungen der Granaten gewesen,
die Magazine in den Taschen an ihrer Hose, das Kampfmesser an ihrem Oberarm,
das andere Messer an ihrem schweren Kampfstiefel, und die Pistole, die an dem
Halfter an ihrem rechten Bein hing. Langsam schritt sie auf ihn zu, er blickte
sie freundlich an, als sie ihn erreichte fragte sie höflich:
"Kann ich mich zu dir setzten?"
"Natürlich, mach's dir bequem." Dann herrschte wieder Stille
zwischen den Beiden, jeder war mit seinen Gedanken beschäftigt. Sie saßen
bloß da und blickten den Himmel an, beide versuchten nicht die Stille
durch irgendwelches Gespräch zu beenden, da sie diese entspannend und beruhigend
nach dem langen, stressigen Kampf am Mittag empfanden. Er wusste nicht mehr
wer es gewesen war, aber irgendwann bemerkte er, dass sie sich an den Händen
hielten. Er zog seine nicht zurück, sondern blieb ganz entspannt sitzen
und spürte ihre seidige Haut in seiner Hand. Er genoss dieses wunderschöne
Glücksgefühl. Er wusste nicht wie lange sie so da gesessen hatten,
aber irgendwann wurde er durch die dämmernde Sonne geweckt, das Feuer vor
ihm brannte nicht mehr, nur die verkohlten Holzstücke rauchten noch. Auch
von Skye war nichts mehr zu sehen. Sie hatte sich wohl leise verabschiedet als
er eingeschlafen war.
An diesem Tag stand keine Mission bevor. Die Söldner putzten ihre Waffen
und entspannten sich, sammelten neue Kräfte für das nächste Massaker,
auf ihrer oder der anderen Seite. Master, Thor und Scully übten das Werfen
mit Wurfmessern. Scully war ein Meister seines Faches und zeigte den anderen
Beiden einige Kniffe mit denen man die Klinge sicher ins Ziel bringen konnte.
Longrifle und Phoenix berieten sich mit dem General. Dessen nächstes Ziel
war bereits fest geplant, es sollte die Hauptbasis im Südosten sein.
"Hier! Das ist euer nächstes Ziel," erklärte er indem er
einen schwarzen Punkt auf seiner Karte mit einem Stift umrahmte," wir werden
die Basis natürlich nicht direkt angreifen, das wäre Selbstmord, selbst
für euch, obwohl ihr bewiesen habt dass ihr ausgezeichnete Kämpfer
seid. Wir müssen den Gegner zermürben, nach und nach ihre Verteidigung
schwächen. Morgen werdet ihr diesen kleinen Außenposten hochnehmen.
Er ist nicht sonderlich gut geschützt und dürfte deshalb keine allzu
großen Probleme darstellen. Dann möchte ich gerne, dass wir einen
Helikopter bekommen. Hier 53 Kilometer westlich von unserer Stelle ist eine
Tankstation für Helis. Das erledigt ihr dann nach dem Außenposten.
Dann haben wir einen Helikopter und sind weitaus mobiler. Was dann geschieht
weiß ich noch nicht, und wir warten doch besser ab, ob eure Mission erfolgreich
verläuft oder nicht. Nehmt euch den Hummer morgen früh und dann will
ich diese beiden Außenposten innerhalb der nächsten paar Tage haben.
Das heißt, rüstet euch entsprechend aus damit ihr einige Tage in
der Wildnis überlebt. Ich erwarte regelmäßige Berichte. Und
jetzt genießt euren freien Tag. Bis morgen früh."
Phoenix schlief nachmittags mehrere Stunden in seiner Hütte, da er in der Nacht nicht viel geschlafen hatte. Als er aufwachte war es bereits sechs Uhr, er wusch sich erst mal und ging dann nach draußen. Auch die meisten seiner Söldner hatten den Mittag genutzt um auszuschlafen. Thor hatte Scullys Wunde frisch verbunden und gesäubert. Dieser konnte das Bein wieder einigermaßen belasten, aber Laufen und schwere körperliche Anstrengung waren noch nichts für ihn. Phoenix hatte Skye den ganzen Tag nicht gesehen, sie hatte wohl auch geschlafen. Er verbrachte die letzten beiden Stunden des Tageslichtes damit seine neue Waffe kennen zulernen. Er nahm sie komplett auseinander, putzte und ölte sie dann. Das R93 CISM war in einem sehr guten Zustand. Es war ein Geradezugrepetierer, damit erzielte man die schnellsten Nachladeergebnisse bei Repetierern, es wog etwa 5.4 Kilo und hatte ein fünfschüssiges Magazin. Sein voriger Besitzer hatte sich sehr gut darum gekümmert.
Dann ging er wieder online, Schwerdel hatte ihm das Geld auf sein Konto bezahlt und war einverstanden Mattscho zu rekrutieren. Phoenix bezahlte die anfallenden Rechnungen. Ohne Geldprobleme war es sehr viel einfacher eine Mission dieser Größenordnung zu erfüllen. Wenn er da an Arulco zurückdachte, wo jeder Silberklumpen ein Vermögen gewesen war. Er hätte die Schlacht damals fast aus Geldmangel verloren. Das würde ihm diesmal aber nicht geschehen, dafür hatte sein Auftraggeber zu viel Geld.
Abends setzte er sich wieder vor ihrer Hütte ans Lagerfeuer, in der Hoffnung
dass Skye wieder kommen würde. Er musste längere Zeit warten, wurde
aber doch nicht enttäuscht. Sie kam wieder zu ihm, setzte sich neben den
jungen Söldner und betrachtete mit ihm den Sternenhimmel. Auch diesmal
herrschte Stille zwischen den Beiden. Ihre Hände fanden sich wieder von
selbst. Skye spürte die Wärme, die von Phoenix Hand ausging. Auch
sie hatte gehofft dass er hier sei, es sich unbewusst gewünscht. Aber doch
länger mit sich gehadert ob sie hierher kommen sollte oder nicht. Zu was
würde das führen? Und wieso tat sie es überhaupt? Nach und nach
entspannte sich ihr verkrampfter Körper und sie ließ schlussendlich
ihren Kopf auf die schmale Schulter des Söldners sinken. Dieser bemerkte
dies mit einem glücklichen Gesichtsausdruck und einem wenig festeren Händedruck.
So saßen sie die ganze Nacht. Sie schliefen Hand in Hand ein.
Morgens früh um Sechs wurden sie durch Longrifle geweckt. Dieser blickte
ihnen mit einem allwissenden Grinsen ins Gesicht und entfernte sich dann wieder.
Beide blickten sich verschlafen an, Phoenix legte sich mit einem Seufzer zurück
an den Baum, Skye lehnte ihren Kopf wieder an seine Schulter. Beide hatten vor
Kälte verkrampfte Glieder, auch durch die unbequeme Stellung in der beide
geschlafen hatten fügte nichts zu ihrem Wohlbefinden hinzu. Als Longrifle
verschwunden war, erhob sie sich langsam auf die Knie und hauchte dem Söldner
einen Kuss auf die Wange, dann verschwand sie. An ihrem Haus angekommen drehte
sie den Kopf noch einmal um und lächelte ihm zu. Er blieb noch eine Weile
sitzen, dann riss er sich auch endlich zusammen und erhob sich. Er streckte
seine steifen Glieder und ging dann zu ihrer Unterkunft um sich zu waschen.
"Los jeder sein Sturmgewehr mit 5-10 Ersatzmagazinen, Scully du nimmst
zwei Ladungen C4, und jeder Proviant für drei Tage," befahl Longrifle.
"Skye, lass die Type-85 liegen, die bringt nichts, hier nimm das M16,"
empfahl Phoenix und reichte ihr das Sturmgewehr. Dabei berührten sich ihre
Hände und Skye zwinkerte ihm fröhlich zu. Die Berührung war elektrisierend
für Phoenix. Er brauchte mehrere Sekunden um sich wieder zu fassen. Dann
der nächste Befehl von Longrifle:
"Scully willst du wirklich wieder die Enfield nehmen?"
"Ja, ich habe sie ordentlich geprüft und ich nehme diesmal M16 Magazine,
die passen auch hinein aber verrecken nicht beim kleinsten Stoß."
"Wie geht's deinem Bein?"
"Wenn ihr die Drecksarbeit erledigt, werde ich das auch noch überleben,"
erwiderte er mit einem Grinsen und strich sein blondes Haar nach hinten.
Schweigend überprüften sie ihre Ausrüstung. Phoenix klebte seine
6 Magazine zu drei Doppelpaketen aneinander. Das würde das Nachladen erheblich
beschleunigen. Auch einige der anderen Söldnern taten es ihm gleich. Dann
nahm Phoenix seine Pistole hervor, eine Sig P229 mit 13 Schuss .357 Kaliber.
Er schob das Magazin in die Waffe, und lud diese durch so dass eine Patrone
im Lauf war. Dann löste er das Magazin wieder und steckte eine dreizehnte
Kugel hinein, das war der letzte Schuss, der Schuss den man immer im Lauf haben
sollte, falls es mal brenzlig werden würde. Somit hatte er vierzehn Patronen
in der Waffe, und dieser Vierzehnte konnte den Unterschied zwischen Leben und
Tod ausmachen. Er steckte seine Waffe zurück in sein Beinhalfter und nahm
dann sein Gewehr in die linke Hand. Das R93 hing ihm bereits über der Schulter.
Vollständig ausgerüstet verließ er das Lager und begab sich
in Richtung Hummer, er setzte sich auf den Beifahrersitz und prüfte ob
das Funkgerät funktionstüchtig war. Nach und nach kamen auch die anderen
Söldner und nahmen Platz im Hummer. Nachdem alle eingestiegen waren und
ihre Ausrüstung verstaut hatten fuhren sie los. Thor fragte Phoenix nach
dem Ziel der Mission und dieser begann zu erklären:
"Wir haben heute zwei Ziele auf dem Plan, zuerst müssen wir uns diesem
Lager nähern," er gab die Karte weiter, "dann werden wir das
Zielobjekt einige Zeit lang beobachten und sobald wir genügend Informationen
gesammelt haben stürmen wir. Das Lager muss komplett zerstört werden,
deshalb hat Scully auch die zwei Ladungen C4 bei sich. Falls wir diese Mission
rechtzeitig erledigen, fahren wir weiter zu diesem Punkt, das ist eine Heliauftankstation.
Dort müssen wir so lange warten bis ein Hubschrauber erscheint. Den müssen
wir dann erobern. Nähere Einzelheiten vor Ort."
Der Hummer raste mit einer Geschwindigkeit von durchschnittlich 65 Km/h über
die Schotterstraßen und Dschungelwege. Nach 90 Minuten hatten sie ihr
Ziel endlich erreicht. Das Lager war wirklich klein. Zwei Häuser, davon
eines die Kaserne und Funkraum, das andere wohl der Bereich des Offiziers. Die
Söldner lagen im angrenzenden Wald, der Hummer stand einen Kilometer weiter
entfernt. Sie beobachteten das Lager durch das Fernglas:
"Ich zähle vier Wachen, nein wartet sechs... verdammt wir haben ein
Problem! Schaut mal rechts oben auf dem kleinen Hügel." Dort war ein
MG-Stand.
"Ein Bunker, ich sehe zwei Wachen, ein leichtes Maschinengewehr,"
berichtete Scully während er durch das Glas beobachtete.
"Ok genug Infos. Ziehen wir uns zurück."
Langsam robbte jeder einige Meter zurück, bis sie außer Sichtweite
der Gegner waren. Dann erhoben sie sich und gingen geduckt noch hundert Meter
weiter in den Dschungel.
"Lagebesprechung: Wir haben ein Problem, das Nest! Hat jemand Vorschläge?"
Fragte Master.
" Mit einer Granate wäre es weg."
"Unmöglich wir haben keinen Grantwerfer und keinen Mörser oder
kannst du Granaten über eine Entfernung von 150 Meter werfen?" widersprach
Thor Scully.
"Wir brauchen eine Waffe mit Reichweite, die die Gegner sofort töten
muss, ich schlage dieses Baby hier vor," erklärte Phoenix indem er
auf sein Scharfschützengewehr wies.
"Aber es sind zwei Gegner im Bunker."
"Das dürfte kein Problem sein, ich erledige die zwei, und dann greift
ihr an. Ich versuche mich in eine gute Position zu bringen, wenn ich in Stellung
liege gebe ich Bescheid. Ich liquidiere die beiden MG-Schützen, dann greift
ihr an. Longrifle du wirst mit Skye von dieser Seite aus angreifen, ihr anderen
drei von der mir entgegengesetzten Richtung. Thor, Master ihr werft einen Blick
auf Scully. Zu dir", sagte er indem er sich zu Scully drehte, "du
hältst dich im Hintergrund, verstanden? Du deckst ihren Vorstoß.
Du musst dich nicht an die vorderste Front stellen. Ich rechne mit zehn Gegnern
mehr nicht, höchstens 12, geht kein Risiko ein. Erledigt sie aus sicherer
Entfernung und nutzt jede Deckung die ihr kriegt, denn die 150 Meter hier können
mörderisch werden. Ist das gut so Longrifle?" fragte Phoenix seinen
Lehrer.
"Hmm, ist gefährlich, der Sturm, könnte klappen, mit etwas Glück..."
sprach Longrifle mehr zu sich selbst als eine Antwort für die anderen.
Phoenix kroch langsam durch das Gebüsch, die SG 552 schussbereit in den
Händen. Sein Blick wanderte immer wieder nach rechts vorne, wo das Lager
lag. Er befand sich jetzt auf der richtigen Seite und hatte endlich eine optimale
Scharfschützenposition erreicht. Er befand sich auf gleicher Höhe
des Lagers, war jedoch ausgezeichnet geschützt, da hier ein Bach durch
das Gras lief und ein großes Schilffeld nährte. Er schlich sich durch
das Schilf, versuchte dabei so wenig Bewegung wie möglich zu verursachen,
bis er das Lager richtig sehen konnte. Er schnitt einige Halme, des etwa anderthalb
Meter hohen Gewächses ab, um eine optimale Position zu erhalten. Langsam
ohne viel Bewegung zu machen, sein Ausbilder hatte ihn gelehrt mit der Natur
zu verschmelzen und da durften keine Halme knacken, da musste einer nach dem
anderen verschwinden. Langsam, dass ein zufälliger Beobachter nichts sehen
konnte. Dann legte er eine Decke auf den Boden, und sich selbst auf diese. Er
legte sein Sturmgewehr schussbereit neben sich, und nahm das Scharfschützengewehr
vom Rücken. Der Söldner klappte das Zweibein des R93 aus, öffnete
dann die Plastikklappen des optischen Visiers. Er justierte die Entfernung an
dem Gerät. Schlussendlich nahm er zwei Ersatzmagazine aus seiner Weste
und legte sie neben sich.
"Phoenix, bin in Position. Haltet euch bereit."
Ein Blick durch das Visier. Im Bunker befanden sich noch immer die zwei Soldaten.
Einer stand gelangweilt neben dem LMG während der Zweite konzentriert durch
sein Fernglas in Phoenix Richtung schaute. Er konnte ihn nicht sehen, das war
unmöglich, Phoenix hatte die Sonne im Rücken, das Gesicht getarnt
und mit seiner schwarzen Kleidung war er nicht zwischen den dichten Schilfhalmen,
die durch eine Krankheit eine faulige dunkle Farbe bekommen hatten, zu erkennen.
"Phoenix, bin jetzt bereit, es geht los."
Langsam schob sich sein Gewehrlauf durch das Schilf, der schwarz getönte
Lauf spiegelte sich nicht in der grellen Mittagssonne. Er presste die Schulterstütze
an seinen Körper, spürte die etwas raue Oberfläche des kalten
Kunststoffes an seiner Wange und blickte durch das Zielfernrohr. Die Atmung
wurde flach, die Instinkte vernebelten seine Gedanken, Schlagwörter schossen
durch seinen Kopf. Töten... Blut... Zielen... Feuer... Vernichten... Töten...
Überleben...
Langsam bewegte sich das Fadenkreuz auf den Gegner mit dem Fernglas zu. Phoenix
zielte sorgfältig auf den Kopf des Soldaten, genau zwischen dem Helm und
dem Fernglas würde die Kugel einschlagen, sein Laserzielvisier zeigte 203
Meter an. Eine optimale Entfernung für das R93. Sein Daumen wanderte langsam
zum Sicherungshebel. Mit einem leisen Klicken bestätigte die Waffe ihre
Schussbereitschaft. Er schob den Zeigefinger an den Abzug, dann ein letzter
Atemzug, er atmete langsam ein, lies dann die Hälfte der Luft nach außen,
den Rest blieb in der Lunge. Adrenalin benebelte seine Sinne, Anspannung und
Kampfesmut verschmolzen zu einem Ganzen. Er drücke den Abzug langsam nach
hinten. Das Gewehr dröhnte auf und stieß seinem Benutzer den Kolben
an die Schulter, dessen Körper durchfuhr einen Ruck. Mit einem geübten
Handgriff betätigte er den Repetierer und beförderte die nächste
Patrone in den Lauf. Die leere, glühend heiße Hülle wurde nach
rechts geschleudert und zischte kurz auf, als sie in einer Pfütze landete.
Der erste Blick durch das Zielfernrohr zeigte ihm dass er getroffen hatte. Der
Gegner lag am Boden, der andere Soldat stand erstaunt oder eher geschockt neben
der zerfetzten Leiche.
Jabba, wie er von seinen Freunden genannt wurde stand da und langweilte sich,
neben ihm blickte sein übereifriger Kamerad durch sein Fernglas, da er
vor einer halben Stunde eine Bewegung im Schilf gesehen hatte. Ihm selbst war
das egal, auch dass seit zwei Tagen die Gerüchte kursierten, die Rebellen
hätten zu einer Offensive geblasen. Er glaubte nicht daran, sie hatten
wohl wieder einen Konvoi überfallen, einige Molotow-Cocktails geworfen
und einige Schüsse aus ihren alten Karabinern abgefeuert. Zu mehr waren
die doch nicht fähig. Er grinste innerlich bei dem Gedanken, wie überlegen
die Armee den Rebellen doch war. Und trotzdem kämpften sie bereits seit
über drei Jahren gegen die Rebellen? Das lag an den Führungskräften,
sagte er sich immer wieder, die waren zu nichts fähig, die hatten wohl
auch das Gerücht von der Rebellenoffensive verbreitet um die Truppen wieder
pflichtbewusster zu machen. Sie glaubten wohl, dass die Soldaten besser Wache
schieben würden bei solch miesen Nachrichten. Und bei seinem Gefährten
schien es zu klappen. Er wollte ihn gerade auffordern das Fernglas wegzulegen
um das unterbrochene Kartenspiel fortzusetzen. Als dieser wieder anfing:
"Da war wieder was, da ist... ," weiter kam er nicht. Da ertönte
der Schuss. Hatten die Offiziere doch Recht gehabt, waren die Rebellen etwa
schon hier? Jabba fuhr erschrocken zusammen, die Wirkung des Schusses erschreckte
ihn jedoch noch weitaus mehr als das Geräusch. Sein Freund wurde regelrecht
nach hinten geschleudert, der Helm flog durch die Luft und blieb polternd neben
der Leiche liegen. Die Kugel hatte seinem Gefährten den oberen Teil des
Kopfes weggesprengt. Jabba spürte wie ihm Blut ins Gesicht spritzte, er
blickte erstaunt auf die verstümmelte Leiche, dann erst gewannen die angelernten
Reflexe die Oberhand über den Schock. Er wollte sich zu Boden fallen lassen,
da ertönte wieder dieses ohrenbetäubende Donnern, er spürte den
Schlag an seiner Brust, es war kein Schmerz, nur ein Schlag der ihn nach hinten
warf. Er fiel zu Boden und bleib mit dem Gesicht zu seinem toten Gefährten
gedreht liegen. Er merkte wie sein Hemd langsam feucht und warm wurde, aber
er verspürte noch immer keinen Schmerz, er war bloß zu schwach um
sich zu erheben. So fühlt man sich also wenn man angeschossen wurde, es
war wohl die Wirkung des Schocks dass er nichts spürte, war das letzte
was ihm durch den Kopf schoss, dann wurde alles schwarz und er wurde ohnmächtig.
Mit der Linken noch immer sein Pokerblatt in der Hand haltend, es waren vier
Asse und eine Neun.
"Phoenix, Tangos am Boden, Bunker gesäubert ihr könnt loslegen!"
Die Anderen hatten nur auf diesen Befehl gewartet, noch bevor Phoenix fertig gesprochen hatte, waren sie auf den Beinen. Scully feuerte mehrere gezielte Schüsse auf eine der Wachen ab, diese brach tot zusammen, während die beiden anderen Söldner gleichzeitig losstürmten. Dann erhob Scully sich ebenfalls und lief ihnen langsam nach, das Lager immer im Auge behaltend. Thor und Master rannten geduckt auf dieses zu.
Auch Longrifle und Skye liefen auf das Lager zu, als der Ältere plötzlich
abbremste und sich zu Boden fallen ließ. Skye dachte, dass er einen Gegner
gesehen hätte, ließ sich ebenfalls fallen und musterte das Lager.
Aber da war nichts zu sehen.
"Minen, hier liegen Minen! Skye zurück wir müssen zurück.
Thor, Master passt auf!" ertönten Longrifles knappe Warnungen in ihren
Ohren. Jetzt sah Skye auch die tödlichen Sprengladungen, die kleinen Erhebungen
im Boden, die aufgewühlte Erde. Sie erhob sich und lief geduckt rückwärts,
während Longrifle ihren Rücken deckte. Plötzlich hörte sie
hinter sich Longrifles G3A3 aufpeitschen. Ein Burst, dann noch einer, sie wirbelte
herum und ließ sich rückwärts auf den Boden fallen. In der Drehung
sah sie einen Gegner im Lager zusammenbrechen. Longrifle stand auf und kam auf
sie zugerannt während sie seinen Rücken deckte. Nacheinander erreichten
sie den rettenden Wald.
Der junge Kämpfer betätigte zum dritten Mal den Ladehebel seines Repetierers und lud eine weitere Patrone in die Kammer, dann blickte er wieder durch das Zielfernrohr. Er sah wie ein Gegner unter Scullys Feuer zusammenbrach. Die anderen Soldaten waren wohl in Deckung gekrochen. Sein Blick schweifte über das Lager, noch immer kein Gegner. Plötzlich sah er am Rande des Zielfernrohres eine Bewegung, aber da ertönten schon Longrifles Schüsse. Wieder zu spät. Dann sah er wie Thor und Master in das Lager stürmten.
Master entsicherte im Laufen sein AK74, hinter sich hörte er Scullys Schüsse,
vor sich rannte Thor. Als die Warnung über das Minenfeld kam betrachtete
er den Boden vorsichtig, aber hier schienen keine Minen zu sein. Noch 35 Meter,
er sah eine Bewegung, kam aber nicht dazu abzufeuern. Vor ihm sprang Thor über
die Sandsackbarriere und ließ sich auf der anderen Seite zu Boden fallen,
wo er den linken Bereich der Basis deckte. Master sprang ebenfalls über
die Barriere, kam jedoch schlecht auf und stolperte zu Boden. Er sah noch wie
ein Gegner auf ihn zielte, dann verschwand dieser aus seinem Blickfeld. Er rollte
sich ab um den Gegner wieder zu sehen, und warf sich dann auf den Boden. Der
Soldat fing an zu feuern, jedoch schlugen die schlecht gezielten Kugeln alle
in die Sandsackbarriere. Master riss die Waffe hoch, da schien der Gegner plötzlich
auf ihn zuzufliegen, seine Brust platzte regelrecht auf, als die .308 von Phoenix
ihm den Rücken durchschlug. Master musste erst mal schlucken, er hasste
diese ekligen Momente, das war einfach widerlich. Aber welcher Kampf war schon
sauber?
"Phoenix, Tango am Boden."
Neben sich fing Thors Commando an zu feuern. Auch Master schoss mehrere Salven
auf zwei anrückende Gegner. Das Gefecht war kurz, die Soldaten unvorbereitet
und schlecht ausgerüstet. Es war ein unfairer Kampf. Thor und Master zwei
perfekt ausgebildete Kämpfer gegen diesen Abschaum der Welt. Aber wer sagte
dass sie Abschaum waren, sie waren vielleicht auch nur Soldaten unter Befehlszwang.
Die Söldner töteten gerne, sie hatten sich den Beruf ausgewählt.
Aber die Truppen von Huang mussten töten, sie hatten keinen freien Willen.
Wer war also hier der Abschaum? Wer?
"Thor, habe zwei erledigt."
"Master, ebenfalls zwei am Boden."
Zwei kurze Sätze, nichtssagend und doch beinhalteten sie dem Tod, schoss
es Phoenix durch den Kopf.
Somit waren sie im Lager drin, jetzt ging es nur noch darum dieses zu säubern.
Scully erschien hinter ihnen, während er ihren Rücken deckte schlichen
die beiden anderen ins Lager hinein. Thor erblickte einen Schatten hinter einer
Hausecke, und flüsterte in sein Mikro:
"Vorsicht, Flashbang!"
Er nahm eine Blendgranate vom Gürtel zog den Stift und rollte sie an der
Wand entlang, dann wandte er seine Augen ab, drückte ein Ohr fest an seine
Schulter und presste das Andere mit der linken Hand zu. Er hörte den ohrenbetäubenden
Knall nur gedämpft, sah einen grellen Lichtblitz durch seine geschlossenen
Augen, dann stürmte er um die Ecke und erledigte den benommenen Gegner
mit einem letzten Feuerstoss aus seiner Waffe. Er schob ein neues Magazin ein
und schlich dann weiter.
Master hatte sich ebenfalls vor der Blendgranate geschützt und sah dann
wie Thor den Soldaten erledigte. Er selbst betrat das Kommandantenhaus. Kaum
eingetreten hörte er wie jemand eine Waffe durchlud, das Geräusch
kam eindeutig aus dem angrenzenden Raum. Er schlich sich vor die Tür und
warf einen Blick durchs Schlüsselloch. Dort sah er einen Offizier, die
UZI in der Hand, stand er an die hintere Wand gelehnt, ängstlich die Tür
betrachtend. Master verachtete diesen Feigling, der Offizier sollte seine Männer
befehligen und sich nicht hier verstecken. Er erhob sich, zielte auf die Tür
und feuerte die restlichen Kugeln seines Magazins ohne jegliche Gnade für
den Feigling durch die Tür, die unter der Wucht der Projektile zersplitterte.
Der Offizier wurde mehrmals in den Bauch und in die Brust getroffen, sein zerfetzter
Körper wurde hin und her gerissen und prallte dann an die Wand. Er rutschte
langsam zu Boden eine hässliche Blutspur an der Wand hinterlassend. Master
löste das leere Magazin, das klappernd zu Boden fiel. Nach dem Brüllen
der AK schien dieses leise Klappern grässlich leise, dann komplette Stille,
er nahm ein neues Magazin, schob es mit einem leisen Klicken in die Waffe, dann
lud er sie durch, mehr war nicht zu hören, im Lager herrschte komplette
Stille. Die Stille nach dem Kampf, das Kampfhoch verschwand.
"Master, Offizier erledigt." Er sah sich in dem Gebäude um, kein
Gegner, dann ging er nach draußen, dort war Thor, dieser prüfte ob
noch einer der Gegner lebte. Aber das Lager war erledigt. Sie riefen die anderen
Söldner, wobei sie das Minenfeld weit umgingen. Der Trupp begutachtete
die Waffen der Regierungstruppen, aber da war außer dem HK21E aus dem
Bunker nichts Interessantes dabei. Dieses Mehrzweckmaschinengewehr war dafür
umso interessanter. Das 21E war die neueste Version mit einem geringeren Rückstoss,
einer besseren Genauigkeit als die vorherigen Modelle, sowie was einzigartig
bei LMGs ist, war es mit ihm möglich halbautomatisch, mit Dreiersalven
sowie vollautomatisch zu schießen. Sie luden die Waffe sowie 1500 Schuss,
die sie im Bunker gefunden hatten, in ihr Fahrzeug. Währendessen platzierten
Scully und Longrifle die zwei Sprengladungen in den Gebäuden und stellten
die Zündfrequenzen ein. Phoenix begab sich zur Funkanlage und stellte die
Frequenz der Regierung ein. Dann fing er an zu senden:
"Ich hoffe sie können mich hören, ich spreche hier im Auftrag der Rebellen. Ich habe ihnen ein Angebot zu machen:
Lon Huang und seine Regierung haben aus diesem Land zu verschwinden und nie wieder zurückzukehren. Das gesamte Militär soll seine Waffen an die Rebellen abgeben und die Soldaten sollen zu ihren Familien zurückkehren. Ich hoffe sie haben sich dieses Angebot gemerkt denn ich werde es nicht mehr wiederholen. Falls die Bedingungen erfüllt werden, wird der Krieg in diesem Land ruhen, falls nicht werden wir weiter kämpfen bis die soeben genannten Personen alle tot sind, und das Land endlich in Frieden leben kann!
Phoenix Ende!
Dann begab er sich ebenfalls zum Wagen und sie fuhren bis zum Waldrand. Dort
blieben sie stehen. Scully nahm eine Fernbedienung hervor und drückte einige
Knöpfe. Die Söldner bewunderten das imposante Feuerwerk. Zuerst sahen
sie wie die Gebäude bebten, dann schossen Flammen zu den Fenstern heraus.
Mit einem ohrenbetäubendem Krachen flogen die Häuser in die Luft,
fast wie in Zeitlupe konnten sie sehen wie sich einzelne Teile der Gebäude
lösten und diese dann gänzlich in der Luft auseinanderbrachen. Dann
erreichte sie die Druckwelle, sie mussten sich festhalten um nicht umgeworfen
zu werden, während ihr Fahrzeug erschüttert wurde. Der Boden vibrierte
unter ihren Füßen. Dann sank der Flammenball, der mehrere Meter gen
Himmel geschossen war, wieder in sich zusammen, übrig blieb ein riesiges
Feld voller brennender und rauchender Trümmer. Scully hatte wirklich große
Päckchen verwendet. Die Söldner stiegen wieder in ihr Fahrzeug und
fuhren weg. Während der Fahrt gab Phoenix einen Funkspruch mit dem derzeitigen
Stand der Mission an die Rebellen ab, dann erklärte er den anderen Söldnern
den weiteren Verlauf der Mission genauer:
"Wir haben jetzt noch ein Dutzend Kilometer zu fahren, dann haben wir unseren
nächsten Zielpunkt erreicht. Das ist eine Auftankstation für Helis,
und da General Fandal einen Heli will besorgen wir ihm einen. Ich weiß
zwar noch nicht was er damit anstellen will aber Befehl ist Befehl. Wir beobachten
die Stellung erst mal und schlagen dann in der Nacht zu, sobald ein Helikopter
gelandet ist. Ich werde wieder mein Scharfschützengewehr benutzen um den
Piloten zu erledigen; nicht dass der uns mit dem Ding vor der Nase wegfliegt.
Je nach der Situation werdet ihr dann angreifen. Ich gebe euch dann wieder während
des Sturms Deckung. Aber es wird eine Nachtmission, deshalb wird es doch mehr
zum Nahkampf kommen, als zu einer Scharfschützenmission. Jeder benutzt...
"
Weiter kam er nicht, da plötzlich ein helles Jaulen das Geräusch
des Motors übertönte. Master schrie aus vollem Halse:
"Raketenangriff!"
Longrifle riss das Lenkrad des Fahrzeugs nach rechts und zog mit aller Kraft
an der Handbremse. Der Wagen drehte sich um seine eigene Achse, schleuderte
umher und kam dann quietschend zum Stehen. Die Rakete schlug zwanzig Meter vor
ihnen in den Boden und explodierte dort krachend. Die Söldner sprangen
aus dem Fahrzeug und begannen in das rettende Gebüsch zu sprinten, als
sie wieder eine LAW hinter sich hörten. Diese war besser gezielt und schlug
ein Dutzend Meter neben ihnen in einen Baum ein. Longrifle, der letzte ihres
Trupps, wurde schreiend durch die Luft geschleudert und fiel dann einige Meter
weiter zu Boden. Die anderen wurden durch die Druckwelle regelrecht zu Boden
gedrückt. Sie sprangen aber sofort wieder auf und liefen weiter, nur Longrifle
blieb liegen, als Master das sah brüllte er den anderen Kämpfern zu:
"Longrifle ist unten, gebt mir Deckung!" Er drehte sich ruckartig
um und rannte die fünfzehn Meter ohne Rücksicht auf sein Leben zu
Longrifle. Das war der Slogan von Master. Zuerst die Kameraden, dann die Mission,
dann er selbst. Die Anderen ließen sich zu Boden fallen und entsicherten
ihre Waffen. Einige Schüsse ihrer Gegner pfiffen bereits durch die Luft.
Dann hörten sie wieder das grässliche Jaulen einer Rakete. Diese überquerte
die Straße jedoch nicht sondern explodierte vorzeitig an einem Baum, von
der anderen Seite hörte man lautes Schreien. Die Söldner begannen
ziellos in die Büsche auf der anderen Straßenseite zu feuern, dann
erreichte Master endlich Longrifle. Er hob diesen auf und wuchtete ihn sich
über die Schulter, schwer bepackt kam er in ihre Richtung gerannt. Die
Söldner deckten seinen Rückzug mit Sperrfeuer Diese ganze Aktion,
seit der ersten Rakete, hatte höchstens 30 Sekunden gedauert.
"Phoenix, lade nach, deckt mich."
Er riss das Magazin aus der SG 552, drehte es um und steckte das Andere der
beiden Getapten in die Waffe.
"Phoenix, bin wieder bereit.
"Thor, lade nach."
"Skye lade nach."
Dann kamen die ersten Gegner.
"Phoenix, Gegner im Blickfeld, etwa 15 Stück. Master komm uns verdammt
noch mal helfen." Er spürte bereits wie die Kugeln über sie hinwegflogen.
Master legte Longrifle behutsam zu Boden, er atmete noch, auch war keine größere
Verletzung festzustellen.
Er warf sich zu den andern Söldnern, und ließ seine Kalaschnikow
sprechen. Seine Schüsse zerfetzten einen Gegner im Laufen, auch Skye und
Thor erledigten mehrere Gegner. Phoenix lud gerade ein neues Magazin in die
Waffe. Dann feuerte er wieder los, seine Waffe traf einen Gegner mehrmals in
die Beine, dieser fiel zu Boden, feuerte jedoch unter fürchterlichen Flüchen
weiter. Phoenix blickte durch den Zoom seiner Waffe, zielte kurz und gab dann
einen weiteren Schuss ab.
Hinter der ersten Gruppe Gegner kam ein weiterer Trupp von 6 Leuten aus den
Büschen gestürmt. Scully riss eine Granate aus seinem Gürtel,
zog den Stift, man sah wie seine Lippen sich bewegten als er langsam drei Sekunden
abzählte dann holte er weit aus und warf die Granate, mit einem riesigen
Wurf und einem brüllenden Kampfschrei, über die Gegner hinweg. Die
Granate explodierte noch bevor sie den Boden erreichte und riss zwei Gegner
zu Boden. Phoenix spürte plötzlich einen heftigen Schlag an der linken
Schulter, das Adrenalin ließ jedoch keinen Schmerz zu. Er feuerte eine
weitere Salve auf die Gegner und brüllte dann in sein Mikro:
"Scheiße, bin verletzt!"
Master wollte gerade nachladen als plötzlich ein Schuss den Boden vor ihm
aufspritzen ließ. Er zuckte erschrocken zusammen, der Unterschied zwischen
Leben und Tod war manchmal nur ein Millimeter, schoss es ihm durch den Kopf.
Ein weiterer Schuss raste auf ihn zu, die Kugel fetzte ihm ein Stück Fleisch
aus der Schulter weg. Nur ein Millimeter. Schreiend zerfetzte er den Schützen
der ihn aufs Korn nahm, das war noch mal gut gegangen. Er wusste nicht ob er
froh sein sollte dass er noch lebte, oder wütend dass er getroffen worden
war. Aber die restlichen zwölf Gegner waren fast an sie herangekommen die
Söldner bekamen unter dem mörderischen Sperrfeuer der Gegner fast
keine Gelegenheit gezielte Schüsse abzugeben. Phoenix sah plötzlich
vier Soldaten die auf ihn zugelaufen kamen, er zog den Abzug durch und erledigte
einen von ihnen, dann kam nur noch ein Klicken. Das Magazin war leer. Er drückte
den Knopf um es aus der Waffe fallen zu lassen und griff dann in seine Beintasche
um ein neues Magazin herauszureißen, aber das Magazin verfing sich im
Stoff der Hose. Er riss verzweifelt am Magazin, einer der Gegner legte an.
"Hilf..."
Das dunkle Hämmern eines G3 kam von hinten. Der Söldner fuhr erschrocken
herum und blickte in das schmerzverzerrte Gesicht von Longrifle. Er hatte eine
stark blutende Platzwunde am Kopf und mehrere Schnittwunden an seinem Körper,
seine Uniform war an einigen Stellen blutüberströmt. Der Soldat brach
mit einem endlos langen Todesschrei zusammen. Longrifle feuerte einige weitere
Feuerstöße bis das Magazin leer war, die beiden anderen Gegnern waren
nicht mehr zu sehen. Dann ließ er sich stöhnend zu Boden fallen und
lud mit zittrigen Händen ein neues Magazin in die Waffe. Auch Phoenix brachte
es endlich fertig das Magazin aus seiner Tasche zu ziehen. Die restlichen neun
Soldaten zogen sich langsam zurück, und wichen zu den Seiten aus, sie wollten
die Söldner von zwei Seiten angreifen, ihr Versuch frontal anzugreifen
hatte nicht geklappt, sie hatten gehofft durch die Raketen größere
Verluste bei den Söldnern zu erzielen. Scully nahm eine weitere Granate
und warf sie zu drei Gegnern. Nur einem gelang es der Granate zu entfliehen,
mit einem mächtigen Satz wollte er hinter einen Baum springen wurde jedoch
von Thor erledigt.
"Los, ziehen wir uns langsam zurück," erklang der Befehl in
den Kopfhörern der Söldner. Einer nach dem anderen lief geduckt in
das dichte Buschwerk des Dschungels. Dort ließ sich Longrifle langsam
an einem Baum zu Boden gleiten, Thor stürzte zu ihm und begutachtete seine
Wunden.
"Das wird schon wieder, du hast nur etwas viel Blut verloren, aber noch
nicht lebensgefährlich." Er nahm sein Verbandszeug hervor und wickelte
ihm einen provisorischen Verband um den Kopf. Longrifle stand der Schweiß
auf der Stirn, er atmete schwer und versuchte die Ohnmacht zu bekämpfen
die sich in seinem Körper breit machte. Der Schweiß lief ihm in Bächen
das Gesicht herunter, machte Risse in die Tarnfarbe. Unter den freien Flächen
konnte man die Haut sehen, sie war bleich wie ein Leichentuch. Auch Master versuchte
die Blutung an der Schulter zu stoppen. Phoenix begutachtete seine Schulter,
die Patrone war in der Weste hängen geblieben, war jedoch so fest aufgeschlagen,
dass eine alte Wunde, die Phoenix von seiner letzten Mission in Marseille hatte,
aufgesprungen war, ein Stück Stoff diente als notdürftiger Verband.
Er befahl Skye und Master ihm zu folgen, während Scully und Thor Longrifle
schützen sollten.
Die Anderen luden ein neues Magazin in ihre Waffe, dann schlichen sie, jeder etwa drei Meter voneinander entfernt, in Richtung Gegner. Leise schlugen sie sich durch den dichten Dschungel, die Waffe fest in der Hand, jeder blickte angestrengt durch die Blätter der Sträucher um eventuelle Gegner frühzeitig zu entdecken. Es war klar dass sie hier auf sie warten würden.
Skye blickte Phoenix fragend an, dieser nickte ihr zu und schlich dann weiter
durch das Gebüsch. Die Rebellin legte ihr M16 zu Boden und zog eine schallgedämpfte
Glock aus dem Gürtel. Langsam, Schritt für Schritt planend bewegte
sie sich vorwärts, verursachte aber noch immer mehr Lärm als sie gewollt
hatte. Sie war ein Meister im lautlosen Vorgehen, aber durch diesen dichten
Wald, mit dem Laub am Boden, war es unmöglich lautlos zu sein. Und so hörte
sie den Gegner auch bevor sie ihn sah. Aber er war bereits zu nahe. Ein Schatten
sprang auf sie zu. Sie wirbelte herum, und versuchte abzudrücken, aber
die Gestalt drücke ihre Hand nach oben sodass die Kugel bloß einige
Blätter in einer Baumkrone erschoss. Skye versuchte den Gegner von sich
zu drücken. Aber er war zu schwer, seinen blutgeilen Blick auf sie geheftet,
zog er sein Messer aus dem Gürtel und versuchte es ihr in die Brust zu
rammen. Skye suchte verzweifelt einen Ausweg, aber sie fand keinen. Das Messer
sank immer tiefer. Der ganze Kampf war außer dem angestrengten Keuchen
der Beiden lautlos. Skye riss plötzlich das Knie nach oben und rammte es
ihrem Gegner in die Weichteile, mit einem Zischen kam die Luft aus seinen Lungen.
Der Soldat verdrehte die Augen unter Schmerzen, öffnete den Mund um zu
schreien, aber es kam nur ein schmerzvolles Keuchen. Skye warf ihn von sich,
riss die Glock, die neben ihr zwischen einigen Blättern lag nach oben und
drückte ab, der erste Schuss fuhr durch das Auge und riss einen Teil des
Hinterkopfes weg, der Nächste zerstörte auch den Rest des Schädels.
"Skye, einer weniger." Sie erhob sich und wischte sich das Blut aus
dem Gesicht. Auch Master hatte einen Gegner entdeckt, mit einem schnellen Ruck
schnitt er diesem die Kehle durch.
"Master, auch einer."
Ein weiterer Soldat verriet sich durch seine Neugierde, Skye erledigte ihn mit
drei Schüssen in die Brust. Langsam glich der Wald einem Schlachthof, überall
Blut, Leichenteile, Leichen.
Der Soldat merkte dass etwas nicht stimmte, auf seinem Gesicht liefen Schweißtropfen
herunter und das war nicht wegen der Hitze, er hatte Angst. Seine Männer
schienen tot zu sein aber er hatte noch keinen einzigen Schrei gehört.
Irgendwas war hier faul, und zwar gewaltig. Er schaute sich verzweifelt um,
keiner seiner Männer war mehr zu sehen, Panik begann sich in ihm breit
zu machen, er packte sein G3 fester in die Hand. Da war doch eine Bewegung gewesen,
er drückte den Abzug und feuerte eine Salve in die Büsche. Keine Schreie,
nichts. Jetzt rechts von ihm, ein Rascheln, er wirbelte herum und gab wieder
einen Feuerstoß ab, er schrie aus vollem Halse dabei um seine Furcht zu
bekämpfen. Jetzt raschelte es links, er blickte sich vorsichtig um, aber
da war nichts. Bildete er sich das etwa alles ein? Nein, das war der Schatten
eines Menschen gewesen, er feuerte drei Schüsse dann hörte er nur
noch ein verhängnisvolles Klicken, und die Söldner hatten es sicher
auch gehört. Er griff fieberhaft in seinen Munitionsbeutel, und riss ein
neues Magazin hervor, erleichtert steckte er es in die Waffe und lud durch,
dann zerfetzten ihn mehrere Schüsse aus einer versteckten Waffe. Master
trat schweigend auf die Lichtung und blickte auf die zusammengekrümmte
Leiche auf dem Boden. Sie hatte einen schmerzerfüllten, ängstlichen
Gesichtsausdruck. Er bückte sich und drückte die gläsernen Augen
des Anderen zu. Daraufhin nahm er den Helm sowie den Munitionsbeutel des Soldaten
an sich. Die Weste war durch die Schüsse aus seiner Eagle zersplittert.
Sie gingen stillschweigend zu den anderen Söldnern zurück. Longrifle
schaffte es mit Thors Hilfe bis zum Hummer. Dann rasten sie los, die andere
Mission für diese Nacht war abgesagt worden. Jetzt mussten erst mal die
Wunden gepflegt werden.
Sie wurden schweigend im Lager begrüßt, einige der Rebellen kamen
mit einer Trage und halfen Longrifle ins Haus zu tragen. Die anderen Söldner
gaben erst mal ihre Waffen im Lager ab, dann ging jeder duschen. Nachdem sie
sich wieder einigermaßen menschlich fühlten ging es zur Nachbesprechung.
Sie gaben Fandal einen ausführlichen Bericht. Thor begann zur gleichen
Zeit Masters Schulterwunde zu nähen. Dann flickte er auch Phoenix Schulter
wieder zusammen, nachdem das geschafft war, ging er zu Longrifle um sich um
dessen Wunden zu kümmern. Er hatte eine Platzwunde am Kopf, die er nähte,
sowie mehrere kleinere und größere Schnittwunden und Verbrennungen
im Rücken und an den Armen die durch die Explosion verursacht worden waren.
Er nahm die provisorischen Verbände ab, wusch die Wunden, desinfizierte
sie, entfernte einige Splitter und verband sie dann aufs neue. Er befahl Longrifle
zwei Tage Bettruhe und dann eine Woche Schonzeit dann wäre er wieder fit.
Es war jetzt 19 Uhr und Phoenix ging online um seine E-Mails zu checken. Mattscho
hatte ihm geschrieben. Er würde am 7.ten um 1300 in Hongkong landen, und
fragte wohin er dann gehen sollte. Phoenix schickte ihm eine Nachricht an welcher
Stelle er den Helikopter treffen würde, und wo er auf der Insel landen
sollte. Mattscho schrieb auch dass er die nötigen Artikel mitgebracht hätte
sowie mehrere Geschenke von Schwerdel, wollte jedoch nicht übers Internet
darüber reden. Nachdem das Team jetzt wohl für einige Zeit nicht komplett
war und Phoenix eine bessere Rückversicherung haben wollte schickte er
Schwerdel eine Nachricht mit den bisherigen Erfolgen aber auch dem Fehlschlag
dieses Tages. Er fragte für einiges Geld um das Team vervollständigen
zu können. Da Herr Schwerdel wohl gerade online war, kam die Antwort einige
Minuten später zurück. Schwerdel dankte für den ausführlichen
Bericht, bedauerte ihre Verletzungen und hoffte dass sie bald wieder einsatzbereit
wären. Er war auch damit einverstanden die nötigen Gelder für
die Anheuerung weiterer Söldner zur Verfügung zu stellen. Phoenix
ging zur A.I.M. Seite und sprach dort mit einigen Söldnern, einen guten
Techniker suchte er, aber Trevor, der mit ihnen in Arulco gekämpft hatte,
war abwesend, deshalb entschied er sich für einen Freelancer. Spontan fiel
ihm da Sean ein, ein guter Techniker und passabler Kämpfer, er war bloß
etwas arrogant und überschatzte sich manchmal selbst. Aber sonst wusste
Phoenix niemanden der ihm helfen konnte. Er suchte noch nach einem Kämpfer,
und da fiel ihm Log ins Auge, ein ausgezeichneter Martial-Arts Kämpfer,
der sogar Dr.Q im Nahkampf Konkurrenz machte. Er war billig, aber gut ausgebildet,
genau der Mann der ihnen hier noch fehlte, er hatte sicher einige Schwächen
aber seine Stärken überragten die bei weitem. Er teilte den zwei Söldnern
die exakten Daten für ihre Ankunft mit und schickte dann Schwerdel die
Rechnung, dieser überwies die geforderte Summe kommentarlos, er schien
sich keine Gedanken ums Geld zu machen.
Danach ging er noch einmal zu Longrifle, dieser schlief unruhig, da seine Wunden
ihn schmerzten, aber Thor hatte ihnen versichert dass keine Gefahr für
ihn bestehe und er in spätestens 10 Tagen wieder auf den Beinen wäre.
Nach dem anstrengendem Gefecht schliefen die Söldner erschöpft ein.
Von Phoenix
copyright by www.jaggedalliance.de - Stand: 06.12.2001