Karboda 14.05.01 06.28 Uhr
Das mattschwarz getönte Metall der Waffe blitzte in unregelmäßigen
Abständen durch die lodernden Flammen auf. Die verkrampfte Hand, die um
den Griff der TMP gekrallt war, entspannte sich langsam. Mit dem Daumen sicherte
Skye ihre Waffe und hängte sie sich um den Hals. Die Kämpferin erhob
sich langsam, mit den wachsamen Augen umherblickend. Sie atmete tief ein, die
Luft roch schlecht. Ein stickiger Blutgeruch, vermischt mit Schießpulver
und Rauch hing über dem Lager. Aber Skye roch auch etwas anderes, es roch
nach Urin und Kot. Sie blickte zu Boden, neben ihr lag eine zerfetzte Leiche,
dessem aufgerissenen Bauch ebenfalls schlechte Düfte entwichen. In seinem
Todeskampf hatte sich die Schließmuskeln seines Darms und seiner Blase
geöffnet, eine natürliche Reaktion, die manchmal vorkam. Der bestialische
Gestank schien wie eine Wolke über dem Lager zu hängen, besonders
der süßliche Geruch von verbranntem Fleisch stieg den Überlebenden
in die Nase, und zwang einige sich zu erbrechen.
Skye schritt zum Hauptquartier des Lagers an dem per Funk der Treffpunkt der
Überlebenden befohlen worden war. Das Gebäude war fünfzehn Meter
entfernt. In ihrem Ohr hörte sie die ruhigen Stimmen von Scully und Master
wie sie sich gegenseitig Deckung gaben und das Lager sicherten.
Eine Rebellin aus dem Charly-Trupp presste beide Hände auf ihren linken Oberschenkel um eine Blutung zu stoppen. Irgendeine Kugel hatte sie ins Bein getroffen und eine hässliche Fleischwunde verursacht. Mit der linken Hand zog sie einen Verband aus einer Gürteltasche und wickelte ihn sich um ihre Wunde. Das Blut sickerte jedoch schnell durch die Mullbinde und färbte das weiße, flauschige Material bereits dunkelrot.
Skye erblickte plötzlich eine Gestalt die aus dem Hauptquartier geschlüpft
kam. Sie erkannte die Person sofort. Sie hatte diesen Mann so oft gesehen, er
war fast ein Teil der Familie gewesen. Sie wusste sofort wer er war. Ihre Reaktion
schrieb sie später auf ihre Instinkte zurück. Sie konnte ihre Handlung
nicht erklären, sie tat es einfach, sie wusste einfach, was dieser Mann
ihr angetan hatte.
Die Hand wanderte nach oben. Ergriff die Waffe. Zog sie hervor. Entsicherte
sie während der Bewegung. Die Mündung wanderte zum Ziel. Während
des ganzen Vorganges, der nicht mal drei Sekunden dauerte, brachten sie ihre
Schritte zielstrebig nach vorne.
Später würde man sich erzählen, dass sie einfach auf ihn zugeschritten
sei und abgedrückt hätte.
Die Hand mit der Waffe bewegte sich noch kurz, dann zog der Zeigefinger den
Abzug durch. Ein einziges Mal, einmal und doch genug. Auf dem Gesicht war keine
Reaktion zu sehen. Nichts. Es war ein Akt der vollzogen werden musste, ganz
banal. Er war der Mörder ihres Vaters, er hatte die Rebellen verraten,
wegen ihm gab es viele neue Gräber im Talkessel der Rebellen, wegen ihm
gab es weitere zerstörte Familien. Opfer die nicht hätten gebracht
werden müssen, es war ganz einfach, er durfte nicht weiterleben. Ihre Logik
war nicht komplexer, und so erfüllte sie ihre einfache Aufgabe. Aber ihre
Tat würde noch weitere Ereignisse auslösen, die sie nicht vorhersehen
konnte.
Alex sah im Augenwinkel etwas Dunkles auf sich zukommen und drehte herum, er
wollte so schnell und unauffällig wie möglich weg, die Situation wurde
ihm entschieden zu brenzlig. Beim Anblick der Waffe wollte er noch in Deckung
gehen, aber es war zu spät. Er sah den Mündungsblitz des Schusses,
konnte das Gesehene jedoch nicht mehr verarbeiten bevor die Kugel in seinen
Schädel eindrang, auch wäre jegliche Reaktion zu langsam gewesen.
Die Knochen seines Schädels gaben unter dem entstehenden Druck nach und
die obere Hälfte seines Kopfes verschwand in einer Wolke aus Blut, Knochensplittern
und Hirnmasse. Dickflüssiges Gewebe rann an der Mauer hinter seinem Körper
langsam zu Boden.
Skye ließ ihre Waffe langsam zu Boden sinken und blickte den umfallenden
Körper an. Sie hatte keinerlei Beweise dafür, dass Alex der Mörder
ihres Vaters und der Verräter der Rebellen war. Sie wusste es einfach.
Die verwundete Rebellin durchsuchte gerade den Körper eines toten Soldaten nach Verbandszeug, aber das einzige was sie fand, war von dessen Blut bereits durchtränkt. Skyes Schuss ließ sie auffahren, sofort fuhren ihre Hände nach ihrem Sturmgewehr das noch immer neben ihr lag. Die junge Frau sah nur eine dunkelgekleidete Person ein Dutzend Meter vor sich stehen, eine erhobene Waffe in der Hand. Die Kleidung erinnerte sie an die Uniform der Elitetruppen. Sie überlegte nicht lange, sondern rammte sich die Waffe gegen die Schulter, zielte ungefähr und drückte den Abzug durch.
Die drei Geschosse verließen den Lauf mit 3500 Joule, die beiden ersten
Kugeln trafen den unvorbereiteten Körper mit brachialer Kraft. Es fühlte
sich an, als hätte sie jemand getreten, kein wirklicher Schmerz, nur die
Wucht die sie nach vorne schleuderte. Alles verschwand vor ihr, und der Boden
raste plötzlich auf sie zu, kam immer näher und näher. Sie landete,
ohne Möglichkeit sich abzufangen, der Länge nach auf dem staubigen
Boden. Aber der Aufprall schmerzte nicht einmal, ihr linkes Bein wirkte merkwürdig
taub und schwer, sie konnte nicht die Kraft sammeln es zu bewegen oder aufzustehen.
Skye war zu schwach für jegliche Bewegung. Ihr Brustkorb schmerzte ein
wenig, nicht viel, es schien als wäre der Schmerz weit weg und doch überall.
In ihren Ohren rauschte es, und sie hörte Schreie, aber die Schreie waren
dumpf und undeutlich, als wäre sie in einem geschlossenen Raum gefangen,
und die Stimmen würden nur leise durch die Wände dringen. Sie hörte
das schnelle Pochen ihres Herzens in ihren Ohren, spürte wie das Blut rasend
schnell durch ihren Körper gepumpt wurde. Aber da war auch etwas anderes.
Dieses dumpfe Gefühl, das sich langsam in ihrem Körper ausbreitete,
ihre Glieder wurden schwerer, es schien ihr, dass sie gleich im Boden versinken
würde. Die Frage nach dem Warum? nach dem Wie? war nicht in ihrem Kopf.
Ihr Blick begann sich langsam zu trüben. Von den Augenwinkeln aus wurde
alles ein eintöniges Grau, verschwommen.
Ein Ruck an ihrem Körper riss sie aus ihren Gedanken, sie sah das verzerrte,
vor Besorgnis gezeichnete Gesicht von Phoenix, neben ihm war eine andere unerkennbare
Person.
Thor schritt mit geschulterter Waffe zur Mitte des Lagers, ihre Aufgabe schien erfüllt. Das Fiasko das sich dann ereignete beobachtete er mit einer Mischung von Unglauben und Entsetzen. Erst ein Schrei Phoenix in sein Funkgerät brachte ihn zurück in die Realität. Er lief so schnell los wie er konnte.
Mit einem kräftigen Ruck riss Phoenix die Tür auf, hinter sich trug
Thor Skye in seinen Armen. Der junge Söldner suchte den Raum mit einem
schnellen Rundumblick nach Gefahren ab, sie waren hier im Hauptquartier der
Basis, wo sich auch die medizinische Notfallstation befand.
In einer der Ecken kauerte ein Mann in einem weißen Kittel, als er die
Söldner sah erhob er sich mit schlotternden Knien und richtete seine Waffe,
einen kleinen Revolver, auf die einrückenden Söldner. Phoenix riss
eine seiner großkalibrigen Pistolen hoch und visierte den Kopf des Doktors
an während er ihm zubrüllte:
"Wirf die Scheißknarre weg! Mach schon! Ich blas dir den Schädel
in drei Sekunden weg, wenn du die Waffe nicht sofort fallen lässt!"
Der Mann in Weiß blickte sich ängstlich um, er suchte nach Hilfe,
es gab jedoch niemanden mehr der ihm hätte helfen können.
"Eins!" Die Zahl die Phoenix ihm zurief ließ ihn aus seiner
Lethargie erwachen, seine Hände lösten sich von der Waffe die mit
einem lauten Klappern zu Boden fiel. Mit vor Angst weit aufgerissenen Augen
sank der Mann auf die Knie und begann um sein Leben zu betteln. Mit ein paar
schnellen Schritten stand der Söldner vor ihm, kickte die Waffe unter ein
Pult auf dem ein Teller mit einem jetzt erkalteten Essen stand. Reis mit Hünchen
und Ananas. Phoenix griff das Hemd des älteren Doktors und riss ihn nach
oben auf die Füße, er blickte ihm in die panischen Augen, bemerkte
den Schweiß der dem Mann in Strömen über das Gesicht lief und
flüsterte ihm dann mit heiserer Stimme zu:
"Wenn du überleben willst, dann schaff es, dass sie überlebt.
Ist das klar? Ich frage nur einmal!"
"Klar..."
"Gut, dann fang an, und ich wiederhole noch mal, wenn sie draufgeht bist
du ein toter Mann."
Er ließ das Hemd los, sodass der Mann zu Boden stürzte, dieser rappelte
sich auf, zog seine Mundmaske und Gummihandschuhe über und trat zu dem
Tisch auf den Thor Skye gelegt hatte. Der Söldner hatte während des
Gesprächs bereits Skye die Weste abgenommen und das T-Shirt aufgeschnitten
um die Wunden zu begutachten, und kommentierte seine Beobachtungen:
"Hmm, die Wunde am Oberschenkel sieht schlecht aus, aber nicht lebensgefährlich.
Die Bauchwunde ist dagegen eine ganz andere Sache. Sie ist in den Rücken
eingeschlagen, wurde jedoch durch die schwere Schutzkleidung abgebremst. Sieht
so aus als ob es die Milz oder den Magen erwischt hat. Wir müssen sofort
operieren!"
Mit einem gleichgültigen Gesicht stand Phoenix noch immer hinter dem Arzt,
die Pistole gen Boden gerichtet. Aber in seinem Innern war er überhaupt
nicht ruhig, oder im Gleichgewicht...
Karboda 14.05.01 13.58 Uhr
Guten Tag
Es tut mir leid, dass seit der letzten Nachricht meinerseits so viel Zeit verstrichen ist, aber wir hatten hier einige Probleme. Wir haben heute früh die Hauptbasis Südost gestürmt und erobert. Unter den Opfern war auch Präsident Lon Huang. Womit ein erster Teil des Vertrags erfüllt wurde.
Wir haben schwere Verluste unter den Rebellen und einen Todesfall unter den Söldnern zu verzeichnen, wir brauchen insofern weitere Unterstützung, wenn wir weiterkämpfen sollen. Sind Sie bereit weitere Söldner zu finanzieren?
Mit freundlichen Grüßen
Phoenix
Die Mail erreichte Schwerdel fünfzehn Sekunden später. Schnell öffnete
er die Nachricht und las sie, seine Stimmung wurde immer besser, er wurde aufgeregter.
Sofort schickte er die Nachricht an seinen Boss und leitete selbst die nächsten
Schritte ein. Das waren eine Email an die Söldner, sowie eine Email an
das Alphateam das in der Hauptstadt von Karboda stationiert war. Und der letzte
Schritt bestand darin, dass er Trupp Charlie in China alarmierte und selbst
den Firmenjet nach Hongkong nahm.
Phoenix erhielt kurz darauf eine Antwort die ihn verwirrte:
Glückwunsch
Ihre Aufgabe ist erfüllt! Ich gratuliere Ihnen, Sie haben Ihren Teil des Jobs planmäßig erfüllt. Alle weiteren Schritte, die zur Aufstellung der neuen Regierung nötig sind, habe ich in die Wege geleitet. Der Tanker Andosia wird am 16.05.01 um 0900 ein Transportschiff zur üblichen Anlaufstelle schicken, seien Sie pünktlich, damit wir Sie nach Hongkong bringen können, wo ich Sie bereits erwarten werde, um Ihnen Ihren Bonus auszuzahlen. Ich melde mich wieder.
Gute Arbeit!
Hochachtungsvoll
Markus Schwerdel
Karboda 15.05.01 10.15 Uhr
Alpha 1 blickte zur Heckscheibe des großen Vans hinaus. Keine Passanten
zu sehen. Er murmelte etwas in sein Funkgerät. Einige Sekunden später
stürzten die beiden Wachen am Hintereingang des Palastes zusammen.
"Los! Los! Los!" ertönte seine Stimme. Die Tür wurde aufgerissen
und heraus sprangen ein halbes Dutzend Männer in schwarzer Kampfkleidung.
Die Gesichter waren von Sturmhauben verdeckt, man sah nur die kalten, furchteinflößenden
Augen. Ihre Ausrüstung war das neueste des Marktes, in den Händen
trugen sie wahlweise UMP Maschinenpistolen im Kaliber .45ACP mit Schalldämpfer
und Laserpointer oder das kurze Sturmgewehr G36C mit integriertem Zielfernrohr,
beide Waffen Meisterwerke auf dem Gebiet der Waffentechnik von Heckler &
Koch.
"Romeo 1.1, Romeo 1.2 Feuerschutz, Alpha los!"
Alpha 1 sah drei reguläre Soldaten angelaufen kommen, hinter sich hörte
er das gedämpfte Knallen der Scharfschützen, er hob sein kompaktes
Sturmgewehr und jagte eine kurze Salve in Richtung des dritten Gegners, der,
von mehreren Kugeln getroffen, zusammenbrach. Alpha stürmte auf den Hintereingang
des Palastes zu, hier befand sich der Führungsstab, ihr Ziel. Sich gegenseitig
Deckung gebend durchquerten die Männer den Garten und stellten sich neben
die Tür. Alpha 2 öffnete sie und warf 2 Blendgranaten ins Zimmer,
die mit lautem Getöse und einem grellen Lichtblitz explodierten. Der Trupp
stürmte in den Raum und erledigte die drei benommenen Männer der Wachmannschaft.
Sie rannten die Feuertreppe in den dritten Stock hinauf, den Lageplänen
nach war hier ein Besprechungsraum, und um diese Zeit war eine Besprechung angesagt
wie ihnen ihr Informant mitgeteilt hatte.
Alpha 2 sah plötzlich wie ein Gegner aus einem Raum gerannt kam, wild mit
einem G3 feuernd. Die Kugeln schlugen um sie herum in die Wände. Der Elitekämpfer
ließ sich zu Boden fallen und jagte drei Einzelschüsse aus seiner
UMP in den Torso des Mannes. Bluteruptionen zeigten die Einschusslöcher
und färbten die Uniform blitzschnell dunkelrot. Alpha 2 richtete sich wieder
auf, löste das fast leere Magazin und lud ein Neues nach. Das Klappern
des Magazins auf dem Boden war aufgrund der Alarmsirenen nicht zu hören.
Er sah wie Alpha 4 auf dem Boden lag, sein Kopf war zertrümmert. Der Helm
hatte das schwere Geschoss nicht abhalten können.
"Los, weiter!" ertönten wieder Alpha 1 Befehle.
Alpha 3 befestigte den Sprengstoff an der Tür, und trat dann zurück
und ging hinter einer Wandecke in Deckung. Alpha 1 signalisierte ihm mit erhobenem
Daumen, dass er loslegen durfte. Dieser nahm eine kleine Fernbedingung aus einer
Westentasche, drückte zwei Knöpfe, und die Tür explodierte in
einem Splitterregen aus Holz und Metall, der zwei der Rauminsassen tötete.
Die Elitekämpfer stürmten nach vorne und schwärmten in den Raum.
Ihre Gewehre gaben Dauerfeuer, und zerfetzen alle Insassen des Raumes.
Hongkong 16.05.01 17.57 Uhr
Das monotone Prasseln des Frühlingsregen an der Fensterscheibe hatte sie
endlich einschlafen lassen. Phoenix stand erschöpft auf und streckte seine
steifen Glieder, sein Blick klebte weiterhin an ihr, das bleiche Gesicht, die
eingefallenen Züge. Sie hatte die Operation überlebt, aber man hatte
ihr die zerfetzte Milz entfernen müssen und der schwere Blutverlust würde
sie noch lange ans Bett fesseln. Sie hatte unheimlich Glück gehabt, wäre
die Kugel etwas höher oder tiefer eingeschlagen wäre sie sicherlich
tot, denn dann wäre der Magen oder die Lunge getroffen worden. Aber sie
hatte Glück gehabt, und es half nichts darüber nachzudenken was hätte
sein können. Phoenix rüttelte sich aus seinen Gedanken, und schritt
mit müden Schritten ins Bad. Er erfrischte sich mit etwas Wasser und blickte
dann sein Gesicht im Spiegel an. Sein Haar war gewachsen, die Haut war dunkler
geworden, aber das Gesicht auch schmaler und eingefallener. Die einseitige und
magere Ernährung, sowie die Anstrengungen in Karboda hatten ihn abgemagert.
Er brauchte unbedingt Ruhe, und die würde er jetzt endlich bekommen. Er
konnte noch immer nicht glauben, dass es vorbei war. Es war einfach so vorbei,
wie die Angst vor der Dunkelheit, nachdem man das Licht angeschaltet hat.
Er trat, eine Zigarette anzündend, zurück ins Schlafzimmer und blickte
zum Fenster hinaus, das Wasser floss in Strömen am Fenster hinab, genau
wie die Strassen zu Bächen mutierten. Der Regen wusch all den Dreck weg,
und auch in ihm wusch der Regen alles sauber. All die Grausamkeiten, der Schmerz,
die Trauer wurden weggeschwemmt, so einfach war das. Moralische Probleme verschwanden
gänzlich aus seinem Innern.
Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken, er drehte sich herum,
die Hand wanderte nach hinten zu seinem Halfter. Er öffnete die Tür
ihres Hotelzimmers, recht teuer aber dafür sehr gemütlich und absolut
verschwiegen. Es wurden keine Fragen gestellt, der Service stimmte, falls das
Geld reichte, dann gab es keine Probleme. Herein traten Longrifle und Master
die sich in der Stadt umgesehen hatten. Phoenix führte sie ins geräumige
Wohnzimmer, beide hängten ihre langen, patschnassen Mäntel auf. Die
drei setzten sich in die Couchecke, Longrifle trat zur Minibar des Hauses und
nahm drei Gläser hervor die er mit Whisky füllte, der Tropfen schmeckte
wunderbar nach dem billigen Fusel den sie in Karboda getrunken hatten.
"Lies dir das mal durch!" Mit diesem Wort legte er Phoenix eine Tageszeitung
vor die Nase
Karboda
Blutiges Ende einer Rebellion
Weltweite gesuchte Söldner im Land gesichtet
Karboda -Mehrere Monate lang befand
sich das Land Karboda im Bürgerkrieg. Die kleine Insel war vor kurzem Opfer
eines Putches geworden wodurch General Lon Huang an die Macht gelangte, ein
ehemaliger, hochdekorierter Militär des Landes. Eine kleine Rebellengruppe
leistete erbitterten Widerstand, der in den letzten Wochen an Intensität
zugenommen hatte.
Am späten Morgen des fünfzehnten Mais erstürmten schwer bewaffnete
Truppen den Regierungspalast und ermordeten sämtliche politische Führungsrollen
des Inselstaates Karboda. Zeugen sprachen von schwarz gekleideten, professionell
agierenden Männern mit modernen Maschinengewehren.
Kurz nach der Militäraktion betrat der neue Regierungsführer auch
schon das Feld, er verteilte sofort Nahrungsmittel und Kleidung aus Militärbeständen
unter der Bevölkerung um sich ihr Wohlwollen zu sichern, aber auch um zu
zeigen, dass er gleich gegen die Probleme im Land vorgehen möchte. Man
kann nur Gutes hoffen.
Uns wurde aus mehreren Quellen die Information zugespielt, dass der Putsch durch Söldner ausgeführt worden ist. Ein Gespräch eines begeisterten, leicht angetrunkenen Rebellen wurde uns zugeschickt; "...ohne sie hätten wir es nicht geschafft... die Söldner haben uns geholfen, ohne Longrifle, Mattscho und die Anderen würden wir noch immer in unserem Versteck sitzen..." Auch aus anderen Quellen wurde uns berichtet, dass die Aktion im Palast zu professionell war, als dass Rebellen sie ausgeführt hätten. Informationen einiger Behörden zufolge sind "Mattscho" und "Longrifle" zwei bekannte Söldner aus Deutschland. China hat weitere Nachforschungen angekündigt.
(Siehe auch Seite 4)
Phoenix blätterte schnell weiter zu Seite 4, sah ein Fahndungsphoto von
Mattscho und musste grinsen. Es war ein unscharfes Bild das nur die verschwommene
Wange und ein Auge, sowie einen großen Teil des Hinterkopfes zeigte. Der
Mann auf dem Bild sowie die Beschreibung die beilag passte auf ungefähr
jeden größeren, braunhaarigen Mann Anfang bis Mitte Dreißig
zu. Sie mussten sich keine Sorgen machen. Nur etwas irritierte Phoenix:
"Wer war der Trupp im Palast? Wenn es keine Rebellen waren, wer dann?"
"Sieht so aus als wären wir nicht die einzigen im Land gewesen, Schwerdel
hat wohl mehrere Trupps angeheuert. Fragt sich nur wofür wir gut waren,
wenn er den Palast von einer Truppe innerhalb von fünfzehn Minuten erstürmt
und sichert. Muss ne grandiose Arbeit gewesen sein."
Von Phoenix
copyright by www.jaggedalliance.de - Stand: 03.01.2003