ja2basis

 

Die Befreiung




Werdegang dieser Warstory:

Sie entstand noch bevor JA2 in den Läden stand. Aber die Demo war gerade erschienen und bei mir, einem Jagged Alliance Fan der ersten Stunde, kreisten die Gedanken, verbunden mit Erwartungshaltung und Neugier, nur noch um das Spiel. Ein Ventil musste her ? also fing ich in irgendeiner Mittagspause an zu Schreiben, natürlich voller inhaltlicher Fehler - aber immerhin.

Dann erschien das Spiel, der Beginn wurde ad absurdum geführt und die Story starb.

Im Februar 2000 bekam ich endlich Zugang zum Internet und wollte sie natürlich bei Barl veröffentlichen. Groß war die Enttäuschung als ich dort Lesen musste, dass er keine Zeit mehr für die Basis habe. Ich fragte also im Forum nach und Kain, dem ich an dieser Stelle nochmals danken möchte, war der erste, der sich bereit erklärte sie zu veröffentlichen. Bis heute befindet sie sich auf http://www.davissimo.de, seiner Site. Da diese aber seit langer Zeit im Umbau ist haben wir uns entschlossen sie nun endlich da zu veröffentlichen, wo sie eigentlich schon immer hingehörte ? nämlich hier.

Kenai, im April 2001

 

Arulco, 17.06.2001, 2.10 AM

Ungehorsam

Ravens Sinne waren hundertprozentig auf den rauchenden Soldaten konzentriert.

Etwa 80 Meter musste sie überbrücken um diese Wache lautlos auszuschalten. M 24 und Sanitätsausrüstung hatte Sie in einem hohlen Baum zurückgelassen, die Sicherungsschlaufe des kurzen Jagdmessers bereits geöffnet. Nachdem Shadow das kleine Dschungelcamp ausgekundschaftet hatte, war sie wieder einmal bei der Aufgabenverteilung nicht berücksichtigt worden. Doch diesmal würde sie ihrem Mann, und vor allem Gus beweisen, dass eine Ärztin nicht nur nach Beendigung der Kampfhandlungen von Nutzen ist. Gut, Hig hatte sie im Laufe der letzten Monate zur Scharfschützin ausgebildet, doch nun, in der Nacht, konnte sie den anderen Söldnern keine Deckung geben.

Noch 60 Meter durch das dichte Unterholz des Tropenwaldes. Direkt vor ihr kreuzte einer der hochgiftigen Tausendfüßler der Insel ihren Weg. "Was zur Hölle wenn...", Gegengifte befanden sich in der Sanitätstasche.

50 Meter - langsam wurde ihr bewusst was sie tat. Der Einsatztrupp verließ sich darauf, dass seine Ärztin am Treffpunkt wartete. Sollten Gus, Magic oder Hig verwundet dorthin zurückkehren, dürfte sie sich später einiges anhören können. Vermutlich würde Gus sie aus dem Team entfernen, und diese Schlampe Fox verpflichten. Na ja, zumindest Shadow war bereit gewesen einiges von ihr zu lernen, und daher in der Lage, sich selbst oder den anderen eine Notversorgung zu gewährleisten.

40 Meter bis zu der Stelle an der sie den Gegner lokalisiert hatte, nun gab es kein zurück mehr. An der Zigarettenglut konnte sie sich schon lange nicht mehr orientieren, aber sie wusste, dass der Posten die strategisch wichtige Stelle, an der eines der vier Gebäude am nächsten an den Urwald heranreichte, nicht verlassen würde.

Knappe 25 Meter - von Ihrem Gegner war trotz des Nachtsichtgerätes nichts zu erkennen. Hoffentlich zündete sich der Trottel bald den nächsten Sargnagel an. Als hätte er diesen Wunsch gehört, tat er ihr im selben Moment den gefallen. Das gab es doch gar nicht; saß der Kerl doch tatsächlich mit dem Rücken zum Urwald als gäbe es keine Partisanen und Söldner auf Arulco. Nicht einmal das elendige Viehzeug des Dschungels schien ihn zu irritieren. Jetzt war sie sich endgültig sicher, die selbstgestellte Aufgabe erledigen zu können.

20 Meter - es waren nur 2 kurze Lichtblitze zu sehen. In dessen Folge sank der Körper des bereits Toten zur Seite. Magic mit seinen zwei schallgedämpften 45ern hatte sich dasselbe Opfer erkoren. Sie hörte schon jetzt die beliebte Diskussion zwischen ihm und Gus. "Kugeln in Hals und Kopf und der Fall ist erledigt." "So So, aber bei einer Ladehemmung wirst Du schön blöd dastehen." Sinnlose Argumentationen, nach Ihrer Meinung bevorzugte Gus nur deshalb das Messer, weil er schlichtweg ein Sadist war. Schon sah sie Ihren Truppführer geduckt zu den Baracken huschen. Die armen Schweine taten Ihr einen Moment leid. Sie würden den Weg zur Hölle schlafend und ohne eine Möglichkeit der Gegenwehr antreten. Später würde irgendein blasierter Offizier der ruhmreichen Armee von Arulco, die tatsächlich hauptsächlich aus freigelassenen Strafgefangenen und nichtorganisierten Söldnern bestand, seinen Soldaten etwas über die wichtige Aufgabe von Wachen erzählen, während diese die zerfetzten Körper ihrer Kameraden zusammensuchten um sie zu begraben. Falls diese Degenerierten soviel Menschlichkeit überhaupt aufbrachten.

Raven hob den Kopf, um vielleicht auch Shadow oder Hig zu erspähen. Der Angriff erfolgte ohne jede Vorwarnung.

Sie spürte plötzlich einen starken Aufprall auf Ihrem Rücken, gleichzeitig scharfen Schmerz im Oberschenkel und am linken Rippenbogen. Großkatze - nicht aufgepasst - zum Glück Spectra-Weste - Jagdmesser - darf nicht Schreien - bloß nicht das Bewusstsein verlieren, die Gedanken schossen ihr ungeordnet durch den Kopf.

Während sie zu ihrem Messer griff schrie sie entgegen ihrem Willen laut auf.

Gejagte Jäger

Der Jaguar, angelockt durch den Geruch der menstruierenden Frau, war irritiert. Seit wann krochen die Zweibeiner wie Schlangen durch den Urwald. Vorsichtig sichernd folgte er ihr geraume Zeit lautlos und unsichtbar in den Bäumen. Offensichtlich wollte sich seine Nahrung an einen anderen Zweibeiner heranschleichen. Bei dem Krach den sein Opfer machte, würde ihr das nie gelingen. Plötzlich kippte der zweite Zweibeiner zur Seite. Sofort darauf trug der Wind den süßlichen Geruch des Todes zu ihm. Augenblicklich siegte die Blutgier über seine Vorsicht. Er sprang. Eine Pranke in die Beine, die zweite in den Kopf, gleichzeitig einen ersten Fangbiss in den Körper, sein Opfer würde wie immer vor Schmerz paralysiert sein, der zweite, tödliche Biss nur noch Routine.

Keine Routine, im letzten Moment bewegte die Frau den Kopf. Sein Prankenhieb verfehlte das Opfer um Haaresbreite. Außerdem verfügten die Menschen offensichtlich über eine sehr starke Oberflächenhaut, die lediglich durch seine 2 vorstehenden Fangzähne geringfügig durchdrungen werden konnte.

Während sein Opfer laut aufschrie, wirbelte er den Körper mit seinen Pranken auf den Rücken um an die empfindliche Kehle zu gelangen.

Zeitgleich musste er feststellen, dass die Menschen über zumindest eine lange, sehr scharfe Kralle verfügten, die nun, begünstigt durch die von ihm verursachte Rotation, tief in seinen Brustkorb eindrang. Augenblicklich spürte der Jäger sein eigenes Blut im Maul. Blitzartig zog er sich zurück, noch nicht wissend, dass er nach mehreren Stunden an seiner Lungenverletzung verenden würde.

Ärger, nichts als Ärger

Gus brachte routiniert die dritte Ladung TNT an der Baracke an. Auch ohne sie zu sehen wusste er das Hig und Shadow vereinbarungsgemäß die Objekte zwei und drei übernommen hatten. Ein prüfender Blick auf die Uhr. Um 2.40 Uhr, also in 4 Minuten, würden die Sprengladungen zeitgleich einen weiteren kleinen Teil von Arulco von den Besatzern befreien. Er war sich sicher, dass Magic bereits jetzt die Gefangenen aus Objekt 4 befreit hatte, und damit das eigentliche Ziel der Mission fast erreicht war. Sie waren übereingekommen, dass es für diese geschundenen Lokalpolitiker am sichersten sei, erst nach der Sprengung in den Urwald zu flüchten. Diese verdammten Zivilisten konnten sich einfach nicht lautlos bewegen. In diesem Moment erklang laut der verzweifelte, schmerzerfüllte Schrei einer Frau aus dem nahen Dschungel. Während er den Zünder schärfte schossen die Gedanken durch seinen Kopf. "Dieses verdammte Weib hat sich wieder nicht an die Anweisungen gehalten. Hoffentlich ging sie diesmal drauf. Hig wäre zwar einige Zeit nicht zu genießen, aber sicherlich würde er seinen Frust an den Gegnern auslassen. "Alles hat seine Vorteile." Ein Grinsen überzog sein dunkles Gesicht.

Dann passierte alles gleichzeitig. Objekt 1 - In der Baracke wurde es laut. "Hey, das war doch eine Frau, die Schlampe greif ich mir." "Tu das aber halt die Schnauze, ich will pennen". Gus beschloss, an der Ecke des Gebäudes auf den Mann zu warten, der seine Mitarbeiterin eine Schlampe genannt hatte. Sein Tod würde die anderen bis zur Detonation im Gebäude halten. Aus den Augenwinkeln sah Gus, dass auch in Objekt 3 Licht aufflammte.

Objekt 3 - Shadow befand sich plötzlich mitten in einem Lichtkegel. Sofort lief er geduckt in Richtung Dschungel. "Scheiß auf die dritte Sprengladung", wenn es Überlebende gab würde er sie im Licht der brennenden Baracken aus dem Dschungel heraus wegputzen. Er entsicherte im Laufen sein geliebtes M14.

Hig befand sich bereits in der Deckung des Dschungels. Obwohl er die Stimme seiner Frau erkannt hatte, musste er sich zwingen den Rückzug der Gefährten zu decken. Der Lauf seiner Dragunov, ein weitreichendes, großkalibriges Gewehr russischer Bauart, blieb millimetergenau auf die Tür "seines Objektes", der Baracke 2 gerichtet.

Objekt 4 - Zu Magic`s Überraschung hatte einer der vier Gefangenen sofort die Uzi des toten Wachsoldaten an sich genommen. Dabei zeigte er nicht die geringste Gefühlsregung über den schrecklichen Anblick, den "Hals und Kopf" verursachte. Ihnen blieb trotz, bzw. wegen der geänderten Situation keine andere Möglichkeit als die Sprengung abzuwarten.

Apokalypse

Objekt 1 - In der zwanghaften Vorstellung nach sieben Monaten im Dschungel endlich wieder eine Frau zu besitzen, verließ Pedro die Baracke. Das letzte was er in seinem brutalen Leben sehen sollte war das grinsende Gesicht von Gus, der ihn mit einer Salve aus seiner Mac empfing. Sofort strebte dieser, sich im spitzen Winkel vom Gebäude entfernend, dem nahen Dschungel zu, in Gedanken bereits bei einem Mitglied seines Teams, dass er nach der ersten Wut eigentlich doch nicht missen wollte. Hinter ihm brüllte die Dragutov auf. Der gute Hig sorgte für Sicherheit.

Objekt 2 - Miguel drängte hinter seinen Kameraden aus Baracke. Zuerst der Schrei der Frau, jetzt Schüsse aus einer MP bei Haus 1. Endlich passierte mal was. Sein Kampfeifer kühlte erheblich ab, als der Kopf des vor ihm laufenden Offiziers plötzlich zerplatzte wie eine überreife Tomate. Der nachfolgende Soldat wurde an der Stirn erwischt, wie gezaubert überzog plötzlich ein blutiger Scheitel seinen Schädel. Erst jetzt hörte er das brüllende Abschussgeräusch der Dragutov. Wie auch seine nunmehr führungslosen Kameraden beschloss er, vorerst im vermeintlich sicheren Gebäude zu bleiben.

Objekt 3 - "Die Geiseln umlegen; Scheiße warum gerade ich." Der ehemalige IRA Kämpfer bewegte sich an den Boden gepresst vorsichtig in Richtung auf die Gefangenenbaracke. Im Häuserkampf erfahren, hatten er und seine Kameraden ihre Baracke bereits beim Stakkato der MP durch die rückwärtigen Fenster verlassen. Wäre ihm nicht bereits vor Wochen das Nachtsichtgerät gestohlen worden, hätte er den davonhuschenden Shadow mit Sicherheit gesehen und erledigt. Nachdem er den toten Wachposten vor der Gefangenenhütte entdeckte, änderte er übergangslos die Richtung, um im Dschungel zu verschwinden. Das hier war nichts für ihn. Unzuverlässige Auftraggeber und erfahrene Gegner, die, soviel hatte er inzwischen begriffen, für die besseren Ziele kämpften.

Draco erfasste sofort, dass der verrückte Ire desertieren wollte. Nicht aus seinem Platoon. Er wartete bis sein unwissendes Opfer die notwendige Entfernung erreicht hatte. Dann warf er die Handgranate.

Die folgende Explosion erfolgte mit einer überraschenden Heftigkeit. Erst nach Sekunden wurde ihm bewusst, dass alle Wohnbaracken, soweit sie überhaupt noch existierten, in Brand standen. Die Schreie der wenigen überlebenden Soldaten sagten ihm, dass ihm nur noch zwei einsatzfähige Männer, nämlich der wortkarge Chilene und sein alter Kampfgefährte Goce verblieben waren. Auf der nunmehr taghell erleuchteten Lichtung befanden sie sich auf dem Präsentierteller. Er befand sich nunmehr in der gleichen Situation, wie seine damaligen Opfer auf den Straßen Sarajewo`s. Sofort befahl er den Rückzug in Richtung Dschungel. Über die zerfetzten Reste des Iren hinweg strebten sie der rettenden Deckung entgegen.

Shadow ließ die drei Männer bis auf wenige Meter herankommen bevor er das Feuer eröffnete. Während er die Bewegungen des M14 kontrollierte, fühlte er sich wieder einmal an den zuckenden Unterleib einer Frau erinnert, die er mit seinen geschickten Fingern rausholte. Vom Aufprall der Kugeln hin und her gerissen, tanzten die drei Männer ihren letzten Tanz. Mit ihnen verschwanden zwei der meistgesuchten Kriegsverbrecher der 90er Jahre in der endgültigen Anonymität.

Raven hatte einen echten Logenplatz. Nachdem ihr klar wurde, dass sie wegen ihrer stark blutenden Beinwunde nicht mehr gehen konnte, war sie zum zuschauen verdammt. Insgeheim bewunderte sie die routinierte Kaltblütigkeit mit der die Kameraden die Aktion trotz ihres Fehlers zu Ende brachten. Gerade verließ Magic die unversehrte Gefangenenhütte und schritt, ohne erkennbar auf Deckung zu achten, auf eine der brennenden Baracken zu. Neben ihm ein unbekannter Mann, vermutlich einer der Gefangenen. Auch Shadow und Hig tauchten, sich auf die beiden anderen Gebäude konzentrierend, auf. Vereinzelte Schüsse zeigten an, dass einige verwundete Soldaten noch nicht begriffen hatten, dass der Kampf verloren war.

Sieben Überlebende wurden in der Mitte der Lichtung versammelt. Gus, dem sie bei seinem kurzen Besuch versichert hatte, dass es ihr gut ginge, sprach leidlich spanisch. Vermutlich erklärte er dem Pack gerade, dass sie sich zukünftig von jeder Waffe fernhalten sollten, denn eine zweite Begegnung würden sie nicht überleben. Sie persönlich war entschlossen ihn nie wieder in Wut zu versetzten. Seine Ohrfeige würde sie so schnell nicht vergessen. Nachdenklich rieb sie sich die Wange.

Miguel fühlte seine schweren Verletzungen kaum. Was ihn wirklich störte war die gleißende Sonne, die erbarmungslos in seinen Augen brannte. Erst als Magic ihm das Nachtsichtgerät vom Kopf entfernte und zufrieden murmelnd verstaute, wurde ihm der Grund bewusst. Sein Diebesgut hatte nunmehr erneut den Besitzer gewechselt.

Gus hatte seine Ansprache beendet. Nun erklangen seine knappen herrischen Befehle: "Hig, bring deine Alte zum Treffpunkt, Shadow, kümmere Dich um die Zivilisten." Er wandte sich um, sicher das es in diesem Dschungelcamp keine Gegner mehr gab. Plötzlich begann hinter ihm eine Uzi mit ihrem tödlichen Stakkato.

Alle wandten sich dem bewaffneten Ex Gefangenen zu, der sich, als wäre nichts geschehen, freundlich im besten Englisch vorstellte. "Gestatten, mein Name ist Jaime Souza, ehemaliger Leiter der Leibgarde des rechtmäßigen Präsidenten von Arulco."

Dieser Mann, der gerade ungerührt sieben wehrlose Männer getötet hatte, würde also ihr zukünftiger Oberbefehlshaber werden.

New York, 21.04.2000, 11.50 PM

Big Apple, the City who never sleep?s.

Frank Sinatra hatte es auf den Punkt getroffen. Doch ob er die Realitäten meinte, die die junge Ärztin Tag für Tag erlebte? Charlene Snider wollte nicht den Weg des Geldes gehen. Daher hatte Sie sich trotz ihres guten Examens vor knapp zwei Jahren entschieden, eine schlecht bezahlte Stelle in einer Notfallambulanz anzunehmen. Schnell war ihr klar geworden, dass auf den Straßen New Yorks permanent Krieg herrschte. Entsprechend schnell hatte sie sich, wenn auch nicht freiwillig, auf die Behandlung von Schuss- und Stichverletzungen spezialisieren müssen. Man gewöhnt sich an alles.

Doch vor zwei Monaten war ihr ein Fall wirklich an die Nieren gegangen. Ein 13jähriger Latino namens Enrico, eine Tätowierung wies ihn als Mitglied einer der miesesten Streetgangs aus, war tränenüberströmt in die Ambulanz gestürmt. In seinen Armen ein blutiges kleines Bündel, dass er ihr in die Arme gedrückt hatte. Obwohl abgehärtet, hätte sie sich damals fast übergeben. Es war ein Säugling, ein Mädchen, dessen Chancen im Leben an diesem Tag um etliche Prozentpunkte gefallen waren. Denn dort wo eigentlich Nase und Ohren hingehörten, befanden sich nur noch blutige Löcher. Auch Daumen, Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand fehlten.

Nachdem die Patientin versorgt und dem Jungen ein Beruhigungsmittel gespritzt worden war berichtete dieser, was in einer der reichsten Städte der Welt geschehen war.

Die Kleine hieß Ramona, er war ihr Onkel. Sein Bruder war seit 5 Wochen im Knast. Nun war es seine Aufgabe sich um das Kind und dessen drogensüchtige Mutter zu kümmern. Als er heute deren Wohnung betreten hatte lagen beide regungslos auf dem Boden, auf Ihnen mehrere Ratten. Sofort hatte er die Kleine an sich gerissen und war zur Ambulanz gekommen. Über den Gesundheitszustand der Mutter, die ihm offensichtlich gleichgültig war, konnte er keine Angaben machen. Später wurde festgestellt, dass diese an einer Überdosis gestorben war.

Seitdem hatte Charlene nach Dienstschluss die Kleine, die wie durch ein Wunder den Blutverlust und diverse Infektionen überlebt hatte, täglich auf Station besucht. Doch heute war das Bettchen leer gewesen. Eine Schwester erklärte ihr, dass der diensthabende Arzt Ramona zur Entlassung freigegeben hatte. Daraufhin wurde, durch wen auch immer, das Mädchen dem minderjährigen Onkel anvertraut.

Charlene kochte vor Wut. Sie hatte sich sofort die Adresse geben lassen und war hingefahren um den Bengel zu überzeugen, dass Ramona in einem staatlichen Heim besser untergebracht sei.

In der Bronx angekommen musste sie feststellen, dass unter dieser Adresse seit Jahren niemand mehr gelebt hatte. Diese rauchgeschwärzte Ruine war schon vor Jahren Grundstücksspekulanten oder Junkies, wahrscheinlich beiden, zum Opfer gefallen.

Also hatte Sie nach kurzer Überlegung beschlossen die "Death Devil´s" aufzusuchen. Jedem Anwohner den sie nach dem vermutlichen Aufenthaltsort von Enricos Streetgang befragte war anzusehen, dass er an ihrem Geisteszustand zweifelte. Nach einer Weile hatte sie das Gefühl, dass für den Fall, dass sie zufällig einen Beerdigungsunternehmer befragen sollte, dieser direkt an ihr Maß nehmen würde. Der Gedanke hatte bei Ihr einen unbändigen Drang...

© 1999 by Kenai

 


Von Kenai

 

copyright by www.jaggedalliance.de - Stand: 23.04.2001