ja2basis

 

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Tag 22 nach Drassens Befreiung. Daß es drei Wochen her war konnte Fakegrin nicht glauben. Für ihn war es wie gestern gewesen, der Sturm am hellichten Tag, der schwere Bleigeruch, das Rumpeln in den Ohren was auch nach Stunden nicht abklingen wollte, doch so riecht der Sieg, so klingt die Befreiung, zumindest in Arulco. Tag für Tag ein Stück neuerobertes Land, vergossenes Blut. Fakegrin wünschte sich es wäre anders. Warum nicht der Geschmack von Champagner nach einem Wahlsieg über Deidranna, das Jubeln der Volksmassen? Doch das Jubeln konnte ja noch kommen, und hoffentlich bald. Diese Meinung teilte Fidel nicht.

?Gut läuft es.", raunte seine Stimme plötzlich neben Fakegrin. Fidel war für jeden Tag Krieg froh. Ein waschechter Söldner, nun ja, jeder Söldner lebt von Konflikten, aber kannte er nicht die Zufriedenheit eines dauerhaften Sieges? Fakegrin stand auf, warf nochmal einen Blick auf die Straße, auf der es schon fast schien wie zu Friedenszeiten, wären nicht die rund 20 Milizen in Drassen anwesend, und betrat das kühle Innere seines selbst ernannten Hauptquartieres, die Holzhütte einer Bergarbeiterfamilie, die nach der Geburt von siamesischen Zwillingen deportiert wurde. Wohin wußte keiner. Tixa vielleicht? Wann meldete sich Trupp 1?

?Ich wiederhole, Tixa ist befreit. Keine schweren Verluste. 19 Feinde eliminiert. Brauche noch einige Clips 7.62er, 5,56er und Splittergranaten. Ein Laushmikro beschädigt, ebenso eine Kevlarweste." Wie auf die Sekunde. Dies war Scope. Bloß kein Wort zuviel, nicht zuviel Emotionen. Ein Profi. Fakegrin setze sich vor die Funkanlage.

Fidel lächelte, ein seltsamer Anblick. ?Bein geht wieder gut, morgen kann ich wieder töten. Ein Spaß wird das!" Er kontrollierte nochmal seine G41, etwas weniger seltsames für ihn.

?Glückwunsch!", erwiderte Fakegrin, schnell kalkulierend wieviel Fidels Verletzung ihn gekostet hatte. Zuviel. Keine Abstecher in die Sündenmeile San Monas mehr. Sollte es nicht gut laufen?

?Scope, hier ist Fakegrin, schön von dir zu hören. Noch schöner zu hören, daß es gut lief."

?Senfgaseinsatz im Innenhof Tixas. Meine Idee." Lächelte Scope? Wen kümmerte es?

?Scope, das kostet..."

?Ich verstehe nicht, Commander. Ihre Kalkulation..."

?Scope, ich meinte es nicht so. Gute Arbeit. Könnt ihr die Stellung halten?"

?Ja, wenn sie Spider hierherschicken. Bull hat`s bös` erwischt."

Bull schon wieder. Er was vom ersten Tag an dabei, für die erste Phase der Befreiung war er genau richtig, sehr effektiv für seinen Preis. Zudem war er der Held Drassens, zumindest solange er still war. Er war zu plump, charaktermäßig. Dazu langsam auf dem Schlachtfeld.

?Ich werde Spider vorbeischicken. Ich werde nachkommen sobald die Miliz hier wieder auf ein Maximum gebracht wurde."

?Verstanden Commander."

?Scope?"

?Was?"

?Etwas, was sie mir noch erzählen könnten?"

? Commander, wir haben etliche Gefangene befreit. Einige könnten koorperativ sein."

?Ich werde heute Abend mit ihnen sprechen. Fakegrin out."

Das Klirren von Glas. Ein lauter Schrei. Ein schweres Poltern. Fidel wurde getroffen.

So schnell wie Fakegrins Reflexe es erlaubten schmiß er sich auf den Boden und kroch zum zerborstenen Fenster. Fidel hatte eine Schußwunde auf der Schulter, doch es gab keinen Knall. Fidel stand während der Funkübertragung direkt hinter ihm, der Schuß muß nicht für ihn bestimmt worden sein... Ein Attentäter. Hier in Drassen. Ein Attentat auf Fakegrin.

Die MAC-10 lag auf dem Tisch. Vorsichtig kroch Fakegrin unter die Tischplatte und tastete nach der Waffe. Dann kam der Schmerz. Durch die Hand, durch den Tisch, in sein Knie. Der Junge war gut.

Fakegrin mußte den Schrei unterdrücken. Mit seiner linken holte er sich die MP und gab blind eine Salve aus dem Fenster. Von weitem hörte er die alarmierte Miliz.

Fidel war inzwischen zur offenen Tür gekrochen. Direkt neben dem Fenster gelegen war dies eine gute Position um den Attentäter zu erkennen. Erst feuerte er eine Salve auf die Straße hinaus, dann schaute er vorsichtig aus der Tür.

?Auf dem Dach!", schrie Fidel, auf die gegenüberliegende Straßenseite deutend, ?Ich kann nicht laufen!".

Der nächste Schuß brach durch de Holzwand des Hauses und verfehlte Fakegrin nur knapp. Es war Zeit zu handeln, die Miliz würde zu lange brauchen.

?Fidel, gib mir Deckung!". Mit einer weiteren Salve in Richtung Dach antwortete Fidel auf den Befehl.

Nun war es Zeit für ein wenig Selbstdisziplin, man muß sich den Energiebooster in Notsituationen denken, hatte Malice mal gesagt. Fakegrin stand auf und stürtzte hinaus.

Auf der Straße, immer noch humpelnd, schaute Fakegrin auf das gegenüberliegende Dach, er sah tatsächlich eine Gestalt liegen, sich vor den Feuer des Sturmgewehres schützend. Sie hatte ihn nicht bemerkt. Fidel schrie, der Attentäter hatte es geschafft, jetzt war der Söldner wütend.

Stunden später erreichte Fakegrin die andere Straßenseite. Fidels Feuer hörte abrubt auf. Nachladen.

Diesmal hörte Fakegrin den gedämpften Schuß, Fidel schrie ein weiteres mal, jetzt war er bestenfalls völlig kampfunfähig. Es mußte ein Scharfschützengewehr sein, und die Feuerrate solcher Gewehre war sehr gering.

Fakegrin zog sich aufs Dach hinauf und sah ihn, nein eine Sie, das Gewehr im Anschlag und auf Fidel gerichtet. Schnell versuchte sie die lange, mit etlichen Extras bestückte Waffe umzuschwenken.

Fakegrins nächse Salve fand trotz linkshändigem Schießen ihr Ziel. Der Schrecken hatte ein Ende.

Jetzt kam der Schmerz. Er hörte sich schreien, spürte sich flach auf den Boden liegen. Die Welt wurde dunkler, doch die Attentäterin erkannte er noch im Zwielicht. Keine von Deidrannas Männern. Kingpin hatte sie also geschickt. Er wollte es jetzt wohl wissen.

Und er würde es erfahren, dachte Fakegrin, bevor er sich von einer warmen Woge zudecken ließ.



Von Vitor Zimmerer

 

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