Alabama, Mobile ( Hafenstadt am Golf von Mexiko)
20.Februar.1969
Die letzten Strahlen der Sonne reflektierten im schmutzigen Wasser der Hafenbeckens und tauchten den Dock in rotes, leicht Orange flackerndes Licht dass, je mehr die Sonne hinter dem Horizont verschwand, ins violette überging. Es war ein warmer Tag gewesen und die kühle Brise die nun aufkam, brachte eine angenehme Abkühlung.
Der Ort beherbergte ca. 200.000 Einwohner und kurz nach Sonnenuntergang sollte
es einer mehr sein. Im städtischen Krankenhaus brauchte man sich keine
Gedanken um die wabernde Hitze draußen zu machen, die Klimaanlage hielt
die Temperatur konstant auf 18° C, der für den Körper angenehmsten
Temperatur.
Es war eines der gut ausgerüsteten Kliniken, neueste Technik, gutes Personal.
Die Stadt war privilegiert eines der Best ausgerüsteten Krankenhäuser
der Umgebung zu haben, aber nur aus dem Grund, weil Mobile die einzigste Hafenstadt
in ganz Alabama war und sie in der Lage waren solch einen Aufwand an medizinischen
Einrichtungen zu finanzieren, noch dazu kam es damals bei der Errichtung der
Werft zu vielen Unfällen, was eine Klinik notwendig machte.
Doch es brachte auch Nachteile mit sich. Alle medizinischen Notfälle aus
den umliegenden Städten wurden zur intensiv Behandlung nach Mobile gebracht.
Selbst das Beste Personal war in den Stoßzeiten überfordert. Es fehlten
Plätze für Betten, weshalb manche Patienten bei denen die Behandlung
weniger dringend war vorübergehend auf dem Flur stationiert waren.
So auch Mrs. Jones. Ihre Fruchtblase war in der Nacht geplatzt, 3 Tage vor dem
errechneten Geburtstermin. Sie lag nun schon 2 Stunden in einem Rollbett auf
dem Flur. Noch immer fehlte jede Spur von dem Arzt der die Entbindung vornehmen
sollte. Ihr Mann Dave saß neben ihr und hielt die Hand um sie zu beruhigen,
obgleich er der nervöse war. "Die Schwestern werden dich gleich in
den Kreissaal bringen, dann ist es nur noch ein kurzer Augenblick und wir haben
ein Kind." Ein lächeln huschte über sein Gesicht und vertrieb
für kurze Zeit die Anspannung der vergangenen Stunden.
Die Schwester eilte den beiden entgegen. "Mr. Und Mrs. Jones. Der Kreissaal
ist nun bereit, der Doktor trifft in wenigen Minuten ein, er hatte noch einen
Notfall zu behandeln." Sie überprüfte das EKG, welches den Herzschlag
des Kindes überwachte. "Soweit alles in Ordnung. Sie werden dann eine
kleine Spritze bekommen welche die Wehen hervorrufen." Und als sie den
besorgten Blick des Ehemannes sah, fügte sie hinzu " Keine Sorge,
es liegen keine Komplikationen vor, das Kind liegt richtig, das ihre Frau noch
keine Wehen hat kommt häufiger vor."
22:47 Kreissaal
Die Vorbereitungen waren abgeschlossen, die Geburtswehen kamen in immer kürzeren
Abständen. "Gut, es ist gleich soweit. Ich möchte das sie mir
zuhören. Wenn ich sage ‚Pressen' dann tun sie das, aber lassen sie
es wenn ich nichts sage, so schwer es auch manchmal fallen mag. Alles klar?"
Dr. Brian Hughes nickte der werdenden Mutter zu, als Zeichen das es nun los
ging. "Ruhig atmen, gleichmäßig ein und ausatmen. Nicht Pressen."
Schweißperlen die von der Schwester abgewischt wurden sammelten sich erneut
und nach kurzer Zeit liefen sie ihr ins Gesicht. Joana Jones versuchte mit aller
Macht gegen den Schmerz anzukämpfen, doch sie schaffte es nicht und ein
gellender Schmerzensschrei entfuhr ihr, was ihrem Mann die Blässe nur noch
weiter ins Gesicht trieb.
"Und pressen, dabei das Atmen nicht vergessen. Haben sie verstanden Mrs.
Jones!"
Ihr Atem ging hektisch und in einem hysterischen Anfall schrie sie "Es
geht nicht." Die Schwester warf einen besorgten Blick auf das EKG, das
Piepen des kleineren Gerätes wurde schneller, während das der Mutter
sich verlangsamte. "Rapider Abfall des Pulses. Schicken sie den Ehemann
raus." Befahl der Arzt, der sich noch nicht erklären konnte woran
die Komplikation lag.
3 Schwestern und der Anästhesist mussten ihn mehr oder weniger gewaltsam
aus dem Raum verbannen.
Während die Schwester einen Beutel Kochsalzlösung anschloss, wurde
der Herzschlag des Babys zu einem einzigen hohen Piepsen, auf den Ausdrucken
konnte man Systole und Diastole kaum noch unterscheiden. "Für einen
Kaiserschnitt ist es zu spät, Adrenalin können wir ihr nicht spritzen,
das wäre für sie und das Kind fatal. Ich versuche es rauszuheben."
Mit einem Blick zur Seite überprüfte er die Vitalfunktionen der Mutter.
"Passt bloß auf das sie uns nicht entgleitet!" Der Puls war
so schwach das sie das Bewußtsein verloren hatte. "Verdammt. Sie
verliert zu viel Blut."
"Wir verlieren das Kind und die Mutter." "Wie ist der Zustand."
presste Dr. Hughes hervor während er nach dem Kind tastete und vorsichtig
versuchte es zu bewegen, ohne das es sich in der eigenen Nabelschnur verfing.
Noch bevor die Schwester antworten konnte. Ging das EKG los. ‚Puls 0, Herzschlag
0'
"Scheiße verdammt. Geben sie ihr Adrenalin, wir müssen es riskieren.
1ml"
"Ich hab den Kopf." " 2 Minute Herzstillstand." Das Gerät
stieß immer noch sein Warnsignal aus. ""ich hab's gleich......Moment...."
" 2 Minuten 30 Sekunden." Mit einer geschwungen Bewegung kam das Kind
zum Vorschein, gefolgt von der Nabelschnur und einem Schwall Blut.
Mit 2 schnellen Handgriffen war die Schnur durchtrennt und das Kind für
die Wiederbelebungsmaßnahmen vorbereitet worden. Mit 2 Fingern tastete
Hughes nach der richtigen Stelle und zwang sich den kleinen Brustkorb einzudrücken.
" 5 Beatmen!" Inzwischen waren 4 Minuten vergangen es begann kritisch
zu werden. Hinter ihm rief sein Assistenzarzt das der Zustand der Mutter stabil
sei.
Nach 3 weiteren Versuchen der Herzdruckmassage reagierte das EKG und zeigte
Lebenszeichen des Kleinen. Dem Doktor stand der kalte Schweiß auf der
Stirn.
Die blaue Färbung wich aus dem kleinen Gesicht und er wurde sofort auf
die Kinderstation zur intensiven Beobachtung gebracht.
Die zweite Geburt des Thornton Jones.
Doch diese 4 minütige Verspätung sollte sich auf sein Leben auswirken.
24 Jahre später, 1985
Thornton war von dem kleinen schwachen Kind das alle in der Schule gehänselt
hatten zu einem waren Koloss geworden, der vor Kraft nur so strotzte. Man sagte
ihm ein gewisses Maß an Dummheit nach, was mit Komplikationen während
seiner Geburt zusammenhing. Er hatte bis zu seinem 13ten Lebensjahr tagtäglich
Hänseleien seiner Mitschüler ertragen müssen, bis er zu Hause
mit Fitnessübungen anfing um seine Kondition und seine Kraft zu steigern.
Es zeigten sich schon bald Resultate und er rächte sich wegen der Beschimpfungen
mit roher körperlicher Gewalt. Die Schulleitung legte seinen Eltern nahe
einen Psychologen aufzusuchen, da er ein erhöhtes Maß an Gewaltbereitschaft
an den Tag legte.
Die Therapiestunden wurden bald darauf abgebrochen, der Psychiater wollte seine
Gründe nicht offen dar legen, jedoch ging das Gerücht in der Schule
um das Thornton, den Mann körperlich bedroht habe. Seine schulische Laufbahn
verlief ähnlich. Er wurde von 3 Schulen verwiesen, einmal wegen gefährlicher
Körperverletzung während einer Schlägerei, was ihm 30 Stunden
Sozialarbeit einbrachte.
Nachdem er seinen Abschluß bestanden hatte, bewarb er sich bei der Army,
die ihn jedoch abwies. Die Gründe lagen bei seiner psychischen Verfassung,
die einigen Ausbildern zu denken gab. Unberechenbar hieß es.
Das selbe widerfuhr ihm bei den Marine SEALS und beim SFPD.
Da er allerdings für den Polizeidienst als tauglich eingestuft wurde, wie
sich später herausstellte wurden die Akten zweier Jones vertauscht, wurde
er als Wärter im Alabama State Prison eingetsellt. Dieser bürokratische
Irrtum stellte sich als katastrophal heraus.
Offiziell drang nichts nach draußen, doch in den internen Akten der Gefängnisverwaltung
zeigen sich die Auswirkungen der Einstellung von Thornton Jones deutlich. Die
Insassen nannten ihn ‚Bubba'. Damit war keineswegs die freundliche Bedeutung
der Bezeichnung gemeint, sie nannten sie so, weil sie ihn für einen dummen,
überaus gewaltbereiten Schläger hielten. Seit seiner Ankunft wurden
mehr Selbstmorde der Gefangenen verzeichnet, weswegen man Anfangs noch die Ursache
suchte. Man schob es auf die labile Psyche des Gefangenen der sich in den Suizid
gestürzt hatte.
Ein Protokoll in besagten Akten rechtfertigt den Rauswurf von Bubba Jones.
30.April. 1997 22:00 Uhr Geschlossener Trakt des Alabama State Gefängnisses
Sein einer Stunde war Nachtruhe angeordnet. Das Licht wurde heruntergedreht,
doch die Gefangenen die wegen des Platzmangels auch hier zu fünft in einer
Zelle untergebracht waren, dachten nicht daran zu schlafen.
Diese Aufteilung führte des öfteren zu Konflikten, was das Einschreiten
der Wärter erforderlich machte. Mörder aller Art waren in einem Trakt,
in einer Zelle untergebracht und jeder verachtete den anderen.
Bubba Jones wurde zur Nachtschicht eingeteilt, weswegen die Aufstände
diesmal ausblieben und die sonst so wüsten Beschimpfungen oder anzüglichen
Witze ausblieben und nur Stellenweise leises Gemurmel zu hören war.
"Ruhe Nummer 110!" Er wusste genau in welcher Zelle welcher Gefangene
untergebracht war und welche
Stimmen zu welchen Namen gehörten. Doch Bubba sprach sie alle mit Nummern
an, um ihnen zu zeigen das er diesmal die Macht hatte. Nicht wie damals, wo
alle auf ihm rumhacken durften, jetzt saß er am Hebel und konnte an jedem
Knopf drücken der ihm beliebte. Das Gefühl der Macht, das war es was
er an diesem Job so mochte. Ja, die Bezahlung war auch nicht Übel, aber
nur zweitrangig. Für jede Ordnungsmaßnahme die etwas härter
ausfiel fand sich eine Erklärung, keine Versetzung, kein Rauswurf und keine
Therapiestunden beim Psychiater.
Bubba ließ die Vorkommnisse noch einmal Revue passieren und blieb vor
Zelle 3 stehen. Er schloß auf, betrat den kleinen, in sich abgeschotteten
Raum stillschweigend, sofort kehrte Stille ein, jeder hatte gehört wie
der Wärter eine Zelle aufgeschlossen hatte und wartete darauf was passieren
würde. Nichts...Ruhe.
Es war die einzigste Einzelzelle in der sich Jim Moon befand.
Bubba vergaß nichts. Niemals.
Mit einem kräftigen Hieb schlug er zu und traf Jim's Magen. Dieser schrie Schmerz verzerrt auf und krümmte sich zusammen, während er gleichzeitig versuchte sich in der Dunkelheit zu orientieren. Bubba hatte ihn unsanft aus dem Schlaf gerissen. Der Schrei wich einem wimmern als der zweite Schlag ihn traf, auf den äußeren Beckenknochen. Die salzigen Tränen liefen ihm das Gesicht runter. Jim rollte zur Seite und schlug auf dem kalten Boden auf. Bubba sagte immer noch nichts. "Was zur Hölle willst du Scheiß Bulle. Was hab ich dir getan. Verdammte Scheiße, hör auf damit." er versuchte ein kehliges schluchzen zu unterdrücken. "Hör auf, Drecksbulle!" schrie er der Gestalt entgegen die er nur Schemenhaft wahrnehmen konnte. Die anderen Gefangenen hatten das Schauspiel mit angehört und gingen auf die Barrikaden, dies waren die einzigsten Momente in denen sie alle zusammenhielten, sie kannten die Grausamkeit des Wärters nur zu gut.
"Ich werde nichts dergleichen tun Bastard. Du bist Abschaum der die Stadt
nur Geld kostet, sie haben dich in dieses Rattenloch abgeschoben damit du keinen
Schaden mehr anrichten kannst. Sowas wie du und all die anderen hier seid Parasiten
die das System zerstören." Ein weiterer Hieb sauste herab, doch der
Windhauch welcher der Bewegung Voraus ging ließ Jim noch früh genug
reagieren, um wenigstens den Arm hochzureißen und sein Gesicht zu schützen.
Das Geräusch berstenden Knochens ertönte, weitere Schrei und Schläge
folgten.
"Und wenn das nur der einzigste Grund wäre, dann wärst du schon
Tod, dafür hätte ich gesorgt." Die tiefe bösartige Stimme
Bubba's erhob sich und brüllte ihn an. "Aber ich will dich leiden
sehen, so wie du mich leiden hast lassen. Erinnere dich Bastard, ich bin's der
dumme Bauernjunge der Redneck von damals den ihr alle fertig gemacht habt!"
Die Schläge waren nicht mehr zu bremsen, sie trafen den geschundenen Körper.
Jim versuchte unter Schmerzen aus der Schlaglinie des Wärters zu kriechen
doch der Knüppel schien überall zu sein, der Schmerz unbändig.
Er Schrie um sein Leben. "Um Gottes Willen es tut mir leid, hör auf!"
Das wimmern und betteln verstummte, die Schläge nicht.
Geruch von frischem Blut erfüllte die Zelle, der Körper war leblos
und wehrte sich nicht mehr doch Bubba war im Blutrausch.. "es ist zu spät.
Warum habt ihr das getan. Warum!! Stattdessen bist du nun hier, deine Schuld
zu begleichen."
Die anderen Gefangenen hatten aufgehört nach Hilfe zu rufen und gegen die
Gitterstäbe zu hämmern, alle lauschten.
Es waren nur noch Schritte die zum Ausgang strebten zu vernehmen.
Der Vorfall kam nicht vors Gericht wegen vorsätzlichen Mordes, statt dessen begnügte man sich damit Thornton "Bubba" Jones zu entlassen und ein Schweigegeld zu kassieren, denn in Wahrheit war man froh eine weitere Zelle zur Verfügung zu haben und weniger Kosten für einen der nur noch Ballast war aufwenden zu müssen.
Einige Zeit hielt Thornton sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser, wurde
aber wieder entlassen wegen Unzuverlässigkeit oder Unterschlagung.
Er begann einem Schießverein beizutreten und knüpfte dort Verbindungen.
Unter anderem begegnete er auch Frank Hywire der dort seine Treffsicherheit
mit automatischen Waffen trainieren wollte.
So erfuhr er von der jüngst gegründeten Söldnerorganisation M.E.R.C
und wurde von Frank vermittelt.
Speck, der in der Anfangszeit auf jeden Freiwilligen angewiesen war, kümmerte
sich nicht um die Vorgeschichten seiner Söldner und nahm ihn in seinen
Reihen auf.
copyright by www.jaggedalliance.de - Stand: 06.04.2002